OesterreichUngarn.

Eine Badegeschichte. AusKarlSbad erzählt ein Correspondeni: Vor acht Tagen passirte hier solgenbe spaß- haste Geschichte:Ein einfacher Mann, der daS erstemal nach Karlsbad kommt, stellt sich nicht in die Reihe, sondern geht sofort mit dem Becher an den Brunnen. Ein reicher Geld­mann aus B. hatte nichts Eiligeres zu thun, als dem armen Teufel vor allen Anwesenden ein paar Ohrfeigen zu appliciren. Daraus großer Lärm und wird der Geldmann sür diese Selbsthülfe sofort auf das Stadthaus bestellt. Daselbst wird ihm bedeutet, er müsse binnen 24 Stunden die Stadt ver­lassen. Nach längerem Parlamentiren fragt man den Geohr- feigten, was er verlange, um sich befriedigt zu erklären. 106 Gulden und Promenade Arm in Arm an demselben Brunnen mit dem Gcldmann. Letzterer acceptirt, promenirt mit dem einfachen Mann und zahlt an denselben 100 Gulden, die Letzterer aber nicht behalten, sondern an die Stadlarmen­kasse geschenkt hat.

Italien.

Rom, 4. Juni. In der Deputirtenkammer theilte der Präsident mit, daß eine Anzahl Depulirter folgenden Antrag eingebracht habe: Die Kammer, ein- pört über das verabschcuungswürdige Attentat auf den deutschen Kaiser, gibt den Gefühlen des italienischen Volkes gegenüber der deutschen Nation Ausdruck, in­dem sie die lebhaftesten Wünsche für baldige Wieder­herstellung des Kaisers ausspricht.

Frankreich

Paris, 3. Juni. Ueberaus groß ist die Auf­regung und Entrüstung, die in Paris über das Attentat herrscht. Seit gestern Abend eilt alles, was in Paris Namen hat, auf die deutsche Gesandtschaft, um seine Theilnahme kund zu geben. Der Major Jouan vom 37. Linienregiment, in Garnison zu Neuchatean, wurde am 1. Juni von einer Person, die von Paris kam, ermordet. Der Offizier erhielt 5 Kugeln in den Kopf. Der Mörder wurde verhaftet.

Paris, 4. Juni. Die Sonntag früh erschienene erste Nummer desPore Duchesne" ist nachträglich mit Beschlag belegt worden. In dem Leitartikel, der offen die Revolution predigte, fand man folgende Stelle, welche wenige Stunden später in Berlin eine so trau­rige und blutige Illustration erhalten sollte:Als Re­publikaner Haffen wir mit unerbittlichem Hasse ohne Unterschied des Orts und der Zeit das Königthum, wie cs auch sonst beschaffen sein mag, ob gemäßigt ober nicht gemäßigt, ob unverfälscht oder verhüllt. . . . Der einzig rechtmäßige Krieg ist die Empörung des anerkannten Rechts gegen die triumphirende Gewalt. Ueber jeden Despoten ist gewissermaßen im Voraus der Stab gebrochen. (Fr. I.)

Paris. Gestern ist in der englischen Sektion der Ausstellung der verbrecherische Versuch gemacht worden, durch Einführung einer gewissen Menge von Pulver und eines starken Nagels in den Zapfen einer Maschine eine Explosion herbeizuführcn. Die Gefahr konnte glücklicherweise beseitigt werden.

DieDefense" macht denKulturkampf" für die Attentate auf das Leben des Souveräns verant­wortlich: Der Krieg gegen den Katholizismus hätte

allein die Gemüther bis zu diesem Grade verwildern können. Dieses Olga» deö Bischofs Dupanloup spricht auch die weise Vermmhung ans, daß in Folge des gestrigen Ereignisses der Kongreß nicht mehr zu Stande kommen werde.

Spanien.

Perpignan, 6. Juni. Ein Eijenbahnzug, welcher von Barcelona nach Frankreich ging, wurde in der Nähe der Station Moncada, unweit Barcelona, ausgcplündert.

England.

London, 6. Juni. DieTimes" dementirt aufs Nachdrücklichste, England und Rußland hätten ein Privatabkommen zum Nachtheile der Interessen Oesterreichs getroffen. England habe keinen Grund zu einem solchen Verfahren.Daily News" be­richtet aus Petersburg: In Folge des Bestrebnns der Türken, Feindseligkeiten zu provocire», sind Rußland und England übereingekommen, ihre Srteilkräsle nicht vor dem Congreß zurückzuziehen.

