Seelenscdmcrz erfahre» hat, erwacht nemlich des Mor gens nach gesundem Schlafe gestärkt, kann aber die Anqen nicht öffnen, welcher Zustand mehrere Stunden dauert. Nach gewaltsamer Trennung der Lider schließen sich dieselben sofort und öffnen sich erst mit einer wunderbaren Regelmäßigkeit gegen (, 10 Uhr. Die Bemühungen der berühmtesten Aerzie sind ohne Erfolg geblieben. So berichtet das Berl. Tageblatt.
Bismarck-Sauce. Bismarck-Pfeifen, Bismarck Couleur, Bismarck Cigarren, Kravalten u. s. w., u. s w. sind im lieben deutschen Baterlande bereits bekannt und in schwungvollem.Handel. Einem unternehmenden englischen Kapitän Namens Harpins ist es nun gelungen, eine neue Bismarck-Verherrlichung zu e> finden. England ist bekanntlich das Land der Fischessen und unsrer wackerer Kapitän hat in Folge dessen ei»e Fischsauce komponirt, die er Bismarck-Sauce gelaust hat Wer de» Nationalstolz der Engländer kennt, muß den Mulh des Kapitäns bewundern, um so mehr, als derselbe in der Ankündigung seiner Sauce sich zu folgender Begeisterung aufschwingt: ,,Diese Sauce ist eine Krone unter den Saucen, wie sie Fürst Bismarck unter den Diplomaten ist ; und wie er die Diplomaten der qanren Wett elegant in die Sauce gelegt hat, so verdient jeder Fisch in die von mir erfundene Bismarck- Sauce gelegt zu werden.
Ca stet bei Mainz, 19 Jan. Bei der gestrigen Stichwabl kür den Wahlkreis Mainz Oppenheim hat der Oib.) I)r Oechsner mit großer Majorität gegen den bekannten (cleric ) vr. Mottsang gesiegt; daher großer Jubel Gewiß ein gutes Zeichen für unser goldenes Mainz, welchem es bisher noch niemals gelungen war, einen Anderen als einen „Schwarzen" in den Reichstag zu schicken. Der Kampf war schwer, denn die Ultramontanen hatten alle Hebel in Bewegung geletzt, um zu siegen.
In Fisleben ist am 9 Januar die Wittwe Oppenheim im Alter von IN Jahren gestorben.
Essen. (Arbeiterentlassungen.) Man schreibt der „Rt>. und Ruhr Ztg.": Der Kündigung von 200 Bergleuten auf der Zeche „Helene Amalie" folgen bereits neue Einschränkungen der Kohlenproduktion auf anderen Zechen. Nus „König Wilhelm" werden ungefähr 100 Mann abgelegt und soll gestern die Kündigung erfolgt sein. Auch auf der Zeche „Hoffnung" und „Saelzer Neuach" Hierselbst hat man eine Kündigung von etwa 00 Mmm in Aussicht genommen, dieselbe jedoch an dem gestrigen Kündigungstage noch nicht ausgesprochen, also einstweilen bis zum 1. Febr. verschoben, wenn sich, was kaum wahrscheinlich, die Aussichten und Preise nicht gebessert haben sollten. Auf vielen andern Zechen wird nur an 4—5 Tagen per Woche gefördert. Die letztere Art der Prodnktions- rinschi änkung ist jedenfalls drückender als die Entlassung eines Theiles der Arbeiter, weil sie alle Arbeiter ohne Ausnahme trifft und kaum zu erwarten ist, daß die freien Tage zu lohnender Beschäftigung verwandt werden können. Bei der Entlassung aber können alte bewährte Arbeitskräfte und Familienväter berücksichtigt werden, während unverheirathete und jugendliche Kräfte in der Landwirthschast Beschäftigung finden oder zu einem Handwerke rc. übergehen können. Denn mit der Kohlen-Industrie scheint es sich so bald nicht zu bessern, es sei denn, daß unsere Eisen Industrie wieder mehr Leben gewinnt.
