große Einkäufe in Juwelen und prachtvollen Kleidern. Der Herr, ein kaum 20 Jahre aller junger Kaufmann, bezahlte Alles baar, nachdem er zuvor in einem hiesigen Bankhause ein halbes Dutzend Bankbillets -r 1000 Fr. hatte wechseln lassen. Die hiesige Fahndungspolizei, von Narbonne aus benachrichtigt, daß einem dortigen Bankhause 50,000 Fr. gestohlen worden seien, verhaftete eines schönen Abends den Herrn, einen gewissen Stephan Fache aus Lyon, samt derDame", welche er für die Tochter eines Wagenfabrikanten aus Schaffhausen (Schweiz) ansgegeben halte; sie ist, obgleich erst 19 Jahre alt, der Polizei gut bekannt, heißt Louise Acker­mann und ist aus Lorch gebürtig. Ihre Eltern sind in Schafshausen wohnhaft. Bei der Verhaftung '.fanden sich noch 5000 Fr. und 400 baar Geld, sowie für einige Tausend Juwelen und Kleider vor. Fache entkam am Samstag Abend dadurch, daß er vom Abritt aus durch das Fenster 3 Stockwerke hoch am Blitzab­leiter herabrutschte. Der Thästgkeit der Fahndnngs- Polizei gelang es jedoch, den Verbrecher gestern wieder zu verhaften.

Vom Lande, 8. Febr. In der Nr. 2 des Reg.-Bl. vom 30. v. M. enthaltenen Vollziehungs- Instruktion der K. Ministerien zum Lehrergesetze ist den Wünschen und Bitten der Schullehrer vollständig Rechnung getragen, so daß dieselben der K. Staats­regierung zu Dank verpflichtet sind. Die Alterszulagen werden nun auch monatlich, und zwar je 8 Tage vor dem Verfalllermin ausbezahit. Die in Geld verwan­delte Fruchtbesoldung wird ebenfalls monatlich, aber bloß nach dem Kompetcnzanschlage berechnet, der Mehr­betrag nach den betr. Schrannenpreisen ist sodann in den betr. Monaten nachzubezahlen Der sehnliche und gerechte Wunsch der Lehrer, ihnen die Besoldung tu das Haus zu liefern, ist ebenfalls erfüllt. Nach § 9 der Jnstr. soll der erstmalige Vollzug des Gesetzes so beschleunigt werden, daß schon für den Monat Febr. d. I. die gesetzliche Ausbezahlung erfolgen kann.

Mainz, 10. Febr. Ein heute früh gegen 7 Uhr in einer Schreinerwerkstätte ausgevrochenes Feuer ergriff, angefacht durch einen lebhaften Wind, unser städtisches St. Rochus-Spital. Die Kirche, deren Thurm, das eine der großen Flügel- und das Haupt- Gebäude sind theils zerstört, theils stark beschädigt; vier Häuser liegen großen Theils oder wenigstens in den oberen Stockwerken in Trümmern. Erschütternd waren die Scenen, welche man bei der Räumung der in den Sälen der oberen Stockwerke des Hospitals untergebrachten Kranken erlebte.

In dem baierischen Marktflecken Abbach befindet sich eine kranke, blödsinnige Schuhmachersfrau. Man war der Meinung, die Frau sei vom Teufel beiessen, und gegen den wollte man im Gnadenorte Metlenbuch Hilfe finden. Dorthin reiste man am 21. November. Die unglückliche Frau, welche sich geweigert hatte, den Gnadenort zu besuchen, wurde von den beiden Perso­nen, die sie begleiteten, ihrem Ehemann und einer Einwohnerin von Abbach und von dem am Wallfahrts­orte beschäftigten Taglöhner Gerstl mit Gewalt und unter schweren Mißhandlungen in die dort befindliche hölzerne Kapelle gebracht. Vor dem Altar sollte der Teufel aus der Frau ausgelriebcn und ihre Finger, welche in Folge mehrjähriger Krankheit krampfhaft eingezogen waren, ausgesireckt werden. Unter den gräßlichsten Schmerzen und Hilferufen wurden der Frau von dem Taglöhner Gerstl die Finger der linken Hand ausgestreckt, während der Ehemann die Gemarterte hielt. Die Finger sind allerdings gestreckt, aber gebrochen in den Gelenken. Da der Teufel noch nicht gewichen war, wurde die arme Frau an den Gnadenbrunnen geschleppt, und da sie sich weigerte, von dem schmutzigen Wasser zu trinken, wurde ihr durch den Taglöhner Gerstl mit einem Stücke Holz der Mund aufgebrochen und ihr von dem Wasser eingegossen. Ueber und über mit Blut bedeckt, wurde sie wiederholt i» die Kapelle geschleppt. Man wollte sie zwingen zu beten. Nach­dem sie dies zu thun sich geweigert, schlug und stieß man sie erneut, bis sic ein rettender Engel in Gestalt des Gemeindedieners von Metten ans den Krallen der Unmenschen befreite. Während des Vorfalles war eine große Menschenmenge anwesend und betete sür die vom Teufel Besessene. Die Unsuchung ist eingeleitet. Die Mißhandelte befindet sich in ärztlicher Pflege.

