Bon der Jagst, 1. Juli. Im Jahre 1876 wurde in der Stadt Crailsheim mit dem Bau eines Bezirkskrankenhauses begonnen und heule wurde das­selbe dem allgemeinen Gebrauche übergeben. Die Kosten für den Bau und seine Einrichtungen betragen 85,000 «/L, woran der Staat 10,000 übernimmt. Das Werk ist eine Ehre und Zierde für die Stadt und den Bezirk. Möge es Stätte werden, da viel Leid und Schmerz nicht nur gelindert, sondern auch geheilt wird.

Blaubeuren, 30. Juni. Der ,,St.-A." schreibt: Heute Nacht kurz vor 12 Uhr entstand in einem Doppel- Wohnhaus zu Seihen ein Brand, der einen Theii der Dach­räume verzehrte, von der tüchtigen neuen Feuerwehr aber mit dem reichlich vorhandenen Wafserleitungswasser bald ohne fremde Hilfe gelöscht wurde. Das Feuer ist unzweifel­haft durch Brandstiftung entstanden, wie denn auch gegen Morgen ein ruchloser Brandbries vor dem Rathhaus aus­gefunden wurde, welcher die Anzündung weiterer Gebäude anvroht. Ein der That verdächtiges Ehepaar ist verhaftet und dem Gerichte übergeben worden.

In Rin gingen (Blaubeuren) hat der dortige Landjäger, ein überaus braver Mann, ohne Zweifel in einem Anfall von Melancholie, fein Leben durch einen Schuß geendet.

Sontheim a. d. Br., 3 Juli. In voriger Woche erhängte sich hier ein iLjähriger Knabe an dem Stiegengeländer seines elterlichen Hauses. Man vermulhet, daß ihn der Uebcrornß am Kinderhüten zu dieser Thal bewogen hat.

Hauerz, 1. Juli. DemD. V." zufolge brannte in der letzten Nacht die vor drei Jahren neu erbaute Wirth- schaft des Friedrich Schmid zur Steig ab. Bon den Mobi­lien wurde nur wenig gerettet, doch lst der Beschädigte ver­sichert. Man vermulhet Brandstiftung-

Friedingen, 29. Juni. DieSchwarzw. Bürgerztg." schreibt: Hierher kam dieser Lage ein an Krücken gehender Mann mit einem Führer, dis Mildthätigkeit hiesiger Ein­wohner nachsuchend. Als derselbe den Ort wieder verließ, in der Richtung nach Beuron, nahm er außerhalb der Stadl beide Krücken auf die Schulter und marschirte bergan, daß ihm sein Führer kaum zu folgen vermochte. Die Gauner sollen von Emmingen ab Egg sein.

In München hat ein 18jähriger Schriftsetzer seinem Vater, einem Bierwirth, beide Häuser in Brand gesteckt; das Feuer wurde bald entdeckt und gelöscht und der Brandstifter verhaftet. Dieser hatte sich an seinem Vater rächen wollen, weil er ihm die Erlaub- niß zum Reisen (Stromern) verweigert hatte. Der junge Mensch war nämlich wegen Liederlichkeit aus der Arbeit entlassen worden.

^ Vom Rhein, 2. Juli. Es ist nun fest be­stimmt, daß die Pontonierübungen bei Mainz am 15. d. Mts. ibren Anfang nehmen. Theilnehmen wer­den 8 preußische, 2 k. sächsische und 2 k. württember- gische Pontonierkompagnien (vom Bataillon Nr. 13).

Berlin, 3. Juli. Man erwartet den Schluß des Congresses jetzt mit Bestimmtheit für den 10. oder 11. d. MtS., doch werden weder Fürst Bismarck noch die Congreßmitglieder Berlin vor dem 15. verlassen, da den Letzteren zu Ehren noch große Feierlichkeiten statifinden sollen, namentlich ein großartiges Gala- Diner im königlichen Schlosse und eins der berühmten Gartenfeste im Neuen Palais zu Sanssouci, wie sie der Kronprinz dort zu geben liebt. Das zu Ehren des Kongresses soll dem ähnlich werden, welches bei Gelegenheit der Drei-Kaiser-Zusammenkunft in Berlin dort stattfand. Der Kaiser hat zwar den Wunsch wiederholentlich ausgesprochen, sich die Congreßbevoll- mächtigten persönlich vorstellen zu lassen; doch ist dies von den Aerzten bisher nicht gestattet worden. Trotz­dem hofft man, daß sich eine solche Vorstellung noch mit ihrer Zustimmung vor der Abreise der betreffenden Diplomaten wird herbeiführen lassen.

