ficht. Ja, ja, Freund Adrian! der Bürger Straßburgs hat's schwer, denn obwohl wir eine starke Garnison Soldaten halten, wie Du weißt, so muß doch der Bürger jeden dritten Tag auf Wache ziehen. Wenn's Dir also um Wohlleben und Bequemlichkeit zu thim ist, Adrian, so mußt Du den Staub der Heimath abschütteln und wieder von dannen ziehen."
„Ich bin heimgekehlt, als ich m Paris von der Gefahr der Baierstadt vernommen," versetzte der junge Mann ernst, „man spottet dort des deutschen Elends und betrachtet Straßburg bereits als eine französische Stadl; ja, man prahlt, damit auf deutschem Grund und Boden ein französisches Bollwerk anzulegen. Das schoß mir wie Gift in's Blut, ich schlug dem Franzosen in'S Gesicht und mußte, weil derselbe beim Minister hoch angesehen, sogar mit ihm verwandt war, heimlich aus der Stadt entweichen."
„Ich kann Dich deßhalb nicht schelten," sprach der Bürgermeister ernst, „hätt's auch wohl so gemacht in der Jugend. Doch wie soll's mit Dir werden, wenn die Dladt, was Gott verhüten möge, sich nicht länger zu halten vermag und hilflos der wälschen List erliegen muß? — Ich fürchte, mein Sohn, daß ich Dich alsdann nimmer werde schützen können, und meine Macht am Ende sein wird, wenn das Lilienbanner auf unserem Münster weht. O, Deutschland, Deutschland, wie schwer versündigst Du Dich an Deinen treuesten Kindern!"
„Was meint Ihr, Herr Dominikus," begann Adrian nach einer Pause lebhaft, „wenn ich mich wieder sogleich aufmachle und nach Wien zum Kaiser ginge, ihn um Hilfe für Straßburg zu bitten?"
„Eitle Hoffnung, mein Sohn! — Der Kaiser hat uns stets Ohr und Herz verschlossen."
„Oder zum Kurfürsten von Brandenburg, er wird sicherlich den Willen dazu haben."
„Daran zweifle ich nicht, doch fehlt ihm die Macht zu helfen. Wäre der große Kurfürst deutscher Kaiser, unsere schöne Stadt würde niemals in Frankreichs Hände fallen. So aber sind wir einzig auf uns selber angewiesen und werden wir uns wehren, so lange wir können. Der ganze Rath hält einträchtig zusammen, und doch, ich fühle es, wir werden am Verrath zu Grunde gehen."
„Verrath im Innern der Stadt?" fragte Adrian erregt.
„So ist es, mein Sohn! Hast Du draußen nichts von dem Verräther Obrecht gehört?"
„Nein, kein Wort, Ihr meint doch nicht den Doktor Georg Obrecht, Euren Nachbar?"
„Denselben, er mußte seinen Verrath mit dem Kopfe büßen."
„Großer Gott!" rief der junge Mann erschreckt, erzählt es mir, Herr Ammeister!"
Dieser blickte eine Weile düster vor sich hin.
„Es sind jetzt gerade neun Jahre her, anno 1672 war's, als jener Doktor Georg Obrecht eine Verschwörung gegen mich und den ganzen Rath anzetteln wollte, um uns allesammt, die wir acht deutsch allezeit unsere Pflicht gegen Kaiser und Reich erfüllt, in's Verderben zu stürzen, und allsdann, wenn ihm solches gelungen, die Stadt dem König von Frankreich auszulie- sern. Er hatte sich durch Judaslohn bestechen lassen und gab sich absonderlich dazu her, allerhand anonyme Schmähschriften
gegen mich drucken zu lassen, als sei ich der Verräther, welcher mit Frankreich heimlich unterhandele, um dem Könige gegen eine hohe Summe Goldes die Stadt zu überliefern. Er wollte mit solch' boshafter Verleumdung die Menge aufrühren, Zwietracht säen und mich des allgemeinen Vertrauens der Bürgerschaft berauben lund so beseitigen. Es sollte anders kommen, Gott schützte uns und brachte die Verleumdung an's Licht. Obrecht hatte einen französischen Brief an den Minister Louvois, worin der ganze verrälherische Plan enthüllt war, verloren, und der Finder brachte denselben in die Rathsoersammlung. Der Ver- rälher wurde oor's Gericht gestellt, das ihn zum Tode verur- theille, den er denn auch durch Henkerbeil erlitt."
„So möge es jedem Verräther ergehen," sprach Adrian.
„Wir durften das Urtheil nicht mildern," fuhr der Bürgermeister fort, „der erwiesene Verrath mußte um unserer eigenen Sicherheit und der Erhaltung der Stadt willen mit der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft werden. Ach, mein Sohn! was haben wir in dieser ganzen Zeit gelitten, und was werden wir noch leiden müssen ohne Aussicht auf Errettung! Die beständige Kriegsrüstung hat ungeheure Summen verschlungen; Handel und Wandel liegen darnieder; das Vermögen der Bürger schmilzt mit jedem Tage mehr zusammen; viele Quellen unserer städtischen Einkünfte sind verstopft, und eine ungeheure Schuldