Kardinale vertagt. Die Botschafter der katholischen Mächte, welchen das Vetorecht zusteht, konferirten gestern bei dem österreichischen Boifchaftcr Grafen Paar.

Wien, 11. Febr. Oesterreich suchte bei der Pforte um einen Ferman für seine Kriegsschiffe zur Einfahrt in die Dardanellen nach. Das Geschwader ist jedoch noch nicht beordert abzugehen, auch von andern Mächten soll ein gleicher Schritt gethan sein.

Eine überraschende Wirkung hat der Tod Pius IX. in Wien gehabt. Alles stürmt in die Lotterie- Anstalten, um die Papstnummern zu besetzen. Das sind folgende: 4 (Stunde des Todes), 9 (Pius IX ), 7 (Tag des Todes), 58 (Papst), 86 (Alter des Pastes). O, diese Welt! .

Pest, 9. Febr.Hon" meldet: Alle Vorberei­tungen zur Mobilisirung sind getroffen. In militärischen Kreisen leugnet man allerdings, daß in letzter Zeit solche Maßregeln getroffen worden wären; es seien einige Vorsichtsmaßregeln getroffen, aber das könne unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht überraschen. In einer hiesigen Militär-Schuhfabrik sind 500,000 Paar Militärschuhe bestellt worden. (Also Arbeit sür Gerber und Schuhmacher.)

Italien.

Rom, 9. Febr. Aus Caprera wird soeben ge­meldet, daß Garibaldi ernstlich erkrankt ist. Sein Sohn Menoui ist telegraphisch nach Hause berufen worden und bereits abgereist.

Rom, 9. Febr. Es gilt nunmehr als öffent­liches Geheimniß, daß der Gesundheitszustand König Humbert's I. von den Aerzten als ein Besorgniß erregender festgestellt worden ist. Der König soll namentlich in der jüngsten Zeit sehr starkes Bluterbre­chen gehabt haben.

Rom, 10. Febr. Die Regierung traf anläßlich des Konklaves alle Maßregeln zur Aufrechthaltung der Ordnung, die übrigens wahrscheinlich gar nicht gestört werden dürfte. Die Regierung hat dessen ungeachtet die Garnison von Nom verstärkt. Die bei dem Vatikan beglaubigten Vertreter Frankreichs, Oesterreichs, Por­tugals und Spaniens haben häufige Konferenzen. Heule früh wurde der Leichnam des Papstes öffentlich ausgestellt. Der Besuch ist ein ungeheurer. Die Nobelgarden versehen den Dienst. DemPopolo ro- mano" zufolge wurde der Beschluß, das Konklave in Rom abzuhalten, mit großer Majorität gefaßt. Nur 11 Stimmen waren dagegen. Nach den neuesten De­peschen befindet sich Garibaldi, der in der letzten Zeit erkrankt war, besser.

R o m, 11. Febr. Die neuesten Nachrichten über die Beschlußfassung hinsichtlich des Conclaves wider­sprechen sich. DemDiritto" zufolge bestätigt sich die Nachricht von dem Beschluß, daß das Conclave in Rom gehalten werde, nicht.Italic" glaubt, daß die Frage über den Ort des Conclave heute endgültig entschieden werde.Liberia" zufolge sind die Cardinäle vorgestern übereingekommen, keinen endgültigen Beschluß vor Ankunft der fremden Cardinäle zu fassen; dieselben hätten jedoch mit Stimmenmehrheit beschlossen, daß das Conclave keinenfalls auf einem Gebiete stattzufinden habe, welches unter protestantischer Oberhoheit steht.

Aus Florenz wird berichtet, daß nach dem Requiem für Viktor Emanuel, als die Arbeitervereine heimkehrten, Ruhestörungen statlfanden, wobei ein In­

dividuum eine Orsinibombe in die Massen warf, wodurch 5 Personen verwundet wurden. Das Individuum wurde verhaftet. Die Menge wollte dasselbe massakriren.

Des Papstes Leiche ist seit heute jin der rechten Seitenkapelle von St. Peter ausgestellt, auf einfachem, rothgedecktem Lager hinter geschlossenem starkem Gitter, auf schiefer Ebene, weithin sichtbar. Die Hände um­hüllen rothe goldgestickte Handschuhe; die goldene Mitra bedeckt den Kopf, die Füße in neuen rothen Pantoffeln steckend, sind dem Gitter genähert, damit die Gläubigen sie küssen können. Das Gesicht ist wachsgelb, es be­wahrt den bekannten Ausdruck freundlicher Bonhomie, sieht aber unnatürlich gespannt und glänzend aus, nicht wie eine Leiche, sondern wie ein chemisches Präparat. Der Zudrang ist sehr groß; Unglücksfälle find weiter noch nicht geschehen, als einige Beinbrüche, Quetschungen und Taschendiebstähle. Die ganze Einrichtung ist würdig. Die Jesuiten sollen ihr ganzes Vermögen in Chili, Peru und Mexiko im Betrage von 60 Millionen Duros flüssig gemacht haben. Pius IX. hinterließ 300,000 Lire für die Armen Roms und sicherte seinem Nach folger eine Rente von 3'/- Millionen, durch welche derselbe der Nothwendigkeit, die italienische Dotation anzunehmen, überhoben wird. Desgleichen sind die nölhigen Fonds sür Nuncien und Jnlernuncien besorgt, und für alle ehemaligen Beamten und Militärs aus Lebenszeit gesorgt. Das Gerücht, Pius habe eine Bulle oder gar ein Breve hinterlassen, worin das Vero aufgehoben werde, ist falsch. Man spricht schon davon, daß der neuerwählte Papst Rom verlassen werde, und zwar unter Zustimmung des Cardinal-Collegs.

