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ziehuucien kommen verhältnitzmäßig nur selten vor, daher die Steuerer- trägnisse nets im Steigen begriffen sind. So lebt jetzt der Fremde auch nicht theurer, ja, zum Theil sogar wohlfeiler in Frankreich als in Deutschland, und viele Engländer der mittleren Vermögensklassen, welche die seit 1871 um durchschnittlich 25 pLt. gesteigerte Theurung aus Dresden, Heidelberg und vom Rhein vertrieben hat, siedelten sich seitdem im südlichen Frankreich an, wo sie, wie ein seit Jahren mir genau bekannter englischer Hauptmann auf Halbsold, der srüher in Bonn und jetzt in Montpellier lebt, wohlfeiler als in Deutschland einen bescheidenen Hausstand sühren können. Besonders alle Erzeugnisse der Industrie, dann auch Wohnungen, Wein und auch theilweise manche Lebensmittel sind jetzt in Frankreich wohlfeiler als in den meisten deutschen Städten Während die deutsche Aussnbr aus bedenkliche Weise zurückgeht. in die franjösische im Steigen begriffen. Besonders in Nord- und Südamerika, im Orient und auch in Skandinavien und Rußland verdrängen die französischen Waaren in den letzten Jahren immer mehr die deuischcn Erzeugnisse. Selbst in Wollenwaaren und in der Eisenindustrie arbeiten die Franzosen sich alljährlich immer mehr hervor und erobern sich weite Märkte.» iS. Ri.)
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Berlin, 25. Juni. Das Leiden, welche? den Fürsten
Bismarck zu der von ihm ziemlich widerwillig angetreleuen Reise nach Kissingen genöthigt hat, ist nicht, wie es jüngst in de» Zci tungcn hieß, die Verhärtung, sondern die chronische Entzündung einer größeren Ader an beiden Beinen. Es ist dies dieselbe Krankheit, die de» Fürsten a» der Begleitung des Kaisers nach Mailand hinderte, und die ihm ein längeres Stehen wegen der daraus folgenden Schmerzen zur Unmöglichkeit mach!. Das Uebel ist allerdings ei» derartiges, daß es, falls nicht rechtzeitig gegen dasselbe eingeschritten worden wäre, zu den ernstesten Besorgnissen Neranlassnng geben würde. (Fr. I )
Breslau, 24. Juni. Ein Telegramm der „Schics. Ztg.» aus Zimony meldet: Zwischen serbischen Truppen unter dem Senator General Ranko Alimpilscb und den Türken hat ein Zusammenstoß an der Drina stallgefunden.
Wetter a. d. Ruhr. Die Frau eines hiesigen Einwohners, welche früher in guten Verhältnissen gelebt batte, nahm gestern Mittag drei ibrer Kinder, im Alter von zwei, fünf und acht Jahren, mit aus den Weg zur Ruhr- Hier angekommen, warf sie zuerst das achtjährige Mädchen in die Fluthen, stürzte sich dann mit den 2 kleineren Kindern, an jeder Hand eins haltend, in den Fluß und fand mit diesen den gewünschten Tod. In der Nähe der Ünglücksstelle arbeitende Männer konnten jedoch das älteste Kind, welches sich an einem Weidenstrauch im Wasser hangend festhielt, noch retten. Die Mutter hatte sich vorder große Blühe gegeben, auch noch ein dreizehnjähriges Mädchen mit in den Tod zu ziehe»; als dasselbe jedoch merkte, daß die Mutter den Weg zur Ruhr cinschlug, war es derselben srübzeitig entlausen. Die unglückliche Frau wurde nebst ihren zwei kleineren Kindern todt ans User gezogen.
Wien, 26. Juni. Die „Montags Revue» schreibt, Serbien habe die Warnungen der Mächte mißachtet, keinerlei Unterstützung zu hofsen. Erfolge Serbiens würden keine europäische Anerkennung finden. Die Konsequenzen eines türkischen Sieges bedürften keiner näheren Ausführung. Weder die eine noch die andere Lösung scheine Europa zu gefährden. Roch beherrsche die Lage der übereinstimmende Entschluß der Mächte, die Erhaltung des europäischen Friedens allen übrigen Fragen überzuordnen.