Ueber den Kongreß bemerkt dieProv.-Korr." Nach aller Voraussicht geht der Congreß einem nahen und glücklichen Abschluß entgegen. So bleibt denn von den großen entscheidenden Fragen nur noch die in Be­treff Armeniens übrig, und auch über diese ist die Verständigung bereits wesentlich vorbereitet.

Nach den in Kongreßkreisen verbreiteten Gerüch­ten wird das neue Friedensinstrument Ende dieser oder Anfangs künftiger Woche, jedenfalls aber bis 10. Juli unterzeichnet werden. Im Kongreß wurde beschlossen, daß die Kollektiv-Instruktion für die internationale Kommission, welche die Durchführung der Kongreß­beschlüsse im Detail zu berathen Hot, durch den Kongreß selbst ausgeacbeitet werde. Wegen der Räumungsfrage ist nachzutragen, daß die Russen 9 Monate nach Un­terzeichnung des Berliner Friedens Rumelien und Bulgarien geräumt haben müssen. 3 Monate später, also binnen Jahresfrist nach Unterzeichnung des Ber­liner Friedens, muß Rumänien von den Russen geräumt sein. Von französischer Seite wurde bei diesem Anlässe beantragt, daß die Räumung nach 6 Monaten, von der Unterzeichnung des Friedens an gerechnet,

stattzusinden habe. Allein Rußland brachte bezüglich der Schwierigkeit des Rücktransportes an Mannschaft und Material solche Daten vor, daß Waddinglon mit seinem Anträge nicht durchgreifen konnte. Es wird in Kongreßkreisen als so ziemlich abgethan betrachtet, daß der Türkei die ihr durch den Vertrag von San Stefano auferlegte Kontribution an Rußland voll­ständig erlassen werde.

DieProviuz.-Korresp." enthält einen längeren Artikel, betiteltD ie Negierung und die wirth- schastlichen Interessen des Volkes", welcher folgendermaßen schließt:Die Steuerreform setzt vor­aus, daß Regierung und Volksvertretung aufrichtig und wahr mit einander verfahren, daß man mit voller Offenheit im Einzelnen sich darüber verständigt, welche Erleichterungen süc die Bundesstaalen durch Mehrern nahmen im Reiche erzielt werden sollen. Es kann durch die Steuergesetze selbst dafür gesorgt werde», daß die höheren Erträge der Reichssteuern den Einzel- staaten nach einem gewissen den Verhältnissen und dringlichen Rejormen entsprechenden Theile zugute kom­men. In allen diesen Dingen ist eine Verständigung leicht, wenn man den ersten Willen hat, sich mit der Regierung zu verständigen. Die Slaalsregrerung will weder aus dem politischen noch auf dem Steuer- und Wrrthschasts-Gediete die Reaktion, will vielmehr auf allen diesen Gebieten eine vernünftige Entwicklung. Gegen Zuchtlosigkeit und Erschütterung der monarchi­schen, konstitutionellen, gesellschaftlichen undEigenthumS- Ordnung will sie energisches, Kultur, Gesittung und den Fortschritt der industriellen Arbeit schützendes Ein­greifen. Bezüglich der Lleuerverhätlnisse will sie eine verständige, Reich und Eiuzetstaaten fördernde, dem Volke die Aufbringung der Steuern erleichternde Reform. Den handelspotiilschen Fragen gegenüber will sie. Wahrung der nailonaien Gejammtinleressen im Sinne der Entwicklung seit 1818 und feil Gründung des Zollvereins, ohne Voreingenommenheit durch Lehrsätze volkswirthschastlicher Parteien, die über der vermeint lichen Folgerichtigkeit ihrer Meinungen die praktischen Interessen der Nation übersehen. Auf diesem Wege darf die Regierung hoffen, daß die Nation ihr folgt und Männer wählt, die des Ernstes der Lage bewußt und von der Noihwendigkeit eines festen, praktisch fruchtbringenden Zusammengehens der Regierung und Volksvertretung unter den so schweren Verhältnissen des Vaterlandes durchdrungen find. Alle Wähler, denen das Gedeihen und der Aufschwung des Volkes und Vaterlandes über das bloße Parleuuleresse geht, mögen daher mit aller Entschlossenheit und Zuversicht an ihrem Theile dazu helfen, eine Netchstagsmehrheit zu sichern, welche nicht bloß in der zunächst dringlichen Abwehr der Gefahren für Staat und Gesellschaft, sondern ebenso sehr auf dem Gebiete der Wirthjchafts- reform der kaiserlichen Regierung volles Vertrauen und festen Willen zu freudigem Zusammenwirken ertt- gegenbringt."