Der Nestor aller Schullehrer heißt Joseph Mannheimer, lebt in Lackenbach bei Oedenburg, zählt volle 102 Jahre, hört und sieht scharf, ißt und trinkt mit Appetit, schläft gut und hat dieser Tage mit seiner Frau Rebekka (99 Jahre) seine diamantne Hochzeit gefeiert. Die Jubelrede hielt er sich seiner Frau selber. Rebekka, sagte er, wir sind Glückskinder; ich bin über Pari, Du bist eine Neunundneunzigerin u»d obendrein 'ne Perle von 'ner Frau, wir feiern heut mit Diamanten, sind wir nicht reiche Leut'?
Wien, 19. Jan. Eine einfache Privat-Nachricht aus Konstantinopel macht in der hiesigen politischen Welt nicht geringes Aufsehen. Dieselbe wurde von den Blättern, denen sie zugegangen ist, nur zum klein sten Theil veröffentlicht, obgleich oder vielleicht weil der andere größere Theil der Nachricht das Interessanteste enthält. Danach hat der Schwager des Julians, Mahmud Damad, die in Konstantinopel befindliche ungarische Deputation auf das Eingehendste um Auf klärung darüber ersucht, wie stark die magyarische Honved-Armee sei, in welchem Grade der Schlagfertig keil sie sich befinde, wie viele Ungarn in der gemeinsamen Armee dienen und hauptsächlich, ob die Honveds wir die ungarischen Soldaten der gemeinsamen Armee ebenso enischieden für eine ungarisch türkische Allianz gesinnt seien, wie die Deputation. Die Studenten Deputation
(so besagt die gedachte Meldung weiter) habe auf diese Anfragen Auskunft erlheilt, die den Schwager des Sultans aufs Höchste befriedigten, und der ebenfalls anwesende General Klapka betonte hierauf, es erfülle ihn mit Genugthuung, daß seine Landsleute nur alles Das bestätigten, was er schon früher der Pforte mit- zulheilen in der Lage gewesen. Man wird sich hiebei unwillkürlich an die vorjährigen Kundgebungen des ungarischen Volkes erinnern müssen, nach welchen kein Magyar den Türken mit bewaffneter Hand entgegen- zulreten sich entschließen könnte. — Die österreichischen Minister machen sich wieder einmal reisefertig, um in Sachen des unsterblichen Bank-Streites nach Pest zu pilgern. Es gilt diesmal offenbar dem Versuche, dem Wunsch der Krone nach einer Beilegung der Wirren im Monate Januar womöglich nachzukommen. Meine neuliche Nachricht, der Kaiser werde keine Demission dieser oder jener Regierung annehmen, wird heule indirect bestätigt mit dem Beifügen, der Kaiser habe vor Kurzem, als Tisza von seiner eventuellen Entlassung sprach, erwidert: „Die Minister müssen Hüven »nd drüben bleiben. Ich kann die so verworrene Angelegenheit jetzt unmöglich anderen Händen übertragen." Graf Andrassy arbeitet unermüdlich an einer Verständigung, und wenn eine solche gelingen sollte, so wird das hauptsächlichste Verdienst dabei ihm zufallen. Vorerst freilich sind wir vom Ende der Krisis noch immer weil entfernt. (Fr. I.)
Wien, 20 Jan. Das hochosfiziöse Fcemden- blatt veröffentlicht die Zuschrift eines diplomatischen Gewährsmanns, nach welchem in diesem Augenblicke die Beziehungen Deutschlands zu Frankreich gespannter seien, als seit Langem. Der vom deutschen Reichs- anzeiger gestern puplizirte „Pariser Brief" sei ein neuer Keulenjchlag gegen Frankreich. Die außerordentliche Erregung des Fürsten Bismarck sei auf die Entsendung des Grafen Chaudordy als Spezial-Bevollmächtigter Frankreichs zur Konferenz nach Konstantinopel zurück- zuführen, da der Reichskanzler den Grasen Chaudordy wegen dessen berüchtigter Angriffe auf die deutsche Armee in seiner bekannten Note aus Tours bitterlich hasse. In Konstantinopel habe sich Chaudordy ausfällig um Jgnatieff beworben, um ein Zusammenwirken Frankreichs und Rußlands in der Orrentpolitik, mit Aussicht auf spätere Allianz beider Reiche, zu Stande zu bringen. Fürst Bismarck, von diesen Ränken unterrichtet, habe sofort Gegenmaßregeln getroffen und den Freiherrn von Werther instruirt, die russische Politik auf das Energischste zu unterstützen, gleichzeitig aber sollte Frankreich durch publizistische Brüskirung aufmerksam gemacht werden, daß man in Berlin volle Keuntniß von seinen Plänen besitze.
