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Türkei die Forderungen der Konferenz abgelehnt haben, doch müsse die Türkei nunmehr den Friedenöschluß beschleunigen, damit an den Grenzen Ruhe herrsche. Außerdem möge die Pforte mit der Ausführung der Verfassung Ernst machen, damit Rußland, eine vollzogene Thatsache vorfindend, keine Forderungen stellen könne. Auch er bewundere Midhat's Festigkeit; nur hege er Zweifel au der Ausführbarkeit der Reformen. Wenn diese Zweifel beseitigt würden, so werde er die Pforte doppelt beglückwünschen."
Paris, 29. Jan. Der „TempS" schreibt: Der Zar beschiel) den Fürsten Milan dahin, er solle den Frieden annehmen, woher er auch käme.
Aus Petersburg schreibt man der offiziösen Abendpost, der Krieg sei jetzt unmöglich; es sei dazu noch kein Grund vorhanden, wenn auch die Zurückweisung der mäßigen Forderungen die Konferenzmächte verletzt habe. Zunächst werde mau abwarlen müssen. Gelinge es aber der Pforte, Gewaltthaten gegen die Christen zu verhüten, mit Serbien und Montenegro einen billigen Frieden zu schließen, so werde vielleicht die Ruhe erhalten werden, keinenfalls Rußland allein Vorgehen. Die Heere werden inzwischen verstärkt.
In Moskau sind in den letzten Nächten Plakate an den Häusern erschienen, die auch für Rußland eine Verfassung nach dem Vorbilde der türkischen verlangen. Die Placaie wurden selbstverständlich sofort von der Polizei entfernt, und es ist strenger Befehl gegeben, daß keine russische Zeitung über diesen Vorfall berichte.
In der russischen Krim ists so mildes Wetter, daß die Musiker auf den öffentlichen Plätzen und in den Wirthschaftsgärten spielen und die Damen mit Sonnenschirmen auf und ab spazieren.
Der Erfinder der Banting-Kur, Dr. William Harvey zu London, ist gestorben. Die Kur halte ihren Namen nach dem ersten durch sie geheilten Patienten erhalten.
Laut Nachrichten aus Belgrad hat der Fürst Milan die Friedensanträge Midhat Pascha's aufs günstigste ausgenommen. In Belgrad scheint nicht die geringste Lust vorhanden zu sein, den Krieg wieder anzufangcn.
Washington, 26. Jan. Es hat nun auch das Repräsentantenhaus, und zwar mit 191 gegen 86 Stimmen, die Bill genehmigt, wonach ein aus 5 Senatoren, 5 Mitgliedern des Repräsentantenhauses und 5 Mitgliedern des obersten Gerichtshofes bestehendes außerordentliches Tribunal die streitigen Punkte bezüglich der Wahl des Bundespräsidenten entscheiden soll. Der Beschluß ist im ganzen Lande mit großer Befriedigung ausgenommen worden.
Allerlei.
— Was sollen wir mit unfern Töchtern t h un? Gerade zur gegenwärtigen Zeit, wo die mancherlei Neujahrsrechnungen eine gewisse Verstimmung in vielen Familien Hervorrufen, dürfte die obige Frage von manchem nachdenklichen Hausvater gestellt werden. Ein Menschenfreund antwortet nun darauf in den „Chemn. Nachr." wie folgt: „Gebt ihnen eine ordentliche Schulbildung. Lehrt sie ein nahrhaftes Essen kochen. Lehrt sie waschen, bügeln, Strümpfe stopfen, Knöpfe annähen, ihre eigenen Kleider machen und ein ordentliches Hemd. Lehrt sie Brod backen, und daß eine gute Küche viel an der Apotheke spart. Lehrt ihnen, baß ein Mark 100 L werth ist, und daß nur Derjenige spart, der weniger ausgibt als er einnimmt, und daß alle, die mehr ausgeben, verarmen müssen. Lehrt ihnen, daß ein bezahltes Kattunkleid besser kleidet, als ein seidenes, wenn man Schulden hat. Lehrt ihnen, daß ein volles Gesicht mehr werth ist, als fünfzig schwindsüchtige Schönheiten. Lehrt sie gute starke Schuhe tragen. Lehrt sie Einkäufe machen und nachrechnen, ob die Rechnung auch stimmt. Lehrt ihnen, daß sie Gottes Ebenbild mit starkem Schnüren blos verderben können. Lehrt einfachen, guten Men
schenverstand, Selbstvertrauen, Selbsthilfe und Arbeitsamkeit. Lehrt ihnen, daß ein rechtschaffener Handwerker in Hemdsärmeln und der Schürze, selbst ohne einen Pfennig Vermögen, mehr werth ist, als ein Dutzend reichgekleideter und vornehmer Tagdiebe. Lehrt ihnen Gartenarbeit und die Freuden der sreien Natur. Lehrt ihnen, wenn ihr Geld dazu habt, auch Musik, Malerei und alle. Künste, bedenkt aber immer, daß es 'Nebensachen sind. Lehrt ihnen, daß Spaziergänge besser sind, als Spazierfahrten, und daß wilde Blumen gar schön sind für den, der sie aufmerksam betrachtet. Lehrt sie allen bloßen Schein verachten, und daß, wenn man Ja oder Nein sagt, man es wirklich auch so meinen soll. Lehrt ihnen, daß das Glück in der Ehe weder von dem äußeren Anstand, noch von dem Gelde des Mannes abhängt, sondern allein von seinem Charakter. Habt ihr ihnen das beigebracht, und sie haben's verstanden, dann laßt sie, wenn die Zeit gekommen ist, getrost heirathen: sie werden ihren Weg dann schon allein finden." Diese goldene» Regeln verdienten in jedem Hause unter Glas und Nahmen an die Wand gehängt zu werden.
