Wohlwollens des Reichskanzlers erfreue und wahrscheinlich dessen Geheimsecrelär werde. (Fr. I.)
Die Frage, ob ein L>tande sbeamter die Eheschließung eines seiner eigenen Kinder vollziehen dürfe, ist aus Veranlassung eines Spezialfalles von Seiten der Ministerialinstanz bejaht worden. Ebenso kann die Beurkundung eines Geburts- oder Sterbefalles in der Familie des Standesbeauueu von diesem selbst vorgenommen werden, falls sein Stellvertreter nicht funklio niren kann..
Die sozialistischen Reichstags-Abgeordneten Reimer und Hasselmann haben dem Staatsanwalt Tessen- dorsf ihre Photographien ciugesandt mit dem Ersuchen, dagegen ihnen als Austausch die seiuige zu schicken. Herr Tessendorff soll sich für die ihm erwiesene Aufmerksamkeit zwar höflichst bedankt, sie aber als überflüssig bezeichnet haben, da er sich doch über kurz oder lang — die Originale „laugen" würde.
Wien, 12. April. Die „Politische Korrespondenz" hebt bei Besprechung der orientalischen Lage hervor, daß die Ver- Handlungen mit den Insurgenten in der Herzegowina keineswegs gescheitert seien.
Die zwei größten östreichischen Blätter, die Presse und die Neue freie Presse, liegen sich darum in den Haaren, ob Oestreich die Goldwährung cinführen müsse — so behauptet die N. freie Pr. — oder die Silberwährung — so behauptet die „Presse". Einstweilen wird es wohl noch beim Papier bleiben.
Prag, 10. April. Heute Morgens um 1 Uhr brach in der mechanischen Cachemir-Fabrik des Herrn Ignaz Kling er in Neustadtl nächst Friedland Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß man drei Stunden später die ganze Fabrik mit fünfhundert mechanischen Stühlen verloren geben mußte.
Petersburg, 12. April. Der „Golos" äußert sich voll Anerkennung über die deutsche Politik und sagt in Bezug auf das Verhältniß Deutschlands zu Rußland, die bestehende Freundschaft entspreche den Interessen beider Länder und sichere den allgemeinen Frieden.
In Paris hat man jüngst ziemlich grausame, aber für den Festungskrieg wichtige Versuche angestellt, wie lange ein Pferd ohne 'Nahrung leben kann. Ein Pferd kann 25 Tage ohne feste Nahrung leben, wenn es genügend Wasser zu trinken bekommt; es kann jedoch blos 5 Tage ohne Wasser leben, wenn es auch feste Nahrung erhält. Gibt man einem Pferd 10 Tage von fester Nahrung, doch ungenügend zu trinken, so verendet es am 11. Tage; ein Pferd, dem man 3 Tage das Wasser entzog, trank i» 3 Minuten 60 (?) Liier Wasser. Ein Pferd, welches keine feste Nahrung zwölf Tage lang erhalten hatte, war noch im Stande, eine Last von 279 Kilos zu ziehen.
Frankreich plant eine Industrie-Ausstellung, die am I.Mai 1878 in Paris ihren Anfang nehmen soll. Frankreich hofft damit einen Beweis seiner ernstlichen Friedensliebe zu geben. Die letzte Pariser Ausstellung fand 1867 statt.
