Dem Vernehmen nach ist man im Reichskanzler-Amt, ent sprechend den Beschlüssen des Reichstages in der letzte» Session, damit beschäsligt, einen Gesetzentwurf auszuarbeiten, betreffend die sür ganz Deutschland nach einer gesetzlichen Norm zu regelnde Unterstützung der Familien zum Dienst cinberufener Reserven-, Landwehr» und Landsturm Mannschaften.

Feldmarschall Graf Moltke wird an der Uebungsreije des Generalstabes theilnehmen. Den Manövern in dem Königreich Sachsen, in Württemberg und in Elsaß-Lothringen wird Graf Molike, dessen Gesundheitszustand ei» durchaus befriedigender ist, an der Seile des Deutschen Kaisers voraussichtlich anivohnen.

(C o p e rn i k u s.) Daß Nikolaus CopernikuS von Thor» ein Deutscher und kein Pole war, beweist Moriz Canlor in der Beil, zur Allg. Ztg. Nr. 214 mit einleuchtenden Gründen.

Essen, 31. Juli. DieEss V -Z." schreibt: Aus Wanne kommt die Trauerbotschaft hierher, daß auf ZecheUnser Fritz" gestern Morgen eine Explosion schlagender Wetter stailgesundeu hat, wobei sieben Bergleute ihren Tos gesunde» und elf erhebliche Brandwunden erlitten haben sollen. Mehrere Bergleute werden noch vermißt. Auch wurden verschiedene Pferde erschlagen. Der Anblick, den die Unglücksstätle sofo>t nach Bekannlmerden oer Katastrophe bot, war ein herzzerreißender. Tau>e»ve von Men­schen strömten nach der Zeche, darunter an erster Stelle die An­gehörigen, Frauen und Kinder der dort beschäftigten Bergleute. Die gesund aus dem Schachte emporsteigenden Leute wurden mit Jubel von ihren Angehörigen in Empfang genommen, anders war es bei den verwundet oder gar todt an's Tageslich beförder­ten; das Jammern und Wehklagen der Hinterbliebenen »ahm kein Ende. (N. T.)

Ein Bauer in dem Dorfe Kuhn an im Kreise Krenzburg in Schlesien halte sich durch seinen ultramonlaneu Fanatismus soweit hinreißen lassen, daß er aus den Kaplan des Dorfes, der auf Grund der Maigesctze gewählt und deshalb alsStaatskaplan" verschrieen ist, aus einem Hinterhalt einen Pistolenschuß abseuerle, der zum Glück fehlging. Lor Gericht winde festgcstellt, daß unter den Bauern von der Ermordung des Geistlichen häufig alS von einer Nothwendigkeit die Rede gewesen war, daß sogar ein Bauer in der Schänke einen Preis von 50 Thalern für Len ausgesetzt hatte, der denKickse" ums Lebe» bringe Der Gerichtshof vei- urtheilte den Angeklagten, in Erwägung, daß bei selbe durch Auf­reizung z» der Thal veranlaßt worden sei, zu vier Jahre» Zucht­haus und Verlust der Ehrenrechte auf gleiche Dauer.

S o m merfel d, 31. Juli. Vergangenen Sonnabend war unsere Stadt der Schauplatz eines entsetzlichen Unglücks. Es war Abends etwa um 5 Uhr, als in der vormals Müller'jche» Ma­schinenfabrik, welche jetzt an eine Tischlerei verpachiet ist, der Dampfkessel explodirte. Die Rückwand des Kesselhauses stößl an eine mechanische Spinnerei und zwar an einen Ranm, in welchem Wolle sortirt wird; die beiden daselbst beschäftigten Mädchen wur­den durch die niedergeworsene Mauer sofort getödlet. In der Tischlerei selbst wurden fünf i» der Nähe befindliche Personen getödtet. Sieben Menschenleben sind die beklage,iswerthen Opfer eines grenzenlosen Leichtsinnes, wenn es wahr ist, was man sich erzählt. Der vordem daselbst angcstellle Heizer des Dampfkessels soll nämlich freiwillig aus seiner Stellung geschieden seni, weil die von ihm wiederholt geforderten Wasserstandsvorrichtungen nicht eingerichtet wurde». Statt seiner wurde nun einem Lehr­ling der Tischlerei die Heizung des Dampfkessels anvertraut, der in seiner Unwissenheit tapfer darauf losheizte, bis das Unglück erfolgte. Ganz Sommerfeld befindet sich in der größten Auf­regung. Sonntag in aller Frühe begaben sich die betreffenden Gerichtspersonen an Ort und Stelle, um den Thatbestand aufzu- nehmen und die strengste Untersuchung einzuleiten. (B. T)

