den Vertre.er des dortigen Vereins, erklärte sich Herr Langer bereit, im Sommer 1880 das Fest für Biberach zu übernehmen. Dieser Entschluß wurde mit großem Jubel ausgenommen. Am Sonntag nach Tisch bewegte sich der Festzug nach dem Festplatz. Er gewährte einen wundervollen und ergreifenden Anblick, dieser langgestreckte Zug mit drei Musikchören, voran die Festjungsrauen, dann die allseitig mit Jubel begrüßten kräftigen Gestalten unter ihren schönen Bannern, 53 an der Zahl, und das blank behelmte Feuerwehrkorps, dem Tausende von Zuschauern folgten. Bon der mit der Büste Jahn's geschmückten Tribüne herab hielt sodann Herr Retter eine kurze, schwungvolle Anrede und schloß mit einem Hoch aus die Turnergäste. Am Nachmittag entsaltete sich überall ein reges buntes Leben, Abends war der ganze Festplatz mit Gas und Lampions festlich beleuchtet.
Tagesordnung der Sitzungen des Scbwur- gerichtshoss Rottweil im dritten Quartal 1678. 1) Dienstag den 3- September ds. IS.: Anklagesache gegen den Dienstknecht Martin Stöhr von Bösingen, OA- Nagold, wegen Brandstiftung; 2) Mittwoch den 4. September d. Js. und am folgenden Tage: Anklagesache gegen den Holzmacher Anton Haagn von Befsendors, OA. Oderndors, und den saspendirten Oberamtsrichter Ernst Wirtb von Oberndorf wegen Anstiftung zu diesem Verbrechen; 3) Freitag den 6. September d. Js.: Anklagesache gegen den Eiienbadnarbeiter Bittorio Guasoni von Alfvnsine, itat. Provinz Ravenna, wegen ToLtschlagS und wegen zweier Verbrechen des versuchten Todtschlags.
Leipzig, 27- Aug. Eine badische Weingrotzbandlung cng rgirte einen Reisenden und ließ denselben sich kontraktlich verpstichten, nach einem etwa ersolgten Austritt aus dem Geschäft niemals wieder für Weingeschäfte zu reisen, auch nicht etwa als SociuS in ein derartiges Geschäft einzuireten. Für den Kontraltdruch waren 5000 „L Konventionalstrafe stipulirt. Schon nach 6 Monaten verlieb der Reisende das Geschäft, nahm aber daraus eine andere Stelle als Wsin- rsisender an und zog sich dadurch einen Prozeß zu. Der frühere Prinzipal klagte unter Vorlegung des von dem Reisenden unbestritten Unterzeichneten Vertrages vie 5000 Konventionalstrafe ein. Der Herr verlor aber diesen Prozeß in allen Instanzen. Auch das ReichsobcrhandelSgericht hat ihn adgewiesen. Es heißt in dem Erkennlniß unter Andern«: „Beschränkungen der gewerblichen Thätigkeit ohne irgend welche örtliche oder zeitlich« Grenze verstoßen nicht nur gegen die guten Sitten, sondern auch gegen das Prinzip der persönlichen Freiheit. Solche kontraktmäßige Abmachungen sind aber nichtig.
Berlin, 27. Aug. In der heutigen zweistündigen Plenarsitzung nahm der Bundesralh das Sozia Usten-Gesetz nach den Anträgen des Justiz-Ausschusses bis aus einige unwesentliche Punkte an.
Berlin, 28. Aug. Die Auswechselung der türkischen Ratifikationsurkunden des Berliner Vertrages hat heute im Palais des Reichskanzlers stattgefunden.
Der unlängst verstorbene Dr. Otto Marckwalb, hat wie dis „Hamb. Nachr." mitthnlen, von seinem 800 000 betragenden Vermögen die Summe von 30 000 dem Abg. LaSker vermacht und zwar zur Verwendung im Interesse der liberalen Partei.
Italien.
Rom, 26. Aug. Es ist sicher, daß im kommenden Jahre zwei Universitäten für Damen errichtet werden sollen, eine in Florenz und eine in Rom. Das Römische Municipium hat der Regierung bereits die nolhwendigen Lokalitäten überlassen.
