und überdies ein Fuhrwerk angeschafft, mit dem er Lohnfubren verrichtete. Das gab den nächsten Anlaß zum Zwiste. Der Mann war viel außer Haus, verzehrte manches unterwegs, lernte einiges über den Durst trinken und bekam dann heimgekommen seine Predigt, bei welcher die Schwieger­mama ausgiebig mitgeholsen haben soll. Im Juni heurigen Jahres waren die jungen Eheleute aus einer ähnlichen Ur­sache in Streit gcrathen, wobei der Mann die eine, Frau und Schwiegermutter die andere Streilpartei bildeten. Der Mann war stark angetrunken und wurde von den Damen etwas arg zur Sittlichkeit angehalten. Sie banden ihm die Füße und zogen ihm die Stiesel ab, damit er nicht sort könne. Er streifte aber den Strick ab svrang aus. und nun wur­den die drei handgemein. Die Weiber versuchten endlich, davon zu lausen, aber der Man» saßle sie an den Röcken, stürzte und wurde, da er ne nicht losließ, von ihnen aus die Straße geschleppt. Hier kamen mehrere Leute den Weiber» und dem Manne je nach Zuneigung zu Hilse und trennten sie. Noch einige Schimpfereien stiegen hin und her

Alles scheint beendet, da reißt sich der Mann noch einmal lös, packt das .schimpfende Weib, und beide falle» in den Stiabengraben. Dort würgt der Mann sein Weib und stößt es - selbstverständlich wird er dagegen gekratzt und gestoßen und vo» der Schwiegermama mit Hiebe» aus de» Kops Irak- tirt. Es ist eine Metzelei, die kein Zeuge wegen ihrer In­tensität und ihres raschen Verlaufs genau beschreiben kann. Endlich werden dieLiebenden" getrennt er blutet am Kopse, sie schäumt vor Wuth und Schmerz und klagt über einen Schmerz im Fuße. Daraus tragen einige Weiber sie in das Haus: im Bette liegend verliert sie das Bewußtsein und ist, nachdem sie vom Arzte zu sich gebracht war, stumm. Sie hat die Sprache sür immer verloren. Ohne daß sie eine äußere Beschädigung erhalten hätte, traf sie bei dieser Gelegenheit vor Ausregung und Schmerz eine Lähmung der Sprachwerkzeuge, die unheilbar ist. Bei der Gerichts­verhandlung war es ein entsetzlicher Anblick, ihre sprechendes, zornentbranntes Auge und dabei das vergebliche Bemühen zu sehen, ihren Gefühlen den gewohnten Ausdruck durch die Sprache zu geben. Zum Glück kann sie schreiben und legte somit das Zeugniß gegen ihren Gatten, den Geliebten ihrer Jugend, schriftlich ab. Die Sachverständigen erklären den Verlust der Sprache als unmittelbare Folge des Geschehenen und die Geschworenen sprachen ihnschuldig", woraus der Gerichtshof mit Rücksicht aus die große Zahl der Milderungs­gründe die Strafe mit einem Jahre schweren Kerker a u s m a ß.

Wien, 29. Aug. Hier sind seit gestern sehr ernste Gerüchte über das Befinden des Papstes im Umlauf. Sogar der Volkssreund, das Organ des Wiener Kardinals, bringt ans Rom Nachrichten, die sehr ernst lauten. Der Papst, heißt es, habe alle lust verloren, und leide in sehr hohem Grade von der Hitze, vor der er sich nicht retten könne. Andere be­schwichtigende Meldungen finden geringen Glauben, und man meint, auch der Vatikan erachte es bereits an der Zeit, die Welt auf den Eintritt eines unvermeidlichen Ereignisses vorzubereilen. (Sch. M.)

Wien, 30. Aug. (A. A. Ztg.) Graf Andrassy wird mit Fürst Bismarck bestimmt Zusammentreffen, vermuthlich bei der Rückreise des Fürsten. Die deut­schen Botschafter in Rom und Wien. v. Keudell und Graf Stolberg, sind in Gastein angekommen.

Wien, 30. August. Der soeben von Gastein zurückgekehrte Graf Stolberg brachte dem Grafen Andrassy wichtige Mittheilungen. Andrassy und Bis­marck sind übereingekommen, nach den ersten, den Kämpfen um den Schipkapaß folgenden Schlacht eine von Deutschland und Oesterreich ausgehende Friedens- Intervention einzuleiten. Die Aktion Serbiens ist nunmehr zweifellos, ebenso wie die Nichteinmischung Oesterreichs, welches die Türkei sür stark genug hält, um gegen Serbien aufzukommen. (B. T.)

