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Gericht des deutschen Arms bestraft werden wird, meint mit Recht der Staatranz." Der Kaiser Wilhelm sei in Frankreich nicht beliebt, die Franzosen werden aber einst noch entdecken, daß es seine Friedensliebe war, welche sie vor der Zerstörung ihrer letzten Selbsttäuschung bewahrte.
^ Hcrges-Werrigkeiten.
^ Errbtö, 12. August. Um lp /4 Uhr gestern Abend wurden wir durch die Feuerglocke geweckt; es war Feuer gemeldet worden von AIt.hLLg.stett. Von der hiesigen Feuerwehr rückten die I. Kompagnie (Steiger) und Mannschaft mit der 4rädrigen Spritze aus. In Althengstett waren bis zu ihrer Ankunst 5 Gebäude, wobei 2 Wohnhäuser und 3 Scheuen bereits in sich zusammengestürzt, ein weiteres Wohngebäude brannte vollständig aus, dasselbe wird heute vollends niedergerissen; einem diesem anstehenden Gebäude ist der Vordergiebel stark verkohlt, am oberen Stock desselben scheint ebenfalls wenig mehr brauchbar zu sein. Das Pfarrhaus, neben welchem ein dicht angebautes Gebäude ganz niedergebrannt ist, wurde stark mitgenommen. Der Schaden an demselben ist bedeutend. Ein weiteres Gebäude, eine Scheune, ist mit viel Wasser gerettet worden.
Nachdem die Feuerwehren von Stammheim, Gechingen, Ostelsheim, Simmozheim der von Altheng st ett energisch beistanden , war bald keine weitere Ausbreitung mehr möglich. Auch unsere Spritze konnte noch Mitwirken, während es für das Steigerkorps noch mehr zu thun gab. Das Ganze bewohnten 5 Familien, wovon 3 ihr Mobiliar versichert haben sollen. Durch die in den letzten Wochen in großen Mengen eingeführte Frucht fand das Feuer außerordentlich Nahrung; dadurch kam es auch, daß die Althengstetter Feuerwehr, die mit ihren 3 Spritzen sofort zur Stelle war, schon eine riesige, schwer zu bewältigende Feuersäule antraf. Die Lage der Gebäude war eine derartige, daß bei einigem Wind das Feuer eine große Ausdehnung hätte annehmen müssen. Ueber die Art der Entstehung ist bis jetzt nichts bekannt.
(Amtliches.) Se. Kgl. Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 8 . August d. I. den Expedienten Mönch in Calw zum Bureauassistenten bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen in Gnaden ernannt.
Hirsau. Auch Heuer vereinigten sich wieder in menschenfreundlicher Weise verschiedene hier gewesene Kurgäste, Stuttgarter Künstler und Künstlerinnen, unterstützt von zwei hiesigen Herren, zu einer musikalisch-deklamatorischen Soiree, deren Erträgnis einesteils zum Besten des Verschönerungsvereins, andernteils zur Unterstützung der Ortsarmen bestimmt wurde. Diese Unterhaltung fand am letzten Freitag Abend in dem gedrängt gefüllten Saale des „W aldh 0 rns" dahier statt, und wurde durch folgenden von Herrn Th. Beyttenmiller verfaßten, von Herrn Hosschauspieler Pauli gesprochenen Prolog eingeleitet:
Von Schwarzwalds Höhen liebewarm umgeben,
Entbunden von Beruf und äuß'rem Leben,
Bei Föhreriflüstern und des Baches Rauschen Den heil'gen Stimmen der Natur zu lauschen,
Erholung suchend und in stillem Denken In süße Einsamkeit uns zu versenken —
So suchten auch in Hirsaus Klosterräumen Wir sel'ge Wochen wieder zu verträumen.
Die Tage eilen; aber scheidend wollen Wir unsres Herzens Dankesopfer zollen Für alles Gute, all den reichen Segen,
Der hier vom Himmel strömte uns entgegen.
Zu unsrem Thun und unsrem eig'nen Frommen Sei uns die Kunst als Helferin willkommen,
den Einfluß, wenn Ihr Eurerseits Euch dazu verstehen wollt, von Euerm Erpressungsversuche gegen mich abzustehen, und mir gegen neue Wechsel, für die ich gerne Euch den üblichen Diskont zahle, das unglückliche Papier Herausgebern"
Der Graf sah den Alten voll banger Erwartung an. Dieser aber, statt irgend eine Aengstlichkeit zu verraten, trat einen Schritt zurück und maß einen Augenblick seinen vornehmen Schuldner mit verachtendem Blicke.
