** Nagold, 31. Jan. Die Miffionssreunde der Sladt und Umgegend werde» an die den 2. Febr. Nachm. 1 Uhr in seilherigcr Weise statifindende Mission s ko n fe r c n z erinnert. Ais Redner werden an derselben anstreten: Stadtpfarrcr Hofsmann von Haiterbach, Missionar Müller von hier und vr. Gunderl von Calw.
Calw. In hiesiger Stadt wurde im Jahre 4863 die Polizeistunde abgeschafft, ohne das; bis jetzt im Allgemeinen ein Uebelstaud daraus entsprungen wäre. Nachdem jedoch in einigen hiesigen Wirlhschaf- ten Mißbrauch damit getrieben worden war, beschloß der Genieiuderath, vom l Mär; au die Polizeistunde in der Weise wieder einznsührcn, daß um 12 Uhr ab- gebotcn wird, und die nach dieser Zeit noch in den Wirthjchastslokalen Betroffenen zur Strafe gezogen werde». (N. T.)
Die Beisetzung der Leiche Sc. königlichen Hoheit des Herzogs Wilhelm Engen von Württemberg in die Gruft unter der K. Schloßkapelle in Stuttgart findet Mittwoch den 31. d. M Abends statt.
Tübingen, 29. Jan. Die Aeuersbrünste in unserer Sladt mehren sich immer mehr; in der vergangenen Nacht wurden wir schon wieder durch ein Branduugluück betroffen, das allen früheren an Heftigkeit nicht nachsteht. Es war dießmal nicht die untere Stadt, sondern die Neckarhalde, welche heule ein schreckliches Bild der Zerstörung darbiete:, denn die beiden dort stehenden alten — von mehrere» Familien bewohnten - Häuser, gegenüber dem Oberamlsgericht zwischen dem Minner (früher Ob.J N. Mayer-Ischen und Köhler- (früher Hofacker-, Wunderlich-, Benns')- sche» Hanse, sind ein Raub der Flammen geworden und bilden nur noch einen großen Schutthaufen. Heute früh verbreitete sich die Schreckenskunde, daß man zwei Feuerwehrmänner vermisse und jetzt wird eifrig nach denselben gesucht, da man mit ziemlicher Sicherheit annehmcn kann, daß sie unter den Trümmern des Hauses begraben sind. Ein Dritter hat sich durch einen Stur; erhebliche Verletzungen, eine» Rippenbruch, zugezoge»; alle drei sind wackre junge Männer, von denen einer vor drei Jahren sein Haus durch die Fenersbrunst in der „Neustadt" zerstört worden ist.
T ü binge n, 29. Jan. Kaum waren heule »ach der Schreckcusnacht die im höchsten Grade aufgeregten Gemüthcr wieder einigermaßen beruhigt und noch lagen die Leichname der beiden verunglückten Feuerwehrmänner unter den rauchenden Trümmern der beiden abgebrannten Häuser in der Neckarhalde, als heute Abend nach 6 Uhr schon wieder der Feuerruf erscholl. In der Haaggasse, in einem Stalle des Schlosser Fr ey tha l er'scheu HauseS war Feuer entstanden, das noch durch die schnell herbeigekommene Hilfe im Keime erstickt werden konnte. Damit aber noch nicht genug, vier Stunden später, kurz vor 10 Uhr, begann der Lärm auf's Neue, denn im Stalle des Gasthauses zum Waldhorn, in der Burgstaige, drohte jetzt ein gefährlicher Brand auszubrechen. Das Feuer hatte hier schon eine ziemliche Ausdehnung angenommen und wenn nicht so rasch, Iheilweise durch die noch beim Löschen in der Neckarhaldc beschäftigten Brillenträger, Wasser herbeigeschast worden wäre, wer weiß, ob sich nicht das gleich traurige Schauspiel wiederholt hätte, wie in der Nacht zuvor? Es ist natürlich, daß unter solch' schrecklichen Umständen Alles sich in größter Aufregung befindet und Niemand mehr Zweifel darein setzt, daß hier nichtswürdige Schurken ihre verbrecherische Hand im Spiele haben, um so mehr, als überdies heute Abend in den untern Räumen des Cafe Reichmann vor dem Ncckarthor, in einem Stalle gegen den Bahnhof zu Zündhölzer und Papier vorgefunden wurden, die von einem Strolche dort zurückgelassen worden sind, als er von einer Hausbewohnerin an seinem verbrecherischen Vorhaben gestört wurde und ist nur zu bedauern, daß es nicht gelang, den Schurken zu fassen Was will es noch werden in unserer friedlichen Stadt? so fragt man sich angesichts dieser unerhörten Unglücks- sälle, welche uns wirklich treffen! (T. Ehr.)
