Inlsblutt für den Obcrmntsbczirk Nagold.

Kr. 151

Erscheint wüch.ntlich 3mal and ivltrt Jnserationsgebühr für die 3,'Eige

dnidjährlici, hier (ebne Trägertvim)Dt"t>Nll'wr °"s gewöhnlicher Schn, b i I

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aicherhalb des Äezirtö 2 M. 15 Psg.^ _ ! mehrmaliger je 6 Pfg.

Einladung zum Abonnement

aus dcn

Gkftiischnttti."

Mit dem 1. Jan. 1877 beginnt für den Gesell­schafter ein neues Abonnement, rveßhalb wir bitten, die Bestellungen noch vor Ablauf des Jahres zu er­neuern, wenn auf eine ununterbrochene Zusendung des Blattes gerechnet werden will.

Der Gesellschafter wird vom Neujahr ab in ver­größertem Format erscheinen, und obwohl derselbe ohnehin eines der billigsten Blätter dieser Art ist, so haben wir im Hinblick der stetigen Zunahme der Abon- nentenzahl uns entschlossen, eine Preisänderung nicht eintreten zu lassen.

Durch die Vergrößerung des Blattes hoffen wir dem politischen und unterhaltenden Theil eine aus­gedehntere Beachtung schenken zu können und dadurch manchen Wünschen der Leser entgegen zu kommen.

Der Abonnementspreis beträgt halbjährlich bei der Expedition (ohne Trägerlohn) 1 60 Z, inner­

halb des Oberamtsbezirks 2 ^ und im übrigen Theil Württembergs 2 45 Z.

Zu recht zahlreichen, zeitigen Bestellungen ladet ergebenst ein

die Redaction und Expedition.

An die Wähler zum Reichstag!

Der Gesellschafter Nr. 147 vom 12 Dez. enthält einen Artikel, dat. Neuenbürgzur R-ichslagswahl", zu dessen richtiger Beurlheilung den Lesern des Gesellschafters eine nähere Darstellung des Sachverhalts willkommen sein dürfte.

Bekanntlich wurde die bevorstehende Reichslagswahl zuerst vom hiesigen Gewerbe-Verein besprochen, welcher in einer sehr zahlreichen Versammlung aus Anlaß einiger Vorträge über die Erneuerung der Zoll- und Handelsverträge mit anßerdeutschen Staaten, Frankreich, England, Oestreich u. a., den einstimmigen Beschluß faßte, bei der nächsten Reichstagswahl die Initiative zu ergreifen, und zwar vom gewerblichen Standpunkt ausgehend, welcher kurz zusammengesaßt dahin lautet: Es sei, nachdem in den letzten zwei Wahlperioden die äußere und innere Consolidi- rung des jungen Reiches die erste Aufgabe gewesen, nun an der Zeit, auch den materiellen Interessen die nöthige Fürsorge zuzu- wenden. Insbesondere handle es sich im nächsten Reichslag um Erneuerung der vor 10 Jahren mit verschiedenen außerdeutschen Staaten abgeschlossenen Zoll- und Handelsverträge, sowie um Feststellung, resp. Aenderung der deutschen Handelspolitik überhaupt.

Beim Abschluß jener Handelsverträge, durch welche die deutsche Industrie zum Theil schwer geschädigt wurde (oergl. ven Bericht über jene Versammlung) waren theils politische', theils unrichtige volkswirthschaftliche Ansichten maßgebend, und man wird sich noch gut erinnern, wie namentlich den Süddeutschen Staaten, Baiern und Württemberg, die Zustimmung zu jenen Verträgen in letzter Stunde durch Drohung mit Ausschluß aus dem Zollverein förmlich abgezwungen wurde. Die damals ge­hegten IBefürchtungeu swaren, wie jetzt allgemein zugegeben wird, nur zu sehr begründet und die jetzige schlimme Lage der meisten damals blühenden Industrien wird mit Recht zum guten Theil als eine Folge jener unheilvollen Verträge anzusehcn sein.

Nun diese Verträge, welche in der nächsten Zeit ablaufen, sollen wieder und zwar diesmal von der Reichsregierung mit Zustimmung des Reichstags erneuert werden und hat hier in Rücksicht auf die schlimmen industriellen Verhältnisse der Gewerbe- Verein sicherlich Recht, wenn er den Schwerpunkt für die nächste Reichstagswahl aus die Handels- und volkswirthschaftliche Politik

legt. Es wurde deßhalb in der oben erwähnten Versammlung beschlossen, sofort in diesem Sinne vorzngehen und einstimmig die Candidatur des Henn Jul. Stälin i» Calw ausgestellt

Für die Wahl des Herrn Stälin war für uns bestimmend, daß von ihm als Vorstand unserer Handels- und Gewerbekammer be­kannt mar, er stehe in dieser wichtigen Frage vollständig aus dem von uns vertretenen Standpunkt und hat Herr Stälin dieses später auch noch schriftlich und mündlich bestätigt.