Wien, 1. Sept. DasTagblatt" meldet aus dem türkischen Hauptquartier Jeniköi, 31. August. Die gestrige Offensivbewegung geschah unter Mehcmed Ali's persönlichem Kommando mit drei Divisionen unter Nedjib, Salih und Affah Pascha. Der Lomübergang wurde schwach vertheidigt, desto blutiger war der nach­folgende Kampf, der bis in die Nacht hinein dauerte.

Der anfangs geordnete russische Rückzug wurde schließlich zur regellosen Flucht; die russische Infanterie wurde von der eigenen Kavallerie und Artillerie nieder­geritten und überfahren. Die Russen ließen 4000 Todte und Verwundete, ein Geschütz, 4 Munitions­wagen, 30 Rüstwagen, 2000 Gewehre und ebensoviele Patrontaschen auf dem Schlachtfeld- zurück. Zahlreiche Gefangene werden von allen Seiten eingebracht. Heute wird der Vormarsch gegen die Jantra fortgesetzt.

Paris, 31. Aug. Gambelta bestand heute ein zwanzig Minuten dauerndes Verhör vor dem Unter­suchungsrichter. Dieser verlas zunächst die inkriminirten Stellen der in Lille gehaltenen Rede Gambetta's, welche Beleidigungen Mac Mahon's und Beschimpfungen des Ministeriums enthalten sollen. Gambetta erklärte, er sei mit dem bestimmten Entschluß nach Lille gegangen, dort eine politische Rede zu halten, wie ihm solche nach der gegenwärtigen Lage nothwendig erschienen sei; er protestire aber auf das entschiedenste dagegen, daß er irgend eine Person habe beleidigen und beschimpfen wollen. (St.-A.)

Petersburg, 1. Septbr. Officiell. Gorni Stuben, 31. Aug. General Leonoff telegraphirt Nach­mittags 3 Uhr: Mehrere Angriffe der Türken wurden heldenmüthig zurückgeschlagen. Nach einer zweiten Depesche war der gestrige Kampf der Avant-Gardc bei Karaschassankoi sehr hartnäckig. General Leonoff behauptete sich gegen 12,000 Türken mit geringer Macht 12 Stunden lang. Das Dorf wurde sechsmal genom­men und wieder verloren. General Leonoff wich, zuletzt gezwungen, Schritt für Schritt zurück und traf Abends um 8 Uhr, alle Verwundete, 400 an der Zahl, mit sich nehmend, bei der Hauptposition ein. Heute, be­reits seit Vormittags, ziehen die Türken bei Gabowa und Popskoi bedeutende Kräfte zusammen. Gleichzeitig concenlrirten sich acht türkische Bataillone mit Cavallerie auf der Chaussee zwischen Rustschuk und Rasgrad und begannen den Vormarsch auf Kadikoi. Weitere De­tails fehlen. (F. I.)

Kompetenten Nachrichten zufolge belaufen sich die bisherigen Kosten des Krieges für Rußland auf 320 Millionen Rubel. Bei einer Wintcrkampagne erhöht sich dieser Betrag auf 940 Millionen Rubel. Die Neservesummen betragen 150 Millionen Rubel; zur Aufbringung restirender 600 Millionen Rubel müßte die Notenpresse in Bewegung gesetzt werden. Der gegenwärtig 877 Millionen Rubel betragende Papiergcldumlaus würde auf l'/s Milliarde gebracht werden. Die Metallbedeckung derselben beträgt im Ganzen 123 Millionen Rubel Gold und 25 Millionen Rubel Silber neben 32 Millionen Rubel Metall- esieklen. Und welches ist der Werth der Tausenden von Menschenleben?

Zara, 1. Sept. Die türkischen Truppen über­schritte» gestern bei Kadinabuka die östreichische Grenze bis 2 Kilometer landeinwärts, trieben östreichischen Unterthanen gehöriges Rindvieh weg und zündeten Heu schober, worin sich 2000 Kilogramm befanden, an. Hierauf ließen sie die herbeigeeilte Gendarmerie und eine Jägerpalrouille, welche weiße Tücher schwenkten, bis ca. 1000 Schritte herankommen und empfingen dieselben alsdann mit Gewehrschüssen. Glücklicherweise wurde Niemand beschädigt. (Fr. I )

Auf Griechenland darf Rußland kaum mehr zählen, da dieses, wie es scheint, die Lage für sich nicht günstig genug findet. Die Regierung in Athen wäre geneigi, in Len Kampf mit einzutreten, allein die öffentl. Meinung des Landes ist nicht dafür.

