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entwichene Zuchthausgefangene David Vetter von Kuchen, OA. Geislingen, Her seine Sträflingskleider mit den gestohlenen vertauscht hat.
Heilbronn, 10. Juli. Nachdem von allen Seiten Norddeutschlands Mer den Verlauf der dortigen Wollmärkte ungünstige Berichte eingelaufen waren, hat die so lange andauernde und bis ganz kurz vor unserem Markte obwaltende Unsicherheit über die Preise dis Zufuhren wesentlich beeinflußt, wozu sich auch noch der Umstand gesellte, daß durch den bedeutenden Futtermangel des vergangenen Winters das Erträgnis der Schur Heuer überhaupt kleiner ausgefallen ist als sonst. Der Markt zeichnete sich im Vergleich mit demjenigen des Vorjahrs durch eine gleich zu Anfang beginnende, rege, zunächst den mittleren Handelswollen zugewandte Kaufslust aus. Schon am Mittag des ersten Markttages waren sämtliche zugeführte Wollen vollständig geräumt, und zwar zu Preisen, welche die auf Grund der Vorgänge an den vorhergehenden süddeutschen Märkten gestellten Erwartungen übertroffen haben. Die Preise bewegten sich für bessere Schäferwollen von 120—130 mittelfeine Bastardwolle von 115—119 rauhere Bastardwolle von 105—114 deutsche Wolle von 80—104 was einem durchschnittlichen Abschlags der Preise von ca. 10^/« für die besseren und von 6—7»/<, für die geringeren Sorten gegen dem Vorjahre entspricht. Für bessere Schäferwollen erzielten die höchsten Preise die Schäfer Kollmar von hier und Umgegend mit 130
^^S'-Herrenalb, 9. Juli. Gestern abend erglänzte zum erstenmal dis ^elektrische Beleuchtung über unserm Ort. Obwohl die Zahl der Lampen sich vorerst nur auf 4 bezifferte, so war dieselbe doch in der That eine feenhafte. Alt und jung, insbesondere unsere Kurgäste, waren über diesen ereignisreichen Abend hocherfreut. Bis in die späte Nacht hinein blieben dis Straßen gefüllt. In den Gasthöfen wurde die Bedeutung des Abends durch Reden und Toaste gefeiert. Die Maschinen sind von der Firma C. und E. Fein aus Stuttgart und machen derselben alle Ehre. Dis Wasserkraft liefert die Kunstmühle von Holz. ^
Friedrichshafen, 9. Juli. Gestern abend wurde durch die Landjägermannschaft ein Bettler festgsnommen, bei welchem bei seiner Durchsuchung gegen 2000 ^ in Wertpapieren vorgefunden wurden. — Am gleichen Abend wurden zwei Mädchen von Eßlingen im Alter von 15 bis 16 Jahren bei Ankunft des Schnellzuges abgefaßt, welche im Begriffe waren, sich in die Schweiz zu flüchten, von welchen aber bereits telegraphische Nachricht über einen von denselben verübten größeren Gelddiebstahl in Händen der Polizei war.
München, 7. Juli. Bei dem Banguier Siegfried Klopfer in der Schützenstraße, Ecke der Luitpoldstraße, wurde diese Nacht laut N. N. ein verwegener Einbruchdiebstahl verübt. Der oder die Thäter benützten eine im Sterngarten fußende Leiter, um in die Wohnungsräume des Herrn Klopfer Zu gelangen. Er stieg dortselbst durch ein Fenster in den Gang, ging von da in das Schlafzimmer des Herrn Klopfer und bemächtigte sich der auf einem Sofa liegenden Kleider, in welchem sich die Schlüssel zum Laden und der Kasse befanden. Nachdem er sich in den Laden begeben hatte, wurde die Kasse regelrecht eröffnet, trotzdem sie mit Kunstschlössern versehen ist, und derselben der ungefähre Betrag von 30000 ^ in deutschen Banknoten, Gold und Noten anderer Staaten entnommen; auch die kleinen Ladenkassen wurden ausgeleert. Herr Klopfer welcher im tiefen Schlafe lag, hörte von den Vorgängen nichts — vielleicht zuMnem Glück, denn ein großes Beil, welches
im Laden vorgefunden wurde, scheint für den Fall des Ueberraschtwerdens mitgenommen worden zu sein. Die Polizeibehörde ist in vollster Thätigkeit zur Ergreifung des Thäters; an einigen Anhaltspunkten dürfte es nicht fehlen, da nur ein mit den Verhältnissen genau Bekannter die That begangen haben kann.
