Sie hat manchem neuen Jahr ins Grab nachgesehen, und manchem kommenden und gehenden Geschlecht in Freude und Leid treulich Dienst geleistet, diese alle Pfarrkirche zu unsrer Lieben Frauen zu Pag old. Gar wehmnlhig mnthet ihr gegenwärtiger Anblick jeden Vorübergehenden an, umsomehr als an der tcleits „abgezehrten Gestalt" mehr und mehr das Skelett hervortritt, indem ei» Stück ums andere von ihrer früheren „Schöne" abgebrochen wird. Auf ihre Schönheit durfte sie sich freilich von Rechtswegen nicht viel einbilden; sie hat so wenig Glanz um sich verbreitet, daß mancher Besucher unsrer Stadt dutzendmal die Marktstraße auf und ab passirlc, die Häuser rechts und links beschaute, und doch die Kirche nicht bemerkt hat. Gar Manches fand man längst an ihr unschön und unsymmct risch, aber eigentlich häßlich nahm sie sich erst aus, seitdem sie durch unsre herrliche neue Kirche erseht war. Doch ela mortuis ult nisi beue! wir wollen sie nicht inehr schmähen, zumal da sie nun im Sterben liegt. Schauen wir uns in ihrem Innern noch einmal ein wenig um, so finden wir, sie hat Manches besessen, was ihr zur Zierde gereichte, oder wenigstens von historischer Bedeutung war. Was auf Kunst und Alterthums Werth Anspruch machen konnte, wurde vor Beginn des Abbruchs an verschiedene Kunstmuseen käuflich abgegeben. Die schöne und noch sehr brauchbare Orgel wurde an eine andere Gemeinde verkauft, wo sie noch lange genügen mag DaS vielleicht älteste Stück der Kirche, der achteckige Taufstein, hatte einst eine werthvolle Ausstattung durch die an >hm angebrachten Sculpturen, welche freilich cheU-oesie das Opier unbegreiflichen Unverstands geworden sind, sofern sie vor etlichen Jahrzehnten in Folge öffentlichen Beschlusses verstümmelt wurden. Eine am Fuß kunstreich ausgehauene Drachengestalt mußie abgeschlagen werden, und wurde drilch einen modernen, kahlen Fuß sehr schlecht ersetzt. Dieses Stück, sowie der hübsche, im Rcnaissancegeschmack ausqe- führte Kanrelstock wurde im Kgt Lapidarium in Stuttgart ausgestellt, während die Bruchstücke der Glasgemätde aus dem großem Chorfenster, sowie die gothischen. eisernen Shürenbeschläge des Hanptportals und einige andere Stücke ihren Weg in die Kgl. Akademie in München fanden Die hölzernen Bestandiheile des Altars, welche auf kein hohes Alter Anspruch machen können, aber gut erhaltene Holzschnitzerei darstellen, stehen noch um billigen Preis zur Verfügung, und stünden mancher Kirche ans dem Lande gar wohl an Den günstigsten Eindruck in der Kirche machte wohl von jeher der gegen Norden gelichtete Chor mit seinen theilweiie noch gut erhaltenen gothischen Fenstern, in welchen freilich ww auch in den Fenstern des Schiffs das Maßwerk großentheils fehlt; und mit seinem schön const, uirten Netzqewölbe, an welchem noch unter dem geschmacklosen Anstrich hie und da Spuren von F-rescomalerei hervoi neten. Dieser Chor bildet für sich eine hübsche Kugel und schließt nach vorn mit einem kühnen Triumphbogen ab, und lehnt sich gegen Weiten hin unmittelbar an den 160' hohen, viereckigen Thurm an. mit dessen Bau laut einer voihandenen Inschrift im Jahr 140l begonnen wurde. Aus dieser westlichen Seite des Chors neben der in den Thurm führenden schön gearbeiteten Psorie findet sich ein altes Grabdenkmal, das Wappen eines Ritters Friedrich von Wihingen (wohl Enzweihingen 1402?) darstellend. Den 6 großen, runden Säulen ohne Kapitäl, auf welchen das Mittelschiff ruht, fehlt aller Schmuck und