Verbot zu erlassen. Erfolgt das Verbot nicht innerhalb dieser Frist, so erlischt die Beschlagnahme und müssen die einzelnen Stücke, Platten nnd Formen freigegeben werden.

K. 15. Das Einsammeln von Beiträgen zur Förderung der in tz. 1 bezeichneten Bestrebungen, sowie die öffentliche Auf­forderung zur Leistung solcher Beiträge sind polizeilich zu ver­bieten. Das Verbot ist öffentlich bekannt zu machen. Gegen das Verbot findet nur die Beschwerde an die AufsichtSbe- börde statt. (Schluß folgt.)

Die erste theologische Dienstprüfuug habeu u. a. mit Erfolg bestanden und sind zur Versetzung von Pfarrgehilfen« stellen für befäbigt erklärt worden: Blind, Georg, von Calw. Ciseie, Eugen, von Freudenstadt, stopp, Wil­helm, von Calw- Reichert, Julius, von Freudsnstadt.

Tages-Nenigkeiterr.

Deutsches Reich.

2 1?' August. Wir kommen wiederholt auf das in diesem Blatte bereits mehrfach berührte Krieger­vereinswesen zurück. Denn je weniger die Krieger einiger Gemeinden unseres Bezirks sich entschließen kön­nen, zu einem geordneten Verein zusammen zu treten und darin zusammen zu halten, um so wichtiger ist es, sich bei Zeiten möglichst genau über den Umfang und die Grenzen der Opfer und Leistungen solcher Ver­bindungen unterrichten zu lassen und zwar alle gedien­ten niederen Militärs, auch wenn sie nicht direct an den Kämpfen 66 und 70 theilgenommen haben. Die Feststellung derjenigen Bestimmungen, welche sich genau nach den von Gesittung und Ehrgefühl, von Vater­landsliebe und Treue vorgezeichneten Regeln des Bür­ger- und Soldalenlhums richten, und diese Regeln selbst bilden die Grundlage des Strebens der Krieger­vereine. In ihnen sammeln die Kameraden still ihre Erinnerungen an die Dienstzeit im Heer, sie vergegen­wärtigen sich klar und ruhig, was seit dem Frühling 1848, was seit 66 und 70 die großen und unverrück baren Zielpunkte ihres gemeinsamen Strebens und Kämpfens gewesen sind und sie kommen nur zu dem einen Ziel: Die Erreichung eines auf dem Boden der wahrhaft konstitutionellen Freiheit geeinigten deutschen Volkslhums! Zur Erreichung dieses Zieles bedarf es aber nicht nur der innigen Anlehnung an die eben hierauf hinarbeitende Staatsmacht; zur Verwirklichung der großen Fortschrittsideen und zur Herstellung eines in starker Geschlossenheit in sich geeinigten Vaterlandes müssen wir uns unter opferwilliger Theilnahme den Kriegervereinen und diese wiederum in ihrer Gesammt- heit dem Württ. Kriegerbund zuwenden, wodurch erst unsere wirkliche Einigung zu einem großen nationalen Kriegerbnnde möglich gemacht werden kann. Um das Interesse für diese Sache in unserem Bezirke lebhaft zu wecken, glaubt Einsender sämmtliche bestehende oder noch im Werden begriffene Vereine des Oberamts und der anstoßenden Bezirke auf das am 15. September in Nagold abzuhaltende Gaukriegerfest, bei welchem fragliche Punkte durch Hrn. Bozenhard von Stuttgart klar gelegt werden sollen, insbesondere aber auf das vom Verein Nagold an die resp. Vereine ausgegebene Circulär mit dem Bemerken aufmerksam machen zu müssen, daß eine zusagende Erklärung der Theilnahme an jenem Feste von sämmtlichen Vereinen ohne Unter­schied der Art ihrer Stellung zu größeren Verbänden unfehlbar inner weniger Tage an den Schriftführer in N. abgegeben werden sollte, weil hievon das Zu­standekommen der für den Verein Nagold mit nam­haften Opfern verbundenen Gauversammlung abhängig bleibt. Es werden sich der rechte Wille und die rech­ten Mittel und Wege zum festen Eirgreifen der Sache gewiß überall finden, wenn wir unsere Kräfte nicht zersplittern, sondern den friedlichen Kampf der lieber- zeugung und Gesinnung von neuem eröffnen und allem Vorurtheil den Stab selbst brechen.

