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des ersten Präsidenten in Verlegenheit. Prinz Reuß. der frühere Bolschafter in Petersburg, wird nicht in Frage kommen, da er seinen Sitz im Herrenhanse bisher noch nicht eingenommen hat und Berlin dem­nächst wieder zu verlassen gedenkt. Auch von der Wahl des Fürsten Pleß hört man nichts mehr. Dagegen richtet sich jetzt das Augenmerk auf den Herzog von Nalibor oder den Fürsten von Wied.

Das Befinden des Fürsten Bismarck, welches in den letzten Wochen durchaus nicht erfreulich war, hat sich zwar etwas gebessert, nöthigt den Fürsten indessen noch, das Zimmer zu hüten und sich strenger ärztlicher Pflege zu vertrauen. Der Reichskanzler konnte dem Jubiläum des Kaisers nicht beiwohnen. Dagegen erwiesen ihm der Kaiser und der Kronprinz die Ehre eines Neujahrsgratulationsbesuches.

Sehr russenfreundliche Berliner Zeitungen Hallen die gegenwärtige Lage Rußlands für trostlos. Die Kräs'.e des russischen Volkes, sagen sie, seien schon durch die Mobilmachung so erschöpft, als ob ein langer und schwerer Krieg geführt sei. Die Anleihe im Aus­land mißglückt, daheim nur halb geglückt; binnen Jahresfrist ein Abfluß an Edelmetall von 97 Milt, bei einem Zufluß von 4 Mill.; auf allen wirthschaft- lichen Gebieten vollständige Lähmung; in Odessa, dem Mittelpunkte des südrussischen Handels, Verkehrsstockung und Furcht vor Hungersnoth; im kultivirtesten Tyeile des Reichs, in Polen, 1720 Zwangsversteigerungen von Gütern.

Königsberg, 28. Dezbr. Der Schaden, welcher durch den großen Brand in dem Gebäude der Hartung'schen Druckerei angerichtet worden, ist wie die betreffende Zeitung selbst berichtet auch heute noch nicht zu übersehen. Der reiche Verlag des Geschäfts ist gänzlich vernichtet, und es wird geraume Zeit Lauern, bis die gangbarsten Artikel wieder her­gestellt werden können. Die zur Löschung des Brandes verwandten Wassermasscn waren so enorm, daß nicht nur alle Räume des Gebäudes unter Wasser standen, sondern bas Wasser auch wie ein reißender Strom die Treppen hinab und wieder auf die Straße stürzte, auf seinem Wege sich fest in Eisberge verwandelnd. Die Mannschaften der Feuerwehr glichen bald beweg­lichen Eisklumpen; man sah am Nachmittag den Branddirektor v. Bernhardt) in einem Zustande, der es ihm unmöglich machte, sich zu setzen oder eine Hand zum Munde zu führen; er starrte vollständig in Eis, von seiner Dienstmütze hingen mächtige Eiszapfen herab. Bei dem großen Schaden, de» das Feuer an­gerichtet ha'.t, ist doch ein Unglücksfall nicht vorge­kommen. In ernstlicher Gefahr schwebten der im Hause wohnhafte Chefredakteur der Zeitung, und die in seinen Wohnzimmern mit der Bergung seiner Mobilien beschäftigten Leute, da sich plötzlich ein Strom von etwa 50 Ctrn. geschmolzenen Bleies von alten Typen durch die Decke des einen Zimmers hindurchbrach, der indcß glücklicher Weise niemand traf.

