,,Jch spotte nicht," versicherte Obrecht,ein Wort von Euch und der Gefangene ist»frei."

Nennt mir das Wort," flüsterte sie.

sagt, daß Ihr mein sein wollt, Armgard!"

Die Jungfrau stand wie erstarrt, sie vermochte kein Wort der Erwiderung hervorzubringen, so ungeheuer erschien ihr die ser Schimpf.

,,Jch liebe Euch, schöne Jungsrau!" fuhr der Prätor mit unterdrückter Leidenschaftlichkeit fort,noch niemals hat mich ein Gefühl beherrscht, wie ich es für Euch empfinde. Dieses Gefühl hat allen Haß in mir gelödtet und könnte mich sogar dazu ver­mögen, wirksame Schritte für Eures Vaters Heimkehr zu thun. Ihr seht also, wieviel in Eurer Hand liegt, denn noch weiß man es in Frankreich nicht, daß der Mann, welcher dort sein Leben verwirkt hat, in meiner Gewalt sich befindet. Leben und Tod, beides liegt in Eurer Hand."

Da ermannte sich Armgard und schüttelte mit einer gewal­tigen Anstrengung die Erstarrung von sich.

Hebe Dich weg von mir, Versucher!" sprach sie mit feier­licher Stimme,ich habe nichts gemein mit Dir. Mein Vater würde mir fluchen, wollte ich mit solcher Schmach seine Freiheit, sein Leben erkaufen. Adrian Dörnach aber weiß es, daß ich ihn zu sehr liebe, als daß ich um sein Leben mit einem Verräther feilschen könnte Fragt ihn selber, er wird's Euch sagen. Ver­derben und elend mache» konntet Ihr uns, Ulrich Obrecht! aber nicht entehren, das thatet Ihr Euch nur selber an."

Bevor der stolze Prätor sich zu fassen vermochte, war Arm­gard schon in das Haus des Stadlschreibers geeilt.

Den Schimpf sollst Du mir büßen," murmelte er, nun ebenfalls auf das Haus zuschreitend.

Hier blieb er einen Augenblick, wie in Gedanken verloren, stehen und verschwand dann in der Dunkelheit.

Frau Günzer hatte des Ammeisters Tochter bereits erwartet. Sie verschloß sorgfältig nach ihrem Eintritt die Hausthür und geleitete sie in die Stube, wo sie erst die Aufregung der Jung­frau wahrnahm.

«Ihr habt Euch auf dem Wege geängstigt," sprach die Matrone mitleidig,seid Ihr denn ganz allein gekommen?"

Die Magd wartet draußen," stieß Armgard hervor, ganz erschöpft auf einen Stuhl niedcrsinkend,o Gott! was habe ich hören müssen!"

Frau Günzer bat erschreckt Armgard um Aufklärung, und diese erzählte Alles.

Das wagte der Verräther?" tönte plötzlich eine Stimme neben ihr.

Die Jungfrau fuhr empor und starrte entsetzt in das erd­fahle Antlitz des Sladtschreibers.

Günzer, Ihr hier?" stammelte sie,Eure Mutter sagte mir"

Daß ein Mann Euch Nachrichten von Eurem Vater und Eurer Schwester geben könne," unterbrach Jener sie rasch.Der Mann bin ich, edle Jungfrau!"

«Ihr ? wie wäre das möglich, wollt Ihr meiner spotten?"

Nein," versetzte Günzer traurig,ich komme doch sogar

im Aufträge des Herrn Dominikus Dietrich- den ich selber gesehen und gesprochen. Hört mich an, edle Jungfrau!"

Er ließ sich in einiger Entfernung von ihr ans einen Stuhl nieder und erzählte Alles, was er seit seinem heimlichen Entweiche« aus der Stadt erlebt. «Fortsetzung folgt.)

A l l - r l e i.

Straßenkampf gegen die Schleppe. Aus Dresden meldet der dortigeAnzeiger": Ein fuugeH, hübsches Mädchen ging dieser Tage in der Blasetvitzer Sllaße' mit leider ellenlanger Schleppe, 'welche die ihr folgenden Personen durch das Auswirbeln des Staubes arg belästigte. Ein Herr trat in Folge dessen an sie heran und bat höflich, doch ihre Schleppe in die Höhe zu nehmen, worauf sie etwas spitz antwortete, das sei. ihre Sache. Im Nu aber waren 5 Herren zusammen, gaben sich die Hände und tanzten so um die betreffende Dame herum, daß'sie nicht fort konnti. Nachdem dies vorbei war. fragten st« die Dame nochmals höflich, ob sie nun ihre Schleppe in die Höhe nehmen wolle, worauf sie beschämt ein leisesJa" flüsterte und, die Schleppe in der Hand, davonging.

Gastwirth Friese in Schlesien hatte vor Jahren ein hülfloses Reh in seiner Küche großgezogen und dasselbe später im angrenzenden Walde in Freiheit gesetzt. Vor einigen Wachest findet sich dieses Reh wieder bei dem Gastwirth ein und wirft in der Küche zwei Junge, die seitdem dort sorgsam ausgezogen werden. Zuweilen eilt es jetzt in den Wald, kommt aber mit einer gewissen Regelmäßigkeit mehrere Male des Tages in dj« Küche, um seinen Mutterpflichien obzuliegen, und läßt sich darin weder durch Gäste, noch den Hofhund stören. Auch des Nachts soll es unter klagenden Tönen zuweilen Einlaß begehrt haben.

