/hinaus. Wir anerkennen gerne, daß Herr Chevalier als ein älterer Herr sich viele Erfahrungen sammeln konnte, auch daß er mit redlichem Willen und in der ehrenhaftesten Weise den Wahlkreis vertreten Hatz aber mit seinen Anschauungen in politischer und wirthichasl licher Beziehung war die große Mehrheit des Wahlkreises nicht mehr einverstanden, in unzweideutiger Weise sprachen sich die bestehenden Gcwerbcvereine des Wahlkreises und die Wähler in den meisten Orten hierüber aus.
Mögen sich die Wähler durch das schüeßliche Ausfallen eines Wahlkampfes nicht von reger Be- thcilignng an der Wahl abbalten lassen, sie ersül len damit eine patriotische Pflicht und ersparen sich die Unannehmlichkeiten einer Nachwahl.
Der Wabl-Vor schlaa für Herrn Julius Stueliu von Calw ist von einer großen Anzahl von Wählern ans allen 4 Bezirken des Wahlkreises unterstützt.
wird in der Kammer angesockten werden. Dort ist der ultramontane Candidat Zimmerle mit 2620 gegen 2610 Stimmen, welche auf den bish. Abgeordneten Bo sch er fielen, gewählt worden, also mit einer einzigen Stimme mehr. Nun zeigt es sich aber, daß in einem der 'Wahlbezirke ein Wahlzelle! weniger sich vorsand, als Stimmen als abgegeben notirt waren. Diese eine Stimme, wenn sür Boscher abgegeben, führt Stimmengleichheit herbei. In Heilbronn Reichert, in Bracken heim Winter gewählt.
Kirchheim n. T., 2. Jan. Ein Verbrechen der fluchwürdigsten Art setzt unsere Siadt in die größte Aufregung. Heute Morgen zwischen 3 und 4 Uhr wurde der Versuch gemacht, die Wohnung des Hrn. Stadischnliheißen Heim in die Luft zu sprengen. Der teuflische Anschlag gelang nur zu gut. Das Bild der Zerstörung spottet jeder Beschreibung. Drei Wohngelasse des Erdgeschosses, sowie die Küche sind vollständig zerstört. Die Bewohner, 6 Personen, retteten nur das nackte Leben und es ist als ein wah res Wunder zu betrachten, daß kein Menschenleben verloren ging, ja daß nicht ein- einzige Person auch nur beschädigt wurde, da gerade die Schlafzimmer von der Zerstörung betroffen winden und die darin Schlafenden von Schutt und Trümmern vollständig bedeckt waren. Die Entrüstung über diese verabscheunngS- würdigs That ist allgemein. Die bürgerlichen Kollegien sprachen durch eine Deputation dem schwer getroffenen Stadtvorstand sogleich das allgemeine Bedauern aus und theilten ihm den Beschluß mit, den nicht unbedeutenden Bauaufwand auf die Gcmeindekasse zu übernehmen, sowie ans die Entdeckung der Thäter eine Belohnung von 500 „Nl ans,zusetzen. Zwei auf der Stelle der That anfgesundene Hüte, sowie eine in einiger Entfernung liegende angebrannte Weste sammt Uhr führten noch Vormittags zur alsbaldigen Verhaftung zweier verdächtiger Subjekte. (St.-A )
Leutkirch, 2. Jan. Die Unsitte des Schießens in der Nenjahrsnacht hat einem Familienvater von 4 Kindern in dem Weiler Vorderberq, Gemeinde Reichenhofen, das Leben gekostet. Sein Nachbar, mit dem er noch kurz zuvor bei einem Füßchen Bier sich gütlich gclhan hatte, fchoß von einem Fenster aus ei» mit Schrot geladenes Gewehr ab und die Ladung ging dem vor dem Haufe Stehenden in die Brust und verletzte denselben derart, daß er alsbald den Geist auf- gav. Heute hat sich?er Thäter freiwillig dem Gericht gestellt. (St.-A.)