Die Möglichkeit, den ,,Großen Kurfürst" im Kanal zu heben, ist nicht ganz ausgeschlossen, aber die Aussichten gering. Eine zahlreiche Menge von Projekten liegt dazu vor, aber noch keines verspricht annähernd einen Erfolg. Das Gewicht des Schisses ist ein so enormes, daß die Hebung desselben bei den ungünstigen Wetter- und Stromverhältnisscn im Kanal eine wahre Riesenarbeit ist. Das ausgerüstete Schiff wiegt im Ganzen 6700 Tonnen 6,700,000 Kilo. Zur Hebung selbst würden für die Länge des Schiffs­körpers von 94 Meter eine große Anzahl gleicher und zugleich wirkender Hebevorrichtungen nothwrndig sein, welche bei gemeinsamem Wirken mindestens das oben­genannte Gewicht tragen müßten. Hierzu müßte nach einem ganz besonders reiflich überlegten Plan verfahren werden, bevor an Beschaffung solcher mechanischer Hülfsmitlel überhaupt gegangen werden kann.

Die Sozial-Demokraten lassen sich durch das feindliche Vorgehen der Regierung keineswegs abschrecken; so veröffentlicht dis »Bert. Fr. Pr." seit Kurzem die frei­willigen Beiträge zum sozialdemokratischen Wahl-Fonds. Die Sonntags-Nummer quittirt über Beiträge, welch« zwei Spalten aussüllen und sich auf 2076 35 belaufen.

Flensburg, 27. Juni. Durch Feuer, wurde vorgestern fast die Hälfte der hiesigen großen Schiffs- werfte für Bau eiserner Schiffe, die sich bereits aller Orlen großes Nenomme erworben hat, zerstört. Bei der furchtbaren Hitze der letzten Tage war alles wie ausgedörrt und in kaum 3 Minuten stand ein großer Theil der Werkstätten in Brand. Bald brannte auch das Haus, das die Comptoire, Plan- und Mvdell- kammer und die Zeichensäle enthielt. Doch wurden Geschäftsbücher, Plane und Modelle durch die An­strengungen der freiwilligen Feuerwehr gerettet. Die Fabrik beschäftigte augenblicklich 600 Arbeiter und war

schon für daS nächste Jahr mit Aufträgen versehen. Wie weit ein Theil der großen Maschinen beschädigt worden, wird sich bald Herausstellen, in 4 Wochen hofft man die Arbeit wieder beginnen zu können. Zwei mächtige eiserne Schiffe, g, oßentheils fertig, waren im Bau begriffen, mit Mühe konnte das Feuer von dem Balkenwerk, welches den Aufbau stützte, serngehalten werden. Der Schaden wäre dann in vielfache hundert- tavsende gegangen.

OesterreichUngarn.