Arezzo, 20. Aug. Zu Ortali, einem Flecken von wenigen Häusern bei Quarala (Provinz Toskana), ereignete sich vor ein paar Tagen ein höchst sonderbares Naturereigniß. Es senkte sich nämlich der Boden nach und nach so tief, daß er nun 4—5 Meter unter dem früheren Standpunkte ist. In Folge dieses Vorganges verloren die Häuser ihren Stützpunkt, indem sie nun schief stehen und einzufallen drohen. Die Behörden ließen sofort den Ort räumen und provisorische Wohnungen für die Unterkunft der Familien auf den Feldern errichten. Noch wunderbarer dabei ist, daß ungefähr zweihundert Meter von Ortali entfernt der Boden, statt sich zu senken, sich erhebt und gleichsam anschwillt. Bereits haben sich einige Naturforscher hieher begeben, um dieses Phänomen und dessen Ursache z» ergründen. Die Bevölkerung befindet sich darüber in großer Aufregung.
Schon seit längerer Zeit gehen unheimliche Gerüchte von der Vergiftung des Kardinals Franchi in einem Theil der europäischen Presse um. Nun meldet ein Berliner Telegr. der Londoner Daily News: „Wie es heißt, vervielfältigen sich nicht nur die Anzeichen, daß Kardinal Franchi nicht eines natürlichen Todes gestorben sei, sondern die hier eingetrosfenen offiziellen diplomatischen Berichte unterstützen kräftig die Behauptung, daß Gift in einem Glas Sherbet war, welches er nach Zelebrirung der Messe trank. Auch sein Nachfolger hat bereits einige verdächtige Krank- heiisansälle gehabt." (Wir geben diese Meldung des Londoner Blattes nur mit allem Vorbehalt wieder.)
Frankreich
Paris, 28. Aug. Man spricht hier von einer Heirath Gambetta's mit der Tochter Guichard's, des Reffen des verstorbenen Dobuchet, welcher die Verbindung gewünscht und der Braut eine Mitgift von 18 Millionen Franken gegeben haben soll. (N. T )
Auch tn Paris wurde am 20. Aug. Vormittag 8 Uhr 45 Minuten einige Sekunden lang ein Erdbeben verspürt.
Griechenland.
Athen, 27. Aug. Türkische Soldaten haben die Grenze verletzt und Gewalt verübt. Die griechische Regierung hat dagegen Protest eingelegt. Dieselbe wird eine Kommission zur Feststellung der Grenze ernennen und die Pforte einladen, eine gleiche Commission einzusetzen.
England.
London, 28. Aug. Ein Leitartikel der „Times" führt aus, daß England niemals wieder eine türkische Anleihe garamiren oder deren Aufbringung unterstützen werde. Die Vermischung der finanziellen Verlegenheiten der Türkei mit Politik und der englisch-türkischen Konvention erscheine schlechterdings unzulässig.
Folkestone, 26, Aug. Dieser Tage sind hier mehrere große Pontons angekommen, die im Stande sind, ein Gewicht von ca. 16 Tonnen (1 Tonne — 2000 Pfund) zu heben, um damit, wenn möglich, die Anker, Kanonen u. s. w. des „Großen Kurfürst" aus der Tiese zu fördern. Die Arbeiten stehen unter der Leitung von Mr. Pullar. Die Füllung des Pontons vermittelst Luftpumpen, behufs Prüfung derselben, wurde von Seite des Publikums mit großem Juteresse versolgt.
Niederlande.
Prinz Heinrich der Niederlande ist einer der reichsten Fürsten der bewohnten Erde. Er besitzt beispielsweise eine Silbermine in Amerika, die ihm allein jährlich eine fürstliche Revenue sichert, außerdem besitzt er sehr viele Wertpapiere, besonders holländische und russische, ferner große Aktienbetheiligungen an holländischen Schifssahrts- und Bankunternehmungen und endlich 99 Landgüter und städtische Grundstücke in Holland, sowie eine Anzahl Grundstücke im Auslande. Warum er gerade in Holland vollgezählt 99 Landgüter und städtische Grundstücke besitzt? Es hat dies seinen Grund in der in den Niederlanden gesetzlich bestehenden Vorschrift, daß Niemand, außer dem König selbst, 100 oder mehr Grundstücke sein eigen nennen dürfe. Man sieht, daß Prinz Heinrich seinerseits die Maximalgrenze erreicht hat.
Rußland.
