im Falle einer Ablehnung wird eine neue Auflösung des Reichstags befürchtet.

Die Unteroffizierfrage beschäftigt unaus­gesetzt die deutsche Militärverwaltung. Es wird dort nach wie vor auf eine bessere Dotirung der Unteroffi­ziere, als des wesentlichsten Bestandtheils der Armee, hingearbeitet. Dies ist gerade im gegenwärtigen Augenblicke um so dringender, als Frankreich durch ein kürzlich erlassenes Gesetz die Unteroffiziere bedeutend im Gehalt erhöht und ihnen nicht unbeträchtliche Pen­sionen gesetzlich zugesichert hat. Fürs Erste wird allerdings bei der ungünstigen Lage des Reiches an eine durchgreifende und namhafte Aufbesserung der Gehälter kaum zu denken sein. Es wird aber Aufgabe der Militärverwaltung bleiben, bei dem immer mehr sich herausstellenden Mangel an Unteroffizieren zu untersuchen, ob nicht zu Gunsten der Gehaltserhöhung für die Unteroffiziere an anderen Stellen des Militär« etats Ersparungen werden eintreten können.

Die deutschen Taucher haben nach wiederholter Untersuchung des Wracks vomGrosten Kurfürst" erklärt, daß eine Hebung nicht unmöglich fei; der Riß laufe spitz zu, sei 7 Fuß lang und an der weitesten Stelle 25 Zoll breit.

Ein Restaurateur in Berlin hält für seine Speise­gäste jeden Sonnabend ein Goldwurst essen, indem er in jede 30. Wurst ein kleines Goldstück thut. Es ist interessant, je 30 Personen an den langen Tafeln die Kinnbacken bedächtig auf und nieder bewegen zu sehen. Die glücklichen Gewinner äußern theils laut ihre Freude über den Fund, theils suchen sie das Goldstück unbeachtet aus dem Mund in die Hand ge­langen zu lassen. Die meisten Goldstücke wandern aber regelmäßig noch an demselben Abend in die Kasse des spekulativen Wirthes.

Ein Tel. der N. Frkf. Ztg. meldet: Selten ist wohl ein Verbrecher so bodenlos frech gestorben wie Hödel. Kurz vor 6 Uhr verließ er, begleitet vom Prediger Heinecke, die Zelle, in der er die Nacht zu­gebracht hatte. Festen Schrittes ging Hödel zum Schaffst, indem er frech das zur Hinrichtung anwesende Publikum musterte. Dasselbe bestand aus den Mit­gliedern des Staatsgerichtshofes, welcher das Todes- urtheil gesprochen, an der Spitze der Vizepräsident v. Mühler, ferner der Oberstaatsanwalt v. Luck, der Untersuchungsrichter Hollmann, General von Voigts- Nheetz, mehrere städtische und Polizeibeamte, im Ganzen etwa 50 Personen. Stadtgerichtsrath Hollmann nahm hinter einem vor dem Schaffst ausgestellten Tisch Auf­stellung, ließ den Delinquenten vor sich führen, und verlas das von dem Kronprinzen bestätigte Todesur- theil. Bei Verlesung des Datums spie Hödel aus und rief zum Schluffe: Bravo. Der Untersuchungsrichter wandte sich dann zu dem Scharfrichter Krauts, einem hübschen, 34jährigen Mann, mit den Worten:Ueber- führen Sie sich, von der Urkunde", und nachdem dieß geschehen:Und nun übergebe ich Ihnen den Klempner­gesellen Heinrich Max Hödel zur Enthauptung." Der Scharfrichter sagte zu Hödel: ,,Kommen Sie", worauf Letzterer rasch die drei Stufen zum Schaffst emporstieg und sich seines Rockes und der Weste entledigte. In diesem Augenblick ertönte das Armesünderglöckchen des Gefängnisses. Mit frechem Blick sah Hödel nach dem Glöckchen und lächelte dann den Anwesenden zu. Ein Scharfrichtergehilfe zog ihm das Hemd über die Brust hinab, worauf der Meuchelmörder an Händen und Füßen gefesselt und mit dem Kopf in den Einschnitt des Blocks, mit dem Gesicht nach unten, festgelegt wurde. Der Scharfrichter vollzog hierauf mit dem neuen, die Jahreszahl 4878 tragendenden Beil mit sicherem Schlag die Enthauptung. Leise Bewegungen waren am abgeschlagenen Kopfe zu beobachten, der Rumpf zuckte kaum. Ein bereitstehender Sarg nahm die Leiche auf. Dieselbe wurde sofort in dem vorbe­reiteten Grabe im Gefängniß beigesetzt. Den Nach­mittag hatte Hödel mit Briefschreiben verbracht, dann reichlich gegessen, getrunken und geraucht. Die Auf­forderung des Oberstaatsanwaltes, vor dem Tode ein

Gesiändniß abzulegen, beantwortete Hödel keck mit den Worten:Ich habe ja nichts gethan." Nachschr. Ich erfahre zur Hinrichtung Hödel's noch, daß derselbe, als ihm gestern die Kabinetsordre, die seine Hinrichtung befiehlt, verlesen wurde, heftig erschrocken und erbleicht war. Hödel verlangte Aufschub der Exekution, weil er ein Gnadengesuch einreichen wolle. Die Erfolglosig­keit eines solchen Gesuches wollte ihm nicht einleuchten; dann verlangte er auf dem Kreuzberg hingerichtet zu werden, was natürlich abgelehnt wurde. Geistlichen Zuspruch wollte er nicht. Seine Frechheit hatte stark ausgeprägte Gezwungenheit, sie trat erst wieder hervor, als er sah, daß alles verloren sei.

