Will ein Jeder von Euch tausend Thaler verdienen?" fragte Obrecht plötzlich flüsternd.

Tausend Thaler!" Der Athem schien den guten Bür­gern zu stocken.

Gewiß, gewiß, Herr Doktor!" beeilte sich Meister Veit für die Uebrigen zu erwidern.

Gut, ich rechne dabei aus Eure Verschwiegenheit," fuhr Obrccht fon,wie viel gleichgesinnte Bekannte habt Ihr wohl?"

Ich kann für ein Dutzend sorgen," meinte der Schuhma­cher Veit.

Ich auch, ich auch," tonte es durcheinander.

Still, die Soldaten brauchen nichts davon zu merken," flüsterte Obrecht mit einem strafenden Blick, sie würden Euch sicherlich Len reichen Lohn vorwegnehmen. Auch darf mein Name dabei nicht genannt werden, oder die Geschichte geht in Rauch auf. Habt Ihr das begriffen, meine Freunde?"

Vollkommen!" flüsterte der Schuhmacher,Ihr könnt Euch auf unsere Verschwiegenheit verlassen, Herr Doktor!"

Gut, es ist Euer Vortheil allein, um den cs sich hier Handel!, das geringste Wort bringt Euch und mich in's Verderben."

Ich bürge für meine Freunde und Mitbürger," versicherte Meister Veit feierlich.

Gut, ich nehme den Schreiber jetzt mir mir, er wird Euch später das Nähere mittheilen."

Er erhob sich, leutselig grüßend, und verließ die Gesellschaft, von dem Schreiber gefolgt.

Sollte er im Ernste geredet haben?" fragte der Weber mit einem zweifelnden Blick auf den Schuhmacher.

Warum nicht?" entgegnete dieser, bedächtig seinen Wein austrinkend.Herr Ulrich Obrecht ist freilich der Sohn eines Hingerichteten; aber doch allezeit ein braver, vornehmer und ge­lehrter Herr gewesen, der auch mir schon öfters einen guten Rath ganz umsonst ertheilt hat. Was nun das Geheimniß anbetrifft, so errathe ich solches leicht, und wenn ich nicht ein so armer Kerl wäre und Weib und Kinder daheim so hungrig, ich wüßte doch nicht, was ich thäte, es wäre sogar möglich, ich spräche zu ihm:Hebe Dich weg von mir, Satan!" Aber so hat das Ding zwei Seiten, Eintausend Thaler sind so viel, wie ich noch nie im Leben besessen habe, es ist Reichthum, und wenn ich dieses Geld erhalte, dann werde ich ein ordentlicher Meister, kaufe mir das Elternhaus wieder zurück und arbeite wie früher."

Die Andern lachten über diese frommen Entschlüsse und meinten, dann würde er erst recht in den Müßiggang hineingerathen.

Ei, so wollt' ich, daß Euch" brummte Meister Veit zornig,wenn ich das gewiß wüßte, da würde ich das Geld um keinen Preis annehmen; aber schwatzt nur," setzte er schlau lachend hinzu,ich will's Euch schon beweisen, daß ich Macht über mich selbst habe!"

Er stand auf und verließ rasch die Schänke zum großen Erstaunen seiner Zechbrüder, die solchen Heroismus nicht zu fassen vermochten.

So wurde leise der Verrath im eigenen Schooße gesponnen, dem Straßbnrg endlich nach so langem, muthvollem Ausharreu unterliegen sollte.

Herr Dominikus Dietrich sowohl als die übrigen Mitglieder des Raths konnten von alledem nichts ahnen, wenn Ersterer auch augenblicklich seine Gedanken nicht so viel auf die eigene Familie gerichtet gehabt hätte, dg die erkauften Bürger im eigenen Interesse schwiegen, obgleich ihrer eine bedeutende Anzahl war, welche den wälschen Judaslohn verdienen wollten.

Die reichen Kaufleute der Stadt machten sich bereit, die bevorstehende Frankfurter Messe zu besuchen; ihre schwerbeladenen Schiffe fuhren den Rhein hinab, auf welchem Wege sie mancherlei Plackerei von den harten Gläubigern der Stadt zu bestehen hatten, wie wir bereits aus der Erzählung des Ammeisters es sattsam erfahren.

Ich habe meinen Entschluß hinsichtlich unserer Tochter jetzt gefaßt," sprach Letzterer zu der Gattin,sie fährt mit einem der Schiffe nach Frankfurt, um dort bei meinem alten Freunde, dem Bürgermeister, diesen Winter zu bleiben. Nachher wird Gott schon weiter sorgen!"

Und wenn, sie, die niemals irgend einen Zwang hat ertra­gen können, von dort heimlich entwiche, Dominikus? bedenke den Schimpf!"

Ich habe Alles reiflich bedacht," versetzte der Ammeister ruhig,und zu diesem Ende bereits ein Schreiben für meinen Freund fertig, worin einige Andeutungen ihn zur nöthigen Vor­sicht und heimlichen Bewachung veranlassen werden."

So willst Du sic allein fortschicken?"

Nicht doch, wie ginge das wohl an. Du, mein theures Weib, wirst die schicklichste Begleitung sür die Tochter sein und während der Messe dort bleiben, um alsdann mit unseren Schiffen wieder hlimzukehren."

Wo werde ich den nöthigen Muth hernehmen?" seufzte Frau Brigitta.

Hm, am liebsten brächte ich sie selber nach Frankfurt,"

meinte Herr Dominikus nachsinnend,wenn die größere Pflicht mich hier nicht gebieterisch festhielte. Aber halt, Kind! da fällt mir ein glücklicher Gedanke ein, Adrian Dörnach wird mir sicher­lich gern den Gefallen erweisen, Euer Begleiter zu sein."