(Korrespondenz.) Wenn man von Simmers­feld den zwar etwas unpraktikabeln, aber äußerst ro­mantischen Weg nach Oberenzthal (gemeiniglich Gom- pelscheuer genannt) geht, so finden sich zwei bis dreimal Wegs, von welchen wie es scheint jeder zum Ziele führt. Allein ganz abgesehen davon, daß die Weg­entfernung nicht die Gleiche fein kann, so erweckt es in jedem Touristen ein unbehagliches Gefühl, wenn er seines Wegs und Ziels nicht sicher ist. Das Gleiche gilt vom Fußweg resp. näheren Weg vom Enz- ins Murgthal, da dort der Postweg einen großen Umweg über Besenfeld u. s. w. macht. Nun weiß Einsender dieses wohl, daß nicht jeder Waldweg auch deßwegen schon ein gangbarer Fußweg ist, allein wenn man er­wägt, daß der Schwarzwald und so auch unser Enz- und Nagoldthal von Jahr zu Jahr immer mehr von Touristen besucht wird, wenn man ferner daran denkt, daß (ganz abgesehen vom badischen Schwarzwald)

z. B. im Calwer und Neuenbürger Oberamt viel besser für Fußwege gesorgt ist als bei uns, so dürfte unsre öffentliche Bitte um größere Berücksichtigung bezüglich der Wegweiser keine unbescheidene genannt werden. Vielleicht nimmt gelegentlich auch das K. Oberamt Notiz von diesen Schmerzen und dann wäre der Zweck dieser Zeilen, welche bloß die Frage an regen möch­ten, erreicht.

Calw, 14. Aug. Die zahlreichen Freunde des Herrn Lauxmann, früher Verwalter in Georgenau, jeyl in Möitlingen, (Sohn des Alischultheißen) wird es interessiren, daß derselbe mit der Geburt von Dril­lingen beglückt worden ist; es sind 3 gesunde Mädchen, von welchen, als sie zur Welt kamen, um den Alters­vorrang zu konstaliren, zwei mit rothen und weißen Bändern geziert wurden. (Neue Ztg.)

Stuttgart, 16. Aug. (T. Ehr.) Gestern Nach­mittag 3'/, Uhr trafen auf dem hiesigen Bahnhofe unter Böllerschüssen und den Klängen der aufgestellten Regimentsmusik die viel besprochenen, längst erwarteten und sangeskundigen Wiener ein, nachdem sie zuletzt in Cannstatt von einer jugendfrischen Schaar weißge­kleideter Damen eine reiche Anzahl von Blumen-Lou- qnete erhielten und in silbernen Pokalen der Wein ihnen kredenzt wurde. Namentlich die Straßen, durch welche sich der Zug bewegte, waren mit Flaggen ge­schmückt und von einer überaus zahlreichen Menschen­menge belebt. Auf dem Schillerplatz wurden die Fest- gäste Namens der Stadt und des Liederkranzes in einer zweckentsprechenden Rede begrüßt. Abends erfolgte im Saale der Liederhalle ein Festbanket, wo so recht die Liebenswürdigkeit und Jnvialität der Oesterreicher zum Ausdruck kam. Die heiterste Stimmung hatte sich der ganzen zahlreichen Gesellschaft bemächtigt und so errangen die Wiener auch hier wieder im Verlaufe weniger Stunden die vollsten Sympathien. Heute Vormittag 11 Uhr erfolgte die Enthüllung des Schu- bectdenkmals im Liederhalle-Garten.

Der Wiener Männergesang-Verein wurde aus seiner Reise nach Stuttgart in den Städten Ulm, Geis­lingen, Göppingen, Eßlingen, Cannstatt von den dorti­gen Sängergesellschaften begrüßt, und auf das Zuvor­kommendste bewirthet.

