seinerseits wieder einen Erkläcungsgrund für die wirksame Propaganda der Sozialdemotraken abgibt. Von autorisirter Seile wird die Ausarbeitung einer Stali- stik der brach darniederliegenden Industriezweige und über die Zahl der drodlosen Arbeiter in Aussicht genommen, welche erschreckende Ziffern aufweisen dürste. Thalsache ist, daß >» Berlin die Bettelei mehr als je überhand nimmt, trotz der Strenge der Sicherheils- behöiden und der energischen Bemühungen des „Vereins gegen Verarmung und Betitlet," Die Generalversammlung dieses Vereins, welche demnächst lusammen- tretcn und ihren Rechenschaslsbericht für das verfl. Jahr ablegen wird, hat in diesem Zeitraum weit über 300.000 -/L Ausgaben für die Nolhleidendcn zu re» vidiren.
Die S ta atss ch u Id Preußens beläiist sich Ende März d, I muthmaßlich auf >.058.050.471 ^ 19 worunter 552,653,987^ 5 an Eisenbahn- schulden. Die Gesaarmtausgabe für die Staatsschuld beträgt überhaupt 64,128.000 näailich zur Ver- zinsung45,124.8 t l^20.-f, zurTilgung >7,213,140^ 5 (Berl. Tgbl.)
Berlin. Der Verein für deutsche Rechtschreibung hat in seiner am Mittwoch Äsend abgeyattenen Sitzung in Bezug aus die Dehnungszeichen folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Irr den aus ee auslailtendeu Stämmen, wie See, bleibt ee, 2. In den Mehrheitrsormen obiger Stämme, wie See», werden nur zwei e geschrieben, 3 Die Dehnungszeichen nach i sind zu beseitigen. 4. Es bleibt ie bei drei bestimmt angegebenen Gruppen von Worten, wo eS durch die Abstammung begrünvet ist. 5. Die beiden Worte ihn und ihm behalten ihr Dehnuiigszeichen.
Es geht doch nichts über die deutsche G e in ü l h I i ch ke it. Unter dieser Ueberschrist liest man in der „Barm. Ztg " : Bisher war es Usus, daß die Mitglieder des Stadtverordneten Kollegiums zu Mülhausen am Rhein in den Plenarsitzungen rauchte». In einer der letzte» Sitzungen beantragte nun e n Stadtverordneter, künstig das Rauchen während der Sitzungen zu unterlassen Dieser Antrag wurde jedoch mit 15 gegen 10 Stimmen akgelehnt. Sofort nahm ein Rancher nach dem andern seine Cigarre aus dem Ettii und zündete dieselbe an. Es haben sich also zwei Parteien, die Raucher und Nichtraucher, in dem Kollegium gebildet.
Ingenieur Adrian Stevens, der Erfinder der Dampspfeise, ist gestorben.
Der in diesen Tagen gestorbene Geheime Obcr- hofbuchdrncker R. v Decker in Berlin beschäftigte 4—500 Setzer, Drucker, Gießer u. s w Interessant ist die Thalsache, daß Decker in der verhängnißvollen Nacht vom 18. auf den 19. Mär; 1848 den berühmten Ausruf König Friedrich Wilhelm IV. „au meine lieben Berliner" eigenhändig gesetzt hat, während einer der Minister mit der Kerze dazu leuchtete.
Wien. 23. Jan. Rußlands wiederholte Versuche, das Wiener Kabinel und das Berliner Kabinet zu einer mit Rußland gemeinsamen Aktion anzuiegcn, begegneten in Wien einem Ausweichen, während man in Berlin darauf einzngehen scheint, allerdings unter dem Vorbehalt, daß auch Oesterreich acceptire.
(Berl. Tgbl.)