Belgrad, 26. Juni. Das hiesige östreichische General- Consulat hat verfügt, daß alle hier ansässigen östreichischen Un- terlhanen schleunigst ihre Paßdocumente zu regeln haben.
Madrid, 25. Juni. Gestern entgleiste ein Psstzug der Saragossa-Barzelona-Bahn zwischen den Stationen Torriga Cervera, 17 Personen sind todt, 57 verwundet.
Paris, 27. Juni. Die „Agence Havas" bringt folgende Meldung, die ihr aus Bukarest vom 25. Juni zugegangen ist: Konstanlinopel, 23. Juni. Im Ministerralhe ist der Feldzngsplan gegen Serbien und Montenegro festgcstellt worden. Es heißt, der Ansbruch der Feindseligkeiten stehe unmittelbar bevor.
Man spricht von der Wiederherstellung einer Protestant. Fakultät Angsb. Kons, inParis; seit dem Verluste von Straßburg existirt eine solche nicht in Frankreich.
Aus St. P e I er s b nr g meldet die „Agence Russe»: „Briefliche Nachrichten der Journale berichten, daß türkische, kurdische und albanesische Truppen Serbien einschließen, woselbst in Folge dessen Entschließungen von höchster Wichtigkeit die Oberhand gewinnen. Wenn dies Thatsache ist, so kann es nur das Resultat materieller Unterstützung sein, welche England der Türkei „ angedeihen läßt.»
Von großer Wichtigkeit wäre es, wenn sich folgende Depesche- r A. A. Z. bestätigte: „Rußland und England verhandeln di- t über eine gemeinsame Lösung der orientalischen Frage. Dis ,a«d ercn Großmächte sind davon in Kenntuiß gesetzt und warte» einst weilen Thatsachen ab." Rußland und England waren seither !rüe entschiedensten Gegner im Orient und arbeiteten sich einander entgegen. Wenn sie sich vereinigen, so werden sie den größrrrt Einfluß in Constantinopel ausüben. England war in eine etwas schiefe Stellung gekommen, indem es die Türkei zu einer verderblichen Täuschung über ihre wirkenden Machtmittel
geführt hat. ^
Aus der Herzegowina wird der Lnncs gemeldet, die Aufständischen weigerten sich unbedingt, zu einem Waffenstillstand die Dand zu bieten. Im klebrigen wird jedoch bestätigt, daß die Verproviantirung von Niksics ohne Widerstand bewerkstelligt worden sei.
Ein Angriff Serbiens aus die Türkei wurde nach Gras Derby's Aenßerungcn von Seiten Englands nicht als Kriegsfall
betrachtet werden und die Mächte werden sicher dafür Sorge tragen, daß dieser Krieg lokalisirt bleibe. Am nächsten wird Oestreich durch den Ausbruch der Feindseligkeiten berührt, das denn auch, wie der Offiziöse der „Karlsr. Ztg.» versichert, in demselben Augenblicke, wo Serbien die Feindseligkeiten wirklich beginnt, ans seiner rein zuwartenden Stellung hcranstreten würde. Nicht daß es unmittelbar aktiv nach dieser oder jener Seite hin Partei ergreifen würde, aber es werde genöthigt sein, die Grenze hermetisch zu sperren und die serbischen Aspirationen auf seinem eigenen Grund und Boden »öthigenfalls mit den äußersten Mitteln niederzuhalten. Nach einem Wiener Telegramm der „Na- tionalzeilung» kursirt dort in diplomatischen Kreisen die Nachricht, Rußland habe für den Kriegsfall Serbien seinen Besitzstand garan- tirt. Der „Pester Lloyd» schildert die Situation als höchst kritisch, England sei in eine schiefe Stellung gerathe», indem es die Türkei zu einer oeiderblichen Täuschung über ihre Machtmittel geführt. — England rüste in großem Maßstabe und die Pforte sei entschlossen, gegen Serbien Waffengewalt zu gebrauchen. Wie Rußland dem Fürsten von Serbien seinen Besitzstand garantiren kann, ist uns unerfindlich-, eS wäre dies doch eine zu starke und offene Parteinahme gegen die Türkei, welche von Seiten der übrigen Mächte einfach nicht geduldet werden könnte. Die Nachricht scheint auf ei» leeres Gerücht zurückzuführen zu sein, an welchen es heute nicht fehlt. (N. T.)
