mit innigem Wohlbehagen vornahm, bas wie es schien, seine ganze Freude war. —
Louise hatte unterdessen Ferdinand an der Burgruine erwartet. Bald kam er; schnell eilte sie ihm entgegen und warf sich an seine Brust.
„Liebes, einziges Mädchen," begann Ferdinand mit schmerzlichem Lächeln; „ich habe wenig Hoffnung, Dein Bater hat mich abgewiesen."
Dann erzählte er ihr die Unterredung, und Louise wurde schmerzlich ergriffen.
„Dachte ich mir doch," sagte sie, „daß jeder Erfolg vergeblich werde, daß der Vater nicht in dies Verhältntß einwilligen könne; aber was thun?"
„Ich werde das Haus Deines Vaters nicht mehr betreten; ich werde suchen, möglichst bald eine Stelle zu bekommen. Ich arbeite augenblicklich an einem Werke, das, so ich hoffe, mir einen Namen in der Gelehrtenwelt machen wird. Mein Ehrgeiz läßt mich nicht schlafen. Vielleicht, wenn Dein Vater sieht, daß ich mir einen Namen erworben habe, denkt er anders über die Sache."
„Ach, das glaube ich nimmer, ihm kann nur Geld gefallen; wer das nicht hat, ist in seinen Augen Null und unbrauchbar."
„Ja, aber wie Geld schaffen? Da wüßte ich auch kein Mittel."
„Ferdinand; o, wenn nicht etwas ganz Wunder- bares dazwischen kommt, dann werden wir wohl getrennt bleiben und uns nimmer heirathen können."
Louise brach in Schluchzen aus, als sie diese Worte sprach.
„Ach, liebes Mädchen," hob Ferdinand an, „fasse nur Muth und Vertrauen, es wird schon Wege geben, welche das harte Herz Deines Vaters rühren; das Schicksal ist ja oft wunderbar, in die Zukunft kann Niemand schauen. Meine innere Stimme sagt es mir, daß Du dereinst noch mein Weib wirst, daß ich Dich doch einst heimführen werde. Und wie Du jetzt an meinem Busen weinend liegst, so wirst Du einst in meinen Armen lächelnd liegen als mein Weib, und zu mir freudig emporschauen. Aber nun weine nicht mehr, liebes Mädchen, es wird schon Alles gut werden; fasse nur Muth, das Schicksal wird uns doch zusammenführen. Es ist ein alter Spruch: WaS Gott zusammenfügt, das soll der Mensch nicht scheiden. Aber um eins bitte ich Dich, lieber Mädchen, welche Wechselfälle auch zwischen uns eintreten mögen, bleib mir treu, vergiß mich nicht, ach, bleib mir treu!"
„Ach, wenn ich Dich vergessen könnte, einzig geliebter Mann, dann wäre ja mein Schmerz nicht so grenzenlos. Aber Dich nicht vergessen und nicht erreichen können, das ist eine Qual, die mein Herz brechen müßte; aber auch ich hoffe auf Gott und das Schicksal. Gewiß, es werden Stunden kommen, die uns wieder zusammenführen, und all der Schmerz, all das Weh wird vergehen, wie der Schnee vor dem Sonnenscheine. Und deshalb will ich auch nicht verzagen, lieber Mann; Dein will ich gedenken, Dein Bild soll mich umschweben, und was ich auch angebe in Deinem Namen, mit Dir und nur für Dich will ich es thun. Nicht wahr, auch Du vergißt mich nicht? Nicht wahr, Du bleibst mir treu, mein Herz? Wenn uns auch jetzt das Schicksal trennt, später wird es uns doch zusammenführen; aber wir wollen uns doch wie sonst jeden Tag in der Dämmerstunde an dem unbelauschten Platz an der Burgruine treffen. Ein Stündchen habe ich noch immer Zeit zu verplaudern; dann können wir uns Beide von den Erlebnissen des Tages erzählen. Also morgen Abend sehe ich Dich wieder."