In dem Composthaufen eines wohlhabenden Mannes in Oestreich im Rheingau wurde im vorigen Jahre ein weibliches Skelet gefunden. Niemand konnte erklären, wie es dahin gekommen. Da öffnete das Gewissen dem Bruder des Hausbesitzers den Mund. Er erzählte dem Gerichte, vor 12 Jahren habe sein Bruder aus der Landstraße ein Reisetäschchen mit 38,000 Gulden gefunden. Bald daraus sei eine junge Dame, die Gouvernante einer fremden Herrschaft, gekommen, habe Tasche und Geld verlangt und sei von seinem Bruder in den Keller gelockt und ermordet worden. Die Herrschaft habe geglaubt, die Gouvernante sei mit dem Gelde entflohen und habe keine Nachforschungen angestellt, und ihm habe sein Bruder 200 Gulden Schweiggeld gezahlt. Sein Gewissen habe ihm aber keine Ruhe mehr gelassen, bis er Anzeige gemacht.
Die Constituirung altkatholischer Gemeinden in Oesterreich ist fortan gesetzlich gestattet. Nur Formalitäten sind noch zu erledigen, aber der principiell zustimmende Bescheid befindet sich bereits in ven Händen des altkatholischen Pfarrers Dr. Lindner.
Am >9. J iiniar wurde das nahe an der schwer zerischen Grenze im Departement Doubs bei Pontarlier aui einem steilen Berge gelegene alte Fort Joux (Odätsau lls ckoux) nebst der vorbeiführenden Eisenbahn durch eine Dynamit-Explosion vollständig zerstört. Bis jetzt sind zehn Tobte aus den Trümmern gegraben; die Zahl der Verwundeten ist groß (Nach genaueren Nachrichten wurde diese Explosion nicht durch Dynamit, sondern durch einen anderen entzündlichen Stoff, die sogenannte Mataztette Biet, herbeigcführt. Diese explosible Materie wird feit einiger Zeit in der Fabrik von Biet zu Fabiy (Gemeinde Jaligny) in der Nähe von Genf fabncirt, und die Fabrik ist selbst erst kürzlich in die Lust geflogen, wobei eine große Anzahl von Personen umS Leben kam In Frankreich war die Matazieite verboten, und als kürzlich auf dem Bahn Hofe von Pontarlier 3000 Kilogramme davon, die
man als Dünger einzuschmuggeln suchte, mit Beschlag belegt wurden, schaffte man den gefährlichen Stoff in Tonnen, wie er war, nach dem Fort Lormont lJoux), wo er nicht ermangelte, ebenfalls schweres Unglück anzurichten.)
In Paris erzählt man sich eine Geschichte, die trotz großer Unwahrscheinlichkeiten viel Mißbehagen verursacht. Der belgische General Brialinont hatte sich behufs der Herausgabe eines kriegswisscnschaftlichen Werkes an den französischen Kriegsminister gewendet, um über die Befestigungen von Paris gewisse Mittheilungen und Schriftstücke zu erhalten, war aber mit seinem vorwitzigen Gesuche kurz abgewiesen worden, weil man solche Dinge nicht dem ersten besten Bücherschreiber preisgibt. Der General soll darauf nach Berlin gegangen sein, wo man ihm nicht nur über die preußischen Festungen, sondern auch — und das ist die Hauptsache — über die französischen alle gewünschten Nachrichten gegeben habe, selbst Risse und Pläne, die noch nicht einmal vom Kriegsminister genehmigt und manchem AbtheilungSvorstand im Kriegsministerium gänzlich unbekannt gewesen wären. Nun ist die Rede davon, daß das Buch des Generals Brialinont in Frankreich mit Beschlag belegt werden müsse, eine Maßregel, die ohne etwas zu helfen, wahrscheinlich erst recht zur Verbreitung desselben beitragen würde.
