Mro. SS

KO. Jahrgang

Amk- uaä Intelkigenzbkatt für äen Aezirtz.

Erscheint Dienstag, Dannerstag L Samstag.

Die Einrückungsgebühr beträgt S H p. Spalte tm Bezirk, sonst 12 H.

Donnerstag, äen 13. August 1885.

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

ganz Württemberg 2 70 H.

Amtliche Wekanntmcrchrmgerr.

Calw.

Aekanutmachung.

Unter dm Schafe« des Michael Wohlgemuth in Monakam ist die

Wäuöe

erloschen.

Calw, den 10. August 1885. K. Oberamt.

_ Müller, A.-V.

Calw.

Unter den auf der Markung Holzbronn laufenden Schafen des Schaf­halters Wacker von Holzbronn und Louis Rentschler von Calw ist die

Hläude

erloschen.

Den 10. August 1885. K. Oberami.

- Müller, A.-V.

Calw.

Aeklmntumchrmg.

Unter den Schafen des Jakob Hauser in Seizenthal, sowie des Jakob Wentsch, Chr. Weutsch, Johannes Rentier, Johannes Ohn- aemach, Jakob Schaub, Jakob Walz und Georg Ohngemach in Holz- bronu.'ist die

Wcruöe

erloschen.

Den 10. August 1685. K. Oberamt.

Müller, A.-V.

KoLitrfchs Wachvichterr.

Deutsches Reich.

Berlin. JnLUt unterrichteten Kreisen gilt es für wahrscheinlich, daß auf die Zusammenkunft der Kaiser von Oesterreich und Rußland unmittelbar eine Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und Rußland erfolgen werde. Man vermutet, daß die Einzelheiten vereinbart seien während des Aufenthalts des Fürsten Dolgoruky in Gastein.

Gras Kalnoky geht, wie die Blätter berichten, anfangs der nächsten Woche zum Besuche des Fürsten Bismarck nach Varzin. Der Graf hat dieselbe Reise im vorigen Jahr am 14. August angetreten. DasFremden­blatt" hebt in einem Artikel hervor, daß die bevorstehende Begegnung des Fürsten Bismarck und des Grafen Kalnoky mit keiner konkreten Frage in Verbindung stehe; dieselbe sei gewissermaßen ein persönlicher Ausdruck der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich.

Der Gouverneur von Kamerun, Frhr v. Soden, ist mit dem Kanzler v. Puttkammer in Kamerun eingetroffen. Herr van Eltvelde teilt den Mächten mit, daß er zum Generalverwalter der auswärtigen Angelegenheiten des Kongostaates ernannt sei; in einer zweiten Note erklärt er, daß der neue Staat den Neutralitätsverhältnissen wie sie von der Berliner Konferenz fest­gestellt seien, sich unterstelle. (Frkf. I.)

Die fünf deutschen Kriegsschiffe vor Sansibar sind eine gewaltige Kriegsmacht für die kleine Insel, die ohne Willen des Geschwaders keinen Mann nach dem Festlande hinüber schicken kann. Ob es zu aktivem Vor­gehen kommen wird, darüber gibt es vorläufig nichts Gewisses.Die Köln. Ztg." meint, der Zweck sei, dem übelberatenen Sultan einen annähernden Begriff von der Macht des deutschen Reiches beizubringen und damit die diplomatische Thätigkeit des neuen deutschen Vertreters zu unterstützen. Hoffent­lich werde dieser Zweck vollständig erreicht und der durch fremde Einflüsse gegen das deutsche Reich aufgehetzte Sultan zur Vernunft kommen.

Wie derRheinische Kurier" mitteilt, war für die Stichwahl im ersten Wahlkreis des Regierungsbezirks Wiesbaden von Eugen Richter der zukünftige Chefredakteur seinerFreisinnigen Zeitung", Th. Barth, als Kandidat empfohlen worden. Trotzvem entschied sich eine zu Homburg ab­gehaltene Vertrauensmänner-Versammlung der deutschfreisinnigen Partei für die Kandidatur des früheren Abgeordneten Körner von Wehen. Die Blätter sehen darin eine Niederlage Richters innerhalb der eigenen Partei.

England.

DerStandard" schreibt über die Kaiserzusammenkunft in Gastein: Die Deutschen werden darin wieder einen Beweis von der engern Zusammen­ziehung der deutschen Elemente sehen. Aus diesem Grunde ist es gleichgiltig ob Sir H. D. Wolfs nach Berlin oder nach Wien geht, denn nach Wien gehen heißt soviel als nach Berlin gehen. Dem augenblicklichen Streite der französischen und deutschen Presse will der Standard keine sofortige Bedeut­ung beimeffen. Es sei die alte Geschichte. Frankreich würde ob Tonkin und Madagaskar doch Elsaß-Lothringen nie vergessen.Wir zweifeln nicht daran, daß bevor dieses Geschlecht stirbt, entweder die deutsche Einheit durch einen französischen Angriff aufgelöst oder Frankreich noch surchtbarer durch das

Feuilleton.

