sollende T epi sche: „Dns hiesige Kabinci ist im Besitze des offiziellen Textes der russischen Bedingungen. Trotz der freundschaftlichen Stimmung, mit welcher Andrassy dieselben pruste, war cs ihm unmöglich, von dem ersten Eindruck, den dieselben machten, zurückznkomme». Der östreichische Protest wird auf die Neutralität der Donau, die durch den Besitz von Küia durch die Russen und von der Dobrudscha durch die Rumänen bedroht ist, zurückgrciien. Ans guter Quelle erfahre ich, daß ein geheimer Vertrag Rußland gestattet, Konstaniinopel zu berühren und Truppen durch Stambul und den alten Palast nach der Landspitze des Serails rücken zu lassen, um sich dort einzuschiffen; russische Vorposten wären nur nur noch 24 Stunden von Konstantiuopel entfernt
In wahrhaft furchtbarer Weise wüthet die Diph- therilis in dem ungarischen Dorse K. Jenes. Die vermögüche Gemeinde zählt 75l magyarische Einwohner, von diesen sind 152 Kinder durch ole Diphihentis ivcggerafft worden. Ein Kind ist in dem Druse kaum noch zu erblicken. Einige Jahre hindurch wird es in der Gemeinde kaum schulpflichtige Kinder geben.
Aus Graz, 22. Jan., schreibt man der „Wien. Pc.": „Die ganze obere Steiermark leidet au den Folgen des Witterungs-Wechsels, welcher plötzlich ungeheure Schneemaffeu iuS Land warf, nachdem die Kälte sich gebrochen. Es schneite in vielen Gegenden Tag und Nacht so ununterbrochen, daß schließlich Finsterniß auch am Tage eintrat und der Schnee 3—4 Meter hoch alles einhüllte. Dazu erhob sich in einige» Ge genden ein gerade in unseren Bergen so seltener Sturm und verschüttete die Stege, hüllte ganze Wirthschafts- Eomplrxe in breite Schneewogen und warf noch zu ollem Ueberfluß die Dächer von den Häusern. Wie es unter solchen Umständen mit den Eommunicationen steht, läßt sich denken. Die Leute bahnen sich, bis über die Brust im Schnee watend, mühsam den Weg zu einander. Schule kann in vielen Gegenden nicht gehalten werden. Auch mit dem Kirchenbesuche hat es vorläufig ein Ende. Einzelne Menschen sind bereits im Schnee verunglückt, während mau das Gleiche von Anderen vermnthet, die eben gegangen und noch nicht gekommen sind. Lawinen gehen nieder, noch mehr Niedergänge fürchtet man, wenn plötzlich Thauwctler cinlreten sollte. Durch den Niedergang von Lawinen hat man auch schon mehrere Menschenleben zu beklagen.
Die „Presse" berichtet Folgendes: Bei Szanto' im Zempliner Comitat wurde zu Ansang dieses Monats der Postwagen, der eine Sendung von 14,000 Gulden führte, ausgeraubt; der Kutscher wurde gctödtet. Die Untersuchung ergab nach dem „Hon," daß der Sladt- richtcr und der Stadthauptmann von Szanto Theilnehmer am Raube waren. (Muß auch eine recht interessante Gegend sein.)
Italien.
Aus Nom wird berichtet: Der König übernahm die Schulden seines Vaters unter Ablehnung eines Zuschusses vom Parlament; er hat in Folge dessen die größte Sparsamkeit in der Hofhaltung anbefohlen.
In Nom liegt der bekannte Astronom und Jesuitenpater Secchi im Sterben.
Zwischen dem Vatican und Rußland ist der Bruch jetzt ein vollständiger. Fürst Gortschakosf verweigerte den Empfang eines päpstlichen Cirkulars, in welchem Cardinal Simeoni über den Thronwechsel in Italien spricht. Es ist in Folge dessen eine antirussische En- cyclika bevorstehend.
Schweiz.
In Hofstetten (Solothurn) ist in einer der letzten Nächte ein Bubenstück vorgekommen, das seiner Rohheit wegen seinesgleichen sucht. Einer armen Frau wurde der Stall ausgebrochen, ihre einzige Ziege gewaltsam herausgeriffen und derselben beide Augen ausgestochen. Das arme Thier ist den erhaltenen Mißhandlungen unterlegen und wurde am Morgen von der armen Frau todt am Boden liegend aufgesunden. Die Untersuchung ist im Gange.