Rom, 4. April. Der „N. fr. Pr." wird, von hier geschrieben: Durch die italienische Presse macht soeben die Nachricht von einem Ehe- scheidungs-Processe die Runde, den General Garibaldi gegen die Gräfin Naimondi in Como anzustrengen willens ist. Wll dürsten somit in Italien binnen Kurzem einen neuen und böchst interessanten Beitrag zur Geschichte berühmter Ehescheidungs-Procesie zu erwarten haben, umsomehr, als die Frau, mit der Garibaldi gegenwärtig lebt und die mehrere Kinder von ihm hat, daraus dringt, daß die Kinder durch die Schließung einer formellen Civil-Ehe legalisirt werden. An dieser ganzen Geschickte nimmt uns nur Lines Wunder, nämlich daß Garibaldi, der die Gräfin Raimondi wenige Stunden nach der Trauung mit ihr für immer wieder verlassen bat, sünszehn Jahre Zeit brauchte, ehe ^r zu dem Entschlüsse kam, die Nichtigkeits-Erklärung zu betreiben. Der Sachverhalt ist in Kurzem solgender: Als Garibaldi im Jahre 1859 nach der Schlacht bei San Fermo unter Vertreibung des. österreichischen Generals Urban seine» feierlichen Einzug in Como hielt, kam ihm auf hohem Rosse ein stattliches Weib entgegen, dem — obwohl es von gräflicher Abstammung, ein patriotisches Herzäm Busen zu schlagen schien, und fragte in schmachtendem Tone: „Garibaldi, willst du mich? Ich bin bereit, dein Weib zu werden!" Da der Held von San Fermo und das Schloßsräulein von Ulmo sofort einig waren, so wurde unverzüglich zur Trauung geschritten, und in der Villa Naimondi unter dem Znsammen- lauj aller in der Nähe befindlichen Garibaldiner ein großartiger Hvch- zeitsschmaus veranstaltet. Während der General im Vorgefühl des neu beginnenden, seit 1849 schmerzlich vermißten ehelichen Glückes schwelgte, raunte ihm ein Freund, der es nicht ertragen konnte, den armen General so schmählich getäuscht zu sehen, ein ebenso wohlgemeintes als böses Wori ins Ohr, bei dem Garibaldi das Blut in die Wangen schoß, weil ein einziger prüfender Blick auf den körperlichen Umfang seiner schönen Gräfin und nunmehrigen Gattin hingeceicbt hatte, ihn von der Wahrheit der schlimmen Meldung zu überzeugen. Voll gerechter Entrüstung erhob er sich von seinem Platze, ließ die Neuvermählte, die vor ihm ein intimes Verhältniß mit einem jungen Offizier aus Brescia gehabt batte, ohne ein Wort zu sagen, sitzen und drehte der ganzen Hochzeits-Gesellschaft den Rücken.
Der Diritto und der Bersagliere veröffentlichen einSchrei- ben Garibaldis an Depretis, worin derselbe sagt, er nehme das ihm von der Nation und dem Könige gemachte Geschenk von 100,000 Fr. an und wolle damit die Tiberregulirung unterstützen. Garibaldi dankt dem Könige und wünscht, Italien möge immer mehr auf dem Wege der Moral, Freiheit und Wohlfahrt sorlschrene».
Dem englischen Par! a m rnte ist soeben das Ergebniß einer gerichtlichen Unkersuchung mitgetheilt worden, die
eine verzweifelte Aehulichkeit mit der unglücklichen „Franconia- Afsaire" hat, nur mit dem Unterschiede, daß hier das Endurtheil freispcechend lautet und sich mit einem leichten Tadel gegen den Angeklagten begnügt, während bei der „Franconia-Affaire" der deutsche Kapitän für schuldig der fahrlässigen Lödtung erkannt wird. Bekanntlich fuhr vor einiger Zeit bei der Insel Wight die k öuig tiche Aach t „Alb erta", an deren Bord sich Königin Victoria befand, die Privat Jacht „Mistletoe" in den Grund, so daß fast die ganze Besatzung der letzteren ertrank. Die „Alberta" hielt sich nicht lange mit Rettungsversuchen auf, sondern eilte ans Land. Genau so liegt die Anklage gegen die Franconia. Das deutsche Schiss fuhr das schottische in den Grund und eilte, ohne retten zu helfen, an das Land. Der Führer der königlichen Nacht „Alberta" wird freigesprochen und erhält nur einen Verweis, „denn er Halle einen solchen Kurs steuern sollen, daß er nicht durch eine Knrsverändernng der Segelyacht „Mistletoe" mit derselben in Zusammenstoß kommen konnte." Der deutsche Kapitän, dem der „Strathclyde" gleichfalls in den Weg fuhr, wird verdonnert. Die englische Presse, voran die „Times", hat die Slirn diesen Ausspruch angesichts der Entscheidung bei der Alberta-Affaire für gerecht zu erklären. Hoffentlich steht im englischen Parlament, dem die Akten vorliegen, ein Mann auf, der gegen diese Art von Gerechtigkeit im freien England eine nachdrückliche Verwahrung einlegi. (B. T.)