„Nein, Herr Graf von Villefleur", sagte er dann nachdrücklich, nein, und nochmals nein! Ihr Wechsel steht gegen Zahlung von hunderttausend Franken, und um keinen Deut weniger, zu Ihrer Verfügung. Ich habe überlegt, was ich zu überlegen hatte; Ihr schlimmes Zeugnis fürchte ich nicht, Ihr gutes brauche ich nicht; mich klagt Niemand an, Sie ebensowenig, wre Graf Leo, und der Banditenhauptmann ist frei und wird wissen, seine Sicherheit zu wahren. .
Graf Villefleur war bleich vor Wut, und am liebsten hatte er den schwächlichen Greis, der einen solchen Ton gegen ihn anzuschlagen wagte, auf der Stelle erwürgt; aber es war gefährlich, in diesem von zahlreichen Menschen bewohnten Hause bei Hellem Tage irgend eine Gewalt zu üben, und der Graf bemeisterte seinen Zorn, so sehr er konnte. Zähneknirschend war er aufgestanden und drohend antwortete er: ^
„Gut wie Ihr wollt; Eure Partie steht gut genug, um Euch Eure Bosheit gegen mich zu gestatten. Vielleicht kommt der Tag, wo Ihr bereuet, mein Wohlwollen so eigensinnig und aus reiner Geldgier verscherzt zu haben."
Er schritt zur Thüre hinaus und sah es gar nicht mehr, wie Jsmael mit einer tiefen Verbeugung und mit einem teuflisch boshaften Gesicht sein Weggehen begleitete, ohne daß diesmal der Alte seinem hochadligen Opfer bis zur Treppe folgte, wie er sonst untergebenst zu thun pflegte; vielmehr beeilte sich Jsmael, sobald der Graf den Fuß auf die Stiege gesetzt hatte, seine Thür zu schließen und sich von innen einzuriegeln, um von keiner Seite mehr gestört zu werden. Der Besuch des Grafen hatte ihm das Bedürfnis
Sie leitet ja, als Schwester der Natur,
Wie diese auch vom Himmel ihre Spur.
Als keusche Muse naht sie, zu entzücken,
Bedrängte Seelen tröstend zu beglücken,
Als Lebenquelle Licht uns zuzuflößen,
Vom Bann des Irdischen uns zu erlösen,
Will ihre Schwingen unsrem Geist verleihen,
Ihn von des Daseins Fesseln zu befreien;
Auch ruft sie gern mit liebendem Erbarmen Zu sich heran die Dürftigen und Armen.
Den Armen, ja, die jährlich auf uns hoffen,
Steh' heut des Schönen reiner Tempel offen;
Sie wollen wir mit unfern milden Gaben Erquicken und in Bruderliebe laben!
Wir wollen ihnen — wär's nur stundenlange —
Die Thränen wischen von versengter Wange,
Und wann so Segen strömt aus diesem Saale,
Zieh'n wir beglückt aus Hirsaus holdem Thals.
An dieser auf edlen, humanen Ideen basierenden Aufführung haben sich beteiligt: Frau Müller-Slevensky (Sopran), Fräulein Tuzzeck (Violine), Fräulein Bruch (Klavier-Solo), Herr Hofmusikus Wünsch (Violine), sämtliche aus Stuttgart; Herr Oberförster Hepp von hier war so freundlich die Klavierbegleitung teilweise zu übernehmen. Ferner erfreuten uns, noch die Herren Hosschauspieler Pauli aus Stuttgart mit einer Deklamation (Gedicht von Ger 0 k), und Pfarrer Ur. Klaiber von hier mit einem Vortrag über die Geschichte des Klosters Hirsau.
Wir können nur bedauern, daß mit Rücksicht auf den beschränkten Raum die Sache nicht in weiteren Kreisen bekannt gemacht werden durfte, da sich in diesem Falle eine bedeutend größere Einnahme — dieselbe beträgt circa 100 Mark — hätte erzielen lassen.
Zum Schlüsse drängt es uns, allen den freundlich Mitwirkenden für ihre vorzüglichen Leistungen unseren schönsten Dank zu sagen, und gleichzeitig die Bitte an dieselben zu richten, bei einer etwaigen Wiederkehr im nächsten Jahre uns abermals einen solch' hohen Genuß bereiten zu wollen. I».