Gmünd, 13. Aug. Ei» hiesiger Bäcker wollte gestern seine goldene Hochzeit halten, wozu bereits die Einladungen ergangen waren. Nun starb er, ohne daß er zuvor über be­sondere Schmerzen geklagt hätte, nach geringem Unwohlsein am Morgen seines Ehrentages.

Heilbronn. Im dritten Wahlkreis ist Härle (deutsche Volkspartei) mit 8910 Stimmen gegen Egel- haaf mit 4073 Stimmen gewählt.

Michael Reese, ein Bayer aus Wallerstein, war vor langen Jahren nach Amerika gegangen und in Californien ein vielfacher Millionär geworden. Ein Weib hatte er nicht genommen, entweder weil er nicht die rechte Zeit oder nicht das rechte Weib fand, und auf einmal übersiel ihn das Heimweh und verließ ihn nicht wieder. Eines schönen Tages neulich fand er sich in Wallerstein ein, wo ihm mehrere Schwestern lebten, und sein erster Gang war zu den Gräbern seiner Eltern. Es war auch fein letzter; denn kaum war er still heimgekehrt, jo traf ihn der Schlag und er starb. Seine Schwestern müssen nun sehen, wie sie mit dem vielen Geld fertig werden.

Kissingen, 15. Aug. Heute ist katholischer Feiertag, Maria Himmelfahrt und Kräuterweihe, und zu Ehren dieses Tages hat Nuntius Masella in der Stadtkirche ein Hochamt celebrirt. Pünktlich um 10'/, Uhr erschien der Nuntius in violettem Bischofs- Ornat und mit der goldenen Kette bekleidet; von der Geistlichkeit am Portale empfangen und geleitet, schritt er segenspendend durch die Menge. Der Nuntius schritt zum kleinen Altar, kniete nieder und nach kurzer Andacht schritt er an den Hochaltar, woselbst er unter Assistenz einiger Geistlichen das Bischofs- mit dem Meß-Gewand vertauschte; dann las er die Messe und vollzog das Hochamt in sehr feierlicher Weise. Nach­dem das Ritual beendet, legte er wieder sein Bischofs- Gewand an und verließ, nach beiden Seiten segnend, die Kirche. Unter dem Harren einer ungemein großen Menschenmenge bestieg er den Wagen und fuhr fort.

Kissingen, 17. Aug. Fürst Bismarck wird heute Abend 8 Uhr 30 Min. von hier abreisen und sich über München nach Gastein begeben.

Ein 12jähriges Mädchen Namens Kleeberg aus Mainz hat am 26. Juli beim Konzert im Pari­ser Konservatorium den ersten Preis im Klavierspiel und dadurch zugleich einen Erard'schen Flügel im Werthe von 3500 Fr. erhalten.

' In Luckenwalde ist die große Tuchfabrik des Commerzienrathes Fähndrich niedergebrannt; der Schaden beträgt 900,000

Berlin, 15. Aug. Bei der Stichwahl erhielt Fritzsche (Sozialist) 22019, Zelle (Fortschritt) nur 20182 Stimmen, sonach ist Fritzsche gewählt.

Berlin, 15. Aug. Während die nationallibe­ralen Blätter sich über das Sozialistengesetz sehr zurückhaltend aussprechen, machen die fortschrittlichen kein Hehl aus ihrer Unzufriedenheit. Eines stellt sogar die Revolution in Aussicht. Der allgemeine Eindruck ist, daß das Gesetz bedeutend schärfer ist als das im Mai vorgelegte. Trotzdessen aber scheint es möglich, daß die nationalliberale Partei darauf eingehk.

Berlin, 15. Aug. Die Germania nennt in einem Leitartikel, betitelt: Das neue Attentatgesetz, die preußische Vorlage eine Kopie der Kirchengesetze mit Ausweisungen und Ausnahmegerichtshof, und schließt: sie bleibt in dieser Gestalt für jeden Freund wahrer bürgerlicher Freiheit ein durchaus zu verwer­fendes Ausnahmegesetz, für welches kein einziges Mit­glied des Zentrums stimmen wird.

