habe, um den Verdacht der Täterschaft von sich abzulenken. Die Frau Wizemann, die vom Olgaspital ins Katharinenhospital verbracht wurde» ist denn auch in Untersuchung gezogen. Da übrigens auf der anderen Seite gesagt wird, Wizemann habe an Verfolgungswahnsinn gelitten, so scheint vorerst auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß er, wie es die Frau darstellt, einen Anfall auf diese gemacht und hernach sich selbst entleibt habe. Es muß sich zeigen, ob es dem Gericht, das die Angelegenheit energisch in die Hand genommen hat, gelingt, einiges Licht in dieses Dunkel zu bringen.
— Die Hopfenernte verspricht eine reiche zu werden, und in gewissen Berichten der Bodenseegegend, wo manche Produzenten immer noch nicht gewitzigt zu sein scheinen, spuckt schon die Hoffnung, daß dieselbe eine frühe sein werde; deshalb scheint es an der Zeit zu sein, betreffs des Stuttgarter Hopfenmarkts, der schon im vorigen Jahr einen namhaften Aufschwung genommen hat, einige Desiderien zur Sprache zu bringen. — Bisher wurde derselbe wöchentlich einmal, je am Montag, abgehalten; nun war aber der am Sonntag ruhende Speditionsbetrieb am Güterbahnhof die Ursache, daß manche draußen rechtzeitig aufgegebene Hopfensendung in unserer Markthalle post keslum, d. h. erst gegen mittag oder erst abends anlangte. Es wäre daher zweckmäßig, den Dienstag für den Hopfenmarkt zu bestimmen. — Für diejenigen Produzenten Württembergs, welche ihre Hopfen auf Stationen von Nebenlinien zur Bahn bringen müssen, wäre es von großem Wert, genau erfahren zu können, wie viel Zeit der Transport ihrer Hopfenballen bis Stuttgart als Frachtgut in Anspruch nimmt; denn in billigen Hopfenjahren muß die teure Eilgutfracht manchen zurückschrecken, der die gebotene Verkaufsgelegenheit auf dem Stuttgarter Markte benützen möchte. — Endlich wäre zu wünschen, daß die Hopfenhalle eine Wasserleitung bekäme und daß die Aufschütträume in den oberen Stöcken luftiger und besser erhellt würden. St.-Anz.
Tübingen, 18. Juli. Seit Sommer 1873 hat sich die Frequenz der hiesigen Universität von 896 auf 1439 erhöht und somit um 60 Proz. zugenommen. Die stärkste Zunahme weisen die Sommerhalbjahre 1876 und 1882 mit 137 und 177 auf. In der Folge genügten die vorhandenen Wohnungen bei weitem nicht mehr. Nicht nur steigerte sich die Nachfrage nach Studentenwohnungen, sondern auch nach Familienwohnungen, weil gleichzeitig sich manche Witwen, insbesondere vom Pfarrer- und Lehrerstand hier ansäßig machten, um ihren Lebensunterhalt durch Vermieten von Studentenwohnungen und Pensionen zu verdienen. Die Studierenden waren bald, namentlich aus Anlaß der ersten großen Steigerung der Frequenz vielfach gezwungen, sich in den benachbarten Orten Derendingen und Lustnau einzumieten und in der Stadt mit Zimmern vorlieb zu nehmen, welche in gesundheitlicher Beziehung vieles zu wünschen übrig ließen. Jetzt ist, obgleich die Frequenz sich fortwährend steigerte, an Wohnungen, auch an solchen, die weitergehenden Anforderungen genügen, kein Mangel mehr. Während die Preise für Wohnungen noch vor 3 Jahren als sehr hoch bezeichnet werden mußten, so ist nunmehr Thatsache, daß dieselben im allgemeinen auf den normalen Stand zurückgegangen und nicht selten unter diesen gesunken sind. Sogar im gegenwärtigen Semester blieben manche nette Studentenzimmer unbesetzt. Im Winter, wo die Frequenz hier immer eine schwächere ist, mögen sich die unbesetzten Zimmer auf Hunderte belaufen. Seit 1879 war hier eine ungewöhnliche Bauthätigkeit. Es entstanden ganze Vorstädte im Ammer- und Steinlachthal. Als einer der rührigsten Bauunternehmer erwies sich ein schlichter Maurer, dem anfangs nur wenig Mittel zu Gebot standen. Die meisten Gebäude in der Ammervorstadt, worunter auch stilvolle, wurden von ihm gebaut. Die Bauthätigkeit hat aber Heuer schon bedeutend nachgelassen und wird ohne Zweifel ganz aufhören, wenn die Frequenz wieder zurückgeht. Daß letztere wohl nicht mehr lange steigen, vielmehr in nicht allzuferner Zeit wieder fallen wird, ist ja nicht anders denkbar. Daß ein ein solcher Rückschlag für Tübingen das eben in der Hauptsache nur Universitätsstadt ist, von sehr einschneidender Konsequenz wäre, liegt auf der Hand, indes wird man gut daran thun, diese Möglichkeit bei Zeiten ins Auge zu fassen, um nicht, wenn der Fall eintritt, davon überrascht zu werden.
