Handel und Verkehr rc.
Laudenbach a. T., 3. Juli. Unsere Wollbändier sind in Folge schlechten Ausfalls der bisherigen Wollmärkte deprimirl: denn bei den jetzigen Preisen bähen sie Verlust, da die Schaszüchler hohe Preise stellten und erhielten. Die Hopsenhändler dagegen erwarten, mit ihren Artikeln bessere Geschäfte zu machen.
Heilbronn, 2. Juli. Der Wollmar kt, der heute begann, war mit Wolle befahren, wie niemals ein früherer. Es mögen 5000—6E Ztr. sein: Die Verkäufer waren im Anfang zurückhaltend, und wollten nicht losschlagen. Schließlich gaben sie ungefäyr zu denselben Preisen ab, um welche in Kirchheim verkauft wurde. Am Abend des heutigen er- sten Markttages war der größte Theil des vorräthigen Quantums verkauft.
Heiibronn, 3. Juli. Allgemeines Geschäft flau. Neue Ungargerste wurde verkauft 18. öl) bis .2 lg., hierländischer Weizen 22-, Dinkel «6 8. 20 bis 8. 30» Kernen .6 22. bis ^6 23., Haber 6. bis 7-, Ackerbohnen 8. bis ^6 9. In Reps hat sich noch kein Preis gebildet, wird aber kommende Woche erwartet.
Frankfurt, 3. Juli. Der heutige Heu- und Stroh- Markt war ziemlich befahren. Heu ckostttd jd stach 'Qualität per Centner ^ 2.20—2.75—3, Stroh per Centner 1.80 bis 2-20. Butter im Detail 1. Qualität -6 1.10, 2- Qual. -6 1—1-10. Eier bas Hundert *6 4.50—5.60. — Frühboh- nen sind schon ziemlich reichlich auf dem Markte Vorhänden und klagen unsere Hausfrauen nicht über die verlangten Preise. Für die Spätbohnen ist jedoch keine gute Aussicht, da dieselben außerordentlich stark durch Schneckensraß gelitten haben. Ueberhaupt ist der hiesige Markt mit Gemüsen z. Z. reichlich afsortirt.
Lebenswege.
Erzählung von B. Holl weg.
(Fortsetzung.)
Anna wühle nicht recht, was sie aus diesen Worten machen sollte, es ahnte ihr fast daß sie nichts Gutes bedeuteten. Sie wußte, daß Helmer sonst immer der Erste auf dem Platze sein mußte; sie begann, nochmals ihn zu ermuntern, aber obgleich völlig wach, wollte er vom Fortgehen nichts hören, und endlich schien er einzusehen, daß ein Zögern oder Verheimlichen hier nichts mehr helfen könne; er setzte sich im Bette auf, faßte Anna an der Hand und erzählte ihr stockend, sie hätten gestern Nachmittag in der Fabrik aus irgend einer tollen Veranlassung ein paar Flaschen Wein geleert, seien dabei wohl ein Bißchen lustig und laut geworden und plötzlich, als sie in der größten Fröhlichkeit drin gewesen seien, habe der Prinzipal mitten unter ihnen gestanden. „Der Teufel mußte ihn hergeführt haben; so lange sich Einer von uns erinnern kann, hat er des Nachmittags noch nie einen Fuß in die Fabrik gesetzt — es muß ihm irgend Einer was gesteckt haben., Na türlich war nun der Satan los, der Anstifter hatte sich bei Zeiten aus der Affaire gezogen und das Haupt- ungewilter entlud sich auf wich. Ich zog mich natürlich heraus, so gut ich konnte, aber der Alle war so wüthend, wie ich ihn noch nie gesehen, legte mir alle Schuld bei, da mir die Aufsicht über die Anderen anvertraut gewesen sei, wurde ausfällig und — kurz und gut, ein Wort gab das Andere, ich blieb ihm auch nichts schuldig und sagte ihm, daß ich mir das Wiederkommen sparen wolle. Na, nun sieh nicht so erschreckt aus, — Du bist ja leichenblaß geworden — was ists denn auch weiter. Ein geschickter Arbeiter findet überall sein Brot, ich wäre gestern gleich nach Hause gekommen und hätte Dirs gesagt, aber die Kameraden schleppten mich mit in die Kneipe, wo ich dann länger als ich wollte sitzen geblieben bin. Und nun mache mir kein so betrübtes Gesicht mehr, geschehenen Dingen ist kein Rath. Es wird sich ja wieder etwas finden, noch heute will ich mich um eine ähnliche Stelle umthun." Anna antwortete nicht. Sie war bei Heinrichs Erzählung in einen Stuhl gesunken und bedeckte das Ge- sicht mit beiden Händen, indeß ein leises Schluchzen ihre Gestalt erschütterte.
Also dahin war es gekommen, so weit hatte sein Leichtsinn es gebracht! Sie machte ihm keine lauten Vorwürfe, wie er vielleicht erwartet haben mochte, aber ihr kummervolles Aussehen, ihr bleiches , verhärmtes Gesicht sagten ihm deutlicher als Worte, wie tief sie den Schlag empfinde.
u Brotlos! Wie starrte sie das Wort so gräßlich an, und doch durfte man sich nicht Niederdrücken lasten, nicht muthlos verzagen, sondern mußte alle Kräfte anspornen, um wieder einen Ersatz für die verlorene Stelle zu erlangen.
Es waren schwere, unheimliche Wochen, die jetzt folgten; Helmer bemühte sich redlich um ein neues Unterkommen, doch war dies nicht so leicht, und nicht die vielen vergeblichen Gänge und Anfragen waren es, die ihn am meisten muthlos stimmten. AnnaS verweinte Augen, der stille Vorwurf, der aus ihrem so verwandelten Wesen sprach, machten ihm hen Aufenthalt zu Hause unerträglich, doch fühlte er sich auch im Kreise der früheren Genossen nicht mehr so wohl, wenn
er auch HA tzyd ha noch, pryhl uw Wn;x MMWeit zu entrinnen, ihren Kreis aüfsuchte.
Wochen waren schon vergangen, seit Helmer seine Stelle eingebüßt und immer noch hatte sich kein Ersatz dafür gefunden. Die Roth hatte bereits mit harter Hand an die Thür des einst so behaglichen Hauswesens geklopft; Anna saß allein am Fenster und starrte aus die Dächer der Nachbarhäuser hinaus, auf den un unterbrochen der Regen schlug. Trüb und unfreundlich war es draußen wie drinnen.
Die Hand der jungen Frau hielt ein Zeitungsblatt, das ihr Helmer heut mitgebracht, viele Seiten davon waren ungefüllt von Annoncen, in denen Arbeiter und Arbeiterinnen Stellen suchten, und von anderen, in denen Arbeitgeber Stellen aller Branchen ausboten. Helmer hatte sich wie gewöhnlich auf den Weg gemacht, um bei einigen der Letzteren sein Heil zu versuchen. Bei den ersten dieser Gänge halte Anna mit fieberhafter Spannung seine Rückkehr erwartet, mit den Augen schon auf seinem Gesicht den Erfolg ablesend — jetzt war sie ruhiger geworden, sie wußte bereits im Voraus, daß auch heut sein finsteres Gesicht, seine kurzen rauhen Antworten ihr sagen würden: umsonst. Sie überflog das Blatt in ihrer Hand fast theilnahm- los, auch die Spalten, die den Mädchen und Frauen Beschäftigung boten, konnte ihr kein besonderes Interesse abgewinnen, sie alle waren für solche Frauen berechnet, die nicht durch Mutterpflichten und Sorgen verhindert waren, dem Broterwerbe nachzugehen.
Und doch — unwillkürlich blieb ihr Auge an einer Annonce haften, die, durch größere Schrift hervortretend, den Blick auf sich zog:
„Eine alleinstehende adlige Dame sucht zur Ernährerin ihres, wenige Wochen alten Kindes eine Amme, am liebste» eine junge Frau aus gebildetem Stande, die sich entschließen könnte, ihr eigenes Kind in Pflege zu geben, um dein fremden Kinde die vollste Hingebung widmen zu können. Gefällige Adressen abzugeben an vr. Cohnseld, Bellevuestraße 40."
Anna legte das Blatt sinnend aus der Hand, doch den Gedanken konnte sie nicht wehren, stets aufs Neue zu der Annonce zurückzukehren. „Ja, wenn sie sich entschließen könnte, ihr Kind fremden Händen anzuvertrauen, so wäre das wohl ein Weg gewesen, sich wenigstens vorläufig vor Noth und Mangel zu schützen, bis es vielleicht doch Helmer wieder gelang, ein Unterkommen füx sich und die Seinen zu finden. Aber unfaßbar war ihr der Gedanke, von dem Liebsten, >das sie besaß, sich zu trennen — sie nahm das Kind, das soeben vow Schlaf erwacht war, aus dem Bettchen und liebkpste es, da ließen sich schwere Tritte hören» und Helmer trat ein,, unsicher, wirren Blickes — er kam offenbar aus dem Wirtshause. Anna bot ihm kein Willkommen, es bereitete, ihr namenlose Qual, ihn so Sfl. sehen, gewöhnlich chatte sie ihn dann unbeachtet gelosten Und war mit dem Kinde still aus dem Zimmer gegangen,, heut, aber übrrwog die Erregung in ihr die gewohnte Ruhe, sie trat zu ihm heran und sagte mit leiser, unsicherer Stimme: „nun, Heinrich, war Dein Gang wieder umsonst? Hast Du —"
„Laß mich in Ruhe mit Deinem ewigen Gefrage," fuhr er sie an, „es wäre wahrhaftig besser, ich wäre gar nicht wiedergekommen, aber da hat man tausend Rücksichten zu nehmen, möchte für Frau und Kind sorgen, sonst, weiß Gott, wäre ich schon über alle Berge und hätte für mich selber schon zehn mal wieder Brot gesunden —" Die junge Frau war bei seinen rauhen, rücksichtsvollen Worten bis in die Lippen erblaßt, mit erloschener Stimme sagte sie: „Ich habe es noch nicht gewußt, Heinrich, daß ich und das Kind dir zur Last sind, ich würde sonst gewiß schon darauf gedacht haben Dich davon zu befreien. Ich will Dir auch heute keine Vorwürfe machen, aber Dein eigenes Gewissen wird Dir auch sagen, daß Dein Leichtsinn allein unsre unglückliche Lage verschuldet hat.* Er wollte auffahren, ihr heftig antworten, aber sie winkte ihm schweigend zu, nahm das Kind und verließ das Zimmer. Als sie nach etwa einer halben Stunde wiederkehrte, sah sie, daß Helmer fest eingeschlafen war, sie betrachtete ihn kaum; packte einige Kleidungsstücke und Wäsche in ein Bündel, kleidete den Kleinen unter verhaltenem Schluchzen noch einmal an und nahm das Zeitungsblatt an sich, das vorhin ihr Jntereste erregt hatte. Nachdem sie sich noch ein letztes Mal in dem kleinen Raume umgeschaut, in dem sie erst so glücklich gewesen und der in den letzten Monaten so viele bittre Thränen gesehen hatte, trat sie eilig über die Schwelle, als könne der Schläfer ihrem Vorhaben noch im letzten Augenblick entgegen treten und schritt rasch die Straße entlang, das Kind fest an sich drückend.
Sie hatte ihren Plan gefaßt. In der ersten Zeit
nach ihrer Verheirathung war sie mit Heinrich öfter in einer der weniger belebten Querstraßen an einem still daliegenden, großen, Küstern Hause vorbeigekommen, das mit den stets fest verschlossenen Thücen, seinen schmucklosen Fenstern, an denen man selten ein lebendes Wesen erblickte, fast unheimlich von dem ringsumher herrschenden, regen Leben abstach. Auf ihr Befragen hatte ihr Heinrich gesagt, daß das stille Haus eine Aufbewahrungsanstalt für arme, der Mutterliebe entbehrende Kinder sei, ein Findelhaus, wo die kleinen Weltbürger, die keine Heimath haben oder haben dürfen, weil ihr schuldloses Dasein von der Schuld Anderer Zeugniß ablegt, dennoch Liebe und sorgsame Pflege finden.
