lier sich nicht veranlaß! gesehen hat, während den letzten 6 Jahren mit seine» Wähler» in Berührung zu treten und darf ihn des­halb nicht wundern, wenn wir einen Vertreter wählen, der unsere Anschauung vollständig und aufrichtig theilt, mit welchem wir schon als Vorstand unserer Handelskammer in steter Berührung kleiden.

Zu der wiederholten Appellation an das Anstands-Gefühl der Gegner, welche sich jener Einsender erlaubt, sei bemerkt, daß es einer Partei übel anstebt, von Anstands Gefühl zu spreche», deren erste Thätigkeit in der jetzigen Wahlangelegenheit (s, das obeil angeführte Manöver mit dem Brief an den Nenenbürger Verein) nicht qnalificiibar ist

Wir werden die Candidainr des Herrn Stalin in bisher; ger legaler Weise energisch durchführen und machen bci dieser Gelegenheit jetzt schon auf die Versammlungen in Atlenituig und Nagold aufmerksam, in welchen Herr Stäli» seinen Standpunkt ausführlich darlegen wird und zweifeln nicht, daß der ginze hiesige Bezirk einstimmig mit uns Herrn Siäli» wähle» wird,

Nagold, den >9, Dezember 1876,

Der Gewerbe Verein, Vorstand Sannwald.

TageS-Neuigkeiteu.

Unterm 1. November d. I. wurde Schulmeister Lorch zu Kup- pingen in den Ruhestand versetzt.

Stuttgart, 18, Dez. Die Möbelmesse eröffnet in ge­wohnter Weise die heurige Weihnachlsmesse Während von ver­schiedene» Seiten Klagen über einen bis jetzt noch flauen Gang des Weihnachtsgeschäftes zn vernehmen sind, ist a^f der Möbet- mcsse ein ziemlich lebhafter Verkehr, dem Vernehmen nach aller­dings z» empfindlich gedrückten Preisen, zu bemerken.

Stuttgart, 13. Dez. (La nbe s pr odu kle n b örse.) Im Ge­treidebandel bat sich nun überall die stets um diese Jahreszeit wieder- kebrende Rübe eingestellt und es wird dieselbe wohl auch mehrere Wochen anhalten. Die heutige Börse verlief ebenfalls in ruhiger Haltung und die Umsätze blieben bei sämmtlichen Cerealien beschränkt. Wir notiren: We'ren, russ. 12 bl 50 - 60 kk. dto. baver. 12 LI 7080 ?k. Kernen 12 LI 80 kt.-13 I» 30 kk. Dinkel 8 »I 80 ?k. Roggen, scanzös. 10 LI 50 ?t. Gerste, württb. 9 LI 80 kk. Haber 9 Ll 10 Lk. Mehlpceiie pr. 100 Klg. inkl. Sack. Mebl Nr. I: 3339 »I, Nr. 2: 3135 LI Nr. 3: 23 29 LI. Nr. 4: 21-25 t».

Leonberg, 14, Dez In voriger Woche fand vor dem Standesamt Eltingen die bürgerliche Trauung eines Trudstum- men Paares stalt, an welche sich am letzte» Sonutag die kirchliche anschloß Der Bräutigam, 28 Jahre alt, aus dem Oberaml Horb, ist ein Schuhmacher, der in seinem Handwerk sehr geschickt sein soll; die Braut, bald 50 Jahre alt, ist von Eiiinge» und war längere Zeit in Stuttgart iu Diensten.

Tübingen, 18, Dez. Damit die Aufregung ja kein Ende nehme, brannte es heute 'Nacht wieder einmat. Oec Giebel und obere Stock der Lock'schen Wirthschajt sind niedergebrannt, der untere Stock ist stark beschädigt Ursache des Brandes noch nicht ermittelt.

Ulm, 18. Dez. Heute Vormittag 8 Uhr hat im Rathbausiaale die Ziehung der Münsterlotterie (VIII Serie) begonnen. Heute wuroen folgende größere Trester gezogen: Gewinn Nr. 1 mit 3300V LI fiel aus Loos Nr. 160,597; je 1000 R gewannen Loos Nr. 96,122. 193,095. 137,058 152,208: je 500 Ll Loos Nr. 10.N3. 45,521. 180,112. t2,07> : je 100 Ll Loos Nr. 65,957- 257,369. 157,766. 132,654.121,192. 283,618. 138,746. 209,127. 236,102. 168,752. 173,671. 96,226. 72,216. 71,690: je 50 Ll Loos Nr. 60,277. 258,220. 111,191. 48,722 238,293. 228,672. 185,066 188.940. 67,183.13,595. 237,410. 11,961. 245,561. 16,987.118,921. 81,127. 191,365. 124,005. 187,615. 213,760. 12,501. 91,507. 51,901 233.389. 235,830. 211,018. 37,059.

