Allerlei.
— Galgenhumor. Der Inhaber eines von der Tages- plage, dem Grundwasser, arg heimgesuchlen Kellerrestaurants am Molkenmarkt in Berlin hat sich keineswegs seine gute Laune durch jene Kalamität verderben lassen, dieselbe vielmehr benutzt, um sür sein Lokal Reklame zu machen. An der Eiugangslhüre zu seinem unlerirdichen Etablissements hat er nemlich Plakate folgenden Inhalts anbringen lassen: „Grnndwasserrestaurant. Natürlicher Quellen- und Fontänensprudel. In Berlin noch nicht gesehen. Damcnbedienung in Krempstiefeln. Abends 10 Uhr: Großer Fischzug und Krebsleuchen, wozu ergebenst einiadet: Der Ueberschwemmte."
— Eine nette Illustration zur gegenwärtigen Geschäftslage in der Reichshauptstadt liefert folgender im „Tagblatt" erzählte Fall: Am Dienstag Abend besuchte einer unserer ersten Hoshut wacher seinen Freund, den Hofsriseur H., um diesem den nahen Untergang der Welt zu prophezeihen, da er an jenem Tage es bis zu der niedrigsten Einnahme von l Mark gebracht hatte. „Da sind Sie noch glücklicher als ich," erwiderte der berühmte Haarkünstler. „Ich habe heute 50 Pfennig Kasse und nachdem der seine Herr, den ich dafür frisirie, meine Salons verlassen hatte, vermißte ich ein Stück Slangenpomade und eine meiner Prima Bürsten." — So sorgt das Schicksal dafür. Laß ein Unglücklicher den andern trösten kann.
— Eine Höllenfahrt in pleno. Ein Gutsbesitzer in der Nähe von Wurzen beging vor einiger Zeit das Wiegen fest seiner Tochter. Der Lehrer mit seiner Schuljugend war ausgestellt mit der Weisung, daß er, sowie er die Gläser klingen Hörle, mit seiner Jugend ausrufen sollte: „Und unfern gnädigen Herrn auch! und unsere gnädige Frau auch! und unfern Herrn Gerichtsverwalter auch!" Die Tafel war zu Ende, und der Bediente kam mit den Champagnergläsern, stolperte, die Gläser fielen zu Boden, und der Herr donnerte ihn an: „Hol' Ihn der Teufel!" Der Schulmeister, welcher die Gläser klingen hörte, rief mit seiner Schuljugend aus voller Kehle: „Und unfern gnädigen Herrn auch! und unsere gnädige Frau auch! und unfern Herrn Gcrichtsverwalter auch!"
— Der Papst hält auf eine einfache, aber sehr anständige Garderobe, welcher mau das Gesängniß und Strohlager nicht ansieht. Alle seine Gewänder bestehen entweder aus weißem oder aus rothem Tuche. Pius IX. braucht im Jahre fünf weiße Soutanen, denn als leidenschaftlicher Schnupfer macht er sein Oberkleid sehr rasch schmutzig. Jede Soutane kostet 400 Francs. Sein rolher Mantel, den er alle Jahre nur einmal wechselt, kostet 800 Francs. Die seidenen Strümpfe liefert Sr. Heiligkeit ein Belgisches Haus um 80 Fr. das Paar; dagegen liefert ihm die Pantoffeln, welche ein Gegenstand der Beachtung für die ganze Christenheit sind, eine römische Firma. Die Pantoffel wechselt Se. Heiligkeit jeden Monat ein Mal. Man schätzt ein gewöhnliches Paar mit gesticktem Kreuze auf 120 Francs.
Es gibt aber auch solche mit eingelegten Brillantkreuzen im Werthe von 100,000 Fr. Die alten abgelegten Kleider und Beschuhungen des Papstes werden von den gläubigen Pilgern sehr theuer bezahlt. Es kommt aber auch vor, daß eine fromme Besucherin Sr. Heiligkeit das Käppchen, das er eben trägt, gegen ein neues, das sie mitbringt, eintauschen will. Früher bewilligte der Papst solche Wünsche gern; in neuerer Zeit soll er aber einmal gegen solche stürmische Besucher geäußert haben: „Holla, die guten Leutchen wollen mir Kammerdiener ersparen und mich wo möglich ganz und gar entkleiden!"