Kunst, eine emsige trägt eine Inschrift, welche besagt, d>ß im Jahr 136<> (oder 1370?) mit dem Bau dieser Kirche zu Ehren der Jungfrau Maria begonnen worden ist. Bei Gelegenheit der Abraumarbeiten im Innern rer Kirche fand sich zwar keine eigentliche Gruft, wie manche erwarteten; dagegen eine größere Anzahl Grabdenkmäler mit wohl erhaltenen Inschriften, die übrigens meist nur auf das 17. Jahrhundert (1625, 1640, >684 rc) zurückweisen, und verschieden hier beerdigten, adeligen Personen angeboren, worüber wir später vielleicht eingehender berichten können Außerdem fand sich noch nahe bei dem Hanpiportal unter dem Fußboden ein ringsum mit vor- treffl chen Backsteinen auSqemauerteS, 4,5 Meter langes und l,5 Meter breites und ebenso tiefes Gewölbe ohne alle Inschrift oder sonstigen Inhalt, durch eine kleine Treppe zugänglich, und vorne» durch eine eiserne Lhüre verschließbar. Dieser unterirdische Raum mag wohl in Kneas- und anderen Rothzeilen als Zu fluchtsstäiie oder Bei steck für die Werthqegenflänve der Kirche gedient haben. Möge nun der Abbruch dieses alten Baues vollends glücklich und obne Unfall beendigt werden. Möge der gewaltige, stehenbleibende Thu-m mit seinem aus der Mitte des 15 Jahrhunderts stammenden schönen Geläute für die Bewohner Nagolds ein in Ehren gehaltener Gedenkstein bleiben zur Erinnerung an die zu Grab getragene Küche. Alle diejenigen aber,
welche noch in Liebe »nd baren Gotteshause, aurL mancher Segen.aus die G verbunden fühlen, mögen ih übeitragen ruf unsre ausmch wie wir hoffen, Jahrhunderte und ein Segen sür die Genier
Am atzten Samstag in l
keil mit diesem alten, unschein- h im Lauf der Jahrhunderte ausgeströml sein mag, sich igllchkeit in doppeltem Maß rli-"' neue Kirche, welche, Krde sür die Gegend >rd.
ide von 5—v Uhr
brannte in Mötzinge n, OA. Herrenberg, ein einzeln stehendes Bauernhaus gänzlich ab. Der Betroffene, leider nicht versichert, verlor sein ganzes Mobiliar, und, wie man sagt, auch eine nicht unbeträchtliche Barschaft. Auch ein Schwein ist milverbrannt.
Bei der in Horb vorgcnommencn Stichwahl erhielt Schullehrer Ruß bäum er 1817, Siadtschultheiß- Er har dt 1019 Stimmen, somit ist ersterer gewählt.
In Reuend ü r g wurde Schultheiß Bcutter in Her- renalb und in Urach Oberstaatsanwalt Lenz gewählt.
Stuttgart, 26. Dez. Am Sonntag Abend wurde der Versuch gemacht, die Königsstraße mit elektrischem Lichte zu beleuchten. Der Versuch ging von der K. Ceutralstelle für Handel und Gewerbe aus. Die Batterie stand im Maschinensaate des Musterlazers, der Brennspieget im oberen Stockwerke der nördlichen Ecke des Hauses. Das Licht wirkte aus eine Entfernung von mehr als ein Kilometer und war am Thore der Straße noch, wenn auch nur schwach bemerklich; stärkere Lichtwirkung auf'die beleuchieten Gegenstände ließ sich eiwa in der Mitte der Königsstraße beobachten. Die Intensität dieses Lichtes ist, wie bekannt, eine sehr große. Die aus der Straße wandelnden Personen warfen Schallen, die zum Theil 300' laug, aber ganz scharf Umrissen waren.
Stuttgart. Gegenüber den fortdauernden Preisausschlägen des Petroleums können wir heute berichten, daß dieses Produkt au den jüngsten Börsen der deutschen Märkte plötzlich einen panikartigen Rückgang von 8 und sür spätere Lieferung einen noch größeren Preisabschlag erfuhr. Ob dieß der Anfang einer weiteren Preisverschlechterung bildet oder ob diese Reaktion nur ans Zufälligkeiten beruht, läßt sich heute noch nicht sagen.