Stuttgart. Der auf gestern mittag seitens der Herren Luikert, Mahle, Auwärter,Kurtz,Wörnle und Fritz in Aussicht genommene Flugversuch mit jungen Brieftauben hatte ein äußerst zahlreiches Publikum auf den Weißenhof versammelt. Die Probe fand auf dem freien Felde rechts der Wirtschaft statt. Mit rauschendem Flügelschlag — die Tauben wurden gruppenweise aufgelassen — erhoben sich die Thierchen in die Lust, zogen einmal spiralförmig in weiten Kreisen um die Wirtschaft und schlugen alsbald den Weg. nach ihren Schlägen ein. Eine der Gruppen flog sogar, ohne sich weiter zu orientieren, ihrer Heimat zu. Einige wenige Nachzügler blieben auf dem First des Weißenhofes fitzen. Da die Tauben großenteils ganz jung waren — der größere Teil stammte aus diesjähriger Zucht — darf der interressante Versuch als in hohem Grade befriedigend betrachtet werden.
— Heute wurden uns von HerrnK.Seiz völlig reife weiße Trauben aus seinem Weinberg auf dem Hasenberg vorgewiesen. N. Tagbl.
Eßlingen, 8 . Aug. In verflossener nacht wurde bei Buchdruckereibesitzer Langguth in der Bercheimerstraße durch zwei Flügel im ersten Stockwerk eingestiegen, im Comptoir die Geldkassete abgeschraubt und in einen am Hause befindlichen Acker (wie dies Spuren zeigen) geworfen. Die Kassette, welche auch Wertpapiere enthält, ist bis jetzt noch nicht beigebracht ^ auch ist der Dieb noch nicht ermittelt.
Heilbr 0 nn, 10. August. Am gestrigen Sonntag veranstaltete die Turngemeinde ein Preiswettschwimmen, das zahlreiche Zuschauer anzog. Es wurde in vier Partien geschwommen mit 40 Mann. Die erste» Schwimmer, die am Ziele anlangten, hatten zu der einen Kilometer stromabwärts betragenden Strecke 12 Minuten gebraucht; der letzte kam nach 14V»
nahe gelegt, nachzudenkcn; bald kam er zu dem Ergebnis seines Ueberlegens, daß der Graf, nachdem er hatte glauben können, ein Einschüchterungsmittel gegen ihn gewonnen zu haben, keinen andern Zweck verfolgt'habe, als mit Hilfe dieses Mittels sich in den möglichst wohlfeilen Wiederbesitz feines gefälschten Wechsels zu setzen, ein Beginnen, das ihm nicht gelingen sollte, im Gegenteile, Jsmaels Entschluß, auf seiner Forderung von hunderttausend Franken zu bestehen, war unwandelbarer als je.
* Für den Grafen, der erst am Abend nach der Stunde des Diners, m seine Wohnung heimkehrte, gab es nach der Unterredung mit Jsmael keine Zweifel mehr über die unaufschiebbare Notwendigkeit des Schrittes bei der Gräfin. Ob Jsmael um dir Anwesenheit Baltimores wußte, oder nicht, was indessen wohl außer Frage stand, war gleichgültig; rr würde, wie er selbst erklärte, stets den Banditen zu retten für seine Pflicht halten, und sicher würde er, falls ihm eine Rettung seines Freundes nicht gelänge, nicht weniger bereit sein, ihn zu rächen, sobald er erführe, daß Baltimore infolge einer Anzeige des Grafen von neuem in die Gewalt der Polizei geraten sei. Ihm das Mittel der Rache ohne Aufschub zu entreißen und zu dem Ende am gleichen Abend noch die Gräfin um ihre Hilfe zu bitten, war jetzt der einzige Gedanke, der den Grafen noch beherrschte. Sobald er von seinem Kammerdiener erfahren, daß ihrer Gewohnheit gemäß die Gräfin nach dem Diner auf eine Pause ihr Zimmer ausgesucht habe, ließ er sich bei ihr melden, und die Gräfin, erstaunt und überrascht von dem ungewöhnlichen Wunsche ihres Gatten, der nie ihr Vertrauen zu suchen pflegte, ließ ihm unverzüglich erwidern, daß sie ihn erwarte. Aehnliche Vorgänge von früher ließen sie erwarten, daß es wieder Ungelegenheiten seien, in denen ihr Gatte stecke, was ihn an sie verwies, und in Voraussicht eines erneuten Appells an ihre Hilfe rief sie sich bereits mit all ihrer Energie ihren frühern Entschluß in die Seele, daß sie der Spielsucht und dem regellosen Leben des Grafen nie mehr Vorschub durch Zahlung seiner Schulden leisten wolle.
(Fortsetzung folgt.)