München, 29 Dez. Vor dem Stadtgerichte l d. I. entrollte sich Heine ein schreckliches Sittenbild in Bezug ans Kinder-Erziehnng. Angeklagt waren die Phoiographens-Eheienie Maihans wegen zweier Uebertrctungcn der Verwahrlosung ihrer zwei Kinder. Wegen der gleiche» Rente war ihnen eine Vorstrase von 8 Thlrn. znerkannt worden, weil sie ihren beiden Kindern, Otto und Frida, oon denen das Erstere im April 4872, das Letztere im März 187l geboren ist, nicht die nölhigc Pflege n. s. w. hatten anzedeihen lassen. Durch anonyme Briese war im Oct. d. I. neuerdings die k. Polizei Direclion dahier ans die Verwahrlosung dieser Kinder in Pflege und Wohnung anfmerksam gemacht worden. Am l4. Oct. erschien eine Commission im Hanse der Ettern und konsta'.irte, daß die Kinder an einer Stelle, wo sich auch ein leerer Kochherd befand, nntergebrachl und sich selbst überlassen waren; dabei war ihnen eine Kinder-Betlstatl mit einem ärmlichen, znm Thcile verfaulten Bettstücke und Sirohsacke angewiesen, und außerdem befand sich »ich! einmal ein Stuhl in diesem Gemach, dem modernde Lns: entströmte. Die Kinder waren abgemagcrt, blaß, zeigten Spuren frischer Coniusionen, Beulen u. s. w., zuckle» vor Furcht zusammen n. s. w. Am 15. »Oct. wurden die armen Geschöpfe von den Estern nach Lieberkorn bei Wolfraihshansen in Kost gegeben. Dort war bereits ein dreijähriger Knabe der Angeklagten in Kost gegeben. Dieselben haben außerdem noch vier Kinder, die von schlechter Behandlung selbst nicht betroffen wurden. Es scheint sonach, daß die Estern, welche sich der besten Vermögens-Verhältnisse erfreuen, von dem Gedanken geleitet wurden, alle die Zahl 4 überschreitenden Kinder durch Verwahrlosung dem Tode znzusühren. Fünf Kinder waren bereits, wie die k. Staatsbehörde sich ausdrückte, „zu Engeln gemacht", von denen eines kurz nach der Geburt aus dem Hause gegeben und nach acht Tagen, vcrmuthlich in Folge der Strapazen der Reise, vom Tode erlöst wurde. Die armen Kinder Frida und Otto erhielten Morgens wenig abgeblasene Milch, Mittags Broosuppe, sonst nichts. Fleisch dursten sie nicht essen, da die saubere Mutter von dem Grundsätze ausging, daß „Fleisch- Genuß schlechtes Blut bereite"!! Dafür wurden die Kinder mit der Hnnvspeilsche traktirt und blutig ge
schlagen, alle Morgen Sommers und Winters in ein kaltes Bad gebracht, und wen» die armen Kinder, ungefähr ",« Stunden in demselben sitzend, Zeichen der Unbehaglichkeit sich merken ließen, noch mit einem kalten Donche-Bad über den Kopf traktirt. Der Vater dieser unglücklichen Geschöpfe, der zeitweise dem theuren Vergnügen der Jagd oblag, ließ diese schreckliche Behandlung seiner Kinder zu. Die vernommenen Belastungs- Zeugen konstatirten höchst schreckensvolle, scheußliche Scene», die sich bei der Behandlung dieser Kinder zngetragen haben. Die Enllastnugs-Zeugen waren nicht im Stande, die Anklage zu entkräften. Die k. Staatsbehörde hielt dieselbe aufrecht. Die Kinder seien weil schlechter als Thiere behandelt worden; alte Brod Krumen, die fremde Leute heimlich in die Stube geworfen, und die Kinder mit gierigen fahlen Angen aufgehoben und zu verschlingen im Begriffe stunde», seien oft Veranlassung gewesen, daß die Kinder mißhandelt wurden. Er (Staats Anwalt) glaube, daß die Eltern continnirlich und mit wohlüberlegter Absicht den Tod der Kinder herbeiführen wollten, indem sie dieselben durch Hunger, Erkältung, schlechte Pflege vom Leben zum Tode bringen wollten. Der Richter ver- urthcilte die Ehefrau Mathaus wegen zweier Ueber- lrettingen der Verwahrlosung zu vier Wochen und den H. Maihans zu zwanzig Tagen Hast und in die Kosten und sprach aus, daß die Polizei-Direction ermächtigt werde, sür die Unterkunft der betreffenden Kinder auf Kosten der Beklagten Ssrge zu tragen. Eine Untersuchung wegen Versuchs znm Mord sei bereits einge- leiict gewesen, jedoch wieder eingestellt worden, da die Voraussetzungen hiezu nicht gegeben seien. Besonders der Umstand spreche dagegen, daß die zwei Kinder zur Pflege von den Estern an eine Stelle gebracht worden seien, von welcher ihnen bekannt war, daß das dort befindliche Kind gedeihe. Das äußerst zahlreich versammelte Auditorium legte bei der Verhandlung dieses Falles große Entrüstung an den Tag.