Bukarest, 28. Aug. Bis heute Abend haben 22,000 Rumänen die Donau passirt. In diplomati- schen Kreisen cirkuliren schlechte Nachrichten über den Stand der russischen Armee. Die russischen Truppen in der Dobrudscha sind durch Krankheit auf 13,000 Mann vermindert.

Bukarest, 31. Aug. Der Fürst von Rumänien beabsichtigt abzudanken, da ihm die Russen das Regie­ren unmöglich machen. Die Russen haben auch bereits einen Rußland ergebenen Thron-Candidaten aufgestellt.

London, 30. Aug. Wie dieTimes" meldet, wird Serbien in wenigen Tagen den Krieg beginnen. Eine Entscheidung bei Plewna sei bevorstehend. Durch die den Russen werdende serbische Hülfe erscheine Os- mans Niederlage gewiß. Serbien stellt 40,000 Mann ohne Reserven und Milizen. Oesterreich beabsichtigt kein aktives Veto gegen die serbische Aktion. (B. T.)

London, 30. Aug. Nach einem Telegramm derDaily News" aus New Jork vom 29. d. ist Brigham Aoung, der Bischof der Mormonen, am Mittwoch in der Salzseestadt nach sechstägiger Krank­heit an einer Unterleibsentzündung gestorben. (St.-A.)

London, 3l. Aug. Die Times schätzen die russischen Verluste in den Kämpfen am Schipkapaß aus im Ganzen 7000, die türkischen auf 32,000

DieMontags-Revue" berechnet, daß nach den jüngst von beiden kriegführenden Mächten getroffenen Maßregeln im nächstenFrühjahre Rußland 1,800,000 und die Türkei 1,000,000 Mann ins Feld stellen werde, und schließt daran folgende Bemerkung: ,,Da nun auch England seine Land- und See-Streitkräfte im Mittelmeere fortwährend verstärkt, Italien die Hauptstadt Rom befestigt und das Heer zu Lande so­wohl als zu Wasser bedeutend vermehrt, die französische Regierung aber alle Hebel in Bewegung setzt, um eine conservative Kammer zusammenbringen und auf selbe gestützt im Frühjahr den Ereignissen gegenüber Stel­lung nehmen zu können, so folgt hieraus, daß Europa schweren und ernsten Tagen entgegengeht, insoferne nicht der bisher localisirt gebliebene Krieg in diesem Jahre noch beendigt wird. Die Möglichkeit, den russisch­türkischen Waffen-Streit bis zum Ausgange des Mo­nats December zum Abschlüsse gelangen zu sehen, ist wohl gegeben. In dem viermonatlichen Zeiträume,

welcher noch erübrigt, werden sich die beiden kricgsüh- ! renden Haupt-Mächte derart aufreiben und erschöpfen daß^sie geneigt sein dürften, durch Vermittlung besreun- : dete^ Cabinete! in Friedens-Verhandlungen einzugehen. s Europa kann doch nicht gestatten, daß, um vier Mil- s lionen Bulgaren die Autonomie zu erkämpfen, eine ! Million Menschen vernichtet wird. Die Russen und ^ Türken haben noch in allen früheren Feldzügen den Krieg bis in die letzten Tage des Monats November hinein geführt und dann erst Winter-Quartiere bezogen. Indem jetzt die großen Kriegs-Operationen wieder in Fluß gerathen sind und einen raschen Verlauf zu neh­men versprechen, kann auf den Eintritt eines baldigen Friedens-Zustandes gerechnet werden, wenn es keinen vom ursprünglichen Kriegs-Programm abgesetzten Ver­nichtungs-Kampf gilt." Damit (bemerkt dazu die Magdeb. Z "), ist Zeitpunkt und Programm einer Mediation ziemlich deutlich angegeben, es fehlt aber der Zusatz, ob di: letztere von irgend einer Macht, etwa der österreichischen, schon jetzt in Aussicht genom­men ist, oder ob es sich nur um ein theoretisches Ab­wägen verschiedener Eventualitäten handelt. (F. I.)

