sei. Leider sind dieselben ganz vortrefflich gemacht nnd nur am Fehle» eines Punktes erkennbar. Sie tragen gleich den echten Scheinen das Datum: 11. Juli, nur fehlt auf den gefälschten hinter der Zahl 11 der Punkt, der auf den echten deutlich er­sichtlich ist."

Ans Baden, 5. Okt. Welche Früchte das Treiben der Metho­disten bringt, zeigt ein am 29. Sept vor deni Schöffengerichte in Eppingen verhandelter Fall klar und deutlich. In Gochsheim hatte sich vor einiger Zeit ein geisteskranker Mann entleibt, nachdem der dortige Ortspfarrcr dessen Angehörige vergeblich ermabnt batte, den Kranken in eine Heilanstalt verbringln zu lassen. Als Grund des Selbstmordes wurde angegeben, daß es den im Dorfe wohnenden Methodisten gelungen sei, dem Kranken cinzureden, er sei vom Teinll besessen. Am Grabe ermahnte der Ortspfarrer Schilling die Anwesenden, ihm beizustehen, daß eine derartige Sekte nicht weiter um sich greise. Er wurde deßhalb von dem Methodistenprediger in Eppingen in dem in Gochsheim und Umgegend verbreiteten MelhodistendlatteEvanaelischer Botschafter" der Vernachlässigung und Verletzung seiner Dienstpflicht beschuldigt und per­sönlich verleumdet. Schilling wurde klagbar, und das Schöffengericht verurtheilte den Methodistenprediger Hurter zu 200 ^Strafe nebst den Kosten. Die Buße wäre höher gewesen, wen» der Kläger sie nicht selbst so niedrig beantragt hätte. In den Entscheivungsgrünben wurde das gute Recht des Pfarrers Schilling betont, vor einer Sekte zu warnen, die einen soverderblichen Jrrwabn" zu verbreiten suche. Bei den Ver­handlungen erklärte der Melhodistenprediger, daß er sich die Kraft zu­traue, Teufel auszutreiben, und dies auch schon mehrmals zu Stande gebracht habe, wie denn auch eine Frau in einem zu Händen des Gerichtes gekommenen Berichte behauptet bat, sie sei durch Beten und Handauflegen vom Teufel befreit worden, habe bei dessen Entfernung ein Geräusch ge­hört und einen Schwefelgeruch verspürt! (Schw. K.)

Kenzingen, 6 Okt. Was man heutzutage kaum für möglich halten sollte, ist in dem Dorfe Weisweil Thaisache geworden. Ein reisender" Barbier übernachtete aus dem Heuboden eines Bauers und wußte demselben andern Morgens vorzuschwindcln, er habe in dessen Garten eine blaue Flamme gesehen, was sicher darauf dindeute, baß dort ein Schatz liege. Das Entzücken des Bauers und dessen Ehehälfte ob dieses Glückes vcrricth dem schlauen Kunden sofort die niedrige Geistesstufe derselben und machte es ihm leicht, den Bauer zu beschwatzen, er bedürfe zur Hebung des Schatzes 1000 Mark, die denn der leicht­gläubige Thor bergab. Die nun folgenden Zeremonien dienten dazu, den Gauner mit dem Gelbe verschwinden zu taffen und den Bauer aufzuklären? ? Schwerlich, denn er verrietb bei der ganzen Geschichte eine unglaubliche Dummheit. Als der Spitzbube sagte, er müsse sich nun,um de» Zauber wirken zu lasten", auf zwei Tage entfernen, leuch­tete ihm der Bauer mit der Laterne noch bis zur Chaussee.

Die preußische Regierung hat mehreren Prälaten und an­gesehenen Personen in der Provinz Posen, welche vom Papste vor Kur­zem zu Commandeuren des St. Gregor-Ordens ernannt worden waren, die Annahme und das Tragen dieses Ordens untersagt. Sie will das Commandiren selbst besorgen und braucht keine päpstlichen Commandeure im Lande.

Der General-Feldmarschall Frhr. v. Manteusfet wird am 29. April 1877, der General der Inf. v. Blumenthal, komm. General des 4. Armeekorps, am 29. Juli, und der General der Inf. v. Schwarz­koppen, komm. General des 13. lwürtt.) Armeekorps am 15. Januar kommenden Jahres das 50jährige Dinstjubiläum begehen.

Unter den Einjährig-Freiwilligen oder Denen, die cs wer­den wollte», herrscht nicht nur in Bayern, sondern auch in Preußen und Reußen Heulen und Zähncklappern. Der Durchfall ist arg. In Leipzig z. B- bestanden von 45 nur 9 dis Prüfung. In Berlin konnten pon 12 Examinanden nur 6 zur mündlichen Prüfung zugelaffen werden, da die schriftlichen Arbeiten der andern unter aller Kritik waren, und von den 6 bestand nur 1 die mündliche Prüfung. Die 11 Durcbgesallenen gehören sämmtlich, wie dasTagebl." berichtet, den wohlhabendsten, wenn nicht reichsten Familien Berlins an: es wird ihnen um so schwerer werden, jetzt zur Strafe dafür, daß sie das Lernen sür überflüssig gehal­ten baden, drei Jahre lang den Commißrock und die Muskete tragen zu müssen.