Tübingen. Das große Unglück, das den drei Feuerwehrmännern beim Brande in der Neckarhaldc zugestoßen ist und zwei davon das Leben gekostet hat, erregt die allgemeine Thcilnahme der gesummten Einwohnerschaft. Nach den Leichnamen der beiden Verschütteten, Wagner Carl Weimer und Gütcrabfcrti- gnngsasslstent Ernst Kietz, wurde gestern den ganzen Tag und auch die Nacht über im Schutte gesucht, bis es um Mitternacht zuerst und dann heute früh wieder gelungen ist, einige Körpertheile — größlentheils beinahe verkohlt und zerstreut umherliegend — aus dem Schutthaufen hervorzuschnffen. Die beiden Verunglück
ten waren brave junge Leute im Alter von ungefähr 30 Jahren, Weimer verheirathct und Vater von 2 kleinen Kindern, Kieß glücklicher Bräutigam.
Tübinge n. 'Nachdem schon die Gebäude-Brand- versicherungskafse in Nr. 253 der Tübinger Chronik von 1876 aus die Entdeckung des Brandstifters eine Belohnung von 500 Mark gesetzt hat, haben die bürgcrl. Collegien unterm 29. Januar d. I beschlossen, aus die Entdeckung des Brandstifters der in jüngster Zeit vorgekommenen Brandfälle aus der städtischen Kasse ebenfalls eine Belohnung von 500 Mark ausziisetzen.
Wie die „Köln. Ztg." schreibt, hat von allen Niederlagen liberaler Kandidaten bei den Parteifreunden kein größeres Bedauern erregt, als die Niederlage des früheren badischen StaalSministers Jolly. Man hegt die Absicht, ihn bei einer der national-liberalen Doppelwahlen in Norddeutschland zur Nachwahl auf- znsteUen.
Berlin, 27. Jan. Die „N. Pr. Z " schreibt: „Mehrfache Anzeige sprechen dafür, daß nach dem Scheitern der europäischen Conferenz fortan das Drei- Kaiser Bündniß wieder mehr in den Vordergrund treten werde. Damit ist aber nicht die Bildung eines Gegensatzes der drei verbündeten Mächte zu anderen Großmächten gegeben. Namentlich wird Deutschland gewiß nicht daraus verzichten, seine freundschaftlichen Beziehungen zu England auch ferner zu pflegen und in ihnen eine Bürgschaft für die Bewahrung des Welt- Friedens zu erhalten. — In politischen Kreisen bezeichnet man mit wachsender Bestimmtheit die HH. Graf Beust, Graf Chaudordy und Klaczko als die Haupt-Faiseurs der Jntriken, welche in neuerer Zeit gegen die deutsche Politik gesponnen wurde, und insbesondere auch den „N -A." wiederholt zur Abweisung von Verleumdungen veranlaßten. Der Zweck jener Jntriken, Rußland von seiner Verbindung mit Deutschland zu trennen und möglichst zu Frankreich in ein näheres Verhältnis; zu bringen, scheint zum Glück gänzlich verfehlt worden zu sein.
Berlin, 27. Jan. Das Königliche Stadtgericht sprach heute die definitive Schließung der sozialistischen Arbeiterpartei in Deutschland, mit dem Sitze in Ham bürg, aus ; ebenso die Schließung des Berliner sozialistischen Wahloereins für den Gelrungsbcricht der preußischen Vereinsgesetze und verurtheilte die Sozialistenführer Henisch, Oeraffi, Greiffenberg und Geib zu mchrwöchentlichen Gesängnißstraseu.