Will wirklich die römische Elerisei zum 800jährigen Jubiläum von Canossa einen neuen Sturm aus die moderne Gesellschaft und die modernen Staaten unternehmen? Man muß an so etwas denke», wenn man folgende Nachrichten aus Rom (N. Fr. Pr. in Wien) liest. Sie lauten: Im Vatikan (dem Sitz der päpstlichen Regierung) in Nom bereitet sich eine große Wanvelung vor. Bisher hatte» Palrizi und Ämonelli eine gewisse Mäßigung des Papstes veran laßt, ihn wenigstens vor Fanatismus bewahrt. Der gegenwärtige Cardinal Staatssekretär Simeoui bleibt ohne Einfluß auf den Papst, dessen sich unvermerkt Cardinal Bilio, der Vater des Syllabus, und Crrdi nal Monaco, der neue Päpstliche General-Vicar, vollkommen bemächtigten. Das Publikum erfuhr bisher von dieser Wandlung nichts, Dee Papst ist sich ihrer kaum bewußt. Bilio und Monaco möchten, daß der Papst, alle Bestimmungen über das Conclave umstoßend, Einen von ihnen zum Nachfolger ernenne; sie flüstern dem Papste zu, wegen der außerordentlichen Zeiten, weiche die Kirche durchmacht, energisch aufzutreten. Wenn dieser Strömung nicht irgendwie Einhalt geschieht, stehen die ausschweifendsten Decrete des Vatikans gegen die Wissenschaft, die Gesellschaft und den Staat bevor Die vatikanische Slurmfluth wird zuerst gegen Italien und Deutschland losgelassen werden. Um der Geistlichkeit im Kriege gegen die bürgerliche Ordnung sicher zu sein, werden nur solche Bischöfe
eingesetzt, aus die man unbedingt rechnen kann. Blinder Gehorsam, feste Einigkeit, unverbrüchliches Still schweigen, so lautet die vo» Bilio und Monaco 'Namens des Vatikans ausgcgebene Parole, unter deren Schutz bereits die geheime Manlwurssarbeit begann. Die im nächsten Consistorium zu publicirende päpltliche Encyklika wird als erste jener Minen auffliege», welche die moverne Gesellschaft in die Luft sprengen sollen.
Liechtenstein. Revolution in Vaduz! Auf diese sensationelle Weise ruft das Fürstenihum Liechtenstein seine bereits von den Zeitgenossen vergessene Existenz ms Gedächtnis; zurück. 'Am 13 Jan. hat eine große Volks-Demonstration gegen das neue Münz Gesetz slattgesunden. Dasselbe rief große Erbitterung des Unterlandes hervor, welches sosoil Veranstallung traf, um gegen den Landtag und gegen die Regierung zu protcstiren. Sonnabeud, 3 Uhr Morgens, wurde die Bevölkerung aller Ortschaften durch Lrommeifchlag alarmirl mit der Losung ,.Heute nach Vaduz!" Vormittags marschirteu etwa 600 Mann militärisch geordnet in größter Ruhe und Ordnung nach Vaduz und postirten sich vor das Regierungs-Gebäude. Die gewählten Vertrauens-Männer gingen zum Laudes-Verweser Hauser und trugen ihm als Volks-Wünsche vor: Auslösung des Landtages, Zurücknehmung des Münz- Gejetzcs, widrigenfalls das Unterland den Anschluß an Oesterreich vorziehe. Der Landes-Berweser erklärte, die Uiueriäudec sollten Wünsche und Beschwerden in einer Petition an den Fürsten darlegen, die Petition in drei Tagen einreichen, er werde sie befürworten und sofort adsenden. Der LandeS-Verweser stellte auch die Einberufung des Landtages in kürzester Frist — Ende März — in Aussicht. Hieraus zogen die Uaieciändier in schönster militärischer Ordnung wieder heimwärts, ohne weder tu Vaduz noch anderswo in ei» Gasthaus emzukehien; zu Hause verhielten sie sich solid, ruhig und ernst. In Folge der Demonstration der unteren Landschaft legten alsdann am 16 . Jan. sämmtliche Oderländer Landräthe Liechtenstein's ihr Landtags Mandat nieder. Sämmttiche Gemeinden des Landes haben sich dem Proteste der Unieriändcr gegen die Gold Währung angejchlost'en.
