heftigem Widerstande erschossen. Ein Gensdarm wurde bei dieser Gelegenheit von dem Wilderer durch einen Schrolschuß verwundet.
Salzburg, 20. Juli. Kurz nach 9 Uhr fuhr Kaiser Franz Joseph bei Kaiser Wilhelm vor. Die Monarchen begrüßten sich herzlichst und stellten gegenseitig ihr Gefolge vor, konferirten dann zurückgezogen mehr als eine halbe Stunde. Kaiser Franz Joseph fuhr um 9^/4 Uhr in seine Residenz zurück, Kaiser Wilhelm erwiderte um 9 Uhr 55 M. mit einem halbstündigen Besuche. Nachmittags 3 Uhr Diner, Abends 6 Uhr Ausflug »ach Hellbrunn.
An Ueberraschungen muß man sich in unserer Zeit gewöhnen. Die neueste Ueberraschung kommt aus Salzburg und von der Begegnung des Kaisers Wilhelm mit dem Kaiser Franz Joseph. Serbien hat die Vermittlung Deutschlands (A. A. Z ) nachgesuchi, um Waffenstillstand und Friede» zu erlangen und mit dieser Wendling bringt man die Unterredung des Kaisers mit Bismarck in Würzburg in noch näheren Zusammenhang als mit der Reichstadler Konferenz. Der gleichzeitige überraschende Besuch deS englischen Botschafters Lord Russell bei Bismarck in Kissinge» und bei Kaiser Wilhelm in Würzbnrg soll einer Annäherung Englands an Deutschland gegolten haben. Wenn Deutschland vermittelt, so wird es nur im friedlichsten Sinne vermitteln. I» Rumänien lenkt man bereits ein. Der Kriegsminister selber hat die drohende Einberufung der Kriegsreserven znrückgenommen und erklärt, man werde streng neutral bleiben. Vielleicht sind auch da friedliche Winke aus Deutschland von Einfluß gewesen. Es ist Thalsache, daß Kaiser Wilhelm unmittelbar vor seiner Abreise aus Baden nach Salzburg dem Fürsten Anton von Hohenzollern einen freundschaftlichen Besuch auf dessen stillem Schlosse Krauchenwies gemacht hat, und Fürst Anton ist der Vater des Fürste» Carl von Rumänien.
Paris, 20. Juli: England und Frankreich sind geneigt, den Protest der Pforte gegen die durch Oesterreich verfügte Sperrung des Hafens von Klek für begründet zu erachte».
Ein Liebespaar. In Wichita, Kansas, sind ein 90- jähriger Junggeselle und eine 70jährige Jungfrau mit einander durchgegangeii, weil man ihrer Vcrheirathnng Hindernisse in den Weg legte Wenn junge Leute sich einmal das Heirathen in den Kops gesetzt habe», ist eben kein Hall mehr. (N. T.)
Basel, 21. Juli. Im Done Albenve (Eanion Freiburg) brach gestern Nachmittag eine große Feuersbrunst aus, welche innerhalb einer Stunde den Ort in einen Schutthaufen verwandelte; über 100 Gebäude sind verbrannt, 2 Personen durch Ersticken ums Leben gekommen.
Belgrad, 21. Juli. (Amtliche Meldung.) Die in Bjelina verschanzten Türken griffen gestern mit 10 Bataillonen regulärer Truppen und einem Korps Laschi-Bozuks die serbischen Linien an, um das Armeekorps unter Führung von Ran ko Alimpics auf die andere Seite der Drina zu werfen. Der Kampf dauerte 6 Stunden; der wüthende Angriff ward glänzend abgewiescn. Der Feind, »ach Bjelina retirircnd, hinterlieb viele Todtr und wurde bis Bjelina verfolgt, hier unterbrach ein Platzregen die Verfolgung. Die gefangenen Türken sagen ans, sie seien von Travnik (in der Milte von Bosnien) her gekommen.
Die Serben melden eine siegreiche Schlacht zwischen Lim und Uvatz Der Kampf soll 7 Stunden gedauert und mit der regellosen Flucht der Türken geendigt haben. Die kleine Veste Klcin-Zwornik wollen sie bis zur*tlneinnehmbarkeit verstärkt haben. Wir verschonen die Leser mit vielen Ortsname», die auf keiner Karte zu finden und obendrein unaussprechlich sind. Man muß da das Buchstabiren wieder anfangen.