— Die Berliner Maurermeister haben abermals den Beschluß gefaßt, die Forderung der streikenden Gesellen nicht zu erfüllen. In einer gestrigen Versammlung der Gesellen wurde beschlossen, den Streik fortzusetzen. Bis jetzt haben 6000 Maurer Berlin verlassen.
WevnrischLes.
— Entlarvung eines „Mediums". Kürzlich ist in Leipzig ein Medium in der Gestalt der FrauValeska Töpfer, dis als ganz vorzüglich beanlagt galt und mit den bedeutendsten Spiritisten, z. B. auch mit dem Baron v. Hellenbach, zusammen „gearbeitet" hatte, entlarvt worden. Der eine von ihr zitierte Geist wurde nämlich sestgehalten und entpuppte sich sodann als die Töpfer selbst, welche von einer Dunkelkammer aus das Zitieren der Geister besorgen wollte. Trotz der Aufdeckung dieses Schwindels hat der Führer der hiesigen Spiritisten, Professor Cyrax, neulich öffentlich erklärt, daß die Töpfer vor zwei Jahren noch ein sehr gutes Mevium gewesen sei und daß sie sich erst neuerdings aufs Schwindeln gelegt haben müsse!
— Die amerikanische Ernte. Der New-Aorker Korrespondent des Fr. I. schreibt unterem 25. Juni: Das Wetter ist momentan sehr kalt und durchaus nicht der Saison angemessen; seit vorgestern beträgt der Unterschied in der Temperatur 45« Farenheit. Sehr schwere Regenstürme haben im Nordwesten und im Staate Missouri stattgefunden. Mehr Regen als nötig ist, fiel auch im südlichen Illinois. Die Berichte die von der Umgegend eingelaufen, gehen sehr auseinander und lauten wiedersprechend. Es ist fast unmöglich, daß die Winterweizsnernte gut ausfallen wird, und muß man sich notige ^mzj^ieseni Gedanken vertraut machen. Die Voraussetzung jedoch, welche der ^"^"Sekretär des landwirtschaftlichen Vereins in Ohio aufstellt, daß die Ernte für mehrere Jahre verdorben sei, unterschreibe ich nicht. Die richtige Winterernte wird in ca. 10—15 Tagen staitfinden. Man hat in den letzten Tagen konstatiert, daß ein großer Prozentsatz Weizen, welchen man für gute Ware gehalten hat, nur Unkraut ist, welches im Weizen wuchert. Man denkt, daß die Ernte im August vorüber sein wird; im letzten Jahre dauerte dieselbe bis in den Oktober. Die Aussichten für Frühlingsweizen bleiben wieder gut und wird sogar die Behauptung aufgestellt, daß dieses Jahr 50000000 Bushel mehr geerntet werden wie im vergangenen Jahre. Dieser Behauptung kann ich nicht beipflichten und ist meine Meinung, daß die diesjährige Fcühlings- und Winterernte der letztjährigen sehr nachstehen wird. — Nach den Berichten der Baumwollbörse sind die Ecnteaussichten günstiger als im Vorjahre, kommen aber dem Durchschnitt nicht gleich.
— Höhere Tochter. „Nun, Papa, wirst Du zufrieden sein! Da sieh' mein Zeugnis: „Nationalökonomie, sehr gut; Astronomie, gut; Aquarellmalen und Musik, befriedigend!" — Papa: Schön, recht schön. Wenn nun Dein Zukünftiger noch etwas von der Haushaltung versteht, Kochen und Maschinennähen kann, so werdet ihr eine sehr glückliche Ehe führen.