Wenn dieAllgemeine Zeitung" mit einer ihr angeblich auS vollständig unterrichteter Quelle" zugegangene Nachricht Recht behält, so wäre die Opposition, welche bisher in Preußen gegen einen einheitlichen Eisenbahntarif bestanden hat, glücklich beseitigt und über ein einheitliches Tarifsystem eine Einigung aller deutschen Eisenbahnverwaltungen erzielt, und zwar auf Grund der Beschlüsse der Dresdener und der Münchener Konferenzen. Man hofft nach dem Augsburger Blatt, daß der einheitliche Ta­rif mit dem 1. Januar 1877 wird in Kraft treten können.

Frankfurt, 3. Okt. Gestern konnte man auf der Zeit, Allerheiligengasse, auf der Pfingstweide rc. Brödchen an Bindfä­den an den Hausthüren aufgehängt sehen. Die Brödchen waren so klein ausgefallen, daß die Empfänger sich veranlaßt sahen, diese neuen Erzeugnisse des hiesigen Gewerbfleißes mit Namen­angaben des Produzenten für das größere Publikum auszustellen.

In einem 7. Briefe von der Weltausstellung in Philadel­phia schreibt Prof. Reulaux über die amerikanische Schlosserei,: In der Schlosserei hat Amerika ebenfalls den Preis davonge- tragen und zwar sowohl in der Kunstschlossern als in der ge­wöhnlichen. Ganze Batterien von feuer« und diebessicheren Schränken sind aufgestellt, denen wir wohl Tüchtiges, jedoch nicht Mannigfaltiges hätten an die Seite stellen können. Unter den Kunstschlössern glänzen als das Neueste die sogen. Zeitschlösser, in denen namentlich die ausgezeichneteAale Manufacturing Compagny" sich hervorthut. Diese Zeitschlösser sind recht eigent­lich gegen den zu einer traurigen Berühmtheit gelangtenunge­treuen Kassirer" gerichtet. Sie sind mit einem oder zwei Uhr­werken versehen, welche das Schlüsselloch des Schrankes nur zu gewissen Tagesstunden zugänglich machen oder auch den Riegel nur in diesen Stunden beweglich lassen, auch den ganzen Sonn­tag hindurch ebenfalls den Schrank uneröfsenbar machen. In allen Zeiten also, wo das Bureaupersonals gewöhnlich nicht an­

wesend ist, kann das Schloß nicht geöffnet werden, auch vom Besitzer nicht. DieDole Compagny" hat auch für die Post gewisse Verschlußvorrichtungen in großartigem Maßstab hergestellt.

Abaeblitzt! Wie man einen unbefugten Ratbgeber abfertigt, bat der Fürst-Reichskanzler unlängst i» Varzin gezeigt. Von der Neuen Stettiner Zeitung wird darüber folgendes verbürgte Geschichtchen erzählt: Der Fürst Bismarck empfängt öfter Gäste aus seiner Nachbarschaft. Unlängst suchte ihn ein solcher Gast zu bestimmen, seinen Einfluß gegen die Türkei geltend zu machen und den Grausamkeiten in der Bulgarei eventuell durch eine kriegerische Unterstützung der Serben Einhalt zu gebieten. Der Fürst erwiderte lächelnd darauf:Wenn Sie mir bewei­sen können, daß die pommerschen Landgüter durch einen Krieg mit der Türkei in ihrem Werthe um 1 oder mehrere Prozente sich bessern würden, wäre ich nicht abgeneigt, in ihrem Sinne vorzugehen." Der Rathgeber - schwieg

(Petroleumquellen in Deutschland.) Nach der Versiche­rung des vr. Meyn aus Uetersen in der Hamburger Naturforscher-Ver­sammlung birgt Deutschlands Boden ungehobene Schätze von Erdöl. Dasselbe kommt im Allertbal und an verschiedenen Stellen in der Lüne­burger Haide vor. vr. Meyn ging von der Behauptung aus, die Pe- trolsumspuren seien hier größer als in Amerika Die Hauptorts liegen in der Nähe des Allertbales an der Bahn, die Hannover mit der Weser verbindet, namentlich bei Verden In Wiezel (anderthalb Meilen von Celle, am (südlichen Tbeile des Allertbales) findet man acht bis zehn Gruben, wo das Petroleum gewonnen wird. Gearbeitet wird jetzt nur in einer Mube, da die andern voll Wasser sind. An dieser Stelle ist der Betrieb wenigstens 200 Jabre alt, um Tbeer, Naphta rc. zu gewinnen. Professor Harkort berechnet das Quantum im Boden, das dort aufge- schloyen wurde, auf hundert Millionen Ccntner. Auch östlich von Burg- dors beim Dorfe Hennigsen ist schon vor 300 Jahren ein uralter Betrieb auf Petroleum im Gange gewesen.Wir können", sagt er.auf wissen­schaftliche Forschungen gestützt, Schlüffe darauf bauen, daß auch in der Nähe von Hamburg sich große Pctroleumquellen befinden, die keineswegs hinter den amerikanischen zurückstchen.Ich darf daher", schließt der Redner,die Herren vom Fache darauf aufmerksam machen, daß hier große Schätze zu heben liegen Es ist, ich darf es ohne llebertreibung behaupten, die Möglichkeit vorhanden, daß hier in dieser Richtung eben­so großartige Verhältnisse erstehen, als in Amerika."