In der Herzegowina operiren verschiedene montenegrinische Heeres-Abtheilungen, als ob Fürst Nikita viel mehr daran liege, die ganze Herzegowina in seine Gewalt zu bekommen, als mit den Serben Fühlung zu gewinnen. In der „Polit. Corresp." liegt ein Bericht aus Ragusä vor, der, vom 12. Juli datirt, lautet: Nach so eben eingelangten Meldungen ist es dem zum Ober-Commandanten der Ausständischen vom Fürsten Nikolaus ernannten Peko Pavlovits gelungen, bis in die Nähe von Klek vorzudringcn. Auf seinem Marsche von Banjani bis Klek hatte Pavlovits keinen einzigen Kamps zu bestehen. Die Einwohner der tür- > kischen Dörser gingen ihm entgegen und erklärten feierlich» sich dem Fürsten von,Montenegro unterwerfen zu wollen. Jedes Dorf mußte schriftlich diese Erklärung abgebeu, worauf Pavlovits den Dors-Aeltesten im Namen des Fürsten von Montenegro in seinem Amte bestätigte. Im Ganzen baden, sich bis jetzt acht Dörser ohne Schwertstreich unterworfen. Gestern fielen den Montenegrinern Stolac, Ärnitza und Kljuts durch Capitulation in die Hände. Diese drei Kulas waren sehr gut verschanzt und hatten je 120 Mann Besatzung. Da Mukhtar Pascha alle festen Punkte in der letzte» Zeit mit großen Vorrätben versah, so fielen den Montenegrinern in den genannten Orten Zelte, beträchtliche Quantitäten Munition, 6 Kanonen, 200 Ochsen, 600 Schafe und viel Proviant in die Hände. Alle diese Punkte ergaben sich ohne Schwertstreich. Nach einer zweimaligen Altssorderung hißten die Besatzungen weiße Fahnen aus und schickten Parlamentäre ab Darauf wurde denselben nach vorausgegangener Entwaffnung freier Abzug gewährt. Es war dies ein für beide Theile vor- thcilhaites Geschäft. Montenegro kann keine Gefangenen brauchen, weil es sie nicht unterbringen und verp-egen kann, und die Türken wollen sich nicht nutzlos opfern. Einen schwereren Stand dürften die Montenegriner bei Metochia haben, das sehr stark befestigt wurde- Da dürste es zu einem bedeutende» Kampfe kommen. Aus Rußland sind für die Montenegriner große Quantitäten Conjeroen und Mehl in üeltinje an- gelangt. Die angesehensten Damen aus Moskau haben ihre Ankunst in Cettinje. angezeigt, wo sie die Pflichten, vo» barmherzigen Samarilane- > rinnen übernehmen werden. Auch Geld ist aus Moskau angelangt. Alle s
dies können die Montenegriner gut gebrauchen. Die Proviant-Borräthe sind nicht groß, und die Ernährung der Leute läßt viel zu wünschen übrig. Außer Brod und Zwiebeln erhält der montenegrinische Krieger keine anderen Nahrungs-Mittel. Von frischem Fleisch ist oft Tage lang keine Spur. Die Fleisch-Conserven werden den Leuten wohlthun.
Von der Kriegssührung entwirft ein sonst türkensreundlicher Berichte, statter folgendes Bild, das er aus den Schlachtfeldern vor Widdin ausgenommen: „Die Serben nehmen ihre Verwundeten mit. Wer nicht mitgenommen werden konnte, sondern verwundet auf dem Platze liegen blieb, gehört zu den Tobten, denn daß man in diesem Kriege auf keiner Seite Gefangene macht, habe ich Ihnen schon geschrieben. Die Tscherkcssen, die Hyänen des Schlachtfeldes, sorgen dafür, daß Jedem, der auf dem Boden liegt, er sei todt oder lebendig, der Kopf abgeschnitte» und Alles, wohlverstanden Alles, was er an dem Leibe trägt, weggenommen werde. Ich würde Bedenken tragen, diese empörende Scheußlichkeit auf einfache Mittheilungen anderer Personen hin an dieser Stelle in die Oeffentlichkeit zu bringen. Wenn ich daher die Schreckens- thatcn der Tscherkessen erwähne, so berichte ich als Augenzeuge und erkläre mich bereit, jede meiner Angaben erforderlichenfalls vor Gericht zu vertreten. Noch ein Tscherkessenstücklein! Auf dem Bazar von Widdin verkaufen Tscherkessen soeben eine größt Zahl von den armen Bulgaren geraubter Hauslhiere; Schlachtochsen und Kühe werden zu 40 — 50 Piaster per Stück, ein Paar Schafe zu 15 Piaster feilgeboten u. s. w.!" Mit einem Worte, bestialischer Mord und scheußlichste Raubsuchl reichen sich die Hände. (B. T.)