In den Kohlen-Bezirken von Charleroi und des Hennegan's (Belgien) steht es schauerlich aus In den meisten Gruben arbeitet man nur zwei oder drei Tage in der Woche. Andere weide» gar nicht mehr befahren, so groß sind die Kohlen Vorräthe, weiche kenn: Abnehmer finden. Tausende von Arbeitern sind brodlos, ganze Horden von Kindern ziehen bettelnd herum.
Um allen Zweifeln an der Ausführbarkeit der sozialistischen Ideen ein Ende zu machen, wollen die dänischen Sozialdemokraten einen Musterstaat in Amerika einrichten. In der Copenhagener Zeitung „Sozialdemokrat" hat nemlich die Centralverwaltang der sozialdemokratischen Partei eine Aufforderung zur Bildung einer dänischen sozialdemokratischen Kolonie in Cainas in Nordamerika erlassen. Ein Mitglied der Verwaltung besuchte voriges Jahr Amerika und die betreffende Aufforderung ist eine Frucht seiner Reise. In dieser Eolonie soll das Programm der Sozialisten zur Ausführung kommen, der Boden soll in Gemeinschaft bearbeitet werden, die Frauen sollen vollständige Gleichstellung mit den Männern erlangen, die Ehen sollen leicht auflösbar gemacht und die Kinder aus Kosten der Eolonie erzogen werden. Es ist sehr zu wünschen, daß die Herren Ernst mit ihrem Musterstaate mache».
Rom, 24. Ja». Der Papst wurde Sonntags von einer Ohnmacht befallen und verließ in Folge dessen am Monlag seine Appartements nicht. Gestern früh wollte jedoch der Papst absolut Audienz ertheilen, was später einen neuen Ohnmachtsanfall verursachte. Der Papst empfing indessen gestern einige Personen und gab auch heute Anordnungen für weitere Empfänge. (Eine Pariser Depesche der „Fr. Ztg." vom Gestrigen lautet: Der Gesundheitszustand des Papstes ist direkten Nachrichten zufolge sehr bedenklich.)
Nom, 24. Jan. Die Kammer nahm den ge- sammten Gesetzentwurf betr die Amtsmißdräuche der Geistlichkeit mit 150 gegen 100 Stimmen an.
Pesth, 24. Jan. In einer Ostündigen Konferenz der beiderseitigen Minister wurde allseitig lebhaf teste Einigungwilligkeit bekundet. Heute ist wiederum Konferenz bei Tisza, worauf voraussichtlich Kronrath unter dem Vorsitze des Kaisers staltfindet.
Zürich, 18. Jan. In den Städten Basel, Luzern und Winterthur herrschen Masern, Scharlach fieber und Halsbräune der Art, daß die Schulen lheilweise geschlossen werden mußten. Viele Kinder sterben.
Der altkatholische Pfarrer Otto Häßler zu Olten in der Schweiz hat sich mit Henriette Ernst aus Winterthur verlobt.
Paris, 20. Jan. Man erwartet hier die Veröffentlichung eines russischen Manifestes, welches Eu» ropa auffordert, gemeinsame Zwangsmaßnahmen gegen die Türkei zu treffen. In der diplomatischen Welt ist man uneinig darüber, ob man in diesem Vorgang« einen versteckten Rückzug oder den Beginn einer isolirten Aktion zu erblicken habe.
Nach einem Privattelegramm der „Berl. Post" sollen in Frankreich Veränderungen in der Zoüsrage als wahrscheinlich in Aussicht stehe». Jules Simon und Leon Soy sollen in Betreff des Freihandels einig sei». England soll drohen, sich an der Ausstellung nicht beil-eiligen zu wolle», sollte eine Reform nicht eintreten.
St. Petersburg, 18. Jan. Von verläßlicher Seite wird mir mitgetheilt, daß der Großfürst Nicolai Nicolajewitsch an einem Magengeschwür leidet und dessen Krankheit die ernstesten Besorgnisse aufkommcn läßt. Das fehlende Nahrungsbedürfniß hat die Kräfte des hohe» Palieiuen i» unglaublicher Weise geschwächt, das Karlsbader Wasser verfehlt seine Wirkung und die sich bildenden Gase erschweren das Athemholen.