Durch die Hinrichtung Hödels hat das Beil in Preußen seit 1868 zum erstenmale wieder seines traurigen Amtes gewaltet. Hiebei ist zu bemerken, daß Hödel enthauptet und nicht guillotinirt wurde.

Ludwigshafen, 15. August. Heute früh 7 Uhr explodirte nach der ,,Fr. Ztg." in der chemischen Fabrik Ludwigshasen ein Kochapparat, wobei zwei Personen todt blieben und acht verwundet wurden.

Köln, 15. August. Es gewinnt den Anschein, als seien die Gemeinden nicht mehr gewillt, den Schlachtentag von Sedan zu feieren resp. die Be­gehung der Feier mit Gemeindemitteln zu unterstützen. In der vorigen Woche hat die Gemeindevertretung von Deutz, unserer Nachbarstadt, es abgeiehnt, aus der Stadtkasse die Kosten zur Bewirthung der Schuljugend am 2. September zu bewilligen. Heute Abend beschäf­tigen sich unsere Stadtverordneten ebenfalls mit dieser Frage. Die nationalliberale GesellschaftLese" hatte in Gemeinschaft mit den Krieger-, Gesang- und andern Vereinen den Antrag gestellt, das Collegium möge, wie im vorigen Jahre, 1000 Mark als Beitrag zu den Kosten des Sedanfestes bewilligen. Nach einer kurzen Debatte wurde dieser Antrag mit allen gegen 8 Stim­men abgelehnt. sAus Schlesien wird Aehnliches berichtet ^ (Fr. I.)

OesterreichUngarn.

Teplitz, 8. Aug. Heute wurde Hotelbesitzer Holtfeuer dem Kaiser im Park vorgestellt. Es war ein ergreifender Augenblick, als Holtfeuer den auf ihm ruhenden, wohlwollend milden Blicken Kaiser Wilhelms sich gegenüber wußte; seine Augen füllten sich mit Thränen. Der Kaiser ließ sich nun den gan­zen Vorgang nach erfolgtem Attentat erzählen. Ruhig und ohne Emphase erzählte Holtfeuer, wie er, kaum daß sich ihm die Situation in ganzer Schrecklichkeit klar aufdrängte, unwillkürlich die Treppe hinaufstürzte, um den Elenden festzuhalten, wie er mit unbegreiflicher Kraft in einer nie gekannten Aufregung die verschlossen gewesene Thüre eindrückte, und, in's Zimmer stürzend, den Verbrecher bei der Gurgel packte, und wie er dann, selbst schwer verwundet, bewußtlos zusammenstürzte. Tief bewegt hörte der greise Monarch dieser Schilde­rung zu, drückte hierauf Herrn Holtfeuer die Rechte und sagt« zu ihm:Nun, mein lieber Holtfeuer, Sie haben für mich bluten müssen, aber ich habe für Euch Alle leiden müssen."

Schweiz.

Basel, 15. Aug. DerSchweiz. Volksfreund" meldet: Gestern erschoß sich in Zürich der bekannte Militär-Schriftsteller Oberst Wilhelm Rüstow.

Schwyz. Nach einer Mittheilung aus dem Kloster Einsiedeln soll Papst Leo XIII. beabsichtigen, im Herbst diesem Wallfahrtsort einen Besuch abzustatten.

Frankreich.

Paris, 16. Aug. Heute hat die erste Sitzung der internationalen Münz-Konferenz stattgefunden. Alle Delegirte der beigetretenen Staaten waren anwe­send. Der amerikanische Delegirte unterbreitete ein Programm über die Berathungen. Die Conferenz be­schloß, Deutschland einzuladen, an ihren Arbeiten theil- zunehmen. Frankreich wird diese Einladung an Deutsch­land gelangen lassen.

Schweden und Norwegen.

Prinz Louis Napoleon, welcher soeben Schwe­den bereist, besuchte mit dem König von Schweden

eine Ackerbauausstellung. Zufällig näherte sich der Prinz, einige Schritte rückwärts gehend, einer in voller Bewegung befindlichen Maschine. Mit einem Male sieht König Oskar, wie die Kleider des Prinzen von der Maschine erfaßt werden, und er hat Geistesgegen­wart genug, sich auf die Maschine zu stürzen und diese zum Stillstand zu bringen. Die Kleider des Prinzen fand man nach der Katastrophe total zerrissen, er sel­ber ist mit geringen Verletzungen davon gekommen. Ohne das energische Eingreifen des Enkels Bernadotte's wäre der junge Neapoleonide unter die Räder gekom­men und zermalmt worden.

England.

London, 16. Aug. Reuter meldet aus Kon- stantinopel: Die österreichisch-türkische Konvention ist abgeschlossen. Angesichts des Widerstandes der Bosnier machte Oesterreich wichtige Konzessionen, um die Konvention herbcizuführen. Die Dauer der Occu« pation ist nicht bestimmt. In mehreren Artikeln der Konvention wird die Souveränität der Pforte aner­kannt, ebenso werden auch fernerhin die öffentlichen Fürbitten für den Sultan stattfinden. Die Schwierig­keiten der Verhandlungen Englands mit der Pforte über die Einführung von Reformen in Asien sind fast geebnet. Layard gab gewisse Forderungen auf, gegen welche die Pforte Einspruch erhob. Die Pforte besteht darauf, daß die Konvention vom 4. Juni nicht die Entsagung auf die Auabhängigkeit der Türkei involvire. Die Pforte werde die Rathschläge Englands hören, aber die Reformen selbst einführen ohne englische Re­sidenten in Asien, welche die Reformen einführen wollten, anstatt sie nur zu überwachen.

Binnen 14 Tagen haben sich schon sechs Gesell­schaften mit einem Kapital von über 4 Mill. Pfund zur Ausbeutung, beziehentlich Beglückung Cyperns und ihrer Aktionäre gebildet.

Für junge Taugenichtse, die eingesteckt werden müssen, ist in England der Willkommen wieder eingeführt worden. Dieser Willkommen kürzt die Haft ab und ist so kräftig, daß den Jungen die Liebhaberei für das Sitzen sehr verbittert wird.

Rußland.

St. Petersburg, 16. Aug. Als General Mesenzoff, Chef der 3. Abtheilung der geheimen Kanz­lei des Kaisers, heute Vormittag aus seinem Hause am St. Michaelsplatz trat, drangen zwei Individuen mit Dolchen auf denselben ein. Der General stürzte zur Erde. Die Attentäter bestiegen einen am Platz haltenden Wagen und entflohen.

St. Petersburg, 16. Aug. General Mesen­zoff ist heute Nachmittags kurz nach 5 Uhr seinen Wunden erlegen.

Türkei.

DiePol. Korr." meldet aus Konstanti­nopel: Das russische Hauptquartier ordnet die Ver­steigerung von 20,000 Pferden an. Mittlerweile sind feit vorgestern neue diplomatische Schwierigkeiten zwischen Rußland und der Pforte entstanden, welche den Abmarsch der Garde und den Rückzug der Russen aus der Umgebung von Konstantinopel zu verzögern drohen. Aus Bukarest meldet diePol. Korr.": Die Uebergabe Bessarbiens an Rußland erfolgt Ende August. (N. T.)

Handel Sf Verkehr re.

Stuttgart, 16. Aug. (Ernte.) Eine Rundreise durch das Land Württemberg war während der Erntezeit überaus lohnend, es ergibt sich laut uns von vielen Gegen­den des Landes vorliegenden Nachrichten ein vorzügliches Ecnteresultat bei allen Fruchtsorten, wie solches seit vielen Jahren nicht der Fall war; die Heu« und Oehmdernte lie­ferte einen außergewöhnlich reichen Ertrag und Obst ist so viel gewachsen, daß der Bedarf der meisten Baumgutbesitzer zur Mostbereitung für zwei Jahre binreicht und noch viel zum Verkaufen übrig bleibt. Der Weinstock ist an manchen Orten vielversprechend, besonders beim rotben Gewächs Trol- linger und Clevner, ebenso beim weißen Rißling, dagegen lassen die Elblinger, Silvaner und Portugieser viel zu wün» scheu übrig._

GoldkurS der K. Staatskaffen-Verwalrung

vom 16. August 1878.

20«Frankenstücke.16 22 4

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Stadt Altenstaig.

Forstamt Alten st aig. Revier Enzklösterle.

Slammhoh-Verlraus

am Freitag den 23. August d. I., von Vormittags 11'/, Uhr an, auf dem Rathhaus in Wildbad, zugleich mit dem Ctimmholz vom Revier Hosstett,

aus dem Staatswald Wanne 8 Eich­grund :

354 Stämme Nadelholz-Lang- und Klotzho lz mit 431 Fm. _

Nagold.

Die Lieferung von ca. 200 Stück

hölzernen Darrhnrden

nach vorliegendem Muster hat zu ver­geben Skr. «vlKlv.

Stamm- und Klafterholz- Verkauf.

Am nächsten Sam­stag den 24 August kommen Vormit­tags 10 Uhr auf dem Rathhause hier zum Verkauf:

1) Aus dem Stadtwald Langenberg

Abth. 3: 460 Stück Lang- u. Klotz­holz mit 350,86 Fstm.;

2) aus dem Stadtwald Priemen Abth. 3, 4 nebst Scheidholz: 924 Stück mit 1001,3 Fstm., 2Rm. eichene Scheiter, 161 Rm. tannenes Anbruchholz.

Den 16. August 1878.

A. A.:

Stadtförster Pfister.