König Humbert meldete, wie dasBerliner Tag­blatt" erfährt, dem Vatican, daß er und der ganze Hof nebst den Ministern der Leichenfeier für den Papst beiwohnen werde, falls in der Pererskirche dafür be­sondere Plätze reservirt würden. Ebenso soll König Humbert einen Theil italienischer Truppen zur Ehren­eskorte bei dem Begräbnis) angeboren haben.

Rußland.

Petersburg, 12. Febr. Fürst Gortschakoff sandte den russischen Botschaftern in Berlin, Wien, London, Paris und Rom unterm 10. Febr. folgendes Telegramm zu: England beschloß auf die Berichte seines Botschafters in Konstantinopel, den früher erhaltenen Ferman benutzend, einen Theil seiner Flotte vor Kon­stantinopel zu dirigiren, um das Leben und die Sicher­heit englischer Unterlhanen zu schützen. Andere Mächte ergriffen dieselbe Maßregel mit Rücksicht auf ihre dortigen Unterthanen. Die Gesamtheit dieser Umstände zwingt uns, unsererseits auf Mittel bedacht zu sein, um die Christen zu schützen, deren Leben bedroht sein könnte. Um dieses Resultat zu erreichen, beabsichtigen wir, einen Theil der Truppen in Konstantinopel ein­rücken zu lassen. DieAgence Russe" fügt hinzu: Dem Großfürsten seien bereits bezügliche Befehle zu- gegagnen. (St.-A.)

Ein Petersburger Bericht derPolitischen Kor­respondenz" spricht sich höchst pessimistisch über die Konferenz aus. Rußland werde sich keine Vortheile entziehen lassen. Sicher ist, daß Rußland dem Kon­greß noch nicht einmal zugestimml hat. Wahrscheinlich macht es Vorbehalte bezüglich der Gegenstände, welche darauf verhandelt werden dürfen, und welche nicht. Auf die Basis des Pariser Friedens wird es sich von

vornherein keineswegs stellen. Unter diesen Umständen verspricht der Kongreß wenig Resultate.

Türkei.

Konstantinopel, 9. Febr. Im türkischen Parlament brachte der griechische Patriarch heftige Kla­gen vor über die Metzeleien, welche in 13 Dörfern nahe Konstantinopel von Tscherkcssen verübt worden seien.

England.

London, 11. Febr. DerDaily Telegraph" bringt in einer Extra-Ausgabe ein Telegramm aus Pera, 10. ds., wonach Seitens der Pforte die Aufstellung des Fermans, welcher der britischen Flotte gestatten sollte, nach Konstantinopel zu segeln, verweigert sei, weil, wenn diese Erlaubniß ertheilt werden sollte, die russischen Truppen Konstantinopel besetzen würden. Anderweitige Nachrichten hierüber liegen noch nicht vor.

Der Umschlag in der Stimmung des englischen Volkes hält an. Die Sprache der Minister ist zwar fortwährend eine friedliche ; auch Rußland spricht sich Angesichts der Einfahrt der englischen Flotte in die Dardanellen sehr gemäßigt aus; es läßt seine Haltung von derjenigen Englands abhängig sein. Beaconssield- Disraeli hat jetzt nun einmal sein Geld in der Tasche und zugleich seine Flotte im Marmarameer. Es kommt gewappnet und gerüstet auf die Konferenz, welche in letzter Zeit durch die Fülle von Thaten und Thatsachen fast erstickt wird. Herr Gladstone hat den guten Einfall gehabt, Lord Derby zum Wächter Oestreichs auf der Konferenz zu bestellen. Oestreich bewacht Rußland, England Oestreich, Frankreich England rc. durch ganz Europa, und das ist der Sinn der Konferenz! Dieser Tage lobte ein russisches Blatt die russische Regierung darum, daß sie nicht alle Truppen in die Türkei ge­sandt, sondern 200,000 Mann gegen Oestreich ausge­stellt habe. Wieder eine Wache! Ganz Europa steht auf Posten. Aber der letzte Brennpunkt, Konstantinopel, ist in den Händen Rußlands und Englands. Es ist heute noch unmöglich zu bestimmen, ob das Eintreten Englands die Lage verwickelt oder sie vereinfacht hat. Inzwischen spricht man von einem Schutz- und Trutz- bündniß zwischen Rußland und der Türkei!

Handel und Verkehr rc.