Petersburg, 23. Jan. Die weitere Recru- tlrung des Jahrganges 1858 in Polen und Rußland ist bevorstehend. Aus Süd-Rußland werden starke Triippen-Massen an die türkische Grenze hernngezogen. Der direkte Friedens-Abschluß zwischen der Pforte und Serbien wird in unterrichteten Kreisen als unwahr bezeichnet. ^ (Fr. I)
Die ägyptische Negierung ist in einer unglaub- lichen Geldklemme. Biele lausend Beamte, groß und klein, die wenigstens für das Bairamfest eine Abschlagszahlung auf ihre halb- und dreivierteljährlicheu Gehaltsrückstände erwarteten, und geradezu nichts mehr wissen, wie sie ihre Existenz weiter fristen sollen, sind wieder in ihren Erwartungen getäuscht und sie werden jetzt nicht einmal mehr, wie früher, auf „bukia" (morgen) vertröstet, sondern man antwortet denen, die sich wirklich noch die Mühe geben, an den Kassen nachzu- fragen, kurz und bündig: es sei kein Geld da, und sie könnten nun wieder geben. Nach einer nichl zu hoch gegriffenen Berechnung belaufen sich sämmtliche Gehaltsrückstände auf die enorme Summe von mehr als anderthalb Millionen Pf. St., welche Summe nicht als Posten in der Staatsschuld sungirt, sondern nur gewissermaßen als eine kleine Extraschuld nebenherläufl. Dasselbe gilt von den Schulde» der Regierung an verschiedene Lieferanten und Kommissionäre, die über zwei Millionen Ps. St. zu fordern haben, und die gleichfalls seil Jahr und Tag warien und nicht zu ihrem Gelbe kommen können. Zu jenen Lieferanten gehört in erster Reih« der amerikanische Gewehrfabri- ka»t Remington, der allein noch 60,000 Pf. St. zu fordern hat für viele tausend gelieferte Gewehre, und der schon seit einem halben Jahr seinen Wohnsitz in Kairo genommen hat, um sogleich zur Hand zu sein, wenn es einmal zum Bezahlen kommen sollte. Er hatte sich sogar, weit ihm die Zeit sehr lang wurde, erboten, einen Theil seiner Gewehre zurück zu nehmen; aber leider konnte die Negierung seinem Wunsche nichl willfahren, weil dieselben im abcsstnischen Feldzug verloren gegangen sind, d. h. den ägyptischen Soldaten von den Abessiniern abgenommen wurden. Das Gerücht, daß der Khedive nach Konstantinopel gerufen sei, um sich dort zu verantworten und von seiner ganzen Verwaltung Rechenschaft abzulegen, taucht seit einigen Wochen wieder auf und scheint wirklich begründet zu sein. Er wird aber wohl nicht nach Konstantinopel gehen, aus dem einfachen Grunde, weil er dann wohl schwerlich zurückkommen würde.
New-Jork, 24. Jan. Reuter's Office meldet: Die Regierung hat einen Prozeß gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Tilden wegen nicht gezahlter Einkommensteuer angestrengt.
«Her lei.
— (Torfbrod.) Bei einer Generalversammlung des landwirthsch. Vereins für Langaa und Umgegend tbcilte „Ugeskrift sor Landm." der Prokurator Biering mit, daß die Zusammensetzung der Torferde ihn auf den Gedanken gebracht hat, „mit Tors zu füttern." Da die Pferde gerne an Torf knuppern, um den Gaumen zu scheuern, und da Torf ziemlich viel Stickstoff enthält, so versuchte er Brod aus Torfmehl zu backen. Er mischte 200 Psd. Mais- und Roggenmehl mit 300 Psd. Torfmehl und 5 Psd. Salz und erzielte mit dieser Mischung ein Brod, welches die Pferde gerne fraßen. Nimmt man weniger Torfmehl, etwa st, oder