Feuilleton.
Im Abgründe.
ckonu-m von Louis Hackenbroich. (Verfasser des Romans.Ein Vampyr.")
(Fortsetzung.)
„Die Ladung ist ja versichert!" rief ich nicht ohne eine geheime Besorgnis aus.
Sie war nicht versichert! Bougart hatte in der Menge anderweiten Zerstreuungen und Sorgen vergessen, die Versicherung anzumelden, und der enorme Verlust war zu unfern Lasten. Wir waren mit einem einzigen Schlage ruiniert. Mein ganzes Vermögen gehörte dazu, den Schaden zu decken, und als ich an das Vermögen Bougarts und der Verwandten seiner Frau appe« lierte, stellte es sich heraus, daß er nichts mehr, gar Nichts mehr besaß, sondern seinen Aufwand in der letzten Zeit, nachdem die gewagtesten Börsenspekulationen sein und seines Schwiegervaters Vermögen verschlungen hatten, nur noch auf Grund des großen Kredits fortgeführt hatte, den er als Mitinhaber meines Geschäftes allenthalben genoß. Was war zu thun? Das Unabänderliche mußte hingenommen werden, und alle Vorwürfe gegen den maßlos leichtsinnigen Verschulder meines Untergangs, meiner gänzlichen Verarmung konnten die Lage nicht ändern, noch bessern. Es blieb mir nichts anderes übrig, als Bilanz zu machen und unser Falliment anzumelden. Entschlossen und mutig ging ich an die traurige Arbeit, während ich die Commis unter einem Vorwände nach Hause sandte. Bougart blieb bei mir, und gemeinschaftlich stellten wir eine summarische Bilanz auf. Spät am Abend war die Arbeit beendet, und wir vereinbarten, daß wir am nächsten Morgen gegen zehn Uhr gemeinschaftlich den schweren Gang zum Handelsgericht thun wollten. Unter den Aktivbeständen befand sich der momentane Kasseninhalt von sechzigtausend Franken. Wir trennten uns; er ging nach Haufe, ich in
Von der Steinlach, 19. Juli. Gestern abend, wenige Minuten vor Vs10 Uhr entstieg der Höhe bei Dußlingen ein Meteor, wie es selten wohl schöner gesehen worden. 3 hochrote Feuerkugeln schossen blitzesschnell in der Größe von starken Billardkugeln zu gleicher Zeit auf, vereinigten sich in Turmeshöhe miteinander zu einer Kugel in blauer Farbe und Kindskopfgröße. In dieser Form erhob sich das Meteor dem Anscheine nach bis zur Wolkenhöhe (der Himmel war nämlich um diese Zeit stark bedeckt) und teilte sich dann in 3 strahlenförmige Streifen, gegen Westen verlaufend. Der Aufstieg war senkrecht, der Auslauf hakenförmig, die Dauer gegen 4 Sekunden.
Göppingen, 18. Juli. Gewiß ein seltenes Glück hatte vergangenen Mittwoch Spitalpächter Glatzler hier, indem eine seiner Kühe (Monta- funer Rasse) drei vollständig ausgewachsene Kälber zur Welt brachte, dabei ein Stierkalb. Die Mutter wie die Drillinge sind bis jetzt vollkommen gesund. Dieselbe Kuh hatte im vorigen Jahre gleichfalls zwei Kälber.
Lauffen a. N., 19. Juli. An einer Kammer; sind mehrere gefärbte Trauben, Klevner, zu sshen. Gewiß eine Seltenheit zu dieser Jahreszeit.
Vom untern Brenzthal, 18. Juli. Ein lediger Bursche von Brenz ging mit einem Revolver versehen nach dem nahegelegenen Sontheim. Dort gab er auf einige junge Männer zwei Schüsse ab, verfolgte darauf die Davoneilenden, wobei er noch zwei Schüsse abschoß, die glücklicherweise niemand trafen. Ein Mann nahm ihm den Revolver ab und diesen mit in seine Wohnung. Dort ging durch Unvorsichtigkeit der noch in der Waffe vorhandene Schuß los und das Geschoß hart an der Frau des Hauses vorbei, aber ebenfalls ohne diese zu schädigen. Der Eigentümer des Revolvers wurde verhaftet.