— Aus dem Leben des Fürsten Bismarck verdient eine Episode, die noch aus dem Jahre 1648 stammt, der Oefsentlichkeit übergeben zu werden. Im gedachten Jahre befanden sich eines Tages in einem bekannten Kaffee mehrere junge Kaustente, welche, um einen Tisch hecum- sitzend, die Tagespolitik belprachen. Zwei von ihnen führten namentlich die Unterhaltung, von welchen der eine in eben nicht so gewählten Ausdrücken vom König sprach. Plötzlich stand ein großer breitschulteriger Herr, der an einem Nebentische das ganze Gespräch mit angehvrt hatte, auf, und sich vor den exaltirten Jünger Merkurs hinsteüend, sagte er in ruhigem, gehaltenem Tone: Mein Herr: Sie haben soeben meinen König beleidigt: entweder Sie widerrufen auf der Stelle oder Sie empfangen von mir ein Paar echte deutsche Ohrfeigen, die Sie sich gewiß merken werden." Die riesige Gestalt des also Sprechenden imponirte der Gesellschaft, die lautlos wurde; da jedoch der junge Mann nicht widerrief, so zog der fremde Herr, der kein Anderer als Bismarck war, seine Uhr und sagte: „Allerdings muß ich Ihnen Bedenkzeit lasten und ich' setze diese auf tt> Minuten fest, nach Ablauf dieser Zeit aber kommt die Entscheidung." Ruhig setzte sich B. wieder an seinen Tisch, legte jedoch die Uhr vor sich hin. — Minute aus Minute verrann, lautlos blieb man an jenem Tische. Die 10 Minuten waren abgelaufen. B. erhob sich, stellte ruhig die Uhr in die Westentasche, trat dann vor den entmuthig- ten PradthanS hm und gab diesem ein Paar so kräftige weithin schallende Ohrfeigen, daß er vom Stuhle unter den Tisch herunterfiet. Mit Ge- dankenichnelte war die Gesellschaft verschwunden, aber eben so schnell erschien auch der Wirth: „Mein Herr!" sagte er zu B., mit den Gästen, die sie mir vertrieben haben, ist für mich auch die Bezahlung der Zeche verloren gegangen." Ruhig erwiderte B., seine Börse ziehend: „Wer A. gesagt hat, muß auch B-, sagen," und bezahlte die Zeche der in die Flucht Geschlagenen.
— (Treffende Antwort.) Die Stadt Cincinnati gab neulich ein öffentliches Fest, wozu die Geistlichen aller Conseffionen eingeladen waren, unter anderen der jüdische Prediger vr. Li- lienthal und der katholische Erzbischof. Für Or. Lilienthal war koscheres Essen eigens bestellt. Der Erzbischof näherte sich nach beendigter Mahlzeit vr. Lilienthal und sagte zu ihm: „Wann, Herr Doktor, werden wir das Vergnügen haben, Sie mit uns essen zu sehen?" — „Auf Ihrer Hochzeit," war die prompte und richtige Antwort des Doktors.
Immer besser.
— Vor Alters nahm man sich ein Weib,
Dann später eine Frau,
Noch später eine Gattin und
Jetzt die Gemahlin — schau!
Newyork, 18. Mai. (Per transatlantischen Telegraph.) Das Postdampischiff des Nordd. Lloyd Rhein, Capt. H. C. Franke, welches am 29. April von Bremen und am 2. Mai von Southampton abgegangen war, ist beute 11 Uhr Vormittags wohlbehalten hier angekommen.
Amtliche und Privat-Beka«ntmachu»geu.
G ü l t l i n g e n,
Oberamts Nagold.
Vergebung von Banarbeiten.
Die hiesige Gemeinde beabsichtigt, nachstehende Bauarbeiten im Wege der schriftlichen Submission zu vergeben:
Bauobjekt.
Grab-,
Maurer
und
Steinhau- erarbeit. :
Gipser
arbeit.
Zimmer
arbeit.
Schreiner-
arbeit.
Schioster
arbeit.
Glaser
arbeit.
Flaschner
arbeit.
Anstrich - arbeit-
Pflaster- arbeit.
L
I. Umbau des Rathhauses....
1247 45
508 81
268 7
987 39
480
25
74 90
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II. Einrichtung eines Schulabtritts .
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III. Baureparatur auf dem Haselstal- ler Hof.
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IV. Verblendung des neuen Schul-
320 —
Hauses rc.
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Tüchtige Handwerkslente werden eingeladen, ihre Offerte, in welchen die Angebote für die einzelnen Bauobjekte und der Abstreich an den Ueberschlagspreisen in-Procenlen auszudrücken ist, schriftlich und versiegelt mit der Aufschrift
„Angebot für (Bauobjekt I, II., III. oder IV. ) in Gültlingen (.Arbeit)"
versehen längstens bis
Montag den 22. Mai, Vormittags 10 Uhr,
auf dem Nathszimmcr in Gültlingen abzugeben, zu welcher Stunde die urkundliche Eröffnung der eingelanfenen Offerte statlfindet, welcher die Submittenten anwohnen können.
Pläne, Kostenvoranfchläge und Bedingungen können bei Unterzeichnetem eingesehen werden. Unbekannte Unternehmer haben ihren Offerten Vermögens- und Fähigkeits-Zeugnisse beizuschließen.
Nagold, den 11. Mai 1876.
A. A.: H. Schuster, Oberamtsbaumeister.