Ferdinand wollte leise die Treppe hinaufgehen, da öffnete sich die Thür und die junge Baronesse stand bleich vor Zorn vor ihm. Als sie Ferdinand erblickte, bebte sie zusammen.
Ferdinand schaute sie verwundert an.
„Verzeihung, mein Fräulein, wenn ich hier vor der Thür stand, und zufällig die letzten Worte hörte; es war nicht meine Absicht, sie zu belauschen."
„O, sie hätten es ruhig hören können, Herr Doktor. Dieses Gesindel reizt einen viel zu sehr, als daß man ruhiges Blut haben könnte."
Ferdinand empfahl sich mit kaltem Gruße und ging die Stufen hinauf.
Seit jenem Tage wurde er auffallend kühler zu der jungen Dame; alle Illusionen waren ihm verschwunden.
Die junge Baronesse bemerkte dieses Benehmen wohl und schrieb Alles jener Scene zu, durch welche sie sich in den Augen des jungen Mannes compromir- tirt harte.
Es war wieder Dämmerlicht, als Ferdinand hinauf zur Burgruine ging, um die junge Müllerstochter zu treffen. Diese saß auf einem Baumstamme; ihr Antlitz war bleich, traurig halte sie den Kopf in die Hand gestützt und ihr schönes Auge blickte nach der scheidenden Abendsonne, die ihr Rosenscheinlicht aus die kahlen Wände der Ruine hauchte. Ferdinand ging leise näher, Anna hörte ihn nicht.
„Ach, er wird mich immer mehr vergessen, er hat mich vergessen und liebt mich nicht mehr. War >4 doch gestorben, damit ich nicht dieses Herzeleid erlebte!"
Ferdinand konnte sich nickt mehr halten.
,,Rein, nein! er liebt Dich und ist Dein und wird es ewig bleiben!" so rief er mit lauter Stimme, und fiel dem jungen Mädchen um den Hals und herzte und küßte es.
Dieses brach in heftiges Weinen aus.
Ach, wüßtest Du, Ferdinand, wie viel Sorgen, Kummer und Schmerz ich Deinetwegen ausgestanden habe, weil ich glaubte, Du liebtest mich nicht mehr, denn wärest Du schon längst so freundlich, so lieb, wie heute, zu mir gewesen, und hättest mich nicht in bösen Zweifeln gelassen, die an meinem Herzen zehrten. Aber jetzt höre ich an dem Ton Deiner Stimme, daß Dein Herz wieder mir gehört, daß Du ganz der Meine
bist! Nach langen Zweifeln, nach langen Qualen bist Du mir wieder zurückgegeben, innig geliebter Mann.
Lange hielten sich die beiden Liebenden umschlungen und feierten die Wiedergeburt ihres Herzens, und es gibt in der ganzen Welt keinen schöneren Moment, keinen erhebenderen Anblick, als wenn sich zwei Herzen wieder vereinen, die Schicksal und Umstände getrennt, die aber der Himmel für einander bestimmt hat, und die durch die Trennung nun noch sich fester aneinander ketten. —
Ferdinand saß auf seiner Studierstube und las in einer alten Chronik, welche über den dreißigjährigen Krieg, wie er in jener Gegend gehaust hatte, Einiges enthielt. Ferdinand las leise für sich: „Am 8. Febr. anno 1630 wurde die Klammburg zerstört und fast dem Erdboden gleich gemacht. Der Burgherr, ein gar reicher aber geiziger Herr, so sagt man, soll ein großes Vermögen, 30,000 Goldgulden, in einer eisernen Kiste in einer Mauer des Thurmes vergraben haben, um sie vor den habgierigen Feinden zu retten. Aber, fügte der Chronist hinzu, es wird dies wohl nur eine Fabel sein, denn die Franzosen haben Alles von oben nach unten gekehrt und dann sicher auch daS Geld gesunden."
Ferdinand überlegte sich die Geschichte. Daß ein Schatz vergraben sei in diesen Mauern, das hatte er oft von Landleuten aus der Umgegend gehört, die sogar fest daran glaubten. Er ging öfter jetzt, wenn ihn der Weg vorbeiführte, in das alte Gemäuer der Burgruine, und forschte genau, ob sich nicht irgend etwas Verdächtiges finde, überall war die Mauer so dünn, daß unmöglich dort ein Kasten mit Geld eingemauert sein konnte, und er lächelte dann über die Thorheit, nur einen Augenblick den Worten der Chronik geglaubt zu haben.