Oesterreich scheint sich zu einer Annexion von Bosnien und der Herzegowina entschlossen zu haben. Damit würden ausgedehnte Gebiete der europäischen Kultur erschlossen; zugleich würde der Schwerpunkt der habsburgischen Monarchie weiter nach Osten ge­rückt, was für ein dauerndes Einvernehmen mit Deutsch­land nur förderlich fein kann. Eine andere Frage ist freilich, ob di« Stärkung des slavischen Elements, die sich aus diesem Gebietszuwachs ergeben würde, für die innere Konsolidation des vielvölkerigen Donaureiches förderlich fein wird. Doch das muß Graf Andrassy mit seinen Landsleuten allein ausmachen. u ^ .

Frankreich

Marseille, 2. Juli. Heute wurden hier 126 Verhaftungen vorgenommen aus Anlaß von gestern stattgehabten Unruhen; letztere waren veranlaßt durch die einem republikanischen Mitglieds des Gemeinderaths in der Börse zugefügie Mißhandlung wegen des von letzterem im Gemeinderathe gemachten Vorschlages, das Standbild des Bischofs Belzunce vom Platze Belzunce zu entfernen. (Fr. I.)

Am 30. Juni beging Frankreich ein groß­artiges Nationalfest, welches ebenso sehr der Republik wie der Ausstellung galt, unter allgemeinster Betheili­gung der Bevölkerung. Las französische Volk schien stolz daraus zu sein, daß die Republik ein Fest zu Stande gebracht, wie Paris es nie gesehen. Mit einer gewissen Berechtigung konnte der Minister des Innern bei der Enthüllung der Bildsäule der Republik in der Ausstellung sagen, die republikanische Partei sei setzt die Nation selbst geworden. Auf klerikaler Seite gab sich freilich Aerger genug über das Gelingen des Festes kund; auch brachten die durch ein Prozesstonsverbot veranlaßten blutigen Zusammenstöße zwischen detr Klerikaien und Republikanern in Marseille einen grellen Mißklang in die allgemeine Harmonie. Daß übrigens die Regierung trotz aller Friedensdemon­strationen fortwährend auf Verstärkung der Militär­kraft des Landes bedacht ist, geht aus der soeben er­folgten Gründung einer besonderen Kriegshochschule deutlich genug hervor.

England.

In England hat sich der Jubel über die Triumphe Lord Beaconsfields auf dem Congreffe einigermaßen gedämpft, seitdem man einsteht, daß Rußland sich trotz der ihm durch den englischen Löwen entrissenen Vortheile doch so ziemlich Alles gesichert hat, was es sich sichern wollte, und jedenfalls mehr, als man nach Salisburys Rundschreiben erwarten zu können glaubte.

Rußland.

Petersburg, 2. Juli. DasJourn. de St. Petersbourg" bezeichnet die Annahme, die Türkei könnte sich der Ausführung der Kongreßbeschlüsse widersetzen, als absurd. Eine Eventualität dieser Art anzunehmen, hieße glauben, daß Europa nur zum Kongreß zusam­mengetreten sei, um fromme Wünsche äuszusprechen. Der Kongreß werde, ehe er auseinandergehe, die Ge­wißheit erlangt haben, daß die Pforte seinen Beschlüssen zustimme und dieselben ausführe, oder abet der Kon­greß werde Maßregeln anordnen, welche es für noth- wendig halte.

DerPol. Korr." zufolge verloren die Russen bisher an Tobten, Verwundeten und Siechen 321,000 Mann, darunter 2700 Offiziere.

Türkei.

In Konstantinopel scheint wieder ein böser Wirrwarr zu herrschen. Man versichert, zum wie­vielten Mal wissen wir nicht, daß der Sultan einen Aufruf an das Volk erlassen will, in welchem er er­klärt, daß das Vaterland in Gefahr sei und in dem er von ihm moralische und materielle Unterstützung fördert, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu über­winden und die Zukunft zu sichern, widrigenfalls das Reich auf Gnade und Ungnade dem Fremden uns ge­liefert würde. Außerordentliche militärische Maßregeln sollen ergriffen werden, um für alle Fälle gesichert zu sein. Die Lage wird als sehr beunruhigend betrachtet. Wir bezweifeln übrigens, ob unvorhergesehene'- Zwi­schenfälle in Konstantinopel das Friedenswerk jetzt noch gefährden-würden. - - wer. n: n "im