Mit welchem ich auch ganz einverstanden wäre, mein theurer Dominikus! wenn Du nur nicht die Hauptsache übersehen möchtest, die Einwilligung unserer Tochter zu dieser Reise Katharina wird sich sträuben"

Es wird ihr nicht viel nützen," versetzte der Ammeister kalt,wo die Ehre meines Hauses in Frage kommt, kümmere ich mich nicht mehr um ihre Einwilligung, sondern fordere unnach- sichtlich Gehorsam."

So muß die ganze Reise ein Geheimniß bleiben bis zur letzten Minute."

Auch das, meine Liebe! -- Es thut mir weh, so verfahren zu müssen, weiß aber keinen andern Ausweg!"

Und wenn sie im letzten Augenblick sich noch dagegen sträu­ben sollte, Dominikus?" wandte Frau Brigitta sorgenvoll ein, was werden die Kaufleute davon denken; ich fürchte nichts mehr als unnöthiges Aufsehen. Könnte jener Obrecht uns nicht gar öffentlich einen Schimpf anthun, wenn er ihre Abreise, welche alsdann kein Geheimniß mehr bleiben könnte, erführe?"

Der Ammeister schritt nachdenkcnd auf und nieder, und blieb dann plötzlich vor der Gattin stehen.

Die Schiffe fahren mit Tagesanbruch ab," sagte er, wohlan, so nehmt Ihr unfern Wagen und fahret einige Stunden früher über die Brücke dem jenseitigen Ufer entlang, vielleicht eine Stunde weit, wo Ihr die Schiffe erwarten möget. Ich werde mit einem der Schiffer deshalb die nöthige Rücksprache nehmen und ihn für den Aufenthalt zu entschädigen suchen."

So mag es allenfalls gehen," seufzte Frau Brigitta,ach wie mir das Herz so schwer ist, Dominikus!"

Dieser nickte düster und verließ dann das Haus, um mit Adrian Dörnach Rücksprache wegen dieser Reise zu nehmen.

Auch Frau Brigitta verließ das Zimmer; mußte sie doch vor allen Dingen Armgard in das Geheimniß cinweihen, um mit ihr das große Geschäft des Einpackens so still als möglich zu besorgen.

Kaum war sie hinausgegangen, da öffnete sich leise ein Alkoven, der sich neben des Hausherrn Zimmer befand. Bleich und entstellt trat Katharina daraus hervor.

Wie eine Waare will mau mich also versenden?" flüsterte Katharina mit flammenden Augen,auf die Frankfurter Mxflx schickt mich der Vater, um mich dort heimlich wie eine Verbrecherin bewachen zu lassen? Bin ich denn das? Nein, nein," setzte sie heftig hinzu,ich bin es nicht, Vater! Frei darf ich das Auge zu Dir erheben, und unbefleckt ist Deine Ehre. O, Mutter! Du hast nur zu sehr Recht, mein ganzes Inneres empört sich gegen jedweden Zwang und lieber würde ich die Tiefe des Rhei­nes aufsuchen, als aus solche Weise Frankfurt betreten. Du sel­ber, stolzer Vater, zwingst Dein Kind zu einem Schritte, vor dem es unter anderen Umständen sein eigener Stolz bewahrt hätte." (Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Das Schärfen der Werkzeuge. Es ist schon lange bekannt, daß ein Rasirmesser eine feine Schärfe erhält, wenn man die Klinge auf eine halbe Stunde in eine Schale mit Wasser legt, in welches '/,« seines Gewichts Salzsäure oder Schwefel­säure hinzugethan wurde. Beim Herausnehmen wischt man die Klinge leicht ab und zieht sie nach Verlauf einiger Stunden auf einem Abziehsteine ab. Die Säure ersetzt hier den Schleifstein und ist nur ein gutes Abziehen des Messers nothwendig. Die Säure ist den Klingen durchaus nicht nachtyeilig, man hat sogar die Erfahrung gemacht, daß schlecht gehärtete verbessert wurden. Aehnlich verhält es sich mit dem Schärfen der Sensen. Jeder Landwirth weiß, wie viel unnütze Zeit mit der Bearbeitung der Senseschneidefläche in der Erntezeit vergeudet wird. Ein zweck­mäßiges, diese Arbeit abkürzendes Verfahren findet seit längeren Jahren in Frankreich statt. Man legt die Schneidewerkzeuge eine halbe Stunde vor Gebrauch in Wasser, dem man Schwefel­säure beigemischt hat und es genügt dann ein Ueberstreichen mit einem weichen Sandstein, um die Schärfe des Werkzeuges auf der ganzen Schnittfläche gleichmäßig herzustellen. Ein längeres Liegen in dem säurehaltigen Wasser schadet nicht, wenn man das Instrument nur sauber und trocken abwischt. Was nun hinsichtlich der Rasirmesser und Sensen gesagt ist, gilt in gleichem Maße auch für andere schneidende Instrumente und Werkzeuge.

Ueber die Ursachen derKolik derPferde wird berichtet, daß sie meistentheils in verdorbenem Futter oder unge­nügender Zubereitung desselben ihren Grund haben. Bezüglich der ersten wird mitgetheilt, daß in Nordheim eine Anzahl Pferde vom Genuß verdorbenen Heues gefallen sind, wobei sich heraus­stellte, daß in dem Heu Milben vorhanden waren. In der Regel aber seien es nicht Milben, sondern Schimmelpilze, welche das Futter verderben und an deren Entstehung seien entweder die undichte Stalldecke oder das Ziegeltach schuld. Man solle