Besigheim, 27. Dez. Die Rachbargemeindc Pleidelsheim wurde am heil. Christfeste in einen nicht geringen Schrecken versetzt. Pfarrer Schober, ein Bruder des bekannten Rechls- gelehrten ff Adolf Schober, betrat an diesem Festtage Morgens um 'slO Uhr die Kanzel. Kaum hatte er das Eingangsgebet zum Gottesdienste gesprochen und wollte noch „Amen" sagen, da sank er zusammen, ein Schlag machte seinem Leben ein Ende. .
Hem mingen, 27. Dez. Der Anstifter der Feuersbrunst von 2l d. M., wodurch hier 2 große Scheunen eingeäschert worden sind, wurde heute hier verhaftet und nach Leonberg abgeführt. Derselbe war im Dienst des Bauern, in dessen Scheune der Brand ausgebrochen ist, stammt von Münchingen und zählt erst 15 Jahre. Während sein Dienstherr auf den Betreffenden nicht den geringsten Verdacht hatte, lenkte der Bursche durch sein verdächtiges Benehmen die Aufmerksamkeit aus sich und gestand heute sein Verbrechen ein. Er will durch den Tadel, den er öfters von seiner Bäuerin erhalten habe, zur That veranlaßt worden sein.
Heidenheim, 19. Dez. Louis Winter, Sohn des Direktors der hiesigen Aklienbrauerei, war gestern auf dem obersten Boden des Brauereigebäudes beschäftigt, that in der Nähe des Schachtloches einen Fehltritt und stürzte die ganze Höhe desselben, (3 Stockwerke) hinab, so daß jeder der Mitarbeiter dachte, Winter müsse mindestens Arme und Beine gebrochen haben. Als dieselben lodesbleich vor Schrecken herbeieilten, kam ihnen Winter bereits entgegen mit den Worten: „Ich komme schon selber wieder hinaus." In der That hatte er auch nicht den mindesten Schaden erlitten und gieng sofort wieder seiner Funktion nach.
Von der Jagst schreibt man der „Jagstztg.": In D. gingen jüngst einem Bauern 2 Schweine zu Verlust. Vom benachbarten Fallmeister erhält er nun die Kunde, die Thiere seien verhext gewesen. Der Bauer bittet, doch gegen die Hexe vorzugehen. Auf mehrmaliges Bitten kommt der Fallmeister mit einem Sohne in das Haus des Bauern, um die Hexe zu bannen. Nachts zwischen 11 und 12 Uhr, in der Geisterstunde, wird ein Feuer in der Küche angemacht, ein Kessel mit Wasser übergehängt, allerlei Kräuter hineingeworfen, einige Zauberformeln gesprochen und dann muß die Hexe kommen. Damit sie aber nicht in die Wohnung kann, sind Läden und Schlüssellöcher sorgfältig verstopft, niemand darf zum Fenster hinaussehen, sonst kann die Hexe herein. Die Hexe kommt, rennt mit Geheul und Geschrei um's Haus herum und ruft kläglich: i brenn, i brenn! Schauderhafte Töne, unmöglich einer Menschcnbrust entstammend, lassen sich hören. Im Baumgarten wird später das Hexengebräu vergraben. Die Hexe ist gezeichnet, die Wohnung tzes Bauern gefeit. Die Hexenbannerei kostet die Kleinigkeit von 18 fl. Vom Lärm ist die Nachbarschaft erwacht; die Sache wird ruchbar und der Hexenbanner kommt hinter Schloß nnd Riegel. Wer ist die Hexe? Ein erwachsener zweiter Sohn des Hexenbanners. Er mußte als Frauenzimmer verkleidet um's Haus herumspringen, er hatte die übernatürlichen Töne von sich gegeben.
Aus Hessen, 27. Dez. Soviel bis jetzt bekannt ist. sind die evang. Einwohner von 17 Gemeinden des Großberzogthums ganz oder theilweise als „freie Protestanten" aus der Landeskirche ausgetreten. Es dürften im ganzen bis jetzt 5—6000 "Personen ausgetreten sein, also ungefähr 1 auf je 100 Evangelische. (Sch. M)
In der entscheidenden Schlußabstimmung des Reichstags