In dem reichen Frankfurt nimmt die Geschäfts- losigkett »och zu. In Kurzem werden mehre größere Geschäfte ihre unverhciraihcten Arbeiter entlassen und nur die verheiratheten mit beschränkter Arbeitszeit behalten. Viel schlimmer siehts unter den armen Webern im bayerischen Voigtland, namentlich in den Orten Leupoldsgrü» und Konradsreuth in der Nähe von Hof ans. Zwei Regierungscommissäre ans Bayreuth (Beer und Papellier) haben die Dörfer besucht und namentlich in Konradsreuth große Noth gefunden. Ihre Berichte sind zum Theil ergreifend, ihr Urtheil aber geht dahin, daß jetzt noch der Noth durch die Hülfe der Gemeinden und die Beihülfc des Staates zu steuern sei und daß dies rasch geschehen müsse, ehe Hunger und Noth in ansteckende Krankheiten Umschlagen, die Gesahr sei da und nahe.
Hamburg, 24. Jan. In der Neustadt Fu» lentwiete stürzte am Samstag eine junge Frau mit einem zweijährigen Kinde aus dem Fenster einer dritten Etage und Beide zerschmetterten auf dem Straßenpflaster. Man glaubte hier lediglich e>.ren Unglücks» fall annehmen zu dürfen. Leider liegt ein absichtlicher Selbstmord vor: die Eheleute hatten sich gezankt, und die Frau drohte dem Manne mit der Bemerkung, er würde, bevor er noch aus dem Hause wäre, sie und ihr Kind tvdt sehen. Als der Mann aus dem Hause aus die Straße trat, fand er die Mutter mit dem Kinde zerschmettert auf dem Trottoir.
In der Diöcese Augustowo wurde kürzlich der Pfarr-Administrator Lopinski auf höheren Befehl verhaftet und nach kurzer Untersuchung nach Olonetz in die Verbannung abgesnhrt, weil er beim Absingen der Mutter-Gottes Litanei in der Kirche dreimal die Bitte angeftimmt und mit der Gemeinde gesungen hatte: „Heilige Mutter Gottes, Königin von Polen, bitte für uns!" Von diesem Falle ist durch Circular-Ver- fügung des General-Gouverneurs Grafen Kotzebue die gesammte römische Geistlichkeit des Königreichs Polen mit der Androhung benachrichtigt worden, daß jeden Geistlichen, der öffentlich zur Mutter Gottes als der Königin Polens bete, eine gleiche Strafe treffen werde. (Fr. I)
Aus Hamm berichtet die „Trem.": „Das Gespräch des Tages bildet hier die Ankunft eines hiesigen
Bürgers aus Algier, welcher während deutsch-französischen Krieges als Gefangener dorthin geschleppt wurde, und dem es jetzt erst durch Zufall gelungen ist, wieder nach Deutschland zu entfliehen. Doch seine Freude und Hoffnung, die Angehörigen und namentlich seine zurückgelassene Frau nach so langer Trennung wiederzusehen, sollte getrübt werden, denn diese hatte sich im Jahre 1874 zum zweiten Male und zwar im Glauben, daß ihr Mann todt sei, verheirathct, und es stammen aus dieser Ehe bereits zwei Kinder. Also zwei rechtmäßige Gatten und eine Frau.
Liechtenstein. Der Fürst hat den Landtag aufgelöst, 'Neuwahlen ausgeschrieben und die nochmalige Vorlage des Münz Gesetzes an den neue» Landtag zur verfassungsmäßigen Behandlung angeordnet. Die Ausführung des Münzgesetzes ist bis ans Weiteres sistirt. Es herrscht darüber freudige Stimmung im Fürstenthum.