Ein neuer Fortschritt der Civilisalion! Die englische Armee führt, „um einem langgefühlten Bedürfnisse abzuhelfen", in ihre Reihen eine neue Massenmordmaschine ein in Gestalt der Galling-Geschütze. Dieselben, eine Mitraillenseii-Art, schießen in ver Minute vier- bis fünfhundert Kugeln ab. Jede Infanterie- Division soll eine bestimmle Anzahl Galling-Kanonen erhalten. Bis jetzt sind schon einige Hundert Stück in Woolwich fertig gestellt worden. (B. T.)
Aus dem amerikanischen Westen schildert der scharf beobachtende Korrespondent der A. Z. die in den Vereinigten Staaten eingerissene Schlenderwirthschaft mit scharfen Strichen. Er führt an, wie die Regierung mit allen Staatsfonds eigentlich nichts weiter ist, als die melkende Kuh für ein großes Beamten- und Betrügerheer. Als General Babcock, der Prioatsekrelär des Präsidenten, wegen Schwindeleien aus der Anklagebank erscheinen mußte, war sein Einfluß so groß, daß der Staatsanwalt Piere- pont selbst ihm half, und als er freigesprochen wurde, bot Grand ihm seine alte Stellung wieder an, nachdem er bereits entlassen worden war. In New-Jork und Philadelphia wurden 30,000 Dollars Schmerzensgeld für ihn gesammelt; der Bankier Selig- mann stand an der Spitze.
Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten hat nun ebenfalls die bereits im Senal passirte Bill angenommen, wonach das Gehalt des Präsidenten vom März 1877 ab auf 25,000 Dollars reduzirt wird; bisher betrug dasselbe 50,000 Dollars.
Nach sachverständiger Schätzung kommt eine Ausstellungsreise »ach den Vereinigten Staaten mit zweimonatlichem Aufenthalte daselbst folgendermaßen zu stehen: 60 Tage zu 10 Dollars — 600 Dollars, Eisenbahnfahrten 200 Dollars, allerhand unvorhergesehene Ausgaben zum mindesten 200 Dollars; zusammen 1000 Dollars und einschließlich der Kosten für die Ueberfahrt in runder Summe 1300 Dollars — 5000
Der AmmeiKer von StraHburg.
(Fortsetzung)
Adrian runzelte finster die Stirne und schaute den Bürgermeister fest an.
„Nichts als deutsche Schmach und Schande!" versetzte er mit grollender Stimme, „an den Höfen deutscher Fürsten wälsche Sprache, wälsche Mode und Sittenlosigkeit, nur am Hofe des großen Brandenburger Kurfürsten begegnet man noch ächter deutscher Sitte und Eifachheit; dort ist es eine Lust zu leben, und wenn irgendwo, so ruht in Brandenburg Deutschlands Trost und Hoffnung!"
„Habe von diesem großen Brandenburger Kurfürsten genug gehört, ein ächter deutscher Mann, der immerdar treu zum Kaiser gehalten und sich nie von Frankreich hat bethören lassen."
„So ist es," nickte Adrian, „d'rum sind die Brandenburger auch deutsch und fest, und kämpfen wie die alten Germanen. Sonst folgt in Deutschland Alles der französischen Mode, und Ströme von Geld fließen nach Paris, — die kleinen Fürsten äffen dem Despoten in Versailles nach. An ein festes deutsches Zusammenhalten ist nicht mehr zu denken, der Kaiser ist auf seinem Thron eingeschloffen und die Fürsten dienen Frankreich, — so ist das Reich ein Spielball des Auslandes!"
„Gott steh' uns bei," seufzte der Bürgenneister, „seit 60 Jahren stehen wir nun schon gegen Frankreich. Wir haben alle Kräfte angestrengt, unsere Freiheit zu behaupten, und sind zum Aeußersten entschlossen. In' all' den Jahren arbeitet die Bürgerschaft wechselweise beständig an der Befestigung .der Stadt; einige Thore werden nun seit Jahre» nicht mehr geöffnet, an den andern befindet sich doppelte Wache und eine Magistratsperson zur Auf-