Von dem bisherigen Abgeordneten, Herrn Commerzienralh Chevalier, glaubten wir deßhalb adsehen zu müssen, weil aus Aeußerungen und Gutachten der Stuttgarter Handelskammer, deren Vorstand er ist, wir schließen mußten, daß er unfern Standpunkt nicht theilt, die neueste eigene, in seinem an seine Freunde in Neuenbürg gerichteten Brief gemachte Bemerkung über Gewichts­und Wenhzoll bestätigt dies uns jetzt auch direkt von ihm selber, ferner betont auch der Einsender jenes Neuenbürger Artikels die so sehr verschiedene Auffassung dieser Fragen von beiden CanLidaten. *)

Von dem Beschluß der Versammlung wurde unter kurzer Begründung sofort an sämmtliche Gewerbe Vereine des VII. Wahlbezirks Mittheilung gemacht und gleichzeitig zu einer vor- beralhendeu Dclegirten-Versammlung nach Calw eingeladen. Be­sondere Zustimmung erhielten wir von unserem Nachbar Verein Alteustaig, ebenso von Calw, auch Herrenberg folgte der Ein­ladung und sandle 4 seiner Mitglieder. In Neuenbürg dagegen kam unser an dcn dortigen Gewerbe-Verein gerichtetes Schreiben dem Herrn Stadtschultheiß Wössinger zu, der weder Vorstand des Vereins, noch dessen Stellvertreter ist, sich aber als Mitglied berech­tigt hielt, in Ermanglung eines Vorstandes das Schreiben zu öff­nen, dessen Inhalt er aber dem Verein vorenthielt, dagegen selbst­ständig und in amtlicher Form uns eine abweisende und verletzende Antwort zukommcn ließ.

Die Versammlung in Calw hat unter großer Betheiligung verschiedener Orte stattgesunden und wurde das Nähere darüber in diesen Blättern berichtet. Herr Stälin, veranlaßt sein Pro­gramm zu entwickeln, wurde von Calw und Nagold einstimmig als Candidat aufgestellt, Herrenberg konnte sich noch nicht bestimmt aussprechen, ist aber wenigstens zum Theil für Herrn Stälin, ebenso sind im Bezirk Neuenbürg eine große Anzahl Stimmen für Herrn Stälin sicher.

Zufolge eines Beschlusses jener Versammlung wurde Hrn. Chevalier Mittheilung vom Stand der Sache gemacht und er zugleich ersucht, zur Vermeidung eines Wahlkampfes von der Kandidatur zurückzutreten, wie es s. Z. Herr Stälin auch gethan. Dieser Brief kam erst in die Hände des Herrn Chevalier, als der seinige an seine Freunde in Neuenbürg abgegangen war. Was aus dem Inhalt jenes Briefes, in welchem das für uns Wichtigste nur nebenbei berührt ist, mitgetheilt wird, befriedigt uns blos insofern, als Herr Chevalier ausdrücklich erklärt, in der Berufung eines andern Candidaten durchaus keine Zurück­setzung erblicken und sich demgemäß dem Bezirk nicht aufdrängen zu wollen.

Die von Neuenbürg aus uns gemachte Zumuthung, mit Ausstellung eines anderen Candidaten zuzuwarten, bis Herr Che­valier nach Calw komme, um die gegen ihn gerichteten Angriffe zu widerlegen, finden wir sonderbar, wir haben nie und nirgends einen Angriff gegen Herrn Chevalier gerichtet, dcn er zurück­weisen müßte, im Gegentheil, wir haben ihm in unserem Schreiben für seine große Bemühung und persönlichen Opfer, welche er dem Bezirk gebracht, aufrichttg gedankt, allein wir sind der Ansicht, daß bei der für uns so wichtigen Frage, die richtig zu beurtheilen, wir uns auch ohne weitere Belehrung wohl getrauen, Herr Stälin eher in unserem Sinne wirken wird und deßhalb wählen wir dießmal Herrn Stälin.

Ueberhaupt macht sich hier, besonders auch außerhalb unse­rer Kreise, eine Verstimmung darüber geltend, daß Herr Cheva-

*) So viel uns bekannt, hat Herr Chevalier bei der Berathung im Reichstag über den Antrag Windtborst's auf Hinausschiebung des Termins für die Aushebung der Eisenzölle dis zum 1. Jan. 1879 gegen

Termins für die Aufhebung der Ci>enzölle ms zum 1. Jan. 1879 grgei solchen gestimmt; für den Antrag crilaricn sich von den iöürtt. Ahgeord neten blos Elben, Gaupp und Fürst v. Hohenlohe-Langenbura.

Anm. d. Red.