(Eine Riesen tan ne.) Dieser Tage wurde eine an Stauffen bei Heimenschwand gewachsene, ganz ungewöhnlich mächtige Tanne verkauft. Die sog. Flecke, an der circa 5 Klafter Spähne abgezimmert wurden, macht 329 sranzös. Kubikfuß. Der Dolden mißt beim Abschnitt der Flecke noch über 3 Fuß im Durchmesser. Die ganze Tanne halte ungefähr 25 Klafter Holz gegeben; dieselbe ist zwischen 190—200 Jahre alt.
Belgien.
Brüssel, 29. Jan. Eine Wiener Depesche der „Jndep. beige" besagt, cs bestehe Uebereinstimmung in Europa über Nichtintervention, dagegen sei man bereits über das Zusammentreten eines CongresseS in Berlin übereingekommen. ; (Fr. I.)
England.
London, 30. Jan. In Parlaments-Kreisen glaubt man, daß die Regierung bei der Abstimmung über die Kredit-Forderung eine Majorität von 100 Stimmen für sich haben werde. (Fr. I.)
Ein Memorandum Dcrby's au Schuwaloff vom 13. d. hebt hervor, daß die Vermeidung einer auch nur temporäre» Besetzung von Konstantiuopcl wünschens werlh sei, und drückte die Hoffnung aus, Rußland werde, um jede Störung der guten Beziehungen zu vermeiden, keinen Versuch machen, Konstaniinopel und die DardaueUenstraße zu besetzen; andernfalls behalte sich England alle zum Schutz seiner Interessen nöthigen Schritte vor. Gortschakosf antwortete hieraus, der Kaiser intendirc jetzt so wenig wie vor dem Kriege (die Besitzergreifung Konstanlinopels. Der Kaiser behalte sich aber volle Aclionsfreiheit vor, die das Recht eines jeden Kriegführenden sei.
Eine sensationelle Nachricht wird der „Times" aus Calcnlta telegraphirt, nemlich daß der Herrscher von Afghanistan gar kein Hehl daraus macht, er sei ein Feind Englands, und baß er bereits im vorigen Jahre den Krieg gegen England begonnen hätte, wenn ihn nicht die Festigkeit der Regierung in Calcnlta zu rückgehalten hätte. Bisher hielt man Afghanistan für eine Schutzmauer gegen Rußland, allein die Jnlriguen der zanschen Regierung werden bald Rußland an die Grenze von Indien gebracht haben.
Rußland.
Petersburg, 29. Jan. Der „Jnval." veröffentlicht ein Handschreiben des Kaisers an den Großfürsten Nikolaus, womit letzterem in Anerkennung des Uebergangs der Armee über den Balkan ein goldener, mit Diamanten geschmückter Säbel verliehen wird.
Pe l ersb ur g, 31. Jan. (Offiziell.) Adrianopel, 26. Jan. Der Großfürst Nikolaus traf Herne in Avrianopel per Eisenbahn aus Hermanli ein. Er hat sie Garde-Infanteristen in sehr gutem Zustande gefunden. Die Gardisten empfingen de» Großfürsten ent yusiastisch. Bei dem Einzug in Adrianopel kamen ihm DeputcAionen der Geistlichkeit der Bulgaren, der Griechen, der Armenier und der Jude» mit Fahnen und nntec Kirchengesang entgegen.
Türkei.
K o n st antin o p e l, 30. Jan. Die Pforte hat den Großmächten nachgciviesen, Rußland verzögere den Frieden. Darob sei die Aufregung wachsend und ein Maffacres zu befürchten. Der Sultan beabsichtigt, England um abermalige Absendung der britischen Flotte nach Konstantiuopel zu ersuchen. (Fr. I.)
Handel und Verkehr rc.