Er drückte einen heißen Kuß auf die Lippen des schönen Mädchens, und ging dann schnell wieder auf dem längstgewohnlen Wege dem Schlosse des Gutsherrn zu.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— Schmucksachen auS — Rinderblut. „Blut ist ein ganz besonderer Saft." Schmucksachen aus reinem Rinderblut hergestellt, erregen neuerdings die Aufmerksamkeit und Bewunderung der Damenwelt, dieselben sehen täuschend den aus Lava oder Hartgummi gefertigten ähnlich, übertreffen letztere aber noch durch die Pracht der schwarzen Färbung. Ueber die Methode der Herstellung jener Sachen wird Folgendes mitge- theilt: Das Blut wird zuerst durch ein einfaches Sieb getrieben und darauf getrocknet, bis eS pulverisier werden kann. Nach dem Pulveristren wird das Blut- pnlver zur Erzielung einer ganz gleichmäßigen Feinheit nochmals gesiebt und alsdann in Formen gefüllt, die auf 100--150 Grad C. erhitzt sind und hier 5—10 Minuten lang einem sehr starken Druck ausgesetzt.
Nach dem Kühlen wird bas geformte Objekt abgerieben oder polirt und ist dann zum Gebrauch fertig.
— Professor Monier Williams schildert die Mehrzahl der Gladuirten in Indien folgendermaßen: „Lie denke» oberflächlich, sprechen plausibel, schreiben ungenau und handeln, als ob sie sich von noch nicht festen und abgeklärten Grundsätzen leite» ließen und als ob sie ganz unverantwortlich wären für das, was sie sprechen und schreiben. Sie wissen nichts von der Triebkraft, der zügelnden Macht und der Trostwirkung eines festen Glaubens an irgend ein religiöses System, ob falsches oder wahres. Sie vernachläßigen ihre Muttersprache, schätzen ihre eigene Literatur gering, werfen ihre eigene Religion über Bord, verachten ihre eigenen philosophischen Systeme, brechen die Regeln ihrer eigenen Kaste, verlachen ihre eigenen alten Sitten, ohne tüchtige Gelehrte im Englisch, aufrichtige Scepli ker, weiche Denker, ernste Christen und treue Unter- thanen des britischen Reiches zu werde». Wir machen sie bekannt mit der Bedeutung von „ich bin", „ich kann", „ich will", „ich werde" und „ich weiß" ohne ihnen irgendwelche Lehre beizubringen von „es ist meine Pflicht", „ich sollte" und „ich darf nicht" und ohne ihnen einzupflanzen, irgend welches Gefühl von Verantwortlichkeit gegen und Abhängigkeit von einem ewigen, allmächtigen und allwissenden Wesen und ohne ihnen, kurz gesagt, ächte Selbstkenntniß, Selbstbeherrschung, hohe Prinzipien und Beweggründe beizubringen. Ein solches System rächt sich selber. Nach vieler Mühe und Arbeit bringen wir Beherrscher Indiens hervor, was wir einen „gebildeten" Eingeborenen heißen, während er dann über uns herfällt und anstatt uns zu danken für die Mühe, die wir uns heimathalben genommen, sich an uns zu rächen sucht für den Schaden, den wir seinem Character zugesügt haben, indem er die Halbbildung und die ungenügende Erziehung, die er von uns erhalten, dazu verwendet, daß er uns (Engländern) Leid und Schaden zufüge.
