Der Gesellschafter-

Amtsblatt für den Obcramtsbezirk Nagold.

Ar. 92.

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Samstag den 5. August.

Aufruf zur Meldung

in die evang. Brüderanstalt Karlshohe

bei Ludwigsburg.

Bor einigen Wochen haben wir einen Aufruf um Gaben und Anlehen für den Bau unserer Anstalt erlassen. Zu unserem herzlichen Dank haben diese auch begonnen zu fließen, wenn wir auch nicht umhin können, um des großen Bedürfnisses willen jene Bitte wieder in Erinnerung zu bringen. Heule wenden wir uns an entschieden christlich gesinnte junge Männer, welche dem Herrn in der Heimat in dem Worte der inneren Mission dienen wollen, zur Meldung in die genannte Anstalt. Dieselbe will in mehr­jährigem Kurs bei kostenfreiem Unterhalt und Unterricht für den Dienst in Krankenhäusern. Reltungshäusern, Armenhäusern, über­haupt in dem Wort der inneren Mission vorberciten. Auch wird sie es sich angelegen sein lassen, den Zöglingen, die ihren Bildungs- gang vollendet haben, geeignete Anstellungen in den genannten Arbeitszweigen zu vermitteln. Und sie hofft, daß ihr solches bei den vielen Nachfragen nach Arbeitern in denselben nicht unmög­lich werden sollte. Die Eintretonden solle» in der Regel vom aktiven Militärdienst frei und nicht über 30 Jahre alt sein. Eben­so sollten sie schon einen bestimmten Beruf erlernt haben. Zur Meldung ist ein selbstverfaßter Lebenslauf, das Zeugniß eines uns bekannten Mannes über Begabung, Charakter und seitherige Aufführung; in zweifelhaften Fällen auch ein ärztliches Gutachten, womöglich vor dem 15. August bei einem von uns Unterzeichne­ten einzureichen. Wir hoffen mit Gottes Hilfe die Anstalt im Laufe des Oktobers eröffnen zu können. Da hätte auch der Eintritt der Aufgenommenen zu geschehen. Das Genauere wird diesen selbst mit der Aufnahme mitgctheilt werden. Ein neuer Drang zur Arbeit im Reiche Gottes ist, wie wir mit Freuden hören, in manchen Gegenden in der christliche» Jugend erwacht. Möge der Herr der Ernte auch diese» unfern Ruf willige Herzen finden lassen.

Den 1. Juli 1876.

Generall. v. Baur in Ludwigsburg. Pfarrer Bertsch das. Dekan Raiffeisen das. Prälat Kapff in Stuttgart. Helfer Reiff das. Helfer Schmidt das. Helfer Ne eff das. Helfer Th. Kopp das. Pfarrer Hofacker das

Zur Vermittlung von Meldungen ist gerne bereit:

Nagold, 2. August 1876. Dekan Freihofer.

Tages-Neuigkeiteu.

? Nagold. Am Sonntag Abend wird im Sautter'schen Saale ein interessantes und reichen Genuß versprechendes Con- cert ausgeführt werden durch den Hof-Clarinettisten Meyer von Stuttgart und dessen Gattin, der k. Concertsängerin Augusta Meyer, sowie dem Pianisten Herm. Blattmacher aus Horb. Wir machen unter Hinweisung auf die Concertanzeige im Jn- seratentheil hierauf aufmerksam.

Die Vorbereitungen zur Schwarzwäldcr Industrie- Ausstellung in Villingen sind nahezu beendigt, und der Termin zur Eröffnung ist definitiv auf den 15. August anberaumt.

Karlsruhe, 1. August. Der Kaiser und die Kaiserin von Brasilien sind heute Mittag 2 Uhr mit Gefolge hier einge­troffen und im Gasthofe zum Erbprinzen abgestiegen. Sie bleiben im strengsten Inkognito bis Donnerstag hier, um sodann die Reife nach München fortzusetzen.

Die Ernte ist in der bad. Pfalz beendet und nach der Qualität sehr gut,, nach der Quantität aber nicht entsprechend ausgefallen. Es wird deßhalb der Streumangel dieses Jahr noch stärker als im vorigen werden. Der Weinstock steht herrlich, Regen aber ist dringendes Bedürfniß.

Augsburg, 2. Aug. Der Peraer Correspondent der Allg. Ztg." dementirt in seinem Briefe vom 28. Juli aus un­mittelbarer Quelle auf das Formellste die über den Zustand des Sultans verbreiteten Gerüchte und sagt: Dank einer sehr zweck­mäßigen Behandlung seines Arztes hat der leidende Zustand des Sultans schon seit mehreren Wochen aufgehört. Er besucht die Moschee, besaßt sich mit Staats-Geschäften, liest die ihm zur Un­terschrift vorgelegten Dokumente, liest Zeitungen, ja er spielt schon wieder auf seinem Piano, gebraucht Seebäder, macht Spaziergänge und Excurstonen auf dem Bosporus; kurz, von seiner ganzen

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Krankheit ist in diesem Augenblicke nichts weiter übrig, als eine gewisse physische und moralische Schwäche, die sich aber bei zweck­mäßiger Behandlung spätestens binnen einem Monat ganz ver­lieren wird. Von einer Gehirn Erweichung ist keine Rede, noch viel weniger kann von einer Regentschaft oder wohl gar von einem abermaligen Thronwechsel mittelst Abdankung zu Gunsten des Prinzen Hamid die Rede sein. Letzterer ist geisteskrank und leidet an Verfolgungs-Wahnsinn; der nächste Bruder ist ganz geisteskrank, die folgenden sind alle schwindsüchtig, und einer der­selben geht seiner Auflösung mit raschen Schrillen entgegen. Auch der Sohn des verstorbenen Sultans Abdul Aziz, der Prinz Jussuf Jzzedin, ist rhachitisch und schwindsüchtig; kurz, die ganze Familie bietet das Phänomen einer durch übermäßige Excesse der Väter und durch schwindsüchtige Tscherkessen-Mütter erzeugten Generation dar: ein Symbol des von ihnen beherrschten Reiches."