Der neue Sultan, so schreibt ein Korrespondent des Standard in Konstanlinopel, führt gegenwärtig ein sehr ruhiges und allem Anscheine nach sehr einfaches und natürliches Leben. Er bringt den größten Theil seiner Zeit in Mdis Kiosk (Palast der Sterne) zu, wo es ruhiger und kühler ist, als in Doimabagtsche. Hier erledigen seine Minister Geschäfte mit ihm und hier lustwandelt er mit Mutter, Frau und Kindern an den warmen aber angenehme» Abenden im Mondschein und vergißt die überstandenen Jahre der Armuth und Entbehrung und des steten Druckes. Bisher hat er noch keine Thorheit begangen. Dagegen hat er für seine Schwäger, für den Bankier, der ihm in schlimmen Tagen als guter Freund zur Seite gestanden, und für manche andere Personen, die zu ihm gehalten, gute Stellen ausfindig gemacht. Viele, die ihn unterstützt halten und deshalb in die Verbannung gewandert waren, sind zurückqerusen. Ueberhaupt hat er sich durchweg als dankbarer Freund bewiesen, ohne sich gleichzeitig seinen Verwandten feindselig zu erweisen. Augenscheinlich ist er ein wohlmeinender Mann, und man kann sagen, daß er seine Regierung mit viel Mäßigung, Milde und Takt begonnen hat.
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Der Aunrreister von Gtraßburg.
(Fortsetzung.)
Ganzer kam nach Haus und trat in sein mehr als einfach ausgestaltetes Zimmer, wo eine alte Frau seiner mit dem Essen harrte.
Es war seine Mutter.
Besorgt ergriff sie seine Hand und schaute in sein leichenblasses Gesicht.
„Du bist krank, mein Sohn!» sprach sie leise, „vertraue der Mutter, was Dich quält und ängstigt."
„Nein, ich bin nicht krank," versetzte er fast rauh, „aber kalt ist's hier, Mutter, sehr kalt; es gefällt mir überhaupt nicht mehr in diesem Hause.»
„Es ist Dein Vaterhaus, Henning!" erwiderte die alte Frau vorwurfsvoll.
„Nun freilich, aber mir gefällt die Einfachheit nicht mehr, ich will es glänzender haben. Schaut Euch um in den Häusern der Patrizier, Mutter! dort ist Wohlleben und Pracht, während es hier bei uns fast ärmlich ist. Ich komme soeben von Ulrich Obrecht, er hat's fürstlich prächtig bei sich."
„Mag er doch schwelgen von seinem Berräthergolde, mein Sohn!» versetzte die Mutter ernst, „ich fühle mich glücklicher in dieser Umgebung und möchte seinen Glanz nicht mit ihm theilen. — Deine Schwester war hiersetzte sie nach einer kleinen Pause hinzu.
„Ach, die Frau Bürgermeisterin von Hagenau," rief Gün- zer mit einem leisen Anflug von Hohn, „war's der vornehmen Dame nicht hier zu schlecht?"
„Nicht doch, sie ging nur fort, um der Frau Ammeistenn einen Besuch zu machen."
„Schade, daß ich sie nicht vorher gesprochen," meinte der Stadlschreiber, unruhig das Zimmer durchmessend, „sie trifft es dort schlecht nach der Abreise des Ammeisters."
„Mein lieber Sohn," begann die alte Frau nach einer Weile, in der sie sichtlich mit sich gekämpft, ,,setze Dich hierher zu mir, ich möchte mit Dir reden."
Günzer warf einen scheuen Blick aus die Mutter und horchte zögernd.
„Du weißt, ich lebe hier so einsam, daß ich kaum etwas von dem Leben und Treiben der Stadt erfahre," fuhr sie mit zitternder Stimme fort, „hättest Du mir nicht erzählt, daß Strnß- burg durch den Verräther Obrecht französisch geworden, ich hätte es bis zur Stunde wohl kaum gewußt, da mein einziger Weg mich allsonntäglich nur nach der St. Nikolauskirche führt, wo
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