— Unsere Jugend. Der sechsjährige Max hatte sich wegen Rauferei und Trotz eine väterliche Züchtigung zugezogen. Nachdem sich der erste Sturm verzogen, wollte der Vater auch moralisch einwirken, hielt dem Knaben sein Unrecht vor und fragte, ob er nun auch wisse, weshalb er Schläge bekomme». Worauf Max sehr zerknirscht antwortete: „Weil Du viel stärker warst als ich!" — Der darob verblüffte Vater mußte sich erst sammeln, um durch eine salbungsvolle Vorhaltung dem Knaben den Jrrthum zu benehmen.
— Eine ächte Frau. Wahre Geschichte. Ein guter Mann ist gestorben und kann daher auch gelobt werden. Die Frau Nachbarin bedauert die junge Wittwe gegen ihren Mann mit einigen anzüglichen Bemerkungen: Ja, das war ein guter Mann, der sah seiner Fran alles von den Augen ab, der er- ersüllte alle ihre Wünsche. Der Mann antwortete: na, die Frau wird wohl ihrem Mann auch alle seine Wünsche erfüllt haben. Die Frau: Was? alle seine Wünsche? Ein vernünftiger Mann hat gar keine Wünsche der wünscht nur, was seine Frau will!
— Bettelei in China. Für die Armen wird durchaus nicht gesorgt und Tausende sterben alljährlich Hungers. Die Bettelei ist allgemein verbreitet; es gibt zahlreiche und wohlorganisirte Bettlergesellschasteu, und kein Bettler kann seinen Beruf mit Erfolg aus- üsen, ohne zu einer von diesen zu gehören. Die Hei- rathslust der Chinesen ist aber auch kolossal, und Gützlaff hält die Chinesen für das fruchtbarste Volk in der Welt; jedermann ist verheirathet, und unter hundert Heirathen bleibt nicht eine ohne Kinder. Bei der Volkszählung, die Herr G. in Ting hai, einer Stadt von 30,000 Einwohnern ausnahm, fand er nur ein unverheirathetes Frauenzimmer, und dies war eine englische Dame. So berichtet Herr G. auch, daß, wo die Chinesen sich ansiedeln mögen, in Thibet, in der Mandschurei, in der Mongolei, sie bald zahlreicher werden, als die Eingeborenen selbst.
— Eine Schlittenfahrt im Juli. Wie weit die Großen in früherer Zeit auf Kosten Anderer manchmal in der Verschwendung gegangen sind, zeigt auch Folgendes: Ein Fürst von Sulkofsky war der Liebling des Königs August HI. von Polen, der ihn oft auf dem Schlosse zu Reusse, unweit der schlesischen Grenze, mit seinem Besuche beehrte. Einst hatte der Fürst seinen königlichen Freund zu einer Schlittenfahrt eingeladen, und die Einladung war angenommen worden, allein schnell eingetretene Hindernisse erlaubten dem Könige nicht, sein gegebenes Versprechen zu erfüllen. Den nächsten Sommer darauf ließ der König, als er sich von Dresden nach Warschau begeben wollte, dem Fürsten seinen Besuch ansagen und die scherzhafte Aeußerung beifügen: er wolle nun bei ihm Schlitten fahren. Der Fürst nahm seinen hohen Gast wie ge
wöhnlich mit verschwenderischer Pracht auf, und als der König bei der Tafel lachend der Schlittenfahrt gedachte, versicherte er mit ernsthafter Miene, daß er völlig darauf eingerichtet sei. Man rieth hin und her, wie der Fürst Sulkossky es wohl möglich machen wolle, mitten im Juli eine Schlittenfahrt zu veranstalten, und war nicht wenig erstaunt, als dieser nach aufgehobener Tafel dem Könige meldete, daß die Schlitten vorgefahren wären. Der König sah zum Fenster hinaus und erblickte wirklich den Schloßhof und die Heerstraße, so weit das Auge reichte, mit Schnee bedeckt und vor dem Portal des Schlosses prächtige Schlitten haltend. Man setzte sich ein und fuhr von Reusse nach Lissa, eine deutsche Meile weit, zwar nicht auf Schnee, aber auf gestoßenem Salz.
