über das Reichsverfassungsgesetz nebst Einführungsgesetz (194 Ja gegen 100 Nein) in der Sitzung am 21. haben von den Würtlembergern mit Ja gestimmt: Chevalier, Elben, Irisch, Gaupp, Hintrager, Holder, Fürst Hohenlohe-Langenburg, Huber, Lenz, Römer, Sarwey, v. Varnbnhler; mit Rein: Graf Bissin- gen, Schwarz, Graf Waldburg-Zeil. Gefehlt haben: Bayrham mer und Schmid.

Der Kulturkampf, der in der letzten Reichstags-Session so gut wie ganz geschwiegen, droht in der ersten Session der neuen Legislaturperiode des Abgeordnetenhauses wieder in Hellen Flammen aufzulodern. Die Uliramontanen beabsichtigen, bei der Berathung des Etats, und namentlich bei der des Kultus- Etats, eine große Reihe von Beschwerden, die sich bei ihnen in­zwischen angesammelt haben, zur Sprache zu bringen und mit einem Angriff auf den Kultusminister planmäßig vorzugehen. Mit den Verabredungen zu diesem Angriff sind die preußischen Ultramontanen des Reichstags jetzt auseinander gegangen.

In einem Aufruf zur Reichstagswahl kündigt das Wahl- komite der Fortschrittspartei den Nationalliberaleu nun­mehr offiziell den Krieg an. Der Aufruf beschuldigt die natio­nalliberalen Gegner, sie seien nichtstark genug, um der Ver­führung der Macht Widerstand zu leisten", nichteinsichtig genug, um jeden Vortheil des Augenblicks für des Volkes Wohl und Freiheit wahrzunehmen", und was der Liebenswürdigkeiten mehr sind.

Die Dan;. Z. meldet: Ein schweres Unglück hat die Stadt Elbing und ihre Umgegend, die Nogat-Niederung betroffen. Eine Reihe von Ortschaften: Ellenwald, Wickerau rc. steht tief unter Wasser, Elbing selbst erhebt sich aus der weiten Wasser­fläche wie ein aus dem Meer emporragender Häuserkomplex: von seinem Marienlhurm aus übersieht man die meilenweit über frucht­bare Felder und Wohnstätten sich hinwälzenden Wasser- und Eismassen. Die Wirkungen des Unglücks müssen diesmal um so empfindlicher sein, als es ganz unerwartet über die Betroffe­nen hereinbrach. , In Massen flüchteten die Niederungsbewohner, ihr Vieh vor sich hertreibend, die in der Erle zusammengerafften werthvollsten Sachen ihrer beweglichen Habe mit sich führend, nach Elbing und nach den höher gelegenen Ortschaften. Als der Damm zu weichen begonnen, stürzte das Wasser unaufhaltsam in die Ländereien von Terranowo und vereinigte sich dann mit dem Elbingfluß, welcher in Folge dessen binnen wenigen Stunden um 5'/- Fuß anwuchs. Der furchtbare Ellerwald war vorläufig durch den Damm der Kraffohlsschleuse, die bisher dem Andrange der Flnthen tapfer widerstanden, geschützt. Am Nachmittag brach jedoch auch dieser Damm, und nun ergoß sich der mächtige Strom auch in den am niedrigsten liegenden Ellerwald und über Krebs- walde, also in eine Gegend, ans der das Wasser absolut keinen Abfluß hat, und in welcher es bei dem letzten großen Durchbruch des rechtsseitigen Nogat-Dammes bei Terranowo nach dem Haff zu angeordnet und in Angriff genommen, wodurch den Wasser­massen ein neuer Abzug verschafft wurde. Auch wurde der Milch- ^ städter Ueberiall bei Jungfer wieder frei, so daß ebensalls bedeu­tende Wassermassen abzogen. Die Chaussee hat bis jetzt mit Aufgebot von mehreren hundert Arbeitskräften geschützt werden können, und dadurch ist auch die dem Schienenwege drohende Gefahr vorläufig abgewandt.

