6». Jahrgang.

Wro. 86.

Amts- mul Intelkigenzbkatt für lien Kezirh.

Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.

^Die Einrückungsgebühr beträgt 8 ^ p. -Spalte , im Bezirk, sonst 12

Donnerstag, äen 23. Juki 1885.

Abonnementspreis halbjährlich 1 8V durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

ganz Württemberg 2 70 H.

Zum Abonnement aus das

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für ^August unö SepterrrkeL7 ladet Jedermann in Stadt und 'Land freundlichst ein die Weöcrlitiorr.

AmMche Wekcrrrrrtrncrchungen.

betretend den Äbkauf äer Änmekllefrift für den Umtausch der Schuldverschreibungen Les gekündigten 4V2prozentigen württembergischen Staatsanlehens vom 1. Januar 1876.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung des ständischen Ausschusses und des,K. Finanzministeriums vom Ä. Juni d. I., betreffend die Kündigung bezw. Umwandlung des Ll/gprozentigen württembergischen Staatsanlehens vom 1. Januar 1876 in ein Lprszentiges Staatsanlehen (Staatsanzeiger Nr. 132) ^ werden die Besitzer von Schuldverschreibungen des gekündigten Anlehens darauf hingewiesen, daß von dem den Gläubigern eiugeriiumte» Mecht zum i Umtausch der gekündigten Schuldverschreibungen gegen Schuld­verschreibungen des gleichen Nennwerts eines äprozentigen württembergischen -Staatsanlehens zum Kurse von 101 50 H

nuv bis Zürn sl. IrrLi ö. Z.

'Gebrauch gemacht werden kann.

Zur Erteilung von Auskunft über die näheren Bedingungen des Um­tausches ist dzs Unterzeichnete Anmeldestelle bereit.

Hirsau^ den 15. Juli 1885.

K. Kameralamt.

R i n ck.

H'okiLifche Waschechten.

Deutsches Reich.

Das Direktorium der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft hat be- ffchlossen, bis auf weiteres vom 15. Juli dieses Jahres ab den Landpreis -ihrer BeMungen in Ostafrika auf 1 ^ per 2L Ar zu erhöhen. In das Direktorium der Gesellschaft ist Hr. Karl von der Heydt, Chef der be­kannten Elberfelder Lenkfirma, als komWanditisches Mitglied nach erfolgter Kooptation Lingetreten.

Dresden, 19. Juli. Der König und die Königin hatten sich in Begleitung des Prinzen Friedrich August von Sachsen und des Prinzen Albert von Sachsen-Altenburg nach dem Tucuerfestplatze begeben und waren dort von den Ministern Graf Fabrice, v. Noftiz-Wallwitz und v. Gerber empfangen worben. Der König und die Königin lichen sich dis Vorstände des Turnerausschusses vorstsllen, wohnten den von 5000 Turnern ausge­führten Freiübungen bei und verweilten über IV« Stunden auf dem Fest­platze. Bon einer Deputation der Erfurter Turner wurde der Königin ein prachtvolles Bouquet überreicht.

An dem Bankette in der Festhalle nahmen gegen 3000 Personen Teil. Georgii (Eßlingen) brachte einen begeistert aufgenommenen Toast auf den Kaiser und den König von Sachsen aus. Weitere Trinksprüche galten dem Vaterlande, der Turnerschaft, den Ehrengästen. An den Kaiser und dm König von Sachsen wurden Huldigungstelegramme abgesendet.

Dieser Tage ist in Baden-Baden der hochangesehene Neitersührer Generallieutenant z. D. v. Wright im Alter von 64 Jahren verstorben. Ein geborner Engländer, war er schon 1839 in preußische Dienste, zuerst ins 7. Ulanen-Negiment, eingetreten, hatte mit diesem die Feldzüge in der Pfalz und Baden 1849, dann als Adjutant des Chefs des Generalstabes v. Moltke den deutsch-österreichischen Krieg und hierauf als Kommandeur der 5. Rhein­ischen Dragoner und später als Ober-Quartiermeister der zweiten Armee den französischen Krieg mitgemacht; dann wurde er der Generalstabschef Goebens, 1874 Kommandeur der 30. Kavalleriebrigade und 1880 Kommandeur der elsässischen Kavalleriedivision, bis er im Februar vorigen Jahres wegen Krankheit in den Ruhestand treten mußte. Er war ein beliebter, tüchtiger Offizier, dessen die preußische Armee und besonders die Kavallerie stets mit Ehren gedenken wird.