Biberach, 29. Jan. (L-ehr hohe Viehpreise.) Kürzlich wurden von dem Hofgutspächler und dem Ziegelei- gulspächler in Heggbach eine größere Anzahl von Kühen verlaust und dabei unerhört hohe Preise erzielt. Es wurden aus einem Stücke nicht weniger als 210—400 LI. und darüber erlöst. Diese Kühe waren sreitich von achter Schwei- zerrace. Uebrigens stehen auch die gewöhnlichen Viehsorten fortan in hohen Preisen und wenn die Händler auf dieselben je nicht eingehen wollen, so behalten die Bauern ihr Vieh eben wieder. An ein besonders erhebliches Sinken der Bieh- preise darf man vorderhand nicht denken. (Äk. Z.)
Münsingen, 30. Jan. Bei einem letzten Freitag stattgehabten Holzverkauf waren die Preise sehr mäßig. 6 Pieter buchene Scheiter 4ö—48 Eben so viel schöne Prügel 36—40 ^ Die Preise werden, wie man allgemein hört, kaum höher gehen, da die Händler bei den großen Vorräthen an altem Holz, die sie noch haben, sehr zurückhalten
Die Preise der mittleren und geringen Hopsen sind auf dem gestrigen (24.) Nürnberger Markt um einige Mark gefallen und gelten geringere Hallertauer 42-50 mittlere 55—70 während seine Waare immer noch zu 90 bis 120 Spalter sogar zu 120-140 ^t angebracht wurden. — Die Borräthe sind in Württemberg zum größten Theil verkausl. In Tettnang und Bezirk lagern noch einige hundert Centner, in Ravensburg ungefähr 100; Tübingen hat ganz geräumt; die Horder haben noch ziemlich Waare und haben dieser Tage zu 100 verkauft.
Nürnberg, 29. Jan. (Hopfen.) Das gestrige Geschäft verkehrte in gleich ruhigem Tone. Die Bedarssfrage erstreckte sich aus gute Qualitäten, welche in lichten blanken Sorten gänzlich mangeln. Von dem 300 Ballen beziffernden Umsatz sind 22 Ballen gute Hallertauer zu 75 LI, desgl. geringe zu 55—60 bi., Württemberger 57—80 LI., 15 Ballen Württemberger Ausstich zu 100 LI., Elsässer 58—68 LI.
Antwerpen, 29. Jan. Getreide geschäftslos, Preise behauptet. — Wolle. In gestriger zahlreich besuchter Auction wurden von 2262 B- meist Buenos-Ayres-Wolle 1257 B. zu gegen die Vorwoche unveränderten Preisen verkauft. Aus gute Ware wird stark geboten und sie gelangen auch in der Reget sämtlich zum Verkauf.
Frankfurt. 30. Jan. Der heutige Heu- und Stroh- Markt war gut befahren. Heu kostete je nach Qualität per Centner 2 LI. 50 kk.-3 LI 50 kk-, Stroh per Ctr. 2 LI. bis 2 LI. 60 kk. Butter im Detail 1. Qual. 1 LI. 10 kk., 2. Qual. 95 kk.—1 LI. Eier bas Hundert 7 LI.—8 LI. 50 kk. Kartoffeln per 100 Kilogr. 6 LI. 50 kk.—7 LI. 50 kk.
Nerloosung des Lahrer Hinkenden Boten. Nr. 132087 300 »I., Nr. 210232 180 LI., Nr. 4953 ISO LI.,
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Tabaksteuer. Der Bundesratbsausschuß für Zoll- und Steuerwesen bat vor wenigen Tagen, betr. den Entwurf wegen Erhöhung der Tabaksteuer, eine mehrstündige Bera- thung gepflogen, in welcher die Frage der Tabaksteuer im Allgemeinen, sowie die verschiedenen, in den Motiven der Vorlage charakterisirien Besteuerungssysteme des Tabaks in anderen Ländern den GegenNand eingehender Erörterung bildeten. Dabei solle» Würt! embcr g, Sachsen und Hoffen eine Geneigtheit für das Ta b a ks m o n o p o > zu erkennen gegeben haben. Die Annahme des Entwurfs, und zwar ohne erhebliche Veränderungen, wird, nächster noch nicht beendigten Beratbung über die einzelnen Paragraphen des Gesetzes, für gesichert gehalten.
Es ist eine alte Geschichte.
Novelle von W. v. Slrachwitz.
„Nu, Anuchen, sitzen ja gar betrübt da. Wo druckt denn der Schuh? Am Herzen? Nu, uu, werden Sie nur nicht roih. Mit einem so hübschen, ausgewachsenen Mädchen kann man schon ein Wörtchen reden. Nu stecken S>e mir aber gleich ein anderes Gesicht auf, ich bringe Ihnen, was Sie bald kuriren wird — da, vom Schatz, nicht wahr?"