Darmstadt, 4. Febr. Die öffentliche Sicherheit läßt dermalen viel zu wünschen übrig. Die Lokalblätter wimmeln von Erzählungen über Verbrechen gegen Leben und Eig-nthum Am meisten Aufsehen erregt ein Ein­bruch mit Mord in Flonheim. 2 Männer von Uffhofen, Göttelmann und Müller, drangen Abends spät beim Kaufmann Seligmann Kapp ein und suchten ihn zu erwürgen. Der zu Hilfe eilenden Haushälterin wurde

die Kehle abgeschnitten, worauf die Thäter entflohen, kurz darauf jedoch trotz ihres heftigen Widerstandes zur Haft gebracht wurden.

Auf eine bis jetzt noch nicht vorgekommene Art hat sich ein Soldat dieser Tage in Dresden ums Leben gebracht. Er war in einen Luftheizungs- oder Feuerungskanal gekrochen, um sich auf diese Art zu tödten. Der Feuermann bemerkte jedoch die ungewöhn­liche Verstopfung und es gelang ihm, den Unglücklichen, der bereits bewußtlos, aber noch lebend war und dessen Stiefel und Kleidungsstücke bereits verkohlt waren, aus dem entsetzlichsten Aufenthaltsort herauszuziehen. Der Unglückliche ist aber nach Verlauf einer Stunde auf dem Transport nach dem Militär-Hospitale Iverstorben.

Berlin, 5. Febr. Vorgestern hielt die Fort­schrittspartei ein Bankett, das fast sämtliche Abgeordnete und mehrere hundert Wähler dieser Partei vereinigte. Aus der Rede des Vorsitzenden Birchow dürfte besonders die folgende Stelle von allgemeinerem Interesse sein: Was uns alle gleich nahe berührt, ist die Frage der Organisation des Reiches, welche die preußische Or­ganisation in Mitleidenschaft ziehen muß. Das ist die Seite, wo wir Fühlung mit dem Herrn v. Bismarck durchaus nicht gewinnen können, wo das Vertrauen nicht eher kommen kann, als bis wir wirkliche Thatsachen sehen. Herr v. Bismarck ist kein Organisator. Er hat kein Bedürfniß, bleibende Bildungen, wahrhafte Orga­nisationen zu schaffen. Das ist ein positiver Fehler des Staatsmannes, der alles auf sich und seine Person stellt, und keine Garantien für die bleibende Entwicklung unseres Volkes schafft. Deutschland muß, mit einem Wort, eine Organisation haben, vermöge deren es leben kann ohne Herrn v. Bismarck! (Lebhafter Beifall.) Könnte der letztere die Organisation schaffen, nun gut, so würden auch wir ihm folgen. Aber es ist eine Aufgabe. die nun einmal über die selbstherrisch ange­legte Natur dieses Mannes geht. Es ist ganz unmög­lich, daß er ein selbständiges Ministerium neben sich dulde. Was er will, ist keine Organisation, sondern das Gegentheil davon. Und dazu können wir die Hand nicht bieten. Daher haben wir nur die Wahl uns zu fügen oder Opposition zu machen. Die Zeit, im We sentlichen ,,Ja" sagen zu können, ist für uns noch nicht gekommen, jetzt sind wir in den Hauptsachen noch die Partei des ..Nein! '