Die gewerbetreibende Bevölkerung Frankreichs und Deutschlands. Auf Grund der amtlichen Statistiken von Frankreich und Deutschland hat der bekannte französische Deputierte und Nationalökonom Paul Leroy-Beaulieu die gewerbetreibende Bevölkerung beider Länder einer vergleichenden Schätzung unterzogen, aus deren Resultaten wir folgende Zahlen herausgreifen:

Die Bevölkerung Deutschlands betrug im Juni 1882 über 45 Millionen, diejenige Frankreichs etwa 37'/-, Millionen, also 7>/z Millionen weniger als im Deutschen Reich. Dabei lebten in Deutschland vom Landbau und den verwandten Geschäftszweigen einschließlich der Forstwirtschaft, Frauen und Kinder mit eingerechnet, 19V4 Millionen Personen, in Frankreich 18'/< Mil- lionen. Das Verhältnis scheint indes in beiden Ländern ziemlich gleich, wenn nur die Bodenfläche in Betracht gezogen wird, die in Deutschland und Frankreich nahezu dieselbe ist, 540,000 Quadratkilometer in Deutschland, 528,000 Quadratkilometer in Frankreich. Dagegen überragt die eigentlich industrielle Bevölkerung Deutschlands diejenige Frankreichs der Zahl nach sehr erheblich; während dieselbe nämlich in Deutschland sich auf mehr als 16 Millionen Personen beläuft, gewähren die betreffenden Erwerbszweige in Frankreich nur etwa 9>V Millionen der Bevölkerung Unterhalt. Dieser Um- stand rührt nach der Ansicht des französischen Volkswirtes von der größeren Betriebsamkeit der Bevölkerung und der vielseitigeren Entwickelung des Volks in Deutschland her. Vom Handel und Verkehr, einschließlich Schiffahrt, Eisenbahn- und Gastwirtschaftsbetrieb, leben in Deutschland 453,080 Per­sonen, etwas weniger als in Frankreich, obwohl das deutsche Eisenbahnnetz größer ist und die Deutschen anerkannt von beiden Völkern die größeren Reisenden sind. Armee, Marine und Sicherheitsdien st,ernähren in Frankreich 432,174, einschließlich der Familienmitglieder 552,341 Personen, in Deutsch­land 542,282. Auch in der Zahl der Beamten steht Deutschland hinter Frankreich zurück, da sich dieselbe in Frankreich auf 689,000, in Deutschland auf nur 579,322 beziffert. Während Deutschland 1,593,125 Persvnen zählt, die aus eigenen Mitteln leben, hat Frankreich bereit 2,121,173. Leroy- Beaulieu hält diesen bedeutenden Ueberschuß indes für keinen Vorzug Frank­reichs, sondern folgert daraus im Gegenteil, daß es in Deutschland weniger Müßiggänger gibt, als in Frankreich. Die dienende Klaffe umfaßt in Deutsch­land 1.324,924 Personen, Frankreich nahezu das Doppelte, nämlich 2,557,266, darunter 160,000 bis 180,000 zu persönlichen Dienstleistungen verwendete, sowie 106,404 Männer und 241,380 Frauen, welche als Auf­wärterinnen u. dergl. bei dem Gastwirtschaftsbetrieb Unterkommen finden.

Diese Zahlen sind gewiß interessant und liefern einen sprechenden Beweis von der Geschäftigkeit und Rührigkeit unseres Volkes, woraus die Thatsache sich ergibt, daß wir mit keinem der großen Kulturvölker einen Vergleich zu scheuen brauchen.

In allen deutschfeindlichen Stämmen wächst der gehässigste und schmutzigste Fanatismus. In Böhmen und Mähren rufen viele Czechen ihre Hunde schon lange mit dem Namen: Bismarck.' Herbst! u. s. w. In Pardubitz vergiften sie schon die Jugend in der Schule. Schüler, die bestraft werden müssen, werden mit Kornblumen bekränzt, der Lieblingsblume des Kaiser Wilhelm. In der katholischen Kirche in Laurahütte in Schlesien sollte zu Pfingsten deutscher Gottesdienst gefeiert werden, aber siehe da, man fand die Orgel in der unglaublichsten Weise beschmutzt und verdorben. Die Thäter sind zwei polnische Arbeiter, die von polnischen Fanatikern bestochen worden waren, den deutschen Gottesdienst zu hindern.

Gages-Weuigkeiten.

Stuttgart, 21. Juli. Ein blutiges Drama, über besten Einzel­heiten noch ein tiefes Dunkel liegt, hat sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Hause Nro. 19 des Bothnanger Wegs abgespielt. Es war abends 9>/4 Uhr, als die Frau des Schleifers Wizemann aus ihrer im dritten Stock jenes Hauses liegenden Wohnung herausstürzte mit dem Rufe: Ich bin gestochen". In der That zeigte sich an ihrem Hals eine offene Wunde, die sich übrigens im Olgaspital, wohin die Frau alsbald verbracht wurde, als durchaus ungefährlich erwies. Als man aber in deren Behausung eindrang, fand man Wizemann selbst tot, mit durchschnittenem Hals auf dem Zimmerboden daliegend. Auffallenderweise fand man das Messer, womit die That allem Anschein nach begangen worden, in einer Schublade, was in Verbindung mit anderen Umständen unter anderem war von den drei mit Wizemanns auf demselben Boden wohnenden Familien nichts von einem etwa vorausgegangenen Streit wahrgenommen worden den Verdacht er­weckte, daß hier kein Selbstmord vorliege, vielmehr die Frau den Mann überfallen und ermordet und die Wunde nachher sich selbst beigebracht