Amtsblatt für den Hberamts-Aezirk Nagold.
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Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich hier (ohne Trägcrlohn) 1 60 4, für den Bezirk
2 .A, ailsterhalb des Bezirks 2 40 ^!.
Donnerstag den 31. Januar.
Jnserationsgebühr für die l spaltige Zeile aus ge-! wohnlicher «chrift bei einmaliger Einrückung S > bei mehrmaliger je 6 j
1878 .
Amtliches.
Miltwoch den 6. Februar 1878,
Vormittags 9'/s Uhr,
Schullchrer-Confercnz für den vorderen Sprengel in Nagold.
Tagesordnung:
1) Gesang: Choral -- Herr, dir ist niemand ec. und
Weeber I. Theil. Nr. 15. 81.
2) Lehrprobe: Svrachliche Behandlung von Lesebuch
Nr. 70,b.
3) Besprechung des letztgelieferten Aussatzes.
4) Verhandlung über Thesen, betreffend den „Aufsatz
in der Volksschule.
Nagold, 30. Januar 1878.
K. Conferenzdirekiion.
S träte.
In der Bekanntmachung des evangelischen Konsistoriums, betreffend Prämiirung von Volksschultchrern sür hervorragende Treue und Leistung in der Schule , finden wir aus unserem Leserkreis aufgeführt: Schulmeister Buch in Aitcnstaig.
Gestorben: den 26. Jan. zu Herrenderg O.-A.-Arzt a. D. Welsch.
Tages-Neirigkeiterr.
Deutsches Reich.
* Bei der am 28. dieses Monats vorgenommenen Ergäuzungswahl der Mitglieder der Handels- und Gewerbekammer in Calw haben in den Abstimmnngs- bezirken Nagold und Altenstaig von 84 Wahlberechtigen 40 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht und wurden die bisherigen Mitglieder: Herr Julius Staclin, Fabrikant in Calw, Hr. G. F. Wagner, Fabrikant daselbst, Hr. E. Leo, Holzhändlcr in Hosen, Hr. Ferdinand Ichmid, Fabrikant in Neuenbürg und Hr. C. Klemm, Kaufmann in Herrenberg, gewählt.
Calw, 28. Jan. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist ein lediger 32 Jahre alter Mann von Aichhaldsn auf dem Rückweg von Neuweiler, wo er einem Leichenbegängnis; beiwohnte, erfroren und zugeschneit worden. Die Sektion hat ergeben, daß derselbe an körperlichen Leiden litt, die den Erfrierungsrod begünstigten.
Calw, 27. Jan. Das untere Bad in Liebenzell ist kürzlich durch Kauf in die Hände des Herrn Koch, Besitzer des Klein-Wildbads daselbst, übergegangen. — Während man in der hiesigen Umgegend fast allgemein ein recht gutes, kräftiges Bier zu 10 L den halben Liter bekommt, und zwar nicht blos bei Bierbrauern, sondern auch in anderen Wirlhschasten, müssen wir hier immer noch 12 L für ein oft sehr leichtes Getränk bezahlen. (N. T.)
Stuttgart. 24. Jan. 2ö. Sitzung der Landessynode. Zuerst wird ein Sekretär gewählt. Hierauf wird in der Berathung des Entwurfs einer Kirchengemeinde- und Synodalordnung sortgefahren. In letzter Sitzung wurde noch am Schluffe der Art. 25« in Berathung genommen uüd es handelte sich dabei um 2 Anträge, um dcn der Commission, von welcher der Artikel vorgeschtagcn worden und um den Antrag des Abg. v. Faber, denselben der Commission zu nochmaliger Berathung in beschränkterer Fassung zurückzugeben. Zu einer Abstimmung kam es aber nicht mehr. Heute nun wurde zuerst der Commissionsantrag abgelehnt und der Antrag Fabers angenommen. Sodann geht es an den zurück- gestellten tz. >3, welcher nach dem Commissionsantrag folgende Fassung erhält: „Wählbar in die Kirchengemeindekollegien sind die über 30 Jahre alten nach HZ 12s 12b 12c im wirklichen Genüsse des Stimmrechts stehenden Kirchengemein- degenoffen. Jedoch ist von der Wählbarkeit ausgeschloffen, wer in Folge gerichtlichen Urtheils zur Bekleidung öffentlicher Aemter unfähig ist, oder wer wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen das Amt nicht versehen kann. — Die Wähler haben ihr Aufmerk auf Männer von gutem Rufe und kirchlichem Sinne zu richten. Sie sind in dem Gottesdienste, worin die Wahlhandlung verkündigt wird, auf das Gelübde 8- 20 binzuweisen. Die Diskussion über diesen §. nahm die ganze Sitzung bis Nachmittags 3 Uhr in Anspruch und wurde unter Ablehnung eines Aenderungsantrags von Nie- ger der Commissionsantrag angenommen. Die Debatte bot wenig Interesse. (Schw. krztg.)
Stuttgart, 25, Jan. Die Vertreter der Stuttgarter Bäckergenossenschast haben auch dieses Jahr wieder Mehl von verschiedenen Mühlen des Landes bezogen, inn die üblichen Backproben zu machen; die Resultate davon bilden eine Grundlage zur Berechnung des hiesigen Weißbrodes. Es ergab sich, daß das Kunst,nehl Nr. 3 von Jahr zu Jahr gehaltloser gegen früher geworden ist, was hauptsächlich von den verbesserten Einrichtungen herrührt, vermöge deren beinahe noch einmal so viel Weißmehl aus dem Getreide gezogen werden kann, wodurch für das Brodmehl Nr, 3 nicht viel Gutes mehr übrig bleibt. Nebenbei mag auch der Umstand, daß die diesjährige Ernte an vielen Orten stark beregnet wurde, zu der geringen Qualität des Mehles Nr. 3 viel beitragen. Als Dnrchschnitls- dackergebniß aus der zum Stuttgarter Weißbrod nölhi- gen Mischung wurden aus 1.00 Kilo Mehl 132 Kilo Brod erzielt. (N. Z.)
Stuttgart, 27. Januar. Heute starb Jul. Schiedmayer, Chef des großen Piano- ung Harmoniumgeschäfts, 55 Jahie alt.
Stuttgart, 20. Jan. Ein Lehrling bei einem hiesigen Metzger gerieth gestern mit einem Arm unter die Fleischwiege. ES wurde ihm dabei der rechte Arm am Handgelenk so schwer verletzt, daß eine Amputation unerläßlich sein wird. Der Verunglückte wurde in's Olgaspital verbracht. (N. T.)
Neuenbürg, 23. Jan. Während anderwärts seit Jahresfrist der Druck des orientalischen Kriegs aus dem deutschen Geschäftsverkehr lastet, hat derselbe, so berichtet der „Enzth.", dem die Holzindustrie des Enzthales in ausgedehnter Weise repräsentirenden No- thenbachwerk der Herren Krauth und Komp, in Höfen im abgelauseneu Halbjahre Aufträge gebracht auf Lieferungen von Kisten und Tonnen für die Pulverfabriken in Roltweil und Köln. Nach unserer ungefähren Schätzung mögen etwa 3000 Pulvertonneu mit Zinkeinsatz und 3000—3500 Pulverkisten, worunter ein Theil mit Zinkeinsatz, zur Lieferung gekommen, im Etablissement selbst 70 — 80 Schreiner und etwa 25 Küblereien der nächsten Umgegend (in Arnbach, Calmbach, Neuenbürg, Rothenbach, Pforzheim und Wildbad) damit beschäftigt gewesen sein. Wir hören, die Kisten seien in ihren inneren und äußeren Dimensionen eine der andern auss Haar gleichend, in ganz sauberer Arbeit gefertigt und nur gutes Holz dazu verwendet worden.
Ludwigsburg, 25. Jan. Gestern Abend nach 7 Uhr brannten in Stammheim 2 Scheuern nieder.
In Eg gingen, OA. Blanbeuren, ist am 27. Jannar ein Wohnhaus samt Scheuer abgebrannt.
Bei Nardenheim, O.A. Gaildorf, ist eine 64jährige Wittwe nicht weit von ihrer Wohnung des Stixenhofs erfroren gefunden worden. Dieselbe hatte ebenfalls unterwegs den Fuß gebrochen und konnte nicht mehr weiter.
Von derHohenzollern'schen Grenze, 26. Jan. Aus dem Orte Gruol kommt die Mittheilung, daß die dortigen Schulkinder seit ca. 3 Wochen von einer Krankheit befallen wurde», die sie hindert, die Schule ununterbrochen besuchen zu können. Die äußere Erscheinung der Krankheit besteht in Anschwellen der beiden Seilen des Kopfes und dauert 5—8 Tage. Gefahr war damit bisher nicht verbunden. Gleichmäßige Zimmerwärme wirkte auf einen günstigen Verlauf der Krankheit sehr vortheilhast. — In der Nacht vom 18. auf den 19. d. Mts. drang in den Schafstall des A Ostertag in Großelsingen ein bösartiges Thier, wahrscheinlich ein großer Hund, ein und richtete die armen, eingesperrten Schafe so jämmerlich zu, daß am Morgen 20 Stück als todt weggeschafft und die andern theil- weise einer Kur unterzogen werden mußten. Untersuchung ist im Gange. (N. T.)
Nach dem „Kinzigth." schlachtete Hr. Schalter in Donaueschingen kürzlich einen Eber, Baltimor- Race, 2 Jahre alt, mit einem Gewicht von 793 Pfd.