Der Abschluß der Lebensverficherungs- und Ersparnißbauk

zu Stuttgart für das erste Halbjahr 1876 documentirt aufs Neue die gesunde Entwickelung dieser größten Anstalt des südliche» Deutschlands. Vom 1. Januar bis Ende Juni 1876 gingen ein 1806 Anträge über 9,559,000, wodurch sich der Versicherungs­stand, auf «eit 108,725,000. hob, die sich auf 29,319 Policen vertheilten. Dieses fortschreitend günstige Ergebniß ist wohl hauptsächlich dem Umstande zuzuschreiben, daß die Bank in der Lage war, stets gute Rechnungsabschlüsse vorlegen zu können, die es ermöglichten, für das Jahr 1876/77 z. B. eine Dividende von 88",, der Prämien zurückzuvergülen, wodurch sich natürlich die Letztere bedeutend vermindert. Seit dem Bestehen der Gesell­schaft, also seit 22 Jahren, ist diese Vertheilung fast die gleiche geblieben, indem die jährliche Durchschnitts-Dividende für diesen Zeitraum 37,7"/» beträgt. Jede bezahlte Jahresprämie hat An­spruch aus Dividende, und würden z. B-, wenn die Dividenden bis zum 80. Jahre angesammelt werden, je nach der Höhe des Eintrittsalters die Versicherten aus den Zinsen die fortlaufende Prämie bezahlen können.

Southampton, l9. Juli. Da^llöitdämpischiff des Nord».

Lloyd Rhein, Capt. H. C. Franke, welches am 8. Juli von Newyork abgegangen war, ist gestern 6 Uhr Nachmittags wohlbehalten hier an­gekommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Pas» sagiere, Post und Ladung!) Uhr Abends die Reise nach Bremen fortgesetzt

Stadt A l t e n st a i g.j^l

Slockhost-Verkaus.

Am nächsten Donnerstag den 27. Juli, Nachmittags 1 Uhr,

kopiinen im Stadtwald Enzwald 212 Rm. Siockholz im Boden zum Verkauf.

Zusammenkunft bei der Saatschule am Petersweg.

Alteufiaig, den 23. Juli 1876.

Stadtförster Pfister.

Mindcrsbach.

Schale-Verkauf.

Die in der Vrrlassensckafts- mstsse der alt Schultheiß Köh-/ lers Ehefrau von hier vor-, handenen 146 Stück Schafe, worunter 58 Stück Lämmer, werden am

Mittwoch den 26. d. M.,

Nachmittags 1 Uhr, ..

auf^hiesigew Mathhastse im öffentliche« Aufstreich verkauft.

Den 21. Juli 1876.

Waiseng ericht.

Forstamt Wildberg,

. Rovier N,aisjach>. . ...->»

Köhlerei-Akkord.

Am Samstag den 29. d. M., Morgens 10 Uhr,

Mmtliche und Privat-Bekanr»r»,achungeu

wird auf dem Nathhaus in Ober Reichen­bach die Verkohlung nachgenannten Nadel­holzes und die Beifuhr und Ablieferung des Kohlenerzeugnisses auf die Bahnstation Calmbach im Weg der Steigerung verge­ben werden,

1) aus dem District Weckinhardt: 529 Rm. Prügel, 155 Rm. Anbruch, 98 Rm. Neisprügel;

2) aus dem District Frohwald:

775 Rm. Prügel, 203 Rm. Anbruch, 140 Rm. Reisprügel.

Die Akkordsliebhabcr haben sich mit gemeinderäthlichen Vermögenszeugnissen gehörig auszuweisen. > >

Das Revieramt Naislach ist beauftragt, das zu verkohlende Holz den Akkordslieb­habern vorzeigen zu lassen.

Wildberg, den 20. Juli 1876.

K. Forstamt. Reuß.

SimmerSseld.

Liegenschafts-Verkauf.

In der Verlassenschaftssache der i Christoph Fried- Hanselmann, Schusters Wittwe von hie», kommt nachstehende Liegenschaft auf dem Rathhaus in SimmerSseld am

Montag den 31. Juli d. I-, Vormittags 10 Uhr, im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf:

Ein 2stockigtes Wohn­haus und Scheuer unter einem Dach, nebst Hosraum und Anlheil an einem' freistehenden Backofen,

Anschlag 2500

29 m Gemüsegarten beim Haus, Anschlag 24

16 Ar 84 m Gras-, Baum- und Gemü­

segarten,

Anschlag 600 ^ 73 Ar 27 m Acker in der Winterhalde, Anschlag 1025

42 Ar 66 m Acker in Dornäcker,

Anschlag 650 ^

30 Ar 82 w Acker in der Winterhalde, Anschlag 430 ^ 15 Ar 43 m Nadelwald,

1 Ar 89 w Oede,

17 Ar 32 m in Dornäcker anstoßend,

Anschlag 80

50 Ar 88 m Nadelwald ebendaselbst, Anschlag 80

Den 20. Juli 1876.

Waisengericht.

/ Altenstaig.

/ Auszuleihen sogleich

! 1200 V.

bei der

Sparkasse.