— Mehr Vieh zu halten, als reichlich ernährt werden kann, ist einer der größten Fehler in der Land- wirthschaft; trotzdem ist derselbe so allgemein verbreitet, wie selten ein anderer. Am meisten sind es die kleineren und mittleren Landwirthe, die in diesen Fehler verfallen, aber auch in den Ställen großer Besitzer bin ich ihm schon begegnet. Kleinere Besitzer glauben nicht selten, sich durch Vermehrung ihres Viehstandes nach Außen hin den Anschein größerer Wohlhabenheit zu geben, wie denn natürlich gar Manche auch meinen, da wo eine Kuh sich immer recht satt frißt, könnte auch noch eine andere leben, und so sei der Nutzen des Futters zu verdoppeln. Allein hierin liegt ein großer Jrrthum ; denn ein jedes Stück Vieh braucht von dem ihm gereicht werdenden Futter einen Theil zur Unterhaltung seines Lebens, und erst der Ueberschuß wird in Nutzstoffe (Milch, Fleisch, Dünger) umgewandelt. Angenommen, 2 Kühe bekämen zusammen täglich 58 Pfund Heuwerth, und jede verbrauchte davon 14 Pfund zur Unterhaltung ihres Lebens; wenn nun zu diesen 2 Kühen noch eine dritte gestellt würde, die mit den beiden ersten die 58 Pfund Heuwerth theilen müßte, so hätte diese natürlich auch 14 Pfund zu ihrer Lebensunterhaltung nothwendig. Die 2 ersten Kühe allein verbrauchten zur Lebensunterhaltung zweimal 14, gleich 28 Pfund, also blieben von den 58 Pfund Futter 30 Pfund für Milch, Fleisch und Mist; die 3 Kühe aber verbrauchen dreimal 14, gleich 42 Pfund als Unterhaltungsfutter, und es bleiben demnach von den 58 Pfund nur 16 Pfund zur Nutzerzeugung. Wer rechnen kann, der rechne, mahnt das Schweins. Tagbl.
— Somnambule Mörder. Gewöhnlich betrachtet man das Nachtwandeln als eine harmlos verlaufende krankhafte Erscheinung, die höchstens sich in der Luft zu anstrengenden halsbrecherischen Spaziergängen an steilen Stellen, auf Dachfirsten und Fensterbänken äußern könne. Man denkt an Bellini's „Nachtwandlerin", die wegen Verfehlens der rechten Hausthür in bösen Leumund gerieth, aber schließlich glänzend gerechtfertigt wurde. Es gibt aber auch ganz böse Somnambulen. In Edinburg stand kürzlich ein Mann vor Gericht, der im nachtwandelnden Zustande sein eigenes Kind umgebracht hatte. Man sprach ihn frei. Der Irrenarzt Dornblüth hatte über eine Nachtwandlerin Gutachten abgegeben, welche während ihrer nächtlichen Fahrten stahl. Die Unglückliche war in Folge des Schreckens, den ihr ein Raubanfall eingejagt hatte, somnambul geworden und äußerte in diesem Zustande ganz unwillkürlich und unbewußt ein unwiderstehliches Diebsgelüste. Dornblüths Gutachten machte sie natürlich von der Anklage frei. Nach Steltzer kam ein Fall vor, wo ein Nachtwandler in ein Nachbarhaus eindrang und rin dort schlafendes junges
Mädchen ermordete, beim Erwachen aber nicht daS Geringste davon wußte. Endlich erzählt Savarin eine Schauergeschichte von einem Mönche, der daS Schlafwandeln bekommen hatte und nun Nachts umherschlich, um mit einem Messer bewaffnet den Prior im Bette zu erstechen. Der Prior halte sich aber vorbereitet, und der Nachtwandler fand ein Phantom statt seiner im Bett, stach auf das Erster« ein und zog dann mit dem Ausdruck befriedigter Rache mit geisterhaft verzerrtem Antlitze ab. Beim Erwachen befrag«, waS er geträumt habe, erzählte er, ihm sei es gewesen, als ob der Prior seine Mutter ermordet habe.
— „Seine Hoheit der Kronprinz". Die „Whitchall Review" erzählt: Die Kronprinzessin von Preußen, die bis in die Fingerspitzen Engländerin ist, fragte eines Tages auf einem Balle in Potsdam, als sie ihren Gemahl nicht fand, die Kaiserin, wo ihr „Mann" wohl sein könne. „Ich weiß nicht, wo Ihr „Mann" ist," erwiderte die Kaiserin, „allein ich kann Ihnen sagen, wo sich Seine Hoheit der Kronprinz befindet." Die Kronprinzessin antwortete daraufhin kein Wort, sondern begab sich augenblicklich zu ihrem Gemahl und beklagte sich über die ihr widerfahrene Zurechtweisung. Der Kronprinz biß sich in die Lippen, schritt auf seine Mutter zu und sagte, um für die erwähnte Scene Revanche zu nehmen: „Mama, kannst Du mir nicht sagen, wo meine Frau ist?"