Am 6 fand in Berlin eine sozialdemokratische Frauen- und Mädchenversammlung statt. Most forderte die Frauen »um Massenaustritt ans der Landeskirche auf. Die Vorsitzende, Frau Hahn, bemerkte', daß die Pfaffen" sich ungebührlich benommen hätten. Nur im Sozialismus sei Gerechtigkeit, Sittlichkeit und Menschenliebe enthalten. Eine Anzahl von Frauen und Mädchen erzählten, welche Erfahrungen sie mit den Geistlichen gemacht hätten. Frau Hahn erklärte unter stürmischem Jubel, alle Kirchen müßten in billige und gesunde Arbeiterwohnungen umgewandelt werden. Mis­sionsdirektor Wangemann hält für unbegreiflich, daß sich christliche Frauen gegen das Christenthum erheben. Most ertheilte den Missionären den Rath, ihre Predigten bei den Hottentotten anzubringen, kultivirte Menschen aber damit zu verschonen. Um halb 1 Uhr Nachts verließen die Versammelten das Lokal, unter Absingen der Arbeitermarseillaise. Aus der Most'schen Rede vom 5. ds. sei als Kuriosum noch erwähnt, daß er Robespicrre als einen Spießbürger bezeichnet;, derauf halbem Wege stehen geblieben" sei. (Schöne Zukunft.)

Berlin, 10. Febr. DasBerl. Tageblatt" meldet aus Rom, daß die nachgelassene Bulle des Papstes die Aufhebung des Vetorechtes Frankreichs, Spaniens und Oesterreichs enthält. Der Papst hat in seinem Testament 3 Millionen Rente seinem Nach­folger vermacht.

Berlin, 11. Febr. Russische Blätter erachten die Erregung Oesterreichs und Englands für vorüber­gehend, der Friede werde gesichert bleiben. Hier wird gehofft, die Begründung und Beantwortung der Orient- interpellalion des Reichstags werde aus Rußland mäßigend zurückwirken.

Berlin, 11. Febr. Laut einem imReichs- Anzeiger" pnblizirten kaiserlichen Gnadenerlaß vom 9. Feb. werden allen elsaß-lothringischen Militärpflichtigen, welche sich nicht gestellt oder sich der Wehrpflicht ent­zogen haben, die rechtskräftig erkannten, noch nicht vollstreckten Strafen unter Niederschlagung der Kosten erlassen, falls sich dieselben vor dem 1. Sept. 1878 behufs Erfüllung der Wehrpflicht stellen und, wenn die Behörde ihre Einstellung anordnet, in das Heer oder die Marine eintreten. Bei denjenigen, gegen welche ein rechtskräftiges Erkenntniß noch nicht erging, soll unter derselben Voraussetzung jene weitere Straf­verfolgung eingestellt werden.

Berlin, !1. Febr. Heute Mittag hielt General Ciaidini eine feierliche Audienz beim Hof, um dem Kaiser die Thronbesteigung seines Souveräns anzuzeigen, hierauf wurde derselbe auch von der Kaiserin empfangen. Um 4'/, Uhr wird das kronprinzliche Paar den General in besonderer Audienz empfangen. Um 5 Uhr findet Letzterem zu Ehren große Hos-Tafel statt, wozu mehrere fürstliche Personen, die Minister und das Reichstags- Präsidium Einladungen erhielten.

Berlin. Die Mittel und Wege, die ein hiesiges Blatt anwendet, um Abonnenten zu fangen, sind in der That so wunderbare, daß jenes Wort:Es ist schon alles dagewesen", vollständig zu Schanden wird. Das Blatt stellt nemlich den Familien von Abonnentenin Fällen schwerer Geburten" einen menschenfreunvlichen Arzt unentgeltlich zur Disposition! Mehr kann man doch wahrlich nicht verlangen.