Im Abgründe.

Roman von Louis Hackenbroich. (Verfasser des Romans:EinVampy r.")

(Fortsetzung.)

Diesmal hustete Jsmael nicht, sondern mit impertinenter Miene hatte er sich dem Grafen gegenüber gestellt und brach in ein lautes höhnisches Gelächter aus, mit verschränkten Armen antwortete er:

Also für den Genossen und Helfershelfer des Banditen wollen Sie mich ausgeben, Herr Graf? Und daß ich mit einigen Anspielungen auf unsere beiderseitigen Beziehungen zu einander bei Ihrem Herrn Sohne meine Frei­heit erkaufte, sollte mich und meinen vorgeblichen Komplicen Torreguy in Gefahr setzen können? Sie reden nicht im Ernste, mein gnädigster Gebieter! Ich bin ein ehrlicher armer Mann und nie der Genosse des Banditen gewesen, den ich vor langen, langen Jahren zum ersten und letzten Male in St. Peters­burg sah, als er mich dort vom sichern Tode rettete, indem er mich einer fanatischen, wilderregten Bande Meuterer entriß und an Bord seines Schiffes schleppte, mit welchem ich nach Frankreich reisen konnte. Seit damals, wo ich meinem Retter ewigen Dank schwur, verlor ich ihn aus den Augen, und nur der Zufall ließ ihn erst mich wiederfinden, wie Ihr Herr Sohn ihn als den Chef der Banditen der Pyrenäen im Gavarnilthale gefangen hielt. Daß ich meine Dankesschuld gegen meinen Lebensretter bei dieser Gelegenheit ohne Zaudern und Bedenken abgetragen und ihm zur Flucht und Freiheit verholfen habe, daraus wird keine Menschenseele mir einen Vorwurf machen, und kein Richter der Welt wird daraus meine Komplicität mit dem Unglückseligen herleiten wollen. Also damit ist's nichts, Herr Graf, und ich kan» Ihnen nur die aufrichtige Meinung geben, daß ich ohne den geringsten Skrupel heute nnd morgen und zu jeder Stunde demselben Mann, den ich nur als meinen

Lebensretter kenne, einen ähnlichen Dienst wieder leisten würde, wenn sich mir dazu die Gelegenheit böte. Und was das angeht, daß ich den jungen Herrn Grafen in die Wechsel-Angelegenheit eingeweiht habe, so kann ich nicht einsehen, wie Ihnen das großen Schaden zufügen könnte; von dieser Seite haben Sie doch nie etwas Böses zu befürchten, das wissen Sie selbst ganz genau: im Gegenteil, es ist für alle vorkommenden Fälle vielleicht in unser Beider Interesse, daß der junge Graf, der einst Herr des großen Vermögens der gnädigen Frau Gräfin sein wird, darauf vorbereitet ist, daß er seinen Herrn Vater mit hunderttausend Franken einen unschätzbaren Dienst leisten könnte. Sie sehen, Herr Graf, daß ich Ihr eigenes Interesse im Auge hatte, als ich die bewußte Unterredung mit Graf Leo pflog."

Um des alten Wucherers Lippen spielte ein malitiöses Lächeln, das er indes schnell verscheuchte, indem er sich einem Hustenanfall überließ, der dies­mal fast so lange währte, wie seine Rede.

Mich führt Ihr mit dieser Ausflucht nicht hinter das Licht, versetzte der Graf und auch der Staastanwalt wird sich von Eurer Dankbarkeit gegen den Räuber und Mörder Jnigo Torreguy schwerlich rühren lassen. Daß Ihr mit demselben in Beziehung standet, ehe Ihr ihn gefesselt in der Hütte des Biaritz träfet, dafür habt Ihr uns, mir und allen Badegästen von Cau- terets, den Beweis in unserer Beraubung durch die Banditen geliefert, indem Ihr uns gerade diesen Biaritz als Führer empfählet, der mit Eurer Zustimmung uns alle in die Gewalt seiner Diebsgesellen lieferte. Euer Spiel ist zu durch­sichtig geworden, als daß Ihr noch auf leere Ausreden sinnen könntet, wenn man Euch ernstlich zu Leibe rückt, und gerade deshalb solltet Ihr, statt Euch offen zu meinem Feinde aufzuwerfen und auf Eurer übertriebenen Forderung weiter zu bestehen, Euch meine Gönnerschaft sichern, die unzweifelhaft für Euch von größerm Werte sein könnte, als die Geldsumme, um welche Ihr mich zu prellen gesucht habt. Seid vernünftig, Jsmael, und überlegt Euch die Sache", fuhr er mit herablassenderem Wohlwollen fort;mein Zeugnis kann Euch verderben und retten, und ich verspreche Euch all meinen schützen-