Wien, 6. Jan. Das eigentliche Ergebnis) der diplomatischen Campagne der Großmächte in Konstan- linopel besteht darin, daß man allenthalben verschnupft ist.Wie Rußland sich betreffs der eigenen Kraft und jener der Pforte arg verrechnet hat meinte gestern ein hiesiger Diplomat so sind wir Alle enttäuscht in unseren Erwartungen bezüglich der Füg­samkeit der Pforte gegenüber den gemeinschaftlichen Forderungen der Großmächte." Der Ausspruch dürste in der That zutreffend sein. Man weiß jetzt nicht, wo ein oder aus, und ein Pester Blatt sagt ganz richtig, die Verlegenheit Europa's sei größer, als jene der Pforte. Beweis hiefür ist das mnthige Zurück­weichen der Conferenz, welche aber trotzdem bisher das »Mn possnmus" Midhat's nicht zu beugen vermochte. Was ist aus den stolzen Punkten Jgnatieff's geworden? Wie zusammengeschmolzen sind die Occupaiions-For- derungen, wie verringert wurden die Ansprüche auf Grenz-Berichtigungen" für das heldenhafte Montene­gro und gar für Serbien, und trotz alledem lehnt die Pforte auch die beschränkten Forderungen ab, und die Botschafter weilen nach wie vor in Konstantinopel, der Bruch ist noch immer nicht geschehen! Ja, wenn man in den neuesten Telegrammen zwischen den Zeilen zu lesen versteht, sind es gerade die Conferenz-Dele- girten, die beinahe bitten, die Pforte solle wenigstens ihre Ablehnung discutiren lassen. Salisbury's Inti­mität mit Jgnatieff hat also wenig genützt, und jetzt haben sich die Delegirten, wie ich erfahre, um neue Instructionen an ihre Cabinette gewendet. Eine Folge der Diplomaten-Derlegenheiten ist es wohl auch, daß sie sich gegenseitig verdächtigen. Von Zichy wird neuer­dings behauptet, ec stärke im Geheimen die Pforte in hrem Widerstand.

Wien, 8. Ja». Die Nachricht von einer gemein­samen Sommation gegen die Pforte ist unbegründet. Jgnatieff stellte einen derartigen Antrag, aber ohne Erfolg. Die Gewährung einer bestimmten Frist zur Durchführung spontaner Reformen wird immer wahr­scheinlicher; der Abbruch der Verhandlungen ist vor­läufig ausgeschlossen.

DieWiener Presse" prophezeit der Türkei Schlimmes von ihrer gegenwärtige» verblendeten Hal­tung, die nur dadurch erklärlich sei, daß die türkische Regierung aus polnische Emigranten höre, die in der Umgebung Midhat Paschas und im türkischen Kriegs­ministerium eine unheilvolle Rolle spielen. Sie flüstern dem Großoezier zu, daß die Mächte einem Kampfe zwischen Rußland und der Türkei mit Sympathien für die Pforte zujehen werden. Und über die Even­tualitäten und Chancen eines solchen Krieges selbst werden den türklschen Staatslenkern die leichtsinnigsten Ansichten beigebracht. Alle die Nachrichten über die Unfähigkeiten der russischen Südarmee zu einer Operation, von dem Auffinden von Kohlenstaub in den Pulver­magazinen, der überhandnehmendcn Desertion in der Armee und neuerdings gar von ausgebrochencn Meu­tereien und zahlreichen Verhaftungen stammen aus polnischen Quellen, werden aber in Stambnl begierig geglaubt. Die türkische Kriegsleitung läuft Gefahr, durch solche gefälschte Berichte in einen Taumel und in eine Verblendung hineinzugerathen, ähnlich der, in welcher sich die französische im Jahre 1870 befand.