I Karlsruhe, 25. Jan. Die zweite Kammer verwarf den Antrag der klerikalen Abgeordneten, belr. die Nachbezahlung bcz. Wickcrzaylung der im Jahre ! 1875 gestrichenen Erzbischöflichen Dotation. Ebenso wurde der Antrag der Klerikalen auf Abänderung des Gesetzes über die Vorbildung der Geistlichen abgelehnt. Von Seiten der Regierung, welche ihre Zustimmung zu dem ablehnenden Beschluß der Kammer erklärte, wurde hervorgehoben: das Gesetz werde nicht eher abgeändert, bis die Curie das Verbot des Staatsexamens oder der Dispcnsnachsuchung zurückuehme. Abg. Hansjakob (Mitglied der klerikalen Fraction und katholischer Priester) erklärte, die Curie müsse nachgeben im Interesse des Friedens innerhalb der Kirche, des Klerus und des katholischen Volkes (große Sensation). Kiefer kündigt an: wenn die Curie Hansjakob wegen dessen heutigen Auftretens ei» Haar krümme, werde er (Kiefer) den Antrag auf Ausschließung der katholischen Priester aus der badischen Volksvertretung stellen.
Karlsruhe. Baden beabsichtigt, die Bahnstrecke Bruchsal Breiten Württemberg abzukaufen. Der Ankaufspreis ist auf 3 Millionen Mark berechnet. Es soll der seitherige Bahnhof Breiten verlegt und ein > mit Württemberg gemeinschaftlicher um die Summe von 1,814,000 erbaut werden. Es kreuzen sich hier Bahnzüge nach vier, bald nach fünf Richtungen.
Der Münchener befindet sich wohl und läßt sich an seiner Gemnthlichkeu nichts abgehen; ist auch die Klage über Geschäftslosigkeit und schlechte Zeiten eine allgemeine, die Wolken, die hinten tief in der Türkei sich ballen, vermögen den Glanz seiner Carnevalszeit nicht zu verdunkeln, das beweist uns eine der letzten dortigen Zeitungsnummer», allwo sich nicht weniger als 42 verschiedene Vergnügungsanzeigen, als: Bälle, Redouten, Tanzunterhaltung, Konzerte rc auf Einen Tag ausgeschrieben finden.
Frankfurt. Man schreibt uns aus Stuttgart, 26. Jan.: Bei der am 23. d. M. stattgesuudenen Wahl zu den württembergischen Handelskammern hat die Partei der Schutzzöllner gesiegt. Es ist auf beiden Seiten, sowohl bei den Schutzzöllnern als Freihändlern, eine erwähnenswerthe Rührigkeit wahrzunehmen gewesen. (Fr. I.)
Die Feuerwehrmänner Nödiger und Klehm in Naumburg, die 6mal Gebäude in Brand steckten, «m sich Wachtgeld zu verdienen, sind von den Geschworenen zu je 10 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden.
Finsterwalde. Dieser Tage ist hier eine Frau Johanne Wilhelmine Seydel, geb. Bauer, verstorben, welche die Stammmutter einer so zahlreichen Familie ! war, daß ähnliche Fälle wohl zu den Seltenheiten gehören dürften. An ihrem Sarge trauerten 128 Familienmitglieder, und zwar : 5 Töchter, 3 Schwiegersöhne, 1 Schwiegertochter, 54 Enkel und Enkelinnen, 64 Urenkel beiderlei Geschlechts und 1 Ururenkelin. — Im Tode sind ihr vorausgegangen: der Gatte. 4 Kinder, 3 «Schwiegersöhne, 15 Enkel und 53 Urenkel, zusammen 76 Personen. Die Frau erreichte ein Alter von 88 Jahren 7'/« Monaten.
Berlin. Wie die „Deutsche Schneiderzeitung" wissen will, wäre die Ersetzung des Richter-Fracks durch eine Amtsrobe nicht die einzige Klciderordnung, welche demnächst eingesührt werden soll, vielmehr ist auch eine Beseitigung aller bis jetzt eingesührten Civil- Nniformen in Aussicht genommen, um dafür eine einheitliche Dienstuniformirung aller Beamten des deutschen Reiches eintrelen zu lassen.
Der dem Bundesrathe zugegangene Gesetzentwurf betreffend die Stellvertretung des Reichskanzlers, beruht auf einer Denkschrift, welche Fürst Bismarck wenige Tage nach Neujahr an den Kaiser einsandte. Bekanntlich hatte der Reichskanzler im vorigen Frühjahr sich Vorbehalten, dem Kaiser diejenigen Modalitäten zu bezeichnen, unter denen er bereit sein werde, sein Amt wieder zu übernehmen. Jene Denkschrift des Reichs-