Bei dem Brande eines Bauernhofes in der Nähe von Burghausen (Franken) verbrannte eine Wöchnerin sammt dem Kinde. Der Bauer lief eher dem Stalle als seiner armen Frau und dem Kinde zu und rettete das Vieh, während er diese un- terdeß umkommen ließ.

Wien, 27. Dez. Hiesige Blätter melden aus Belgrad: Der vorgestern angekommene russische General Nikitin tritt an die Stelle Tschernajeff's, welcher nicht mehr zurückkehrt. General Nikitin hielt eine Revue über sämmtliche serbische Abtheilungen ab und sagte dem serbischen versammelten Offizierskorps: er sei auf Befehl des Kaisers gekommen, um das Kommando zu über­nehmen und betonte zugleich, daß alle in dem russischen Korps dienenden Ausländer in den Verband der russischen Armee treten. Die Korpskommandanten erhielten Befehl, unverweilt an ihre Bestimmungsorte, sämmtliche anwesenden Freiwillige an die Dri- na abzugehen.

Wie aus Mailand geschrieben wird, hat der Rath der dortigen Advokatenkammer sich mit 8 von 9 Stimmen für die Beibehaltung der Todesstrafe erklärt und dem Justizminister in diesem Sinne seine Beschlüsse mitgetheilt.

Athen, 27. Dez. Die Kammer bewilligte den verlangten Kredit von 10 Milk Drachmen für die Extrarüstungen und geneh­migte die Vorlage zum Zweck der Einberufung von 120,000 Mann.

(Naturgeschichtliches.) Ein sehr interessanter Fund wurde in den Räumen des Kornhauses in Baden (Argau) ge­macht, ein Salamander von ein Meter Länge. Der Küfer, der ihn fand, tödtete das Thier.

Petersburg, 26. Dez. Offiziös wird gemeldet: Die Resultate der Vorkonferenz wurden den türkischen Bevollmächtig­ten als feste, einstimmige Wünsche Europa's mitgetheilt. Die Pforte schwankt zwischen der Furcht vor dem unzufriedenen Europa und der Ohnmächtigkeit, ihre eigene Bevölkerung zusriedenzustellen.

Petersburg, 26. Dez. DerRegierungsanzeiger" veröf­fentlicht ein von 5 Aerzten unterzeichnetes Bulletin, wonach der Oberstkommandirende der Südarmee, Großfürst Nicolai, am 19. in Folge einer Erkältung an einem Unterleibsleiden erkrankte. Bis zum 24. Dezember war noch keine Besserung eingetreten.

Petersburg, 28. Dez. DieInternationale Telegra- phenagentur" meldet aus Pera, 27. Dez.: Midhat Pascha sprach sich gestern bei General Jgnatieff in der Gegenwart sämmtlicher Konferenzmitglieder entschieden dahin aus, daß die Türkei ent­schlossen sei, in keinem Punkt nachzugeben. General Nikitin sagte in Belgrad zu dem Offizierskorps: In acht Tagen, hoffe ich, werden Sie wieder Gelegenheit finden, Ihre bewährte Tapf­erkeit vor dem Feinde zu zeigen.

London, 2b. Dez. Reuters Bureau meldet aus Kon­stantinopel, 2b.: Die Pforte sei entschlossen, sich jeder Okkupa­tion zu widersetzen.

Dundee, 26. Dez. Weiteren Nachrichten zufolge erhöht sich die Zahl der am Freitag und Samstag an der schottischen Küste gescheiterten Schiffe; mindestens 100 Menschenleben gingen dabei zu Grunde. Die Anzahl der Schiffe, die in den letzten 14 Tagen Schiffbruch erlitten, beziffern sich auf 120, dabei sind 200 Menschen umgekommen. Unter den Verunglückten befinden sich mehrere deutsche Schiffe.

Nach Berichten aus Giurgewo vom 25. betreiben die Türken ihre Vorbereitungen mit großem Eifer. Alle Mohame- daner wünschen den Krieg. Die Verfassung ist in der ganzen Bulgarci unter Kanonendonner verkündet worden. Die Moha- medaner und selbst viele Christen haben illuminirt.