In Folge der Hinrichtung des Mörders Fran- cesconi in Wien hat sich eine Zeitungs-Fehde zwischen zwei Scharfrichtern entspannen. Jo­hann Pipcrger,k. k. Scharfrichter für das Königreich Böhmen", erklärt in der PragerPolitik" u. A.:Ich habe bis jetzt 27 Todes Uriheile vollstreckl und kann versichern, daß keine dieser Hinrichtungen länger ge­dauert, als zehn Secunden, nach welcher Zeit auch jedesmal die Todesstarre eingetreten war. Auch darf es nicht Vorkommen, daß die Zunge heraustrin, die Gesichtszüge sich verziehen oder die Augen sich öffnen; ebenso wenig darf der Cadaver, selbst wenn er bis zum Abend am Galgen hängen bleibt, blau oder schwarz werden und anschwellen, wenn der Scharfrichter practisch seines Amtes wallet, was aber leider nur selten der Fall ist, da der Vorgang bei der Hinrichtung der Willkür des Execators überlassen bleibt und nur rasch und sicher vollzogen werden soll, ohne daß über die Art, wie dies geschehen soll, 'Normen festgestelll werden. Ich bin der einzige Nachrichter in Oesterreich, welcher die Hinrichtung nach der neuesten Methode vollzieht, weßhalb wurde diese in Wien weder bei Ratkay noch bei Francesconi angewendet? Ich fuhr eigens zur Hinrichtung Natkay's nach Wien und wohnte derselben bei. So lange braucht ja kein Fleisch­hauer, um einen Ochsen abzuschlachten, das wäre ja Thier Quälerei! Dieser Wiener Scharfrichter hat leider gar keine Praxis in seinem Fache, weshalb ich die löbliche Redaktion bitten möchte, mein Schreiben zu veröffentlichen und auf das Justizministerium einzu­wirken, daß es die Verschiedenheit, welche bei uns in Bezug auf den Vorgang bei den Hinrichtungen besteht, aufhebe und dafür sorge, daß die Beförderung vom Leben zum Tode, wenn sie schon in Vollzug gesetzt werden muß, wenigstens auf eine anständige, humane, rasche und überall gleiche Art in Vollzug gesetzt werde. Was meine Hinrichtungs-Methode betrifft, welche sich bereits siebenundzwanzigmal erprobt hat, so habe ich über dieselbe nichts übertrieben und befinde mich im Besitze zahlreicher Bclobungs-Decrete, welche mir ohne mein Zuthun von den betreffenden Behörden für die rasche und sichere Art, in welcher ich die Execution vollzog, ausgestellt wurden. Deßhalb beantrage ich, daß man beim Fortbestände der Todesstrafe sämmtliche Scharfrichter Oesterreichs nach meiner Hinrichtungs- Methode abrichten lasse, wozu ich mich kostenfrei dem Staate zur Verfügung stelle." (Es muß nach allem Diesem eine wahre Wonne sein, von Hrn. Piperger ,.abgeschlachtet", bezw. gehängt zu werden.)

Petersburg, 6. Jan. Auch die letzte Con­ferenz brachte keine Entscheidung; cs zeigt immer mehr, daß die Pforte in der von ihr promulgirten Verfassung eine Abwehr gegen die Forderungen der Mächte sucht. Diesseits ist jedoch die Grenze der zu machenden Con- cessionen erreicht. Ebenso erklärten die übrigen Mächte ihr Festhalten an dem Programm. Die Pforte wurde nicht gedrängt und wird auch gegenwärtig nicht ge­drängt; aber an den in die mäßigste Form gebrachten Forderungen der Großmächte wird purs festgehalen werden.

Petersburg, 7. Jan. Jgnatieff erhielt den Befehl, bei der morgen in Konstantinopel stattfinden­

den Konferenz die früheren Vorschläge sestzuhalten und in nichts uachzugeben; man erwartet daher den Ausgang der Conferenz für resultatlos. Jgnatieff verläßt dann sofort sConstantinopel. In offiziellen Kreisen verlautet, der Krieg sei unausbleiblich. Der Gesundheits-Zustand der Süd-Armee hat sich wesent­lich gebessert.

Petersburg, 8. Jan. DerGolos" veröf­fentlicht ein Telegramm aus Moskau, wonach das große Bankhaus Loewy seine Zahlungen eingestellt hat. Die Passiva sollen 1 Mill. Rubel betragen, und das Ausland stark betheiligt sein.