— To dien trauer. Bei den Egyptern mußten sich in früherer Zeit nach dem Tode der alten Könige einige Hundert Klaqeleute die Köpfe mit Koth bedecken. Wer am meisten stank, der trauerte am tiefsten. Starb ein Skithenkönig, so schnitten sich die Trauernden ein Stück Ohr ab und verwundeten sich Stirn, Wange und Nase. Den entseelten Inkas von Peru wurden hirschlederne Beinkleider angezogen, an welche jeder Staatsbeamte seine Adresse anhängte, und zwar auf dem Hintertheile, während vorn die Namen der Frauen ihren Platz erhielten. Bei dem Tode des Königs von Jtuana wurde dessen erster Minister mitbegraben. (Wer will da Minister sein?) — Gegenwärtig giebt es noch einige Jndianerstämme, die ihre Häuptlinge ausstopfen. Eigenthnmliche Passion!
Die hungernden Arbeiter an den Reichstag. Das Dasein, das uns zugefallen —
Mit harter Faust bedrückt die Noth es.
Wer jetzt errichtet Ruhmeshallen,
Der giebt uns Steine statt des Brod es. sUlk)
Deutscher Rath.
Vor allem eins, mein Kind: Sei treu und wahr, Laß nie die Lüge Deinem Mund entweih'n!
Bon Alters her im deutschen Volke war Der höchste Ruhm, getreu und wahr zu sein.
Du bist ein deutsches Kind, so denke d'ran.
Noch bist Du jung, noch ist es nicht so schwer.
Aus einem Knaben aber wird ein Mann,
Das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr.
Sprich Ja und Nein, und dreh und deutle nicht; Was Du berichtest, sage kurz und schlicht,
Was Du gelobest, sei Dir höchste Pflicht,
Dein Wort sei heilig, drum verschwend es nicht!
Leicht schleicht die Lüge sich an's Herz heran,
Zuerst ein Zwerg, ein Riese hinternach.
Doch Dein Gewissen zeigt den Feind Dir an.
Und eine Stimme ruft in Dir: „Sei Vach!"
Dann wach' und kämpf', es ist ein Feind bereit;
Die Lüg' in Dir, sie drohet Dir Gefahr.
Kind! Deutsche kämpften tapfer allezeit,
Du deutsches Kind! sei tapfer treu und wahr!
R ä t h s - l.
Es geht im dunklen Hause Beständig auf und ab Ein ruheloses Wesen,
Wie es noch keines gab:
Treibt Tag und Nacht dasselbe In seinem engen Haus,
Da schöpfet es und gießet Was es geschöpfet, aus.
Und ob's auch lebt verborgen. Und ob es auch nichts sieht.
So wejß es doch gär Vieles, Was außer ihm geschieht.
Und nennst du es dein eigen.
So glaube sicherlich.
Dann läßt es sich auch sprechen, Verleugnet nimmer sich.
Mußt du auch draußen bleiben Und vor der Schwelle stehn,
Dein leisestes Begehren Kann nicht verloren gehn;
Ja, deiner Schmerzen Thränen, Die schließt es weinend ein,
Und deiner Freude Jubel Kann ihm nur Wonne sein.
Revier Stammheim.
Stein- und Holz-Beifuhr, Steiuzerkleinerung.
Am Montag den 5. Februar, Nachmittags 2 Uhr,
wird im Bären zu Stammheim dieBei- fuhr und daS Kleinschlagen von 8! 5 Noß- lasten Kalksteine für die Staatswaldwege und nach diesem die Beifuhr von 11 Rm. Buchenscheiter vom Staatswald Wasserteich zum Forstamt Wildberg verakkordirt.
AmiUche nnd Priva1-Bekann1ma<d«»g«n.
Emmingen.
Liegenschafts-Verkauf.
Aus der Gantmasse des -j- Friedrich Köhle, gewesenen Taglöhners von hier, kommt die vorhandene Liegenschaft am Donnerstag den 15. Febr. d. I., Vormittags 11 Uhr, auf dem hiesigen Rathhaus im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf, und zwar:
Ein zweistockigtes Wohnhaus auf den Bildäckern,
B.-V.-A. 1028 57
waisengerichtlicher Anschlag 850 11 Ar 55 m Acker hinter dem Klingenwald, waisengerichtlicher Anschlag 1 13 Ar 37 m Acker in der Zwerchhalde, waisengerichtlicher Anschlag 20 ^ Dinkelanblum 4 ^ 7 Ar 96 in Acker im Straswald, waisengerichtlicher Anschlag 2 7 Ar 82 m Acker im Straswald, waisengerichtlicher Anschlag 20
9 Ar 11 m Acker auf dem Horn, waisengerichtlicher Anschlag 2 17 Ar 59 m Acker unter dem Horn, waisengerichtlicher Anschlag 80 Den 22. Januar 1877.
_K. Gerichtsnotariat Nagold.
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