Stuttgart, 11. Febr. sLandesproduktenbörie.) An unseren inländischen Märkten war der Verkehr bei festen Preisen lebhafter und ebenso fanden an heutiger Börse etwas belangreichere Umsätze statt. Wir notiren: Weizen, daher. 24 51.- 24 »I. 4» kk., dto. ungar. 24 Sk. 50 80 kk., dto. bessarab. 24 51. 60 kt.25 51. Kernen 24 51.24 51. 80 kk. Dinkel 16 51. Haber 14 51. Meblpreise pro 100 Kiogramm inkl. Sack. Nr 1: 37- 38 51.: Nr. 2: 33-34 51.; Nr. 3: 29-30 51.: Nr. 4: 25 51. 50 kk.- 26 51. 50 kk.

Heilbronn. Die diesjährige Gerbrindeversteigerung findet am Mittwoch den 13. Februar, von Vormittags 10 Uhr an im Gasthause zur Rose statt. Das Gewerbeblatt Nr. 6 enthält das Verzeichniß der zum Verkauf kommenden Partien.

Vom Oberlande, 8. Febr. (N. T.1 In Folge des Rückgangs der Milchpreise sind auch die Butter- und Schmalz-Preise nicht unbedeutend gefallen, und ist somit einige Erleichterung sür die Konsumenten eingetreten. DaS Kilo Butter kaufte man am vorigen Markte um 1 90 -4,

somit Abschlag ca. 1520 Rindschmalz 2 Abschlag ca 3040 -4. Auch die Mehlpreise gingen um ca. 4050 -4 pr. Ctr. zurück. Die Fleischpreise behalten ihre gleiche Höhe.

G a u g e n w a l d,

Oberamts Nagold.

LiegenschafLs - Herkauf.

Aus der Verlassen. schaftsmasse des verst.

Michael Waidelich,

Gassenwirths von hier, kommt dessen Liegenschaft am

Donnerstag den 21. Febr., Morgens 9 Uhr,

auf dem Rathszimmer zum Verkauf, und zwar:

Gebäude:

Nr. 11a. 1 a 48 m ein zweistöckiges Wohnhaus mit Branntwein­brennereieinrichtung, Scheuer und Schopf unter einem Dach, Br.-V.-Anschlag 2020 -6 waisengerichtl. Anschlag 1800 2 a 47 in eine Kellerhütte u. Schopf unter einem Dach, Br.-B.-Anschlag 260 waisengerichtl. Anschlag 200

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Parz.-Nr. 8. 42 a 64 m Garten beim Haus neben sich selbst und Johs. Lang,

waisengerichtl. Anschlag 800 Parz.-Nr. 6. 38 a 17 in Acker neben Johann Georg Kübler und Johannes Lang, waisengerichtl. Anschlag 500 Parz.-Nr. 97. 1 ka 15 a Baumacker

neben M. Dürr und Jakob Schöltle,

waisengerichtl. Anschlag 1200 -ck Parz.-Nr. 100. 1 da 9 a 42 w Acker neben Johannes Lang und Johannes Wahl, waisengerichtl. Anschlag 900 Parz.-Nr. 102. 66 a 49 m Acker neben Johannes Wahl und Mich. Seeger,

waisengerichtl. Anschlag 500 -tk Parz.-Nr. 8. 16 a 87 m Wiese beim Haus neben sich selbst und der Gemeindegasse, waisengerichtl. Anschlag 400 -/K

Parz. Nr. 9. 4 a 33 m Wiese beim Haus und Joh. Gg. Kübler, waisengerichtl. Anschlag 100 Parz.-Nr. 105. 31 a 6 in Waldung neben Michael Gabel und Jakob Herdter, beide von Martinsmoos,

waisengerichtl. Anschlag 160 «ck Parz.-Nr. 154. 56 a 26 m neben Joh.

Georg Wolf und Johannes Lang,

waisengerichtl. Anschlag 300 Parz.-Nr. 178. 55 a 75 m neben Mich.

Schaible und Johs Zieflc, waisengerichtl. Anschlag 400 Parz »Nr. 188. 31 » 82 m neben Ge meindepfl. Dürr und Peter Landherr,

waisengerichtl. Anschlag 350 e/t Markung Warth, Wiesen: Parz.-Nr- 614. 23 a 13 m im See­weiher neben Johann Georg Hartmann u. Adlerwirth Lutz, waisengerichtl. Anschlag 120

Parz.-Nr. 625. 25 a 80 m im See­weiher neben Johs. Groß­mann und Bernhard Weeber, Wässerungs-Recht und Last« Ueberfahrtsrecht und Last, waisengerichtl. Anschlag 600 Parz. Nr. 662. 17 a 01 m im vorder» Lehen neben Friedrich Groß­hanns und Michael Stoll, Wässerungs-Recht und Last- Ueberfahrtsrecht und Last, waisengerichtl. Anschlag 420 sM Anbot im Ganzen 6000 Hiezu sind Liebhaber mit dem Bemerken eingeladen, daß bei annehmbarem Offert sogleich zugesagt wird.

Aus Auftrag:

_ «Schultheiß Rupps.

Der Mas für württemb.

Volksschulen

ist in neuem Abdruck a 35 L zu haben in der

G. W. Zaiser'schen Buchhdlg.