Eines Abends stand er wieder an der Burgruine und erwartete seine Geliebte. Diese ließ auch nicht lange auf sich warten; sie kam mit gerötheten Augen und verweintem Gesicht auf ihn zu, fiel seufzend an seine Brust und sagte: „Ach, Ferdinand, Alles ist verloren, wir sind — Bettler!"
Ferdinand fuhr rasch zusammen. „Wie kommst Du zu dieser Mähr? Du lügst! Sag mir, ist es wirklich wahr, was hat sich zugetragen?"
„Ach Gott, mein Vater hat große Verluste gehabt, wegen 20,000 Thalern, die er nicht decken kann,
ist fast all sein Eigenthum verloren. Der Werth der Mühle ist nur 14,000 Thaler, und findet sich bis zu einigen Tagen Niemand, der das Geld vorstreckte, so verfällt sein Hab und Gut den Gläubigern, und wird unter dem Hammer öffentlich versubhastirt werden. Ich erlebe diesen Tag nicht, wo wir als Bettler arm und verlassen, und vielleicht von Niemand beweint, das theure Vaterhaus verlassen müssen."
Ferdinand war tief ergriffen.
„Und ist denn kein Ausweg, keiner?"
„Ja, noch einer, aber er ist teuflisch."
„Welcher wär das?"
„Ach, der Vater will, ich soll den Pastor hei- rathen, der habe Geld und würde Alles für ihn bezahlen. Aber Du weißt, wie verhaßt mir dieser Mensch in innerster Seele ist, weiß Gort, ich würde ihn nie lieben können; ich stürbe vor Gram und Schmerz, wenn ich dessen Weib werden sollte."
In Ferdinands Brust lohte wilde Leidenschaft auf.
„Ha! er soll es nicht wagen, der Elende, ich selbst würde ihn zur Rede stellen. Ich will selbst mit den Gläubigern Deines Vaters reden und ihnen Alles auseinander setzen. Nun, und wenn Ihr arm und verlassen wäret, so käme ich doch zu Euch, und weiß Gott, ich besitze Kraft und Math genug, für Euch zu schaffen und zu wirken, und das Heim, was Ihr verloren habt, das will ich Euch von Neuem gründen. Jetzt erst fühle ich meine Kraft, und fühle Thatendrang in meiner Brust, wo ich sehe, daß ich Dir, geliebtes Wesen, helfen muß."
„Dank, tausend Mal Dank, lieber, einzig guter Mann, sagte Anna und preßte den jungen Mann heftig an sich. „Ach, wenn Du nicht mein Trost in dieser bitteren Zeit wärest, was würde dann wohl aus mir?"
„Also mag das Unglück über Euch verhängen, was cs wolle, ich werde für Euch sorgen, schaffen und arbeiten, nur darfst Du nicht den Muth verlieren, und vor allem, bleib standhaft gegen den Freier, den Pastor. Welche Anerbietungen Dir Dein Vater machen sollte, weise sie von Dir, sie sind nicht von Heil, ich sage es Dir, mein einziges Mädchen; habe nur Muth und Gottvertrauen, es wird sich schon Alles wieder geben."
Dann drückte er einen Kuß auf die blaffen Wangen seine Geliebten und schied mit einem herzlichen Lebewohl. — (Fortsetzung folgt.)
Amtliche und Privat-Bekanntmachunge».
K. Oberamtsgericht Nagold.
Schulden-Kquidstionen.
In nachbenannten Gantsachen werden die Schuldenliquidationen und die gesetzlich damit verbundenen Verhandlungen an den nachbenannten Tagen und Orten vorgenommen werden, wozu die Gläubiger hiedurch vorgeladen werden, um entweder in Person oder durch gehörig Bevollmächtigte, oder auch, wenn voraussichtlich kein Anstand obwaltet, durch schriftliche Rezesse ihre Forderungen und Vorzugsrechte geltend zu machen und die Beweismittel dafür, soweit ihnen solche zu Gebot stehen, vorzulegen.
Diejenigen Gläubiger — mit Ausnahme nur der Unterpfandsgläubiger — welche weder in der Tagfahrt noch vor derselben ihre Forderungen und Vorzugsrechte anmelden, sind mit denselben kraft Gesetzes von der Masse ausgeschlossen. Auch haben solche Gläubiger, welche durch unterlassene Vorlegung ihrer Beweismittel, und die Unterpfandsgläubiger, welche durch unterlassene Liquidation eine weitere Verhandlung verursachen, die Kosten derselben zu tragen.