Anna, des Postwagenmeisiers Koch ältestes Töchterlein, er.öthet noch einmal, dann wirft sie ihre Näharbeit bei Scüe und fliegt zur Thür, um dcm alten Postboten den Brief obzunehmen, den ihr dieser mit gntmülhigem Lächeln entgegenhält. „Nn, Hab' ich recht?" schmunzelt er, „ans Liegnitz, vom Herrn Wohl- gemnih; ich alter Praktikus werde doch wohl die Handschrift kennen, die ich viel tausendmal gesehen, als er noch bei uns am Schalter saß 'n schmucker Mensch; recht schade, daß sie ihn nicht hier gelassen haben, und wie lange wird es dauern, so holt er uns unsre Anna auch noch weg Wann ist denn die Hochzeit?"
Erglühend verbirgt Anna den Brief unter der Schürze und flüchtet damit scheu in die Küche.
Der Alle sieht ihr lächelnd nach. „Ein Pracht- mädel! Man möchte den Wagenmeister um die Tochter und den Herrn Wohlgemutst um den Schatz beneiden," murmelle er vor sich hi» und setzt sich in den gewohnten Trab.
Der Postwogenmeister Koch hat eine Wohnung im Postgebäude inne; ihm liegen zugleich die Funktionen eines Beschließers und Heizers ob, er ist der Oekonom der Passagiei sinke, und die jungen, unverheirochelen Postbeamten pflegen ihre Beköstigung von ihm zu beziehen Anna führt ihm, da er verwillwet, mit Hilfe ihrer jüngeren Schwester die Wirthschast; sie bringt den jungen Leuten, wenn diese zur Speisezeit gerade dienstlich beschäftigt, den Kaffee, das Mittag- oder Abendbrod in die Bureaus und kommt auch sonst häufig in die Diensträume. Und wenn es geschieht, ist es, als fiele ein Sonnenstrahl hinein und streifte die Gesichter drinnen, daß selbst das grämlichste fröhlicher schaut.
Seit vierzehn Tagen aber ist sie nicht mehr das muntere Ding wie sonst, so lange ist es auch gerade her, daß der Heinrich Wohlgemutst nach Liegnitz versetzt wurde. Ein schmucker Bursche, wie schon der alle Briefträger sagte. Das mußte einmal ein hübsches Paar geben und die Anna würde künftig der „Frau Postsekretair" keine Schande machen, denn sie war nicht nur ein bitdsauberes, sondern auch ein verständiges, gebildetes Mädchen. —
Mit fliegender Hast hat Anna den Umschlag des Briefes gelöst — es ist der erste Liebesbote. Ihre Augen glänzen von Glück und Dankbarkeit. „Liebe Anna!" liest sie. Da erlischt ihrer Angen Glanz, sie preßt die Hand auf das Herz, und mit einem leisen, klagenden Schrei sinkt sie auf einen Stuhl. „O, Heinrich, Heinrich, wie kannst Du mir das thun, und ich habe Dich so unendlich lieb!" entringt sich ihrer Brust. Mühsam erbebt sie sich, wie gebrochen wankt sie in das Zimmer zurück zu ihrem Arbeitstischchen, und immer und immer wieder liest sie das unglückselige Blatt.
„Liebe Anna! Vierzehn Tage der Trennung liegen zwischen uns, für mich eine Zeit qualvollen Kampfes, des Streites zwischen Gefühl und Verstand. Es ist mir schwer geworden, der Vernunft Gehör zu schenken, und doch muß es sein. Du kennst meine Liebe zu Dir. Wir glaubten künftig glücklich vereinigt zu werden. Ruhige Ueberlegung jedoch muß uns das als einen Wahn erkennen lassen. Du bist schön, gut, liebenswertst, aber — arm; ich hätte den redlichsten Willen gehabt, Dir das Leben angenehm zu gestalten, aber auch ich bin ohne Vermögen, die Gehälter sind karg, das Avancement geht langsam. Wir gingen somit einem Leben voll Entbehrungen und Sorge entgegen. Ich wünsche Dir ein besseres Loos und fürchte