Wien, 27. Jan. Der zwischen der Pforte und Montenegro beabsichtigte Separatfrieden scheint nicht zu Stande kommen zu wolle», da Fürst Nikila einen größeren Landzuwachs verlangt, als die Pforte bewilligen will. Die Pforte bietet ihm eine Arrondi- rung mil etwa 1000 Unterthanen an, Fürst Rikita beansprucht dagegen eine Vergrößerung des Gebietes um das Doppelte. In Cetünje ist die Stimmung in Folge dessen kriegerisch. ^
Wien, 29. Jan. Die Friedens Verhandlungen zwischen Serbien und der Türkei haben gestern hier in Wien begonnen. Unterhändler sind der türkische Botschafter Aleko und der serbische Consul Zukitsch. Die Grundlage der Verhandlungen bildet der Stand der Dinge vor dem Kriege. Füist Milan erklärte, ec wünsche lebhaft den Frieden.
Wien, 30. Jan. Der Budgetansschuß lehnle nach längerer Debatte, namentlich aus finanzielle» Rücksichten, mit 15 gegen 11 Stimmen den Antrag des Referenten auf Bewilligung eines Kredits von 600,000 fl. für die Betheilignng Oesterreichs an der Pariser Weltausstellung ab. Referent Gomvertz legte in Folge dieses Beschlusses sein Referat nieder und meldete einen Minorilälsantrag auf Bewilligung der genannten Summe an.
Des Papstes Gesundheitszustand hat noch niemals solche Besorzniß erregt, als in dem gegenwärtigen Augenblicke, wo sein Leben, was die klerikalen Blätter auch immer sagen mögen, an einem schwachen Fade» hängt, welcher jeden Augenblick reißen kann. „Ich habe den Papst schon seit einiger Zeit nicht gesehen", so schreibt uns ein Korrespondent aus dem Vatikan, „aber Diejenigen, welche ihn alle Tage sehen, sagen, daß er sich in der Auflösung befindet, daß ihn die Füße nicht mehr tragen, daß ihn ei» schwerer Schmerz und Kummer drückt und daß sein Gesicht, anstatt des früheren frischen, heiteren und jovialen Aussehens, welk und schlaff geworden ist. Pius IX. vollendet im Mai das 85. Lebensjahr und es fragt sich, das gestehen selbst seine Aerzte offen, ob er so weit kommt. Er, der sonst so gesprächig war, spricht jetzt wenig; empfiehlt Allen in den ernsten Fragen die Eintracht und den Frieden; verläßt selten sein Schlafzimmer und empfängt Hierselbst zwischen 5 und 7 Uhr Abends in einem Lehnstuhle mehr liegend als sitzend, vor sich einen großen Tisch, ans welchem einige Kerzen brennen und dem Gemache ein geheimnißvolles und trauriges Aussehen zugleich geben, besonders wenn der Blick auf das elfenbeinerne Kruzifix fällt, welches inmitten der Lichter steht. Gleichzeitig fängt der Papst an, jene Gabe des außerordentlichen Gedächtnisses zu verlieren, durch welches er sich so sehr auszeichnete. Er entsinnt sich wohl dessen, was vor längerer Zeit geschah, vergißt aber das Neue, und erinnert sich nicht ohne Mühe der Namen derjenigen, welche er einst kannte. Seine Umgebung ist besorgt, weil sie befürchtet, der alte Papst könnte eines Tages ganz unversehens hinüberschlummern. Man gibt sich deßhalb im Vatikan die größte Mühe, um zu verhindern , daß hiervon eine Nachricht in die Außenwelt dringe. Pius' IX. beständiger Gedanke ist jetzt die Wahl seines Nachfolgers und sein Staatssekretär der Kardinal Simeoni ist beauftragt zu unterhandeln, damit König Viktor Emanuel im Falle feines Todes sich von Rom entferne und nicht vor beendigter Wahl dahin zurückkehre. (B. T.)
Rom, 28. Jan. Alle Nachrichten über den schlechten Gesundheitszustand des Pabstes (welche hauptsächlich ans französischen Quellen flössen) sind falsch. Pius ist bei guter Stimmung und hat nur etwas Brustbeschwerden gehabt.
Pest, 26. Jan. Die „Köln Ztg." erfährt von hier: „Graf Andrassy hat dem türkischen Botschafter Aleko Pascha erklärt, auch er würde an Stelle der