Mltgeteilt von dem konzessionierten Bezirksagentcn Ernst Schall in Calw: „Der
Postdampfer General Werder vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welcher am 28. Juni von Bremen abgegangcn war, ist den 11. Juli 2 Uhr morgens wohlbehalten in New- Pork angckommen.
Amtliche Seklumtmilchmgeu.
K. Amtsgericht Calw.
Todeserklärung.
Durch Gerichtsbeschluß vom heutigen Tage wurde Christine Katharine Bischer von Holzbronn für tot erklärt. Den 10. Juli 1885.
Oberamtsrichter
Frommann.
Zavelstein.
Gerichtsbezirks Calw.
Aiegen^a^tsoerAaus.
In der Schuldensache des fl Johannes Bürkle , gew. Kronenwirts dahier, kommt die vorhandene Liegenschaft, nemlich:
Aecker im Aischach,
Die Kronenwirtschaft mit Gras- und Baumgarten am Sommenhardter 1 im 12 a 45 gm
am
Montag, den 2«. d. M., vormittags S'/s Uhr, erstmals auf dem Rathaus in Zavelstein zur öffentlichen Versteigerung, unter Leitung der Ratsschreiberei.
Unbekannte Käufer und Bürgen haben Vermögenszeugnisse neuesten Da- tums vorzulegen.
Den 11. Juli 1885.
Namens der Teilungsbehörde:
Amtsnotar Dipper.
Äußeroräentkickle Generakoee^ammkung äer OezirksAranAenAa^e
findet am
Montag, öen 20. Juki, crbenös 4 UHv im großen Rathaussaale in C a.l w statt.
Tagesordnung:
1) Abänderung der Statuten bezüglich der Beiträge zur Kasse und der Leistungen derselben.
2) Definitive Feststellung der vom Kassier zu leistenden Caution. Stimmberechtigt sind die unterm 27. Nov. v. I. (Wochenblatt Nr. 141)
gewählten Vertreter der Arbeitgeber und der Kassenmitglieder.
Der FlorstHende:
Liviri« It«ri»«l8rkor.
Revier Liebenzell.
Aecord
über Aitstreicharbeit.
Am Samstag, den 18. Juli, morgens 8 Uhr,
wird auf der Revieramtskanzlei in Liebenzell im Abstreich vergeben:
1) die Erneuerung des Anstrichs der eingehauenen Platten und Inschriften auf 64 Stück steinernen Wegzeigern in der Umgebung von Liebenzell mittelst weißer, beziehungsweise schwarzer Oel- farbe;
2) das Anstreichen der eingehauenen Inschriften und Zeichen auf 752 Stück Staatswaldgrenzsteinen der Hut Liebenzell mittelst schwarzer Oelfarbe.
K. Revieramt.
Würzbach.
Das Waldveer- sammeln
in hiesigen Gemeinde- und Privatwaldungen ist bis 25. ds. Mts. den Auswärtigen bei Strafe verboten.
Den 11. Juli 1885.
Gemeinderat.
Stammheim.
In der
Konkurssache
des nach Amerika entwichenen Georg Strinz, Maurers von hier, wird mit Genehmigung des Kgl. Amtsgerichts die Schlußverteilung vorgenommen.
Die disponible Masse beträgt 928 ^ 89 H, wovon noch die Kosten
des Verfahrens in Abzug zu bringen sind.
Die sämtlichen unbevorrechteten Forderungen betragen 1669 07
Hievon werden die Gläubiger gemäß K 140 und 141 der Konk.-Ordn. in Kenntnis gesetzt.
Den 10. Juli 1885.
Konkursverwalter:
Gerichtsnotar Weismann.
Privat-Aiyeigen.
Es werden sofort
«««« Mark
gegen doppelte Sicherheit aufzunehmen gesucht.
Zu erfragen bei der Red. ds. Bl.
Unterhaugstett.
1800 Meggelä
liegen gegen gesetzliche Sicherheit zu 4>/^/g sogleich zum ausleihen parat bei Hirschwirt Rentschler.
Ein junges ordentliches
Dienstmädchen
sucht
Leytze, O.-A.-Tierarzt.
Ein jüngeres
Mädchen
wird auf Jakobi gesucht.
Zu erfragen bei der Red. ds. Bl.