Die französischen Blätter fallen über Deutschland her und klagen eS an, Frankreich mit Krieg überziehen zu wollen. Besonders heftig zeigen sich die radikalen und bonapartistischen Blätter. Was mit diesen Manövern eigentlich im Schilde geführt wird, läßt sich noch nicht absehen. Jedenfalls beweisen sie so viel, daß man glaubt, heule Deutschland die Stirn bieten zu können.
(Thiers über den Schluß der Conferenz.) Der Timeskorresp. in Paris erzählt folgende Aeußerungen von Thiers in einem Privatgespräch: Wenn die Conferenz auseinander geht, ohne einen Beschluß gefaßt zu haben, so wird die Türkei, im Bewußtsein, welch' einer Gefahr sie entrinnt, nothwendig dazu geführt werden, ihr Aeußerstes zu thun, um die von ihr gegebenen Versprechungen zu verwirklichen. Ihre Unter- thanen sind begehrlicher geworden und Midhat Paschas Sinn ist nicht so verschlossen, daß er nicht die Hand zur Einführung von Reformen bieten sollte, deren Entscheidung über Sein und Nichtsein der Türkei er erkannt hat. Ich habe in der letzten Zeit keinen einzigen türkischen Staatsmann gesehen, der nicht gefühlt hätte, daß die Türkei höchst nötyig hat, sich wieder zu Ehren bringen und Europa zu beweisen, daß sie nicht länger im Sinne hat, ihm zu trotzen. Ich hoffe, die Sache wird auf diesem Wege ins Reine gebracht und jedenfalls das gewünschte Ergebniß, die Verbesserung des Zustandes, nicht allein der Christen, sondern der ganzen Türkei erzielt. Ich hoffe dies um Jedermanns, ganz besonders aber um Frankreichs Willen. Wir brauchen Frieden; wir brauchen ihn, um uns in Stand zu setzen, uns an Ruhe und Ueberlegung zu gewöhnen. Ist im Osten Friede geschlossen, so werden wir bereit sein, uns ruhig einzurichten. Die Konferenz wird, wenn sie jetzt Abschied nimmt, es machen wie die Republik, sie wird keinen Schaden angerichtet und kein Gutes verhindert haben.
Petersburg, 23. Jan. Der „Golos" hebt als wichtiges Resultat der Conferenz hervor, daß die Türkei nicht mehr als europäische Macht dastehe und Europa nunmehr jeder Pflicht entbunden sei, die Integrität des muselmännischen Reiches zu schützen. Seit Sonnabend sei die orientalische Frage in eine neue Phase eingetreten, indem die Pforte durch ihre Ablehnung alle Folgen des Pariser Friedens vernichtet habe. Fortan könne die eventuelle Einmischung irgend welcher Macht in die türkischen Angelegenheiten nicht mehr eine Verletzung der internationalen Verträge bedeuten. Der „Golos" schenkt den in Konstantinopel verbreiteten Gerüchten, die Türkei beabsichtige in ein separates Einvernehmen mit Rußland zu treten, kein Vertrauen.
Brüssel, 21. Jan. Der „Jndependance Helge" zufolge haben die Spinnerei-Arbeiter zu Loth unweit Brüssel die Arbeit eingestellt und sind in Folge dessen Ruhestörungen vorgekommen. Eine Abtheilung der Brüsseler Gendarmerie ist nach Loth abgesendet worden.
Da der Wollsack, auf welchem der Sprecher des Unterhauses in England thront, hauptsächlich von Indien gefüllt wird, so ist es billig, daß England von Zeit zu Zeit ein paar Flocken an Indien zurückerstattet. Das wird Heuer insofern geschehen, als die Regierung 8—7 Mill. Psd. Sterling für die Hungernden in Madras und Bombay beisteuern wird.
AuS der Schlußsitzung der Konferenz wird noch Folgendes telegraphisch mitgetheilt: Die Sitzung