Ein Schlächtermeister in Iserlohn wurde vor Kurzem gefragt, welchen Preis er sür einen Kubikmeter Fleisch beanspruche. Rach einigem Ueberlegen verlangte derselbe 80 Thlr. Die Forderung wurde angenommen und die Zeit zum Abholen des Fleisches bestimmt. Aber wer beschreibt das Erstaunen des Metzgermeisters, als er berechnete und erfuhr, daß zu einem Kubikmeter Fleisch ca. 2250 Pfund Fleisch erforderlich sind, also ungefähr fünf Kühe. Ec weigerte die Verabfolgung des Fleisches und sah den Handel als einen Scherz an, worauf jeooch der Käufer durchaus nicht einging, vielmehr auf der Lieferung des Fleisches beharrte und nun sein Recht auf gerichtlichem Wege zu erlangen sucht.
Berlin, 31. Dez. Durch das neue Stras- Gesetzbuch ist angeordnet worden, daß Kinder unter zwölf Jahren, welche sich einer mit Strafe bedrohten Handlung schuldig gemacht haben, nach Befinden der Vocmnndschastsbehörde in eine Erziehungs- und Besserungs-Anstalt gebracht werden sollen. Das dabei zu beobachtende Verfahren, sowie die Kosten-Ausbringung soll den Landes Gesetzen gemäß erfolgen. Da nun in Preußen bisher bezügliche Vorschriften nicht bestanden, so soll diese Lücke in der Gesetzgebung ausgefüllt werden, und es sind darauf gerichtete Vorarbeiten bereits im Gange.
Berlin, 1. Jan. Zur Feier des 70jährigen Militärdienst-Jubiläums des deutschen Kaisers hielt der Kronprinz von Deutschland und von Preußen im Namen der Versammelten eine Ansprache an den Kaiser. Hierauf antwortete derselbe: Wenn alle Herren, deren Anwesenheit hier heute mich ganz besonders erfreut, mit den von meinem Sohne ausgedrückten Gefühlen übereinstimmen, kann ich mich um so glücklicher schätzen und spreche zunächst Ihnen Meinen Dank dafür aus. Wenn ich aus den Tag znrückblicke, an welchem ich in die Armee eintrat, muß ich ja auch der Verhältnisse gedenken, unter denen eS geschah. Dann aber ist auch von dem Augenblicke an, wo mich die Hand meines Vaters in die Armee cinsührte, meinen ganzen Lebenslauf hindurch bis zur heute mir vergönnten Freude, mein erstes Gefühl gewesen, dem Lenker unsrer Geschicke demüthigen Dank zu sagen. Meine Stellung brachte es mit sich, daß der größte Theil meines Lebens der Armee gewidmet war. Darum gebührt aber auch Allen, welche mich auf meiner militärischen Laufbahn begleiteten und meine Bemühungen unterstützten, meine Erkenntlichkeit, deren ich mich stets gerne erinnere. Der Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer der Armee verdanke ich die Stellung, die ich jetzt einnehme. Von Fehrbellin bis auf die neuesten glorreich beendeten Kriege stehen die Thaten der brandenburgisch-preußischen Armee unauslöschlich in den Annalen der Weltgeschichte. Was Preußen geworden, ist es hauptsächlich durch die
T a g e S - N e ir i g k e i 1 e ».
/ Die Focsimeistersstetle in Wildberg wurde dem Ober- /forsier H v p s e n g ärtner in Mnrrknrdt gnädigst übertrage».
^ Gestorben in Calw den 2. Januar: Med.-Rath vr. Müller.