Die Pariser Sicherheits-Behörde hat in jüngster Zeit Versuche mit einer neuen Erfindung anqestellt, welche allen angehenden Mördern, Dieben, Defrau­danten und Spitzbuben sehr unangenehm werden dürfte. Es handelt sich um nickts Geringeres, als um das Befördern von photographischen Bildnissen durch den elektrischen Draht in der Weise, daß gleichzeitig mit dem Steckbriefe die Photographie des Flüchtlings in alle Welt telegraphirt wird. Der Papier-Streifen, welcher jetzt gewöhnlich die telegraphischen Zeichen oder Buchstaben empfängt, wird breiter geschnitten und nimmt das telegraphirte Portrait in der Größe eines silbernen Fünf Francs Stücks auf; dasselbe erscheint al§ Umriß- Zeichnung, also ohne Schattirung, aber mit aller wünfchenswerthen Schärfe und Treue. Am besten eig­nen sich daher zur telegraphischen Transmission photo­graphische Aufnahmen im Profil. Der Versuch der Pariser Polizei-Direction wurde in Gegenwart einer Commission, an deren Spitze sich der Polizei-Präfect Voisiu und der Chef des Sicherheits-Bureaus befanden, derart angestellt, daß das Profil-Bildniß des Letzteren nach Lyon telegraphirt wurde. Nach einigen Minuten kündigte der Telegraph an, daß das Bild dieses fin- girten Maleficianten glücklich in Lyon angelangt sei, und auf Verlangen wurde dasselbe nach Paris zurück- telegraphirt, wo der Chef des Sicherheits-Bureaus das Vergnügen hatte, sein Conterfei unter den Schlägen des elektrischen Apparats auf dem Papiere entstehen zu sehen. Gleich darauf telegraphirte der Lyoner Po­lizei Chef das Bild eines wirklichen Flüchtlings, eines Bank-Beamten, der mit der Casse durchgegangen war, und sein Pariser College konnte die Agenten, welche er sofort zum Lyoner Bahnhof schickte, mit dem Por­trait des Defraudanten versehen. Die zum Telegra- phiren von Porträts dienenden Apparate sollen nun bei allen Präfectursn und Unterpräfecturen Frankreichs ausgestellt werden und dürften zum Aerger der bei der Sache ,.betheiligten Kreise" die Reise um die Welt machen

Die Einfuhr frischen Fleisches von Newyork nach Liverpool wurde vor 15 Monaten zuerst versucht und ist jetzt schon regelmäßig übernommen von derGuion-" undWhite"-Stard Dampferlinie. DieJnman-" und dieNationallinie" richten ihre Schiffe schon dazu ein, als Rückfracht frisches Fleisch aufzunehmen. Die größte Fleifchkammer besitzt der DampferWio- ming" von derGuionlinie." Sie ist 30,000 Kubik- suß groß und faßt 3000 Ochsenviertel, sowie eine Anzahl Schaf- und Schweinekadaver. In solchen mit über Eis getriebener Luft kalt gehaltenen Zwischendeck­räumen gelangen jetzt schon wöchentlich 12,000 Ctr. Fleisch nach Liverpool und werden von dort meist nach London auf den Markt gebracht. Das Fleisch ist sehr gut, und sogar die Königin hat in einem ei­genhändigen Schreiben dem ersten Importeur ihre Anerkennung für eine überreichte Probekeule ausge­sprochen. Man hofft, den Preis für Rindfleisch, der jetzt von 10 Pence bis 1 Schilling schwankt, auf 7 bis 8 Pence pro Pfund herabzudrücken.

Hannovers Helden.

(Fortsetzung.)

IV.

Von der fürchterlichen Unruhe gequält, lief der alte Kaufmann Laroche in seinem Keller, welcher so wohnlich als möglich hergerichtet war, auf und ab. Zuweilen horchte er dem immer mehr zunehmenden Schießen der Tirailleure, dem donnerähnlichen Krachen der explodirenden Bomben, und murmelte dann hän­deringend:Ich bin unter allen Umständen ein ver­lorener Mann, kommen die Republikaner, dann erst recht, sie werden mir Alles rauben, meine Maa­ren, mein Geld, all mein Hab und Gut. O, wäre diese Aristokratin nur fort, sie bringt mich ins Verder­ben. Ah, da bist Du ja, mein Sohn Henry! Wie steht's draußen, kann sich die Garnison noch halten, bis Hülfe kommt?"

Henry, ein junger Mann von zwanzig Jahren, hoch aufgeschossen, mit blassem Gesicht und finster

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