Der Pfarrer von Marpingen, wo die Marien-Erschetnung statt- geninden babe» sollte, bat sich durch 15 Mann Einquartierung und durch seine Entlastung aus dem Amte eines Loc'al-Schul-Jnjpectors von der ferneren Wunder-Fabrication nicht abhalten lasten In derGermania" erzählt er ganz ernsthaft, wie ein seit langer Zeit schwindsüchtiges Mäd­chen, das von Eltern und Aerzten aufgegeben war, an den Ort der Er­scheinung getragen und von der Mutter Gottes augenblicklich geheilt worden sei, so daß der Kreis-Phisikus es für vollkommen gesund er­klärt habe. lFr. J.s

Wien, 1. Aug. Die Preßburger Postdiebe sind gefangen.

Wien, 2. August. Rumänien Hai den Beschluß gefaßt, einen Termin für die Erledigung seiner an die Türkei gerichteten Forderungen zu verlangen. Gleichzeilig werden die Rüstungen Rumäniens fortgesetzt.

P e st, 29. Juli. Der Kultusminister soll so eben de» Ge­setzesentwurf über die Einführung der Civilehe und die Regelung der Religionsfreiheit vollendet haben, diese Vorlage soll in der Herbstsefsion zur Verhandlung gelangen. Ob es sich um die ob­ligatorische Civilehe handelt, wird nicht gesagt.

Der Berichterstatter des BernerBund" über die Aus­stellung in Philadelphia will aus sicherer Quelle wissen, daß das Preisgericht über die Vertretung der schweizerischen Haupl- industrien sich äusserst lobend ausgesprochen und unter Anderem das Unterrichlswesen für das beste aller Länder erklärt habe.

Paris, 2 Aug. DieAgence Havas" meldet aus Ragusa vom 1. August: Es bestätigt sich, daß Mukhtar Pascha mit seiner

vereinigten Truppenmacht nach Bilek marschirte, wo er einen An­griff erwartet. Die Türken ermordeten in Majdam (Bosnien) mehrere Hundert Christen und zündeten die umliegenden Ortschaf­ten au. 5000 Türken griffen Namengrad an. Die Insurgenten unterlagen nach dreistündigem Kampfe. Die Türken zündeten das Dorf Trubar an; die Einwohner flüchteten ans österreichi­sches Gebiet. ,R. T.)

^ Stockholm, 24. Juli. Die Stadl Söderhamm ist am Sonnabend fast gänzlich durch Feuer zerstört worden. Von öffent­lichen Gebäuden ist uni die Kirche, das Arnienhans und die Eisen­bahnstation gerettet

Belgrad, 3. Aug. (Offiziell.) Ans dem Hauptquartier Deligrad wird vom 2. August gemeldet: Die Türken, unsere ausgedehnte Verlhcidiguiigslinie sich zu Nutzen machend, drangen über Gramava in mehrere Ortschaften des Departements Knja- zevac ein, richten dort unei hörte Verwüstungen an und bombar- diren Kirchen. Die Tscherkessen sind in Banden von je vier Bewaffneter organisirl, welchen ein Ticherkesse mit zwei Flaschen Petroleum solgt, um diese Dörfer niederzubrennen. (N. T.)

Konstautinopel, 28. Juli. (Polin Korr.) Der Ge­sundheitszustand des Sultans Murad gibt fortwährend zu den größte» Besorgnissen Anlaß und von einer Besserung verlautet nicht das Geringste. (Vergl. dagegen den Artikel ans Augs­burg, wer sagt nun die Wahrheit?)

K o n st a n t i n o p e l, 2. Aug, Ein am Samstag hier ab- gegangencr Courier stellte der türkischen Botschaft in Berlin ei­genhändige Schreiben Mnrads V. zu, worin derselbe den Königen von Bayern, Sachsen und Württemberg und den andern deutschen Bundesfürsten seine Thronbesteigung anzeigt. (T. CH.)