Ueber die abscheulichen sozialdemokratischen Exzesse, deren Schauplatz am vorigen Sonntag die deutsche Botschaft während des Empfangs einer Arbeiterdepu tation war, berichtet dasLondoner Journal":Vor dem Palais der deutschen Botschaft hatten sich die Kommunisten und Sozialdemokraten in Massen einge­funden und versuchten ein Meeting abzuhalten; da ihnen dies durch die Dazwischenkunst loyaler Arbeiter unmöglich gemacht wurde, setzten sie durch das Absingen der Marseillaise eine pöbelhafte Gegendemonstration in Szene, und als sie mit ihrem Gebrüll zu Ende waren, vertrieben sie sich ihre Zeit damit, die Anders­denkenden zu insultiren. Sie hatten sich in einzelne Rudel vertheilt und beschimpften Jeden, der ihnen in den Weg trat. Sie suchten sogar in die Botschaft einzudringen, aus der sie durch Polizisten entfernt wer­den mußten. Als die Deputation herauskam, wurde dieselbe von der schamlosen Horde beschimpft, und es wäre zu den schlimmsten Ruhestörungen gekommen, wenn nicht zahlreiche Polizei die Ordnung ausrecht er­hallen hätte. Trotzdem folgten die Sozialdemokraten einzelne» Mitgliedern der Deputation und insultirten sie in den Seitengassen in der unfläthigsten Weise. Eine Zeitlang richtete die Horde ihre Infamie gegen einen katholischen Pfarrer aus Deutschland, den Patriotis­mus getrieben hatte, die Szene mitanzusehen. Unter dieser Bande zeichnete sich ein Knirps aus Sachsen aus, der an der Spitze einer kleinen rochen Schaar schänd liche Flüche ausstieß, Jedermann begeiferte und zur Austheilung von Schlägen aufsorderte. Dieses freche Subjekt bedauerte, daß seine Partei nicht einige Fässer Petroleum mitgebracht habe!

Rußland.

Petersburg, 4. Juni. Anläßlich des Atten­tats auf den Kaiser Wilhelm hebt dasJournal de St. Petersbourg" hervor, die Irrlehren, aus denen

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

ruchlose Attentate hervorgehen und die Ruhe der Re­gierungen und Völker stören, seien internationalen Eharakters; es sei deshalb die Frage aufzuwerfen, ob nicht eine demnächst zusammentretende internationale Vereinigung der Regierungen auf Mittel bedacht sein solle, Europa vor dieser ansteckenden Krankheit zu schützen.

Afrika.

Alexandrien, 4 Juni. Von hier ist folgen - des Telegramm NamenS der deutschen Kolonie an Se. Maj. den Kaiser abgesandt: Schmerz und Erbitte­rung erfüllt die hiesigen Deutschen über die erneute Frevelthat gegen das geheiligte Leben des Kaisers. Wir Alle bitten flehentlichst Se. Majestät, seines Vol­kes willen auf die eigene Sicherheit Bedacht zu sein und die Brut zu ersticken, welche solche Ausgeburten hervorbringt. (N. T.)

-Vunoet uno Berreyr rc. Mittlere Fruchtpreise per Centnrr

Biberach

Kernen.

4 k

. 1l. 57.

Regzen.

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8 . 71.

Bopfingen .

. 11. 30.

7. 90.

Ebingen. .

. 12 . 10 .

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Hall . . .

. 11 . 81.

_ . _ .

Heidenheim.

. 12. 36.

9. SO.

Nagold . .

. 12 ..

10 . -.

Rottweil

. 12. 57.

Ulm . . :

. 11. 51.

8 . 45.

Leutkirch

. 11. 39.

8 . 84

Gerste. ^ -k 8 . 37 0. -

9. 50 10 . -

8 . 90

Haber.

et

6 . 92. k! 74^

7. 2(1 7. 54. 7. 20. 7. 18. 0. 90.

Stuttgart, 3. Juni. Die heutige Börse war'sehr schwach besucht und die Nachfrage nach Garnen nur ganz ge­ring. Die Spinnereien, veranlaßt durch die steigende Richtung der Rohrstoff-Märkte, haben durchweg ihre Notirungen er­höht; da aber die Webereien in den letzten Wochen mit Garnen auf einige Zeit noch zu billigen Preisen ihren Be­darf zu decken Gelegenheit gefunden haben, so kam ein größeres Geschäft nicht zu stände. Man verlangte für 36/42er Warp und Pincops 95 - 96 -t 20/20 dito 8283 pro Zollpfund netto, 20 er Mute 7881 -k, 20er Water 8485 4 > pro engt. Pfd. netto. Tücherpreise unverändert. Die nächste Industrie-Börse findet am Montag den 1 . Juli statt.

Laudenbach a. T., 3. Juni. In Weikersheim und hier lagert noch ziemlich viel vorjähriger Wein, den die Weingäclner in der Hoffnung, höhere Preise erzielen zu kön­nen, nicht absetzen wollten. De» Wein, für welchen im Herbst 75-80 pro Hektl. geboten wurde, könnte man jetzt um

1020 billiger haben, eS fehlt aber an Nachfrage.

An unfern Apfelbäumen richten nun auch die Raupen sehr viel Schaden an. (N. T.)