Damals hatte sie ihm schaudernd zugehört, ihr warmes Herz harte noch kein Verständniß dafür, was bittere Nothwendigkeir heißt; heut aber hatte sie daran zurückdenken müssen, daß man ihr mehrmals gesagt, die kleinen Kinder seien hier der besten Obhut anvertraut — es dünkte ihr das Beste, das Kind hier zu lassen, indeß sie selbst ihr Brod sich verdienen ging, um dem, der vor so kurzer Zeit erst gelobt hatte, sie als sein Theuerstes hoch und heilig zu halten — nicht zur Last zu fallen. — —
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
Von einem Lindenbaum beschattet Und Fliederhecken dicht umringt,
Steht eine Hütte, deren Mauern Ein dunkler Epheustamm umschlingt,
Die Schwalbe baut ihr Nest im Giebel,
Das Reh in ihrem Schatten lauscht —
Der Quell, der silbern sie umspület,
Vom Berge über Felsen rauscht.
Ein blauer, wolkenloser Himmel,
Er wölbt sich über Berg und Thal;
Die Sonn' erwacht im fernen Osten Und sendet glühend ihren Strahl.
Die Lerche schmettert frohe Lieder,
Der Kukuk schreit im Waldesgrün,
Jni hohen, thaugetränktcm Grase Die schönsten Frühlingsblumen blüh'n.
Vom nahen Dörflein eine Glocke Mit süßem Klange zu mir dringt,
Und diese wunderbaren Töne Das Echo doppelt wieder bringt.
Ich falte tiefbewegt die Hände Und blicke sehnend himmelwärts,
Der Tag des Herrn mit seinem Frieden,
Zieht leise ein in jedes Herz.
Und dieser Friede heilt die Wunde,
Die Gram und Sorge hinterläßt,
Und dieser Friede stillt die Thräne,
Die uns der Kummer hat erpreßt.
Und Trost, wie wir ihn nie empfunden,
Und Hoffnung — gleich dem Sonnenschein,
Der durch Gewitterwolken dringet,
Nimmt uns're ganze Seele ein.
Verklungen ist die Morgenglocke,
^ Beendet ist auch mein Gebet,
Nicht in des Tempel's mächt'gen Hallen,
Hab ich zu meinem Gott gefleht.
Nicht vor vergoldeten Altären Bin ich auf weichem Sammt gekniet,
Und kein Madonnenbild, umstrahlet Von Kerzen, auf mich niedersieht.
Nur eine Linde ist's, ein Flieder,
Die mir den Glauben angefacht;
Ein murmelnd Bächlein, eine Blüthe —
Sie zeigten mir des Schöpfers Macht.
Wenn, Wand'rer! dich am frühen Morgen Vorüberführet deine Bahn —
Ruh auf der Schwelle dieser Hütte,
Und thue, was ich heut gethan. St.
— „Bester Herr Pfarrer!" heuchelte ein bettelnder Gauner in einer kleinen Stadt, „iä> hätte so gern am letzten Sonntag Ihre Predigt gehört, die alle Herzen erweicht haben soll ; eine schmerzhafte Krankheit hielt mich jedoch auf dem Lager fest!" „Gerade die Predigt am letzten Sonntag hätte vorzüglich für Euch gepaßt, und ich habe mich eigentlich gewundert» Euch nicht unter den Zuhörern zu bemerken, da gerade die Kirche, wo ich gepredigt, Euch schon öfter gesehen hat!" „Wo war denn das, Herr Pfarrer?" fragte verwundert der Gauner. „Die Kirche im Zuchthause!"
— A-Meyer: „Gott, was machst de for ä Gesicht?" — B-Meyer: „Bin ich doch geworden ä Diplomat." — „Wie so?" — „Weil ich Hab' bekommen ein Diplom von der Biehausstellung für den fettsten Ochsen."
Frankfurter Gold-Cours vom 4. Juli 1878.
20-Frankenstücke..16 20 -24 <4
Englische Souvereigns.20 „ 28—33 „
Holländische fl. 10-Stücke.16 „ 65 „
Russische Imperiales.16 „ 65—70 „
Ducaten. S „ 52—57 „
Dollars in Gold. 4 „ 17-20
Auflösung des Palindrom in Nr. 78. Eber — Rede.