Der Schipkapaß ist noch immer im Besitz der Russen, was nach den täglich von türkenfreundlichen Blättern verbreiteten Bulletins zum Verwundern ist. Gestern ließen siefast alle" Verschanzungen am Passe von den Türken erstürmt sein, und heute läßt sich der Daily Telegraph Folgendes berichten:Suleiman griff am Dienstag abermals an. Die Russen wurden aus allen Punkten zurückgetriebeu und retirirten auf einen durch Schützengräben vertheidigtsn Felsen. Der Kamps wurde am Mittwoch mit Tagesanbruch erneuert. Die russische Stellung wird bald gestürmt werden." Die amtlichen türkischen Telegramme sind bescheidener und besagen blos, daß Suleimanfortfahre", die russischen Befestigungen im Schipkapaß anzugreifen. Von Er­folgen ist nicht die Rede. Die Verluste sind auf beiden Seilen sehr beträchtlich. Wie lange die Sturmversuche Suleimans nun fortgesetzt werden sollen, kann man natürlich nicht wissen. In den türkenfreundlichen Blät­tern gibt sich aber ein steigendes Mißvergnügen über denheroischen Wahnsinn", dieunnütze Brutalität" dieser erfolglosen Angriffen kund, durch welche die beste Armee der Türken dezimirt und kampfunfähig gemacht wird.

Eski Djuma, 30. Aug. (Wiener Tagblatt.j Heute haben die Türken auf allen Linien eine große Ossenfivbewegung begonnen: die Division Salih Paschas überschritt den Lom und warf die Russen bis Kara- gatsch zurück. Nedjib Pascha griff bei Turlak und Kostanza an, schlug die Russen und nahm 2 Geschütze. Oestlich von Plewna machte Osman Pascha einen Vorstoß gegen Trstenik. (Unter den vielen Trstenik ist hier das in der Mitte zwischen Plewna und Sistowa gelegene gemeint.) Details von dort fehlen noch. Suleiman Paschas äußerster linker Flügel traf 1'j» Meile von Gabrowa ein, welcher Ort von den Russen bereits geräumt ist. (Wenn dies wahr ist, so ist die Ver­bindung zwischen Schipkapaß und Tirnowa unterbrochen.)

Konstantinopel, 31. Aug. Einem Tele­gramm Mukhtar Paschas zufolge vom Mittwoch wur­den die letzten Treffen bei Guedikler geliefert, wobei 4 russische Generale getödtet worden sind. Die rus­sischen Verluste beliefen sich demnach auf 6000 Mann. ! Gegenwärtig verhielten sich die Russen auf dieser Seite defensiv. (S. B.)

Konstantinopet, 1. Sept. Ein Telegramm Osman Paschas meldet: Nach mehrstündigem Kampfe am Freitag erstürmten die Türken bei Pilishaz(Pishaz), südöstlich von Plewna, drei russische Verschanzungen. Die Russen wurden gänzlich geschlagen und deroutirt, trotz der erhaltenen Berstärkuugen von 30,000 Mann, Die türkischen Verluste sind gering gegenüber den rus­sischen. Etn Telegramm Suleiman Paschas vom Donnerstag signalisirt keinerlei neue Begebenheiten. Der Geschützkampf und das Gewehrfeuer dauern am Schipka- Paffe sort. Die Türken behaupten ihre Stellungen. Handel und Verkehr re.

Stuttgart. Bericht des Marktmeisters über den Verlauf der heurigen Tuchmesse. Die Messe war besucht von 98 Verkäufern mit 11,600 Stücken Tuch und Bukskin in 574 Ständen gegen 93 Verkäufer mit 11,900 Stücken im Vorjahr. In den Buden waren von 155 Verkäufern 10,840 Stücke Flanell, Multon rc. ausgelegt gegen 145 Verkäufer mit 11,863 Stücken im Vorjahr. Verkauft wurden in der Markthalle 6450 Stücke im Werth von 774,000 ^l, 1876: 7039 Stück im Werth von 703,900 <^1 in Buden 5620 Stück im Werth von 393,400 gegen 9054 im Werth von 543,240 1876. Der Umsatz in Strickwaaren betrug im Jahre 1878 18,300 fernd 1,266,735 Die Preise waren sehr ge­drückt. Wer seine Preise halten wollte, konnte beinahe nichts absetzen. Die Messe verlief ohne nennenswerthen Vorfall.

Stuttgarter Wochenmarkt. Samstag, I- Sept. Wilhelms platz. Mostobst: 200 Säcke, »kL 4. 20. bis