Wie derDeutsche Merkur" mittheilt, erhielt vor wenigen Tagen Stifts-Propst Dr. v. Döllinger ein von 45 Bischöfen der protestantisch-bischöflichen Kirche von Amerika unterzeichnetes Schreiben, welches von der Theilnahme, welche die altkatholischcn Bestrebungen und insbesondere die unter Döllinger's Leitung unternommenen Bemühungen für kirchliche Wieder-Vereinigung jenseits des Oceans finden, Zeugniß ablegt. (Fr. I.)

Frankfurt, 1. Aua. (Brauertag.1 Aus den Verhandlungen des ersten Tages theilen wir mit: F. Henrich sprach über die häufig schon durch die Presse verbreiteten Verdächtigungen gegen das Brauer­gewerbe Unter dem Deckmantel der Anonymität werfe man unredliche Fabrikation vor und beschuldige ein ganzes Gewerbe, daß es gesund­heitsschädliche Stoffe bei dem Bierbrauen verwende. Die Versammlung nahm eine Resolution pro äomo on, welche erklärt:Die aus allen Gauen Deutschlands, Oesterreich-Ungarns, der deutschen Schweiz, Holland am 31. Juli 1876 versammelten Mitglieder des deutschen Brauerbundes er­klären gegenüber den unbegründeten und unbewiesenen Verdächtigungen, welche gegen den Brauereigewerbebetrieb in einzelnen Blättern der Ta­gespreise erhoben wurden, daß ein gutes, kräftiges und gesundes Bier nur aus malzhaltigen Körpern, Hopfen, Hefe und Master herzustellen ist und daß statt des Malzes nur Stärkemehl oder andere stickstoffhaltige Körper verwendet werden dürfen, daß sie aber alle sonstigen Zusätze für unstatthaft, ungesetzlich und verwerflich erklären; sie erkennen in der häufig vorkommenden Beschuldigung, daß statt des Hopfens Surrogate verwen­det werden, um so mehr eine die Ehre des Brauereigewerbes verletzende Verleumdung, als fast nur giftige oder doch der Gesundheit schädliche Stoffe als solche angebliche Surrogate bezeichnet zu Werder pflegen, und mithin in der Behauptung die schwere Anklage der Giftmischerei enthalten ist. Sie weilen diese Verleumdung als unwahr und thatsächlich unbe­gründet zurück, so lange nicht Namen genannt und Beweise deigebracht werden." Diese Resolution wurde mit großem Beifall einstimmig an­genommen.

Mainz, 3. Aug. Der mittelrheinische Schützentag wählte Mainz als Vorort. Vom Verbandstagc wurde Kalsruhe als nächstjähriger Festort gewählt, nachdem Mannheim von der Con- currenz zurückgetreten.

Es ist vielleicht nicht unnöthig, darauf hinzuweisen, daß durch die Novelle zum Reichsstrafgesetzbuche der § 369 Ziffer 2 des Reichsstrafgesetzbuches geändert worden ist. Während nach der früheren Fassung der bloße Besitz eines ungestempelten MaßeS oder eines ungestempelten Gewichts, sowie der bloße Besitz einer unrichtigen Wage, nicht aber der bloße Besitz einer ungestempelten Wage den Gewerbetreibenden verboten und für strafbar erklärt war, ist nach dem jetzigen Wortlaute der bloße Besitz, sowohl ungestempelter als auch unrichtiger Maße, Gewichte oder Wagen den Gewerbetreibenden verboten und für strafbar erklärt worden.

Der Allg. Militär-Z. in Darmstadt wird von Berlin geschrieben: In der Ausrüstung des deutschen Heeres ist mit dem jetzigen Au­genblick ein wichtiger Abschnitt zu verzeichnen- Die Einführung der neuen Einheitspatrone ist mit dem gegenwärtigen Zeitpunkt als für die ge­lammte deutsche Armee, einschließlich der zwei bayerischen Armeekorps, als abgeschlossen zu erachten. Die Werder-Gewehre und Karabiner, wie auch die heute noch von der deutschen Armee geführten Chassepot-Kara» biner und eben so die sächsischen Reiter-Karabiner sind sämmtlich für die Verwendung der neuen Patrone aptirt. Die von den Mauser-Gswehren in den Depots aufgehäuften Reserve-Bestände werden als so bedeutend bezeichnet, daß mit jedem gegebenen Augenblick auch die Ausrüstung der gesummten deutschen Landwehr, die der Ersatz-Truppen und außerdem noch der im Falle einer Mobilmachung errichteten Reserve-Formationen mit der neuen Waffe würde erfolgen können. Auch die auf ihre Ver­wendung sich beziehenden neuen Instruktionen befinden sich jetzt in den Händen der Truppen. Die neuen Karabiner befinden sich noch in der Anfertigung, und über die Wahl des neuen Revolvers ist man noch nicht schlüssig geworden. Die schwere Kavallerie und die Offiziere und Chargen der leichten und der Linien-Kavallerie, der Feld-Artillerie und des Trains weiden denselben als Schuß-Waffe erhalten.