Tcttnang, 3. Juni. Leider ist die Witterung in diesem Monat bis jetzt ebenso schlecht, wie Ende vorigen Monats. Die naßkalte Witterung hat den Hopfen sehr ge­schadet, in manchen Gärten sind die Köpfe derselben ganz verwelkt, auch wird jedenfalls aus diese Witterung hin eine Menge Ungeziefer an die Hopfen kommen. Bei günstigerer Witterung würde die Heuernte schon weit vorgeschritten sein; an der Quantität ist dieses Jahr nichts auszusetzen, denn der Graswuchs ist ein sehr schöner. Der Obstansatz ist ein pracht- voller, namentlich an Apfelbäumen. _ <N. T.s

Homonyme.

Ec ist und bleibt ein ewig Gegenüber,

Zwei Gegensätze in der Wissenschaft;

Auch ist's ein Mann, doch ihm ist längst vorüber Die Zeit des Ruhmes und der eignen Kraft.

Revier Hofstett.

Aeeord über Floßbau- Arveiteu.

Am Freitag den 14. Juni, Vormittags 10 Uhr, wird auf der Rehmühle die Neuherstel­lung der Langelswasserstube veraccordirt.

Der Ueberschlag beträgt für Grab- und Planirungsarbeit 180 Maurer- und Steinhauerarbeit 2200 -/K

Zimmerarbeit. 1700 «/L

Schmidarbeit. 370

Hofstett, den 6. Juni 1878.

_ K. Revieramt.

« Es gieng

(verloren ?< auf dem Weg

I_^ von Ebers-

Hardt nach »A" Berneck eine silberne Ta- schenuhr verloren. Derred- liche Finder wolle dieselbe gegen ein gutes Trinkgeld abgeben bei Jakob Friedrich Broß, _ Maurer in Ebershardt.

Nagold.

Eine Partie weicher

per Pfund 30 verkauft

R. Gramer, junior.

Aufforderung.

Am 23. l. M. wurde in einer Dung­grube des in der Nähe des hiesigen Bahn­hofs gelegenen Gasthauseszum grünen Hof" die schon stark in Verwesung über­gegangene Leiche eines neugeborenen Kindes, weiblichen Geschlechts, gefunden.

Dieselbe war eingehüllt in ein weiß­leinenes, ziemlich großes Taschentuch, eine weiße, rothgestreifte Schürze von sog. Zeugte oder Schurz-Barchent, und in ein Stück eines Unterrockes von grau­braunem Baumwollbiber.

Diese Umhüllungen waren am Halse des Kindes stark zusammengeschnürt und mehrfach fest geknüpft.

Da das Kind nach dem Erfund der Leiche mehrere Tage gelebt hat u. nach den noch erkennbaren Eindrücken erdrossel! wurde, bevor es in das Abtriltrohr ge­langte, so liegt unzweifelhaft ein Mord vor.

Ich richte nun an Jedermann die drin­gende Aufforderung, mir unverweilt von Allem Mittheilung zu machen, was auf diese Sache auch nur entfernt Bezug haben kann; auch die scheinbar unbedeu­tendsten Dinge können zur Aufklärung des Verbrechens Anhaltspunkte bieten.

Demjenigen, der die Ermittelung des

Thäters oder der Thäterin ermöglicht, wird eine

Belohnung von 1VV Mark

zugesicherl, deren entsprechende Erhöhung ich im Falle besonderer Bemühungen zu erwirken suchen werde.

Indem ich noch besonders darauf auf­merksam mache, daß das bei der Leiche gefundene Taschentuch ein mit rothem türkischem Garne eingestickteS Zeichen > trägt (das Zeichen unter dem Strich kann ebensowohl den Buchstaben 4. als die Ziffer I. bedeuten und demnach der Name des ursprünglichen Eigenthümers mit 8t. oder 4. beginnen), bitte ich drin­gendst Jedermann, der solche Taschentü cher besitzt oder besaß, verlor, verschenkte, veräußerte, stickte rc. oder von dergleichen Kenntniß hat, um gefällige sofortige Nachricht.

Pforzheim, den 29. Mai 1878.

Hrchh. Amtsgericht.

Uibel.

S p i e l b e r g.

Gutgefcrtigte

Hopfendarren

mir gesägten oder gespaltenen Schienen sind stets vorräthig pr. Stück 1 -,/kl bei

Fr. Joos.

Prima Burgauer Stich- Torf

liefere ich vom l5. Juni an in Wag­gons von 200 Centner zu dem billigen Preise von 54 per Ctr. ab Burgau gegen baar. Fracht bis Nagold 38 ^ per Ctr. Baldige Aufträge erbittet sich O. HV. Heller in vttlrr.

In der G. W. Zaisrr'schen Buchhand­lung ist zu haben:

Das Zükunffsideal

des Ghristenthums.

Vortrag

von

Diakonus Kernmler in Kirchheir», gehalten im ober» Museum zu Stutt­gart

äen 10. März 1869.

Preis 65

Frucht-Preise.

Attenjtaig, den 5. Juni 1878-

^4» 4 k «I Neuer Dinkel ... 9 8 88 8 70

Haber. 8 20 8 14 8

Gerste.. 10 50 -

Mühlfrucht .... 10 50 10 60 -

Wicken..11-

Walzen.. 13 20 -

Verantwortlicher Redakteur: Sternwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung in Nagold.