— Pa Pier zäh ne ist das Neueste, waS die Zahntechnik aufzuweise'n hat. Dieselben sind aus derselben Papiermasse gefertigt, aus der man u. A. auch die täuschend imitirten Korallen herstellt, die in der Papierausstellung die Bewunderung aller Besucher erregen. Die Papierzähne sollen von unverwüstlicher Dauerhaftigkeit sein.
— Eine indische Zeitung berichtet: „Einsenglischer) Richter in Bella: y (eine Stadt im Königreich Maisur in Ostindien) verurtheilte ein siebenjähriges Mädchen zu lebenslänglicher Verbannung, weil »S auf Geheiß seiner eigenen Mutter sein kleines Tchwester- lein in eine Cisterne hineingeworfen und also ertränkt hat, als sie (die Mutter und ihre Kinder) nichts mehr zu essen hatten."
— 30 Küsse. Dieser Tage kam in Hermannstadt ein Kellner zur Polizei und erzählte, er habe einem Mädchen gegen das Versprechen desselben, ihm (dem Kellner) 30 Küsse zu geben, ein Paar neue Schuhe gekauft. Die Schuhe fhabe das Mädchen angenommen, doch weigere sich selbes jetzt, die 30 Küsse zu geben; es möge daher das Mädchen verhalten werden, ihm die Schuhe zurückzugeben. Die Polizei fand, daß die Entscheidung in so delikater Angelenheit schwierig sei und bedeutete dem Kläger, er möge die Sache vor ein anderes Forum bringen.
— Ein Unzufriedener schildert die gegenwärtige Zeit wie folgt: Heutzutage ist: 1) Die Redlichkeit ist aus der Welt gereist, 2) die Aufrichtigkeit ist schlafen gegangen, 3) die Frömmigkeit hat sich versteckt, 4) die Gerechtigkeit kann den Weg nicht finden, 5) der Helfer ist nicht zu Hause, 6) die Liebe liegt krank, 7) die Gutthätigkeit sitzt im Arrest, 8) die Tugend geht betteln, 9) der Glaube ist ziemlich erloschen, 10) der Kredit ist närrisch geworden, 11) das Gewissen hängt an der Wand, 12) nur die Falschheit regieret noch.
— Mißverständlich. Räthin: „Wollen Sie die Freundlichkeit haben, mir das Fleisch etwas zu verkleinern?" — Fleischfrau Izu ihrem Manne): „Du, Gottfried, schlag' doch 'mal der Frau Räthin ihre Knochen entzwei!"
Der GiiudenfaH.
„Guck, Eva, dear Apfel, dear Apfel, dear zart!"
Sait d'Schlang. „guck, dear ist a ganz b'sondere Art!"
Und d'Eva dui jucktS, se langt zua und st beißt Glei' nei' in dean Apfel, waS hast und was geist!
D'rauf sait se: „Dees hoiß i an Apfel, potz Blitz!
Wia Adam, gang hear, vcrsuach au so an Schnitz!"
Und der Adam — dui Eva macht fort an en niin:
,,N«' an Schnitz, nü' a Schnitzle!" — der Adam beißt tn;
Der Adam beißt Ln und vom Liad ist es End,
Daß mer äll' mit enander jetzt Erbsünder send! (St. Mus.)
G h a r a d e.
In jener längst entflob'nen Zeit Der alten deutschen Biederkeit Traf man bei'm wackern Rittersmann Ost meine erste Syilbe an.
Jetzt aber — ist doch Nichts von Dauer! — Wird sie schon selten bei dem Bauer,
Und Narren legt man frank und frei Zum Schimpfe sie als Titel bei.
Die zweite ist, auf manche Weise,
Noch vieler Leutchen Lieblingsspeise.
Das Ganze gicbt im Puppenspiele Dem großen, bunten Volksgewühle,
In seinem vielgefleckten Kleid,
Zum Lachen viel Gelegenheit.