Wien, 8. Okt. DemWien. Tageblatt" wird aus Bel­grad gemeldet: Hinsichtlich des Waffenstillstandes hat der serbische Ministerpräsident Ristics zustimmend geantwortet, jedoch daran die Bedingung geknüpft, daß eine Demarkationslinie und neutrale Zone bestimmt und der Waffenstillstand mindestens auf 6 Wochen abgeschlossen werde. Die serbische Regierung hat eine Note an die Mächte gerichtet, i» welcher alle von den Türken !während der letzten Kämpfe verübten Greuelthaten aufgezählt werden.

Wien, 8. Okt. Der hiesige Officiöse derKarlsr. Ztg." schreibt: Ich glaube bestimmt zu wissen, daß die Conferenz vor der Thüre steht. Man hat allmählig jede Hoffnung einer anderen Lösung aufgegeben und man glaubt die gegen sie erhobenen Be­denke» durch die präcise Umgrenzung der ihr zu stellenden Auf­gabe beseitigen zu können Der Gedanke, die Türkei auszuschließen, ist von keiner Seite ernstlich angeregt worden. England befür­wortet, nachdem es die Flottendemonstration formell abgewiesen, lebhaft einen Congreß. Rußland lehnt nicht prinzipiell ab, ver­langt aber die Ausschließung der Pforte. Frankreich fordert einen vorherigen Waffenstillstand.

Wien, 9. Okt. Mehrere Blätter melden aus Konstan­tinopel, die Konferenzidce finde in türkischen Regierungskreisen keinen Anklang.

Wien, 10. Okt. Ein Petersburger Schreiben derPo­litischen Korrespondenz" betont die Nothwendigkeit gemeinsamen Handelns Rußlands und Oesterreichs in der Orientfrage und bemerkt bezüglich der Konferenz-Borschläge, Rußland wäre vor einigen Wochen einer europäischen Konferenz mit großer Genug- thuung beigetreten, sei aber gegenwärtig der Ansicht, daß die Situation durch langwierige Verhandlungen nur verworrener werden müßte. Die Konferenz sei erst am Platze, wenn eine thatkräftige Aktion stattgesunden habe und mit Erfolg gekrönt sei, um die neue Ordnung zu bestätigen. DerPester Lloyd" meldet: Der Zar sagte zu Gortschakoff: Ich verbiete Ihnen, Krieg zu machen, um den Frieden zu Wege zu bringen. Das­selbe Blatt sagt, Rußland habe erfahren, daß über eine bestimmte Grenze weder Deutschland noch Oesterreich mitgehen würden.

Als Kuriosum wird aus Ungarn gemeldet, die volksreiche Gemeinde Szigeth Szent Marion zähle für 1877 keinen einzigen Wahlberechtigten, weil alle Wahlberechtigten, selbst der Notar, der Geistliche und der Lehrer, Steuerrückstände haben.

An der Spitze des Kirchthurms der Stadt Vill« zur Ourl« in Belgien wurde ein Blitzableiter befestigt. Der Schieferdecker Caries hing in schwindelnder Höhe am Seil und aus seinen Schultern stand frei sein Kamerad, um den Blitzableiter zu befestigen. Der Wind sprang um und trieb die Tropfen geschmolzenen Blei's vom Thurmknopf auf das Gesicht und die Hände des Caries, der Schmerz war entsetzlich, aber der wackere Mann, ein wahrer Held, zitterte und zuckte nicht einen Au­genblick; denn die geringste Bewegung hätte seinen Kameraden in die Tiefe gestürzt: er hielt mit fast übermenschlicher Kraft aus, bis die Ar­beit vollendet war. Herunter kam er entsetzlich zugerichtet und liegt seit Wochen schwer darnieder und seine kinderreiche Familie müßte darben, wenn nicht in Belgien und England sür diesen Helden im Arbeiterkittel Sammlungen veranstaltet worden wären.

Paris, 9. Okt. Der Moniteur schreibt: Falls die Pforte den Waffenstillstand ablehnen würde, so könnte sie fortan bei den in Folge dieser Ablehnung sich ergebenden Gefahren auf den Beistand keines einzigen europäischen Kabinets rechnen.

Ragufa, 9. Okt. Gestern errangen die Montenegriner große Bortheile über die Türken, doch wußte der Kampf wegen