In Rußland sieht es sehr trüb und blutigrotb aus. Der politische Mord ist daselbst wie nirgendwo und niemals an der Tagesordnung. An demselben Tage — so wird dem „N. W. T." telegraphirt —, an dem General Mesenzow ermordet wurde, wurden in Rußland erdolcht: ein geheimer Poiizeiagent in Rosiofs, der Chef der Gensdarmsn in Charkow, der Chef der Geheimpolizei in Taganrog und ein Gens- darmsrie-Oberst in Pultawa. Fast alle höheren Beamten des Reichs haben „Tod esurt heile" per Post zugeschickt bekommen. Die Panik im russischen Publikum, wie in den Reihen der dortigen Pvlizeiorgane ist eine unbeschreibliche. Um diesem verbrecherischen Treiben der Nihilisten und sonstigen Umsturzparteien ein radicales Ende zu bereiten, ist nicht nur durch kaiserlichen Ukas ein Gesetz publicirt worden, laut welchem alle Diejenigen, welche gegen den Bestand der gesetzlichen Ordnung conspiriren resp. sich thätlich auflehnen, mit dem Tode bestraft und durch Kriegsgerichte abgeurtheilt werden sollen, sondern es haben auch bereits anßerordertlich viele Verhaftungen verdächtiger Personen in den gröberen Städten stattgesunden. Insbesondere sind in russisch Polen mehrere Persönlichkeiten verhaftet worden, welche als Mitglieder der Cenlralleitung der nihilistischen Bereinigung gelten. Wie ferner ans Petersburg gemeldet wird, ist eine Prämie von 50,000 Rubel „von Jemand" für diejenige Person depo- nirt worden, welche den Mörder des General-Adjutanten Mesenzow dem Arme der Gerechtigkeit übertiesern wird. — Man nimmt an, daß Niemand anders, als der Kaiser selbst dieser „Jemand" sei, der aus seiner Privatschatulle die große Prämie auf Ergreifung des Thäters ausgesetzt habe.
Serbien.
Belgrad, 26. Aug. Das gesamte Ministerium hat seine Entlassung gegeben. Der Fürst hat dieselbe angenommen und Ristic mit der Neubildung des Ka- binets beauftragt.
Türkei.
Konst an tinopel, 27. Aug. Gegen Griechenland werden großartige Rüstungen fortgesetzt. In Athen ist die Aufregung gegen die Türkei ungeheuer. Es verlautet, Griechenland werde nächster Tage losschlagen; es hofft auf die Unterstützung der italienischen Flotte.
erajcwo, 24. Aug. Gestern Abends wurde Hadschi Jamarkovic (auch Jankovic genannt) standrechtlich zum Tode durch den Strang verurtheilt und hingerichtet. Bei der PÜKlizirung des Urtheils entwand er einem Soldaten das Gewehr und feuerte in die Menge,
ohne Jemanden zu treffen. Hierauf wurde er gebunden nach dem Galgen geführt. (Neue Ztg.)
Nach englischen Blättern steht den Russen mit der Besetzung Batu ms noch eine harte Aufgabe be- vor. Man ersieht dies aus einem Manifest, welches die Häuptlinge mehrerer Distrikte der Umgegend den Korrespondenten englischer Blätter zur Veröffentlichung anvertraut haben. Es heißt darin: „Die Bevölkerung von Lazistan besteht aus 200,000 Muselmanen. Wer kann träumen, eine solch beträchtliche Anzahl von Personen der despotischen Herrschaft Rußlands zu überliefern? Wir können eine solche Entscheidung niemals accepliren. Die Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe der Königin von England sind allgemein bekannt. Wir hoffen, daß die civilisirte Regierung Englands uns nicht im Stich lassen wird ; denn sollte dies der Fall sein, so wissen wir zu gut, daß Verderben und Gemetzel uns und unsre Familien erwarten. Das Schick- sal (Lismot) wird uns zwingen, zu einem energischen bewaffneten Widerstande Zuflucht zu nehmen. Die Bevölkerung der Distrikte Haschera und Matchel hat im Augenblick über 15,000 bewaffnete Männer an der Grenze versammelt, die beständig unter Waffen stehen. Verstärkungen vergrößern täglich deren Anzahl. Ihr die ihr hier in Barum seid, wißt alles dies und könnt unsre Angaben würdigen. Setzt das englische Volk davon in Kennmiß, daß wir moderner Waffen und anderen Beistandes bedürfen, um in den Stand gesetzt zu sein, der Invasion erfolgreich Widerstand zu leisten."