Aus Braubach wird gemeldet:Ein hiesiger Metzzermeister hatte sich vor einigen Tagen einen Fuß wund gegangen. Außer der kleinen Unannehmlichkeit legte er dem Gegenstand kein weiteres Gewicht bei und ging Abends ruhig zu Bett. Während der Nacht stellten sich jedoch Schmerzen ein, und nicht allein der Fuß, sondern auch das ganze Bein schwoll an, so daß ärzt­liche Hilfe zugezogcn werden mußte. Der behandelnde Arzt constatirteBlutvergiftung", erzeugt durch das Tragen von mitAnilin" gefärbten Strümpfen. Durch öfteres Waschen der Strümpfe mag die Wirkung des Anilins etwas geschwächt gewesen sein, so daß der Mann gegenwärtig außer Gefahr sich befindet, der Fall dürfte aber geeignet sein, zur Vorsicht zu mahnen."

(Aus Furcht vor Strafe verhungert.) Am 13. Dez. verflossenen Jahres begab sich ein Be­wohner von Hechtsheim auf das Feld, um dort nach seinen aufgespeicherten Strohhaufen zu sehen. Als der Mann an einen der Haufen kam, gewahrte er, daß sich im Stroh ei» Soldat versteckt hatte. Auf die Frage, was er hier thun wolle, gab der Soldat zur Antwort: er halte sich hier verborgen, weil er einen Theil seines Gewehres verloren habe; man möge ihn nur ruhig liegen lassen, er würde zu seinem Regiment schon wieder zurückkchren. Der Landmann kümmerte sich um den Daiiegenden nicht weiter, sondern begab sich nach Hause. Als er jedoch kürzlich abermals nach seinen Strohhaufen sah, bemerkte er zu seinem großen Schrecken noch immer dieselbe Soldatengestall im Stroh liegen; er besah sich den Körper genauer und gewahrte, daß derselbe bereits vollständig in Verwesung übergegangen war. Das Gesicht und die Beine des Mannes waren sehr stark von den Mäusen zernagt. Es soll ein grauenhafter Anblick gewesen sein. Der Landmann machte alsbald von diesem unheimlichen Funde Anzeige. Der Soldat gehörte dem 118. Regiments an und ist der Sohn sehr braver Eltern aus Wörrstadt.

(Gepfählt und verbrannt.) Auf dem Wege zwischen Artschau und Praust wurde am 20. Januar nach einer Bekanntmachung der Staatsanwaltschaft in Danzig die Botenfrau Wittwe Rasch aus Praust be­raubt und ermordet, und zwar durch Messerstiche ver­letzt, dannbei lebendigem Leibe gepfählt und an den Kleidern in Brand gesetzt", so Laß sie eines qualvollen Todes gestorben ist. Als Thäter dieses grauenvollen Verbrechens werden 2 Personen bezeichnet, von denen sich die eine, der Arbeiter Karl August Klein, bereits in Haft befindet, während die andere, der 23jährige Arbeiter Julius Nagel aus Lissau, steckbrieflich ver­folgt wird.

Burg. In Biederitz hat sich kürzlich ein recht bedauerlicher Fall zugetragen. Ein 11 und 5 Jahre alter Knabe hatten als Zeitvertreib, wie der jüngere Knabe aussagte,Aufhängen" gespielt. Unglücklicher Weise ist der Stuhl, auf den der ältere Knabe gestie­gen war, umgefallen und so aus dem Scherz leider bitterer Ernst geworden.

OesterreichUngarn.

Wien, 8. Febr. Eine Anzahl hocharistokratischer Damen, an ihrer Spitze die Fürstin Metternich, die in letzterer Zeit sehr sromm geworden ist, hat beschlossen, während der Dauer eines halben Jahres um Pius IX. Trauer zu tragen. Sämtliche katholischen Kirchen der Residenz wurden heute mit Trauerdekorationen ausgestatlet, welche erst nach der Beisetzung des Papstes wieder entfernt werden.

Wien, 9. Febr. DiePolit. Korr." erfährt, daß im Palais Dolmabagdsche Vorbereitungen sür eine in Tschataldja geplante Zusammenkunft des Sultans mit dem Großfürsten Nikolaus getroffen werden. Einer Meldung derPolit. Korr." aus Rom zufolge sind alle Entschließungen betreffs des Konklaves vom heiligen Kollegium bis zNr Ankunft der ausländischen