* N agold, 4. Jan. Ans die Einladung im letzten Blatte zu einer Vers'inmlnng im Hirsch am gestrigen Abend, wobei unser Candidat für die Reichstags-Wahl, Hr, Julius Staclin in Calw, sich seinen Wählern vorznstcllen und sein Programm vor denselben zu entwickeln beabsichtigte, fanden sich zwar sehr viele Wähler ein, aber die Hanptpersönlichkeit hievet, der Candida! selbst, war wegen Krankheitsfall nicht erschienen. Für denselben trat aber Herr Ralhsschreiber Hasfner in Calw auf, der treu die politischen Ansichten wiedergab, die der Candidat der Veisamminng vorzutragen sich erlaubt hätte. 'Nach denselben stellt sich Hr. I Slaelin ganz auf den nationalen Standpunkt: Anerkennung und Festigung des deutschen Einignngswerkcs, aber auch Wahrung der eigenen Landesinieressen; daher Gegner der Abtretung der Eisenbahnen, der Post und des Telegraphenwesens an das Reich, Wahrung und Beförderung der heimischen Arbeit durch rationellen Schutz derselben nach Außen re. Hr. Rechtsanwalt Bohncnberger vertheidigte energisch den Wahlausschuß gegen den von Hrn. Chevalier in einem Briefe an die Gewerbe-Vereine in Calw und Nagold erhobenen Vor- H wnrf der mehr persönlichcn als sachlichen Agittttion gegen letzteren. Schließlich erörterte H. Hasfner noch die neuen Jnstizgcsetze in Bezug auf die Wirkung solcher ans unser seitheriges Landesgesetz und besonders die freiwillige Gerichtsbarkeit, wobei er dem Schulden- und Psandwesen eine bedeutende Aendernng in Aussicht stellte. Obwohl Hr. Hasfner sich seiner Ausgabe in befriedigendster Weise entledigte, so ging doch durch die ganze Versammlung ein tiefes Bedauern, den Candidaten nicht selbst gesehen und sprechen gekört zu haben, obgleich ein späteres Erscheinen desselben in Aussicht gestellt wurde.
Tübingen, 27. Dez. (Schwurgericht.) Bor den Schranken des Gerichts steht beute die ledige, gut prädizirte 20 Jabre alte Tienstmagd Anna Bizenbcrger von Volt- ringen, DA. Herreuberg, nute: der Anttago des Kindsmvrds. Am Donnerstag den 2l. Tepiember d. IS. iah die Ehefrau des Bauern Eberhard We i b in Leebronn, OA. Rotlenbnrg, in der Jauche ihres Aborts ein neugeborenes Kind liegen, das sie nul Hilie der Orlshebamme todt berauszog. Ter Verdacht, das Kind geboren zu haben, lenkte sich alsbald aus die seit einiger Zeit bei denn Bauer» Eberhard Weist dienende Angeklagte, deren Zustand ihrer Dienstscan schon lange verdächtig vorgekommen war. Ans Befragen zog sie jedoch ihre Schwangerschaft immer in Abrede und gestand auch ibrer Mutter gegenüber dieselbe noch am 10. September nicht ein. Am 21. September Morgens mußte sich die Angeklagte wieder zu Bett tegen, „da es sie so friere", sie ging bierauf zweimal nacheinander ans den Abort und nachher fand ihre Frau das Kind im Troge liegen. Ais man ihr dasselbe in tbre Kammer brachte und die Dienslsrau ihr Vorstellung darüber machte, erwiderte sie, sie habe nichts machen können, sie sei nicht bei sich selbst gewesen. Im Lause der Lotuitteriuchung gab sie an, sie habe ihre Entbindung erst Ende November oder Anfangs Dezember erwartet und beabsichtigt, an Martini zu ihrer Mutttr heimzugeben, west- batb sie die Sache auch geheim gehalten habe. An jenem Tage sei sie auf dem Abort von der Geburt überrascht und ohnmächtig geworben, westhaib sie gar nichts davon wisse. Die gencbtSärztliche Untersuchung ergab, daß das Kind vollständig reif war und geatdmct batte, daß der Tob höchst wahrscheinlich durch einen beim Fallen erhaltenen Schävei- brucv und die damit verbundene Gehirnerschütterung herbei- gesübrt worben wart weiter erklärte der Herr Gerichtsarzt, dab das Vorbringen der Bctchuldigten über ihren Zustand bei dem Gcburlsatt nach den vorliegenden Umständen unglaubwürdig sei. Die HH. Geschworenen sprachen denn auch unter Annahme mildernder Umstände ein Schuldig aus und der hohe Schwurgerichtshos erkannte auf eine Gejängnist- strase von 2 Jahre» V Atonalen. Die Vertdeidignng sühne Herr Rechtsanwalt Hofmeister von Rotte »bürg- Mit diesem Falle waren die Assisen iür das IV. Quartal zu Ende und der Herr Präsident entließ die HH. Geschworenen mit srnuttiichen Worten des Abschieds und Dankes.
Stichwahlen. Die Stichwahl in Nottweit
Armee gewo Armee reprch meinen persö um so verdn durch von di überzeugen k ist, und dem schen Trnppr ein einiges ( B e r li Saale stattgl prinz des de den Toast a und des den seres allergnr Gott segne l antwortete: . Gläser zu er Volkes, aus B erl Gegenvorschl und sollen ^ Darnach wüi nicht erfolgt.
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