Konstantinopel, 22. Juli. (Amtliche Meldung.) Am Donnerstag haben 7 Bataillone Infanterie mit 2000 Mann Milizen unter L jelaleddin und Zeky bei Bjelina die Serben angegriffen ; letztere wurden vollständig geschlagen und zogen sich nach der Insel Attineja zurück, woselbst sie dem türkischen Artillerie-Feuer ausgesetzt sind. Die Türken haben Verschanzungen eingenommen und vier Kanonen erbeutet.
Newyork, 20. Juli. Don Carlos ist hier angekommen.
Der Ammeister vo» Strastburg.
(Fortsetzung.)
Obrecht rechnete bei Armgard aus die Schwäche des Weibes, und schloß endlich, als dieses sich als falsch erwies, daß ihre Liede für den Gefangenen nicht groß sein müsse.
Der Schreiber Ralhmann, den wir in der Schänke „Zum deutschen Hause" kennen lernten und der als Spion von ihm benutzt wurde, hatte ihm die Nachricht hinlerbracht, daß die Mutter des verschollenen Stadlschreibers Günzer sich in des Dominikus Dietrich' Haus begeben und lange Zeit dort verweilt habe.
Obrcchl stutzte.
„Bringt mir genauen Bescheid, was sie dort gewollt," sprach er hastig, „lch lohne es Euch reich, Ralhmann!"
Der Schreiber eilte fort.
Die Dämmerung sank herab, bald wurde es ganz dunkel auf den Straßen; nach und nach verstummte das Geräusch des täglichen Treibens.
Der Prätor schritt in heftiger Unruhe in seinem Zimmer auf und ab, auf jedes Geräusch horchend.
Da ertönte ein eiliger Schritt auf der Treppe; Rathmann kehrte athemlos zurück.
„Soeben verließ die Tochter des Ammeisters mit einer Magd das Haus, — sie schlug den Weg nach des Stadtschreibers Wohnung ein."
Ohne ein Wort zu erwidern, hüllte der Prätor sich in seinen Mantel, drückte den Hut fest in die Stirn und eilte fort.
Der Schreiber folgte ihm langsam.
Obrecht hatte die beiden Frauen bald erreicht, ohne von ihnen bemerkt zu werden.
Der Himmel war mit Regenwolken bedeckt, kalt brauste der Wind durch die öden Gassen.
„Erwarte hier meine Rückkunft," hörte er Armgard in der Nähe der Stadtschreiberwohnung plötzlich zu der Magd sagen, „ich werde bald wiederkehrrn."
Die Magd drückte sich in den Winkel eines Hauses, während ihre Herrin auf das Haus zuschritt.
Diesen Moment benutzte der Prätor, im nächsten Augenblick befand er sich an ihrer Seite und flüsterte verständlich: „Erlaubt mir ein Wort, edle Jungfrau!"
Armgard unterdrückte mit Mühe einen Schrei der Ueberraschung.
„Wer seid Ihr? und was wollt Ihr von mir?" fragt« sie angstvoll.
„Ich bin Euer Freund, wenn Ihr wollt," versetzte Obrecht leise, „erkennt Ihr mich nicht?"
Er schob den Hut zurück und beugte sich dicht zu ihr, indem er seinen Namen flüsterte.
„Weichet von mir," rief sie schreckensvoll, „seit wann hätte ich Anspruch auf Eure Freundschaft gemacht?"
„Adrian Dornach's Leben und Freiheit liegt in Eurer Hand," fuhr der Prätor fort.
Armgard zuckte schmerzlich zusammen.
„Spüttet des Unglücks nicht," sprach sie mühsätn, „und geht!"