Der Gesellschafter.

Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mal und kostet Jnseralionsgebühr für die 3jpoltige

Vl« 1)1 halbjährlich hier (ohne Trägcrlobns d-N 19 ÜMoKor iäe'ie aus gewöhnlicher Sckrist bei

!^r» lL-1 1 M. 60 P>g-, für den Bezirk 2 Al. s^OUneisIutz vkit 12. lZ-k1vl>cI. Einrückung 0 Pfg., bei lOlO.

außerhalb des Bezirks 2 M. 45 Psg< j mehrmaliger je 6 Psg.

Amtliches.

Nagold.

An die OrtSvorsteher.

Dieselben werden unter Hinweisung auf die Bekanntmachung der Ministerien des Innern und Kriegswesens vom 31. Juli 1874, Minist.-Amtsblatt S. 213, wiederholt darauf aufmerksam ge­macht, daß in die Speeral-Wagen-Register nicht nur diejenigen Fuhrwerke und Geschirre aufzunehmen sind, welche den gestellten Anforderungen (Minist. Amtsblatt von 1874, S. 51) durchaus entsprechen, sondern auch solche, welche nur an derartigen Mängeln leiden, die im Bedarfsfälle sofort durch vorschriftsmäßige Herstellung beziehungsweise Ergänzung beseitigt werden können.

Zugleich erhalten die Ortsvorsteher wiederholt den Auftrag, bei jeder paffende» Gelegenheit die Wagenbesitzer zu vorschrifts­mäßiger Herstellung ihrer Fahrzeuge aufzumuntern und im Interesse der Beschaffung der fehlenden Gegenstände hervorzuheben, daß diese Gegenstände im Mobilmachungsfalle gleich den Fahr­zeugen und Geschirren nach den in gewöhnlichen Zeilen ortsüb­lichen Preisen gegen baare Bezahlung mit abgenommen werden. Den 9. Oktober 1876.

K. Oberamt. Güntner. 'Nagold. Alt e n il a l g.

Die Unterzeichneten halten am Mittwoch den 18. d. MtS. Schulkonferenzen in Ebhausen, bei welchen sich sämtliche Lehrer des obere» und unteren Konferenzsprengels einzusinden haben.

Beginn Vormittags 9 Uhr in der Kirche mit gemeinfchafl- lichem Gesang, Weeber Theil I. Nro. l. 11.

Gegenstände: Besprechungen von Thesen (Leitfaden zum Rech.-Unterricht) und Lehrproben.

Die K. Ev. Pfarrämter wollen Vorstehendes den Lehrern alsbald mitlheilen.

Den 8. Oktober 1876.

Die Schulkonserenzdirektoren - / Freihofer. Göz.

Tages-Neuigkeiten«

* Nagold. Bei den theuren Lebensmitteln durch fast alle Rubriken dürfen wir es als eine besondere Wohlthat betrach­ten, daß wenigstens die Kartoffeln, die das Hauptgericht in den meisten Haushaltungen des mittleren und unteren Standes bilden, Heuer fast überall reichlich und in solcher Güte gecatheu sind, daß seit dem Auftreten der Krankheit derselben in den 40ger Jahren kein Jahrgang solches befriedigendes Erntecrgebniß, be­sonders der Qualität nach, Nachweisen kann. Das Kraul an denselben ist noch so frisch und grün, daß mit der Einheimsung es noch gute Weile haben dürfte, wäre die gute Witterung ge­genwärtig hiezu nicht gar zu verführerisch. Die durch die lang andauernde trockene Witterung im Juli und August gehegte Be­fürchtung, daß die Knollen klein bleiben werden, hat die Septem­berwitterung vollständig beseitigt und es liegen uns zwei Stück Kartoffeln vor, die nicht weniger als 2 Pfund 110 Gramm wiegen. Auch mit dem Weißkraut sieht es nicht so gefährlich aus, wie man anfänglich glaubte; Filderkraut wurde zu 10 hier angeboten und fand nicht sehr raschen Absatz. Die meisten Wiesen zeigen wieder ein frisches Grün und das Nachgras dürste die schwache Ochmdernte wieder etwas ausgleichen. Haben wir noch längere Zeit solche herrliche Herbstwitterung, die der Herbst saal so sehr zu statten kommt, so dürften die ängstlichen Gemü- ther, die sorgenvoll den Winter herannahen sahen, und die Spe­kulanten, die dem Armen das Brod oft ungerechtfertigt vertheuern, ihre Rechnung ohne den Wirth, die immer neu und ewig schaffende Natur, gemacht haben.

r-r Alte.nstatg Stadt, 9. Okt. In unsrem benachbar- ^ ten Egenhausen fand gestern die nach allen Seiten gelungene Fahiienweihe des dortigen Kriegervereins statt. Morgens 5'/, Uhr Tagwache und Böllerschüsse, von 1012',» Uhr Einzug der fremden Vereine und Festgäste, um 1 Uhr Festzug mit zwei Musiken und 18 Festdamen durch die beflaggten und bekränzten Straßen. Vertreten war: Altenstaig, Ebhausen, Haiterbach, Na­gold, Oberschwandorf, Pfalzgrafenweiler, Rohrdocf, Spielberg, Walddorf, Waldach-Cresbach; im ganzen circa 400 Krieger.

Auf dem freundlich gelegenen Festplatz hielt zuerst der Vorstand des Egenhanser Kriegervereins, Hr. Schall. Ungerei von E., die Festrede, welche in würdiger und ernster Sprache zuerst die Entstehung der Kriegervcrcine vorführte und sodann als Zweck derselben nicht nur die nationale Kräftigung des denlschen Volks, sowie die kameradschaftliche Verbindung der Vereine unler sich und mit andern Vereinen vezeichnete, sondern besonders noch die unterstützende und helfende Liebe der Krieger und ihrer Familien betonte. Nach einem kräftigen Hoch der Anwesenden auf uusern Kaiser und König folgte sodann die Enthüllung der von Neff in Biberach verfertigten, sehr hübschen (fliegenden) Fahne durch eine der Festdamen in netter poetischer Rede an den Vorstand, welcher die Fahne mir paffenden Worten dem Fahnenträger über trug, welcher wiederum ein Gedicht vorlrug. Nach der feierlichen Fahnenübergabe bewegte sich eine große Menschenmenge in un­gezwungener, heiterer Unterhaltung auf dem Festplatz und in den Gasthöfen. Gegen Abend zogen die fremden Vereine ab und die Feier schloß mit einer Abendunterhaltung in der Krone. Mag auch die Frage der Existenz so vieler, oft kleiner Kriegerverrine (was letzteres in Egenhausen zwar weniger zutrifft) noch eine offene sein, so viel ist sicher, diese Vereine verfolgen bei richtiger Leitung neben andern Zwecken doch auch höhere ideale Ziele und schon darum müssen sie einem jeden Volksfreund lieb und werth sein.

Stuttgart, 9. Okt. Heute wurde der Landtag mit de'r SS. Sitzung der Kammer der Abgeordneten wieder eröffnet durch einen Be­willkommnungsgruß des Präsidenten v. Holder. Auf der Tagesord­nung sind die Berathung des Berichts der verstärkten staatsrechtiichen Commission über bas Berfasfungsgesetz, betreffend die Berwaliungsrechis- psiege, Berichterstatter Hohl, Mitberichterstatter v. Wolfs. In der heule Dienstag abgehaltenen 89. Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde in der Berathung des Gesetzentwurfs über die Verwaltungsrechts- pflege fortgefahren.

Stuttgart, 10. Okt. Leonhardsplatz Kart osselmarkt. 390 Säcke s 2 «L 50 pc. SO Kilo. Wilhelmsplatz Obstmarkt: Most­obst württ. 8 « 50 >4 pr. 50 Kilo. Bahnhof: Mostobst Hess. 30 Wagen­ladungen ä 6 bis 6 «tkl 20 ^ Pr. 50 Kilo.

Herr Hofdekorationsmaler Mayer, der beim Empfangs­fest des deutschen Kaisers den großartigen Fackelzug mit so viel Geschick arrangirt hat, wurde von demselben mit einer prachtvollen goldenen Uhr und Kette beschenkt; die Uhr trägt auf dein Deckel das wohlgelungene guilloschirte Bild des Kaisers.

Tübingen. Sack Aepfel 1316 ««i, Birnen 1718 ^kl, Frank­furter Obst gekauft pr. Ztr. um 6 «6, 6 50 bis zu 7

Entringen, 9. Okt. Heute wurden Hopsen um 438 ^il pr. Ztr. verkauft. Vorrath ungefähr noch 60 Ztr. Käufer erwünscht.

Hcilbronn, 7. Okt. Bei starken Zufuhren und lebhaftem Ver­kehr stellten sich die Preise bei Mvstobft auf 6 bis 6 «kl 25 «k, gebro­chenes Obst 8 bis 10 bei Kartoffeln auf 2 20 bis 2 70 ^

pr. Ztr.

Zuverläßiger Mittheilung zufolge hat am Donnerstag em Heil- bronner Weingärtner seinen 76er, 30 -40 Eimer, verkauft und zwar um 86 fl. per Eimer. Die ausgezeichnete Witterung jetziger Tage ist der Qualität des Heurigen sehr günstig. In Botenheim (Brackenheim) Käufe von Frühgewächs zu 100105ttl, von gemischtem 80 85 300 Liter.

Reutlingen, 8. Okt. Gestriger Obstmarkt sehr stark mit Obst befahren: aus der Stadt selbst viele Aepfel zu Markt gebracht, von den umliegenden Orten viele und große Wagenladungen der schönsten Aepfel, vorherrschend Luiken. Handel rasch, die Hunderte von Säcken Obsh, je etwa 150175 Psd., in ein paar Stunden zu 12 ^ u. höher pr- sack verkauft. Auf dem Bahnhof kaust man Hess. Obst Pr. Ztr. zu 6 <^6 Kartoffeln gibt es in Menge und von ausgezeichneter Qualität pc. Ztr.

3 «« bis 3 50 4?.

Hall, 7. Okt. Gestern ereignete sich in dem benachbarten Orte Wackershofen ein bedauerlicher Unglücksfall. Eine Schuhmachcrs- frau wollte in ihrer Küche aus einer großen Blechbüchse Erdöl in die Lampe gießen. Der Lehrling sollte ihr hiebei behilflich sein. Durch Ungeschick vergaßen sie nun aber von dem Oele auf den heißen Herd und auf den Boden. Hiebei entzündete sich vieles und fieng dann auch das Oel in der Büchse Feuer. Durch Zugießen von Wasser verbreitete sich das Feuer so, daß der Lehrling aus der Küche Lurch das Fenster flüchten mußte. Er sprang auf die darunter befindliche Dunggrube. Unglücklicherweise warf nun aber die Frau im Schrecken die brennende Oelfiaschs dem Knaben nach und übergoß diesen so mit dem brennenden Oele. Er gerieth dadurch über und über in Flammen und mußte am ganzen Leibe jämmerlich verbrennen. Das Feuer in der Küche konnte noch glücklich gelöscht werden; der Knabe soll aber heute früh nach un­säglichen Schmerzen seinen Wunden erlegen sein. (Schw- K.)

Pforzheim, 6. Okt. Es sind neuerdings falsche 20- Reichsmarkscheine aufgetaucht, vor deren Annahme hiermit gewarnt