El send ah nun fall. Der Güterzug Nr. 316 entgleiste gestern zwischen Geislingen und Giengen in Folge davon, daß an einem zweiachsigen Schafwagen eine Achse brach, wobei ca. 20 Schafe umgekommen sind.

Reutlingen. Mahl der ritterschastlicheu Abgeordneten sür den Scknvarzwaldkreis. Durch zwanzig bei der Wahl vertretene Wahlberech­tigte sind: Kreisrichrcr Freiherr Wilhelm v. Gültlinge», Freiherr Ec>- mund v, Ow. in Stuttgart, Freiherr Hans v. Ow der jüngere in Wa­chendorf.

In dem bayerischen Orte Siebrazhofen trank ein Hand- rverksbursche 1'/« Liter Schnaps, welche ihm ein Bauer aus A. bezahlte, so daß er bewußtlos unter den Tisch fiel. Als mau nach einiger Zeit nach ihm sah, war der Arme eine Leiche.

Aus der Reichshauptstadt, 18. Dez. Das von Mi- quel, Lasker und Bennigsen vereinbarte Kompromiß sür die dritte Lesung der Jnstizgesetze ist in einem von 150 Mitgliedern der nationalliberalen und sreiconservativen Partei Unterzeichnetem An­träge heute bei dem Reichstage eingebracht worden. Als spätester Einiührungslerinin der Justizgesetze wurde der 1. Oktober 1879 vorgeschlaqen.

Von Berlin wird eine eigentbümliche Bergiklungsgeschichte berichtet. Oscar W-. der t9jährige Sohn einer unbemittelten Wittwe, welcher in der Güterkammer eines dortigen Bahnhoses beschäftigt ist, klagte vor Kurzem über heiliges Reißen im Arm. Derselbe schwoll über Nacht vom Handgelenk bis zur Schulter sehr stark an, und bedeckte sich gleichzeilig mit einer so bedenklichen Menge kleiner Pickeln und Bläschen, daß schleunigst ärztliche Hülse in Anspruch genommen werden mußte. Nachdem der ,»gezogene Arzt den kranken Arm untersucht batte, fragte er den Pglientr», ob er in letzter Zeit mit lebenden oder todten Thieren in usittnrlelbarer Berührung gekommen wäre. Dies war zwar nicht der Fall, dagegen gab der Kranke an, daß er in der letzten Woche auf dem Gütterschuppen häufig Thierselle expsdirt hätte, welche ans überseeischen Ländern hierher gekommen feien. Das war es, was dem behandelnden

Aczie die Gewißh-it gab, daß hier eine Ansteuä'"9 von Milzbrand vvriiegc. Glücklicherweise gelang es diesmal noch, Uebei derart zn begegnen, daß oer Patient aus aller Gesadr isl, wenn er auch Vvr- anssichlüch noch an harten und langwierigen 'Aachwehen der schrecklichen Binloerg.jinug zu leiden haben wird. Das vom Arzt aiisgesiellte Zeug- itttz lauiel ans Milzbrand, hervor,zerufen durch Ansteckung beim Verladen