Konstantinopel, 26. Dez. DieAgenceHaoas" meldet: Die Pforte scheint nicht, wie gerüchtweise verlautete, beschlossen zu haben, die Vorschläge der Mächte formell abzulehnen. Midhat Pascha besuchte heute die Botschafter uud Bevollmächtigten, äußern sich über die Garantie-Frage und die Mitwirkung fremder Gens- darmerie, sprach aber von keiner Ablehnung. Salisbury erklärte heute dem Sultan, daß alle Mächte darin einig seien, auf der Annahme ihrer Forderungen zu bestehen, und daß im Falle einer Ablehnung alle Botschafter abreisen würden. Die nächste Con- ferenz-Sitzung ist endgültig auf Donnerstag festgesetzt, und wird die Pforte alsdann ihre Entschließungen bekannt geben. Der Waffenstillstand würde auf 14 Tage eventuell verlängert werden. Im Falle eines Krieges ist die Pforte entschlossen, die armeni­schen, griechischen und bulgarischen Christen zu bewaffnen. Edhem Pascha wurde zum Präsidenten des Staatsrathes ernannt. Sir Henry Elliot reist demnächst ab. Ovian Effendi geht in beson­derer, wie es heißt finanzieller Mission nach Paris und London. Es wird das Erscheinen eines Jrade's, welcher das Decret vom 6. Oki bezüglich der Staatsschuld aunullirt, unverzüglich erwartet.

Der Korrespondent der D. Ztg. in Konstantinopel schreibt: Midhat Pascha's Ernennung ist kaum friedlich aufzufassen, da vor seiner Ernennung zwischen ihm und Lord Salisbury noch heftigere Szenen statlsandeu, als zwischen Salisbury und dem verabschiedeten Großvezier. Letzterer sagte zu Salisbury:Man hat der Türkei ihr Geld, ihren Rock und ihr Hemd geraubt und verlangt nun noch von ihr, daß sie sich gutwillig die Gurgel ab­schneiden lasse." Die Gruppirung der Mächte auf der Kon­ferenz, schreibt derselbe Berichterstatter, ist folgende: England geht mit Oestreich, Italien und Frankreich stehen zu Rußland, während Deutschland vermittelt, doch im Anschluß an Oestreich. Die Differenz unter den Mächten soll keine wesentliche mehr sein. Jgnatieff erklärte den Konferenzbevollmächtigten:Wir bestehen nicht auf der Okkupation, wenn ihr uns einen andern Weg zeigt, die Mohamedaner zu entwaffnen und das englische Projekt durch- zusühren." England und Oestreich erklärten der Pforte, daß sie auf keine Hilfe von ihrer Seite rechnen könne. Türkische Blätter melden, daß der Sultan sich aus der Hauptstadt entfernen werde; aus dem Grunde sind in der christlichen Bevölkerung neue Be­fürchtungen rege geworden. Dw Kriegslust der Türken ist im Steigen begriffen. Auch in der Familie des Sultans kommen täglich Kriegsdemonstrationen vor. Das anlangende türkische Militär zieht mit klingendem Spiele am russischen Botschafts- Hotel in Pera vorbei. Samstag, bei der Rückkehr des Softa- Bataillons, gab es eine imposante Kriegsdemonstration von der H. Pforte. Mehemed Ruschbi und Midhat Pascha wohnten dem Schauspiele bei. Ein Ulema hielt eine Rede; die Revue endigte mit der allgemeinen Anrufung Allah's.

Die Agence Havas meldet aus Konstantin opel: Mar­quis Salisbury wird heute vom Sultan die Annahme der von den Mächten gemachten Vorschläge verlangen, andernfalls hat derselbe Befehl, abzureisen und die Abfahrt der britischen Flotte zu veranlassen.

Nachlese zur Abgeordneten-Wahl in Herrenberg.

Eingesandt.

Hab Eile" sagte der Zimmermeister R. aus H., sprang bei Jselshausen aus dem im Laufe befindlichen Eisenbahnzug, stürzte den Wall hinab und fluchte, daß Herrenberg noch keine Eisenbahn habe. Habe große Eile, sagte O. A. B., als er mit den vetschiedenen Handwerksleuten, Schreinern u. s. w. auf