Freudenstadt, 19. Juli. Der heutige Extrazug brachte uns zwischen 7 und 800 Gäste von Stuttgart her. Nach allen Himmelsrichtungen strömte es hinaus gen Berg und Thal, in Wald und Schlucht auf die Sommerfrische. Was in der Stadt verblieben, gab sich Rendezvous auf dem Marktplatz, wo von 11 bis 12 Uhr die Militärkapelle des Straßburger Pionierbataillons Nro. 15 im Musikkiosk spielte. Nachmittags war großes Konzert im Schwarzwaldhotel und abends ungemein bewegtes Leben auf dem Bahnhof. Möge der Schwarzwald, der heute bei herrlichster Witterung zu Ehren gekommen, gute Eindrücke bei den zahlreichen Gästen hinterlaffen haben!
Ravensburg, 19. Juli. Gestern abend zog ein schweres Gewitter über die Stadt. Kurz nach 10 Uhr zuckte plötzlich ein greller Feuerball über die Stadt, dem sofort ein krachender Donnerschlag folgte. Der hiedurch entstandene Luftdruck war so heftig, daß in mehreren Lokalen die Gaslichter ausgelöscht wurden. Der Blitz hatte in den Giebel des Gasthofs zur Traube, in der Nähe der katholischen Kirche, geschlagen, daselbst nur unbedeutenden Schaden angerichtet und war dann an der hart an dem Hause vorbeiführenden Telephonleitung in das etwa 100 Meter entfernte Kontor des Fabrikanten Karl Sterkel übergesprungen, wo außer der Zerreißung des Drahts und der Schwärzung von Mauern, Holzwerk und Tapeten keine Zerstörungen verursacht wurden und wurde schließlich durch die Gasleitungsröhre in den Boden abgeleitet. Da das Haus Sterkels ganz mit Rauch und Schwefelgeruch angefüllt war, so war unter den Bewohnern der Schrecken und die Angst nicht gering. Dem Blitzschlag folgte ein milder, erquickender Regen, der etliche Stunden anhielt.
Langenburg. Ein Unfug der gröbsten Art. der in der Nacht nach dem Sängerfeste in Jlshofen, also vom Sonntag auf den Montag, an dem Schullehrer W. in A. verübt wurde, verdient öffentlich an den Pranger gestellt zu werden. Als W. nämlich morgens seinen Küchengarten besuchte, fand er an den eingepflanzten Gewächsen aller Art und an den Sträuchern eine solche Verwüstung angerichtet, daß fast überall frisch eingesät werden mußte. Auf Grund amtlicher Erhebungen sind die Beschädigungen im Komplott verübt worden und daher über ein Dutzend Teilnehmer an dem Frevel zur Bestrafung angezeigt.
meine Wohnung, um Deine Mutter von dem Schlage zu benachrichtigen, der unser Glück zerstörte. Sie nahm die schlimme Meldung gefaßter an, als ich gehofft hatte, und erklärte, daß sie jede Lebenslage mit Freuden mit mir teilen wolle. Wir berieten, was wir für die Zukunft thun sollten, und ich schlug ihr vor, daß ich mich an einen englischen Geschäftsfreund, zu dem ich außerdem in nahen persönlichen Beziehungen stand, wenden und ihn um feine Vermittlung bitten wolle, um mir in London eine passende Stellung in einem Speditions- oder Exporthause zu verschaffen. Deine Mutter, welche gleich mir des Englischen mächtig war, billigte vollkommen diese Idee, und ich setzte mich sofort hin und schrieb einen langen ausführlichen Brief an den Engländer, den ich sofort zur Post befördern ließ. Zum Schlafengehen empfand ich keine Neigung in Folge der furchtbaren Aufregung dieses Tages, und nachdem Deine Mutter auf meine Bitten zur Ruhe gegangen war, begab ich mich von neuem auf mein Comptoir. Unter anderen Arbeiten, die ich dort noch während der Nacht besorgte, schrieb ich einen zweiten Brief nach London, an einen anderen Freund, in welchem ich diesem in wenig Worten das Vor- gefallene mitteilte und ihm anzeigte, daß ich in den nächsten Tagen ihn behufs einer wichtigen Besprechung besuchen würde; diesen Brief legte ich vollendet in offenem Umschläge in mein Schreibpult, um ihn am nächsten Tage zur Post zu geben. Der Tag graute, als ich endlich von Müdigkeit und Auf- regung überwältigt zu Bett ging. Es war acht Uhr vorbei, als ich aufwachte; ich ging, nachdem ich Alles für meinen Gang zum Handelsgerichte vorbereitet hatte, nach neun Uhr wieder auf's Comptoir, um bis zur Ankunft Bougarts noch einige Briefe an Geschäftsfreunde zu erledigen, denen ich privatim me Mitteilung vom Untergange unserer Firma zu machen wünschte. Darüber ward es zehn Uhr, zehneinhalb Uhr, elf Uhr, und immer noch wartete ich vergeblich auf meinen Affociö. Ich schickte eilig meinen Kutscher hm und ließ ihm sagen, er solle nicht länger säumen, sondern geradenwegs nach dem Handelsgericht kommen, wohin ich schon vorausgehen wollte. Ich gmg und