Di« bei der Tagfahrt nicht erscheinenden Gläubiger sind an die von den erschienenen Gläubigern gefaßten Beschlüsse bezüglich der Erhebung von Einwendungen gegen den Güterpfleger und Gantanwalt, der Wahl und Bevollmächtigung des Gläubigerausschusses, sowie, unbeschadet der Bestimmungen des Art. 27 des Exekutionsgesetzes vom 13. November 1855 , bezüglich der Verwaltung und Veräußerung der Masse und der etwaigen Aktivprozesse gebunden. Auch werden sie bei Borg- und Nachlaßvergleichen als der Mehrheit der Gläubiger ihrer Kategorie beitretend angenommen.
Das Ergebniß des Liegenschaftsverkaufs wird nur denjenigen bei der Liquidation nicht erscheinenden Gläubigern eröffnet werden, deren Forderungen durch Unterpfand versichert sind und zu deren voller Befriedigung der Erlös aus ihren Unterpfändern nicht hinreicht. Den übrigen Gläubigern läuft die gesetzliche fünfzehntägige Frist zur Beibringung eines bessern Käufers vom Tage der Liquidation, oder wenn der Liegenschaftsverkauf erst später stattfindet, vom Tage des letzteren an.
Als besserer Käufer wird nur derjenige betrachtet, welcher sich für ein höheres Anbot sogleich verbindlich erklärt und seine Zahlungsfähigkeit nachweist.
Aussckrei- bende Stelle.
Datum der
amtlichen Bekanntmachung
Name und Wohnort
des
Schuldners.
Tagfahrt
zur
Liquidation.
K. Oberamtsgericht Nagold.
10. Oktober 1878.
«simon Schimpf, Korbmacher, u. seine Ehefrau Christine geb. Keck in Rohrdorf.
30. Dez. 1878, Vormitt. 10 Uhr.
Ort
der
Liquidation.
Rohrdorf.
Bemerkungen.
Liegenschaftsverkauf am 28. Dezember, Vorm. 11 Uhr.
Stadt-Gemeinde Uagold.
Der Scheidholz-Berkauf
vom 23. Oktober ist genehmigt. _ Gemeinderath.
Stadt-Gemeinde Uagold.
Weg-Verbol.
k Die Holz-Abfuhr auf den beiden neuen Wegen in Abth. Buch ist außerhalb der mit Kalksteinen versehenen Mitte der Wegflächen bei Strafe verboten.
Gemeinderath.
ging Abend 28. ds.
am
ein
silberne Cylindrruhr
Schlüssel von Ebhausen bi Altenstaig. Der ehrliche Fin der wolle dieselbe gegen ein schöne Belohnung in der Buchdrucker,
in 4Ite«8ts.i8 abgeben.
Uechnungen
in Folio, Quart und Oktav sind zu haben bei « HV. Lttisvr.
Nagold.
Es können noch 16—18 Säcke
Kartoffeln
abgegeben werden.
_ Gutekunst z. Pflug.
Haiter bach.
Empfehlung.
Mein Lager in englischen Futterschneid- maschinen-Blätter, sowie Strohstuhlblätter ist bestens sortirt.
Kro88w»nn, Schlosser.
Revier Alten st aig.
Grenzsteinlieferungs-
Attord.
Am Samstag den 2. Nov., Vormittags 10 Uhr, wird im grünen Baum in Altenstaig die Lieferung von 10 neuen Marksteinen in den Staatswald Grashardt vergeben.
K. Revieramt.
A l t e n st a i g.
Darlehens-Gesuch.
Für einen
gen suche ich auf Nachhypothekl^^L^l ein Anlehen von
1300 Mark
gegen Verpfändung von Gebäuden im Anschlag von
14,228 -6 56 L Gütern „ „ 10.654-6 24^
24,882 -6 80 L woraus 11,100 -6 Vorpfandschulden haften.
Den 23. Oktober 1878.
Amtsnotar Den gl er.
H a i t e r b a ch.
Wegen besonderen Familienverhältnissen verkauft Unterzeichnete am Montag den 4. November, Mittags 1 Uhr,
^-^2 gute, zum Zug taugliche
^ Kühr,
i einjähriges Rind und 2
starke
Läuserschweine
wozu Liebhaber eingeladen werden.
Friedr. Brezing, Küblers Wittwe.