Asien.
Die Hungersnoth inChina. Das britische auswärtige Amt hat weitere amtliche Schriftstücke bezüglich der Hungersnoth in China der OeffentliL- keit übergeben. In einem vom 10. Mai datirten, a» Lord Salisbury gerichteten Brief meldet Herr Fraser aus Peking: „Ich bedaure sehr, nicht im Stande zu sein, über die gegenwärtige Lage der Provinzen Shan- >'i und Honan einen durchaus zuverlässigen und eingehenden Bericht zu erstatten, allein es scheint sicher, daß der Nothstand, unter dem jener Landstrich so lange Zeit gelitten hat, noch immer nicht gehoben ist. Aus vertrauenswürdiger Quelle erfuhr ich gestern, daß ungefähr 7 Millionen Menschen der Hungersnoth zum Opfer gefallen sein dürften. Die Provinz Shanst allein soll 5 Millionen Einwohner im verflossenen Winter verloren haben, bei anhaltender Dürre ist eine gänzliche Entvölkerung wahrscheinlich. Die Regierung scheint nach besten Kräften bemüht, Hilfe zu leisten, allein sie kann trotz aller Anstrengungen kaum den dreißigsten Theil der Bedürfnisse decken. Unterm 25. Mai schreibt Herr Fraser aus Peking: „Seit dem Abgang meiner letzten Depesche vom 10. d. M. habe ich einen Brief aus Tai-yuan-Fu in Shanst erhalten, in welchem gemeldet wird, daß in der Umgegend etwas Regen gefallen ist. Es ist jedoch nicht mehr als etwa drei Zehntel der gewöhnlichen Kornaussaat gemacht worden, so daß trotz der einigermaßen besseren Aussichten für Shanst und Honan dennoch ein weitere- Hungerjahr für Shanst zu befürchten ist." Dieser Bericht enthält zwei Entsetzen erregende Angaben, nemlich, daß in den Distrikten, wo die Noth am größten ist, die Leute wie die wilden Thiere über einander herfallen und in Hunderten, ja Tausenden von Dörfern sieben Zehntel der Bevölkerung bereits gestorben sind.
Handel Verkehr re.
Stuttgart, 28. Aug. Wilhelmsplatz, Obstmarkt: Mostobst 250 Säcke » 3 pr- 50 Kilo. Verkauf lebhaft. — Leonhardsplatz, Kartoffelmarkt: 200 Säcke ä 3 80
pr. 50 Kilo. Alles verkauft.
Stuttgart, 27. Aug. (Unser heuriges Ernteergeb niß.) Hierüber erstattete der Vorstand der hiesigen Landesproduktenbörse, Herr I. G. Sting, auf dem gegenwärtig in Wien stattfindenden sechsten internationalen Getreide» und Saatenmarkt folgenden amtlichen Bericht: „DaS Ecnteergebniß in unserem Lande fällt bei Halmfrüchten quantitativ über Erwarten gut aus. Die Qualität des Dinkels läßt vielseitig zu wünschen übrig, da derselbe in manchen Gegenden ziemlich stark mit Brand behaftet ist. Weizen gibt zwar einen besseren Ertrag als im vorigen Jahre, doch ist derselbe ebenfalls nicht überall vom Brande befreit. Roggen liefert eine Mittelernte, obgleich die Qualität verschieden ist. In Gerste haben wir ein wesentlich höheres Ergebniß als von vorjähriger Ernte; die Qualität wird zum größten Theil Brauzwecken entsprechen. Nach meiner Gesammt-Zusammenstellung berechnen sich die Durchschnitts-Erträge: bei Weizen 106, bei Roggen 101, bei Dinkel (Spelz) 104, bei Gerste 96, bei Hafer 107."
Tübingen. 25. Aug. Märkte. Hopfenernte.) Unsere Wochsnmärkte werden in Folge des Unwetters bereits mit abgefallenem Obste befahren. Trotz der geringeren Qualität werden doch 9—10 per Sack bezahlt. Die Zwiebel, deren Anbau hier eine Spezialität bildet, sind so gut gera- then, daß man ganze Wagenladungen einführen sieht. Dieselben werden durch auswärtige Viktualienhändler reibend gekanft. — Nächste Woche beginnt die Ernte des Frühhvpsens.
Rottenburg, 26. Aug. Heutiger Viehmarkt war