Berlin, 15. Aug. DieVolks.-Ztg." sagt über das Sozialistengesetz:Der Schlag ist gefallen. Das neue Sozialistengesetz ist veröffentlicht. Wir stehen in ihm der unverhülltesten Reaction gegenüber. Mit ihm würde das neue Reich, das einst auf Einheit und Freiheit gegründet werden sollte, aufs Neue den alten Polizeikünsten des unseligen Bundestags verfallen, die Mainzer Centralcommission zur Verfolgung der Demagogie" ihre Wiedergeburt feiern in der Berliner Centralcommission zur Aufspürung von Sozialisten. Das Neichsamt hat nicht etwa Ausschreitungen oder Vergehen zu verurtheilen, sondern ist lediglich der höchste Gerichtshof der modernsten Inquisition, welcher zu entscheiden hat, ob irgend ein Verein, eine Druck­schrift, eine sozialdemokratische, sozialistische, communi- stische Tendenz hat, die auf Untergrabung (nicht etwa Umsturz) der bestehenden Gesellschafts- oder Staats­ordnung gerichtet ist."

Berlin, 16. Aug. In Folge der türkischen Ablehnung der griechischen Forderung haben die Groß­mächte sich vereinbart, nochmals eine gemeinsame, höchst energische Antwort an die Pforte zu erlassen. Das Tagblatt" ist in der Lage, den festgestellten Wortlaut der vereinbarten Antwort wie folgt mitzutheilen: Ent­sprechend dem Artikel 27 des Berliner Vertrags, sagt dieselbe wörtlich, haben die Großmächte keine Bemü­hungen gescheut, ein Endresultat in gedachter Angele­genheit herbeizuführen, und auch die Hohe Pforte hat zu wiederholten Malen sich dahin ausgelassen, sie wolle die Wünsche der Mächte acceptiren. Nunmehr ist es unbillig, zu verlangen, daß die Großmächte das Athener Cabinet den Veränderungen in der Politik der Hohen Porte noch länger aussetzen. In Folge dessen sprechen die Großmächte ihren Wunsch zum letzten Male dahin aus, daß die Berichtigung als Grenze zwischen dem osmanischen Reiche und dem Königreich Griechenland zu vereinbaren sei, so zwar, daß die südlichen Striche von Epirus und Thessalien an das Königreich Griechen­land kommen sollen; was Bolo betrifft, so sollen dabei die geographischen und etnographischen Motive berück­sichtigt und danach geurtheilt werden. So weit die Note. Bis zur Stunde steht noch Englands Zustim­mung zu dieser europäischen Note aus.

Berlin, 16. Aug. Hödel wurde gestern Abend 6 Uhr nach dem Moabiter Zellen-Gefängniß gebracht. Sein Benehmen blieb überaus frech; er wies den Geistlichen mit den Worten zurück: Ich will meine Rolle zu Ende spielen, ich bleibe ein Irreligiöser!" Beim Abendessen rief er, das Rothweinglas erhebend: Hoch die Commune!" Auch heute wies er den Geist­lichen ab und sagte:Ich muß gefaßt bleiben." Um Punkt 6 Uhr erfolgte die Hinführung nach dem Richt­platz auf dem Schulhofe des Gefängnisses. Der Untersuchungsrichter Hollmann verlas den Richterspruch und die Bestätigungs-Ordre des Kronprinzen, welche von Homburg, den 8. August datirt ist, und übergab hierauf den Verbrecher dem Scharfrichter Krauts aus Posen, der mit sechs Gehilfen Hödel den Rock und die Weste abzieht und hinten das Hemd aufreißt. Der Kopf wird auf dem Block befestigt, die Arme und Beine werden gehalten. Ein sicherer Schlag: der Kopf fällt ab. Der Verbrecher sah in den letzten Augenblicken todtbleich aus und rang mühsam darnach gefaßt zu erscheinen. Ungefähr 40 Personen wohnten dem Vor­gänge bei. Vor dem Eingänge des Gefängnisses standen Wenige in peinlicher Ruhe. Während der Execution läutete die Todten-Glocke. In vier Minu­ten war Alles vorüber. Hödel befand sich in dem Anzuge, den er an dem Attentatstage getragen, und wird auch in demselben begraben. (Fr. I.)

Berlin, 17. Aug. In nationalliberalen Krei­sen wird das Socialistengesetz für discutirbar erachtet;