voll

Wien, 16, Dez. Innerhalb der Mauern des Landes- Genchtcs büßte heute Morgen Heinrich v Franzesconi den von ihm au dem Briefträger Guga verübten meuchlerischen Raub­mord mit dem Leben. Es war seit nahe einem Decenuium wieder die erste Hinrichtung, die im Weichbitüe der Residenz staltfand. Für die Himichtuug war der sog. kleine Spitalhof bestimmt, ein schmales, ianggezogeius Dreieck, A» der Spitals Front war ein etwa 7 Fuß Hoher viereckiger Pfahl frst in die Erde gerammt. Etwa 80 Mann der Jusuzwache bildeten längs der Front ein Spatier zum Durchgang für den Delinquenten und umstanden in ziemlich engem Bogen den Gatzen. Außerhalb des Spaliers be­fanden sich etwa '.00 Personen, ausschließlich Männer. Mil dem Giockentchtaze Acht ging eine Bewegung durch die Wachen und das Publikum; der Delinquent winde aus seiner Zelle auf den Richtplatz geführt. Er erschien schwarz gekleidet und barhaupt, während er in de» gefalteten Händen ei» kleines Crucifix trug. Ihm zur Seite schrut im schwarzen Talar der Pfarrer mit dem Kerkermeister Daun folgte i» voller Amts Uniform die Execiitions- Eommijsiou Fraucescaui ging ganz ruhig durch das Spalier, richtete mit den lief in den Höhten liegenden Augen einen langen Blick ans de» Galgen und wendete sich daun zur Commission. Landes Geiichlsraih Höik übergab mit wenigen Worten den V,r- u-.iheilteu dem Scharfrichter. Nun trat der Pfarrer auf Frances- coni zu und richtete au ihn noch ein paar Worte, Francesconi umschloß de» Geistlichen mit beiden Arme» und küßte ihn. Wie suchend iieß Francesconi den Blick über die Versammelten gleiten, und als er den Staaiü-Anwalt Grase» Lamczan fand, trat er auf denselben zu mit de» Worten:Verzeihen Sie mir, kaiser­licher Nach!" Graf Lamezun erwiderte:Ich hrbe Ihnen gesagt. Sie sollen sich mit Gon versöhnen, das h-bcn Sie gethan, Sie werde» nun einen gnädigen Richter finden."Jr, ich habe mich mit Gvit veriöbiu", eiilgeguele Francesconi und knßie wiederholt auch den Sinais Anwalt, der sich einer liefen Negung nicht er­wehre» konnte, Francesconi, der im Gerichts-Saale keines Wortes fähig gewesen »na nur in unartwulirien Lauten geantwortet hatte, schien in den letzten Stunde» die volle Herrschaft über sich ge­wonnen zn haben; er >prach deutlich und so klar, daß ihn jeder der Anwesenden vernehmen konnte. Der Scharfrichter wollte Francescou, entkleiden. Derselbe wehrte aber leicht mil beiden Hände» uh und bat, dies selbst besorgen zu dürfen. Der Scharf­richter wendete sich au den ExecniiouS Führer und fragte, ob er diese Bitte cifüllen dürfe. Nachdem es gestattet worden, legte Francesconi das Erucifix, das er noch immer in den Händen hielt, auf den Schemel des Galgens und entkleidete sich ruhig des Rockes, der Weste und löste zuletzt sorgsam die Craoalte und den Hemdkragen vom Halse. Nachdem er das Kreuz wieder ausgenommen Halle und, in der entsprechenden Weise gebunden, zum Galgen gestellt worden war, sprach er laut vernehmbar, im reinsten Deutsch:Ich will nun «och einige Worte zu den Ver­sammelten sprechen." Der Scharsrichter unterbrach ihn: Ich muß leider meines Amtes walten." Während Francesconi die Schlinge um den Hals gelegt bekam, bat er nochmals :Nur ein paar Worte!" und ries dann noch, während er schon in die Höhe gezogen ward:Adieu! Mutter! Mutter! meine Mutter!" Der letzte Ruf erstarb unter athemloser Stille und F-rances- coui war gerichtet. Die ganze Procedur hatte kaum 10 Secunden gedauert. Aber der Moment war ein so aufregender, daß die meisten Anwesenden sich entsetzt abwendeien, um nicht Zeugen des kurzen Todeskampfes zu sein. Die Gerichts-Commission und die anderen Anwesenden verweilten noch nahe an drei Viertelstunden auf dem Platze, bis der Arzt constatirte, daß bereits die Todten- Starre ciatrele. Nun wurde der Körper vom Galgen genommen und in die nahe Todlen-Kammer getragen. Das Gesicht zeigte keine Spur einer Verzerrung, sondern nur die Ruhe des Todes. Ueber die letzten Stunden Francesconi's wird berichtet, daß der Unglückliche die Nacht wachend in Gesellschaft des Pfarrers ver­brachte. Er war theils mit Beten, thetls mit dem Schreiben von Briefe» an seine Angehörigen beschäftigt.

Rom, 16 Dez. Der Papst empfing heute Vormittag die ehemalige Kaiserin Eugenie in einer halbstündigen Privataudienz. Cardinal Bonaparle begleitete dieselbe.

Nom, 17. Dez. Cardinal Patrizi, Dekan des Collegiums der Cardinäle, ist gestorben.

Pest, 16. Dez, Bezüglich deS türkischen Friedensschlusses wird die Konferenz i» Konstantinopel sich voraussichtlich dahin einigen, daß Montenegro einen Gebietszuwachs, aber keine» Hafen erhält, Oesterreich befürwortet den Gebietszuwachs. Erklärungen, die aus Petersburg von maßgebendsten Persönlichkeiten hierher gelangt sind, besagen, daß Rußland nur eine Intervention un­ternimmt, wenn es der Unterstützung Oesterreichs völlig sicher ist.

Petersburg, 19. Dez. In diplomatischen Kreisen herrscht die Ueberzeugung, die Besprechungen der Vorkonferenz seien so-