K o» sta n ti n o p e l, i Äug. Der Regierung ist folgende Depesche aus Risch zugegangen: Das Armcecorps Ejnb Pascha's stieß gestern, während es im Vorrücken auf Giirguffowatsch be­griffe» war, auf ein serbisches Corps. Nach einem mehrstündigen Kampfe waren die serbischen Positionen von den Türken genom­men. Suleinman Pascha hat seine Verbindung mit Ejnb Pascha auf serbischem Bosen bewerkstelligt. Die serbische Armee unter Tschernajeff soll bei Gilrgussowatsch sieben. Eine Schlacht ist bevorstehend.

Pera, 25. Juli. Die Theilnahme der Bevölkerung am Krieg ist eine außergeivühiiliche, und es würde Seiten füllen, wenn man all' die einzelnen Züge von Opfcrmilligkeit registriren wollte. So benimmt sich nur ein Volk, das wirklich lebe» will. Ein tnnisifcher General, Ben-Ayid-Mahmud Pascha, rüstet auf feine Kosten 4000 Freiwillige aus: ein greiser Tatarenfürst, Saabet-Kera'i Chan, tanchi auf und macht sich anheischig, binnen Kurzem 40,000 der Seinigen zu stellen n. s. f. Kurz, ei» neuer Geist scheint in dieses Volk gefahren z» sein. Die Sammtungcn sür die Beisteuer zu Kriegszwecken sowohl, als für eine znm Behuf von Ausrüstung der Freiwilligen werden hier und in alle» Provinzen mit erheblichem Erfolg fortgesetzt.

Odessa, 31. Juli. Aus Konstantinopel trifft die Nach­richt ein, daß gestern fünf türkische Armeen, von fünf verschiedenen Seiten, gleichzeitig ihren Vormarsch mitralen und in Serbien eindrangen.

Washington, 1. August. Belknap wurde freigesprochen. 35 Senatoren erklärten ihn für schuldig, 25 für unschuldig, es fehlte somit die erforderliche Zweidrittelmajorität. (N. T.)

Washington, 2. Aug. Präsident Grant erließ eine Proklamation, laut deren das Territorium Colorado als Staat in die Union aufgenommmen wird.

A lIerle i.

Teinach und Wildbad vor neunzig Jahren- Jn unserer Zeit, die sich bestrebt, den die Bäder besuchende" Kranken und Gesunden jeden Komfort zu bieten und wo nament­lich von unserem Wildbad aus von Zeit zu Zeit öffentliche Klagerufe über Dieses oder Jenes, was anders und besser wer­den sollte, erschallen, möchte es von Interesse sein, über die den obigen beiden Bädern im vorigen Jahrhundert zu Theil gewor­dene Fürsorge etwas zu erfahren. Ueber diese» Gegenstand ent­nehmen wir nun dem von P. W. G. Hausleutner, Professor an der Herzoglichen Hohen Carlsschule, im Jahre 1790 erstmals herausgegebenenschwäbischen Archiv" Folgendes: Die beiden Orte Teinach und Wildbad, wovon der erste durch seinen vor­trefflichen feinen stahlhaltigen Sauerbrunnen, der andere durch ein herrliches warmes Bad berühmt sind, und es noch mehr zu werden verdienen, sind der besonderen Aufmerksamkeit und Sorg­falt des Herzogs (Carl Eugen) gewürdigt worden. Das Oberamt Calw, wohin Teinach gehört, hat Befehl erhalten, von Jahr zu Jahr eine Parthie einschläfriger Betten »eu machen zu lassen, und den Wirthen in Teinach immer so viele davon zu überlassen, als nöthig sein werden. Nach der Kurzeit werden diese Betten zurückgegeben und verwahrt. Die Wirthe erhalten aus den herrschaftlichen Kellern gute Weine zu billigen Preisen, und die Obrigkeit ist angewiesen, dafür zu sorgen, daß diese Weine nicht mit schlechtem vermischt, noch in allzuhohem Preise ungerechnet iverden. Es muß in den Gasthöfen ll'nbls ü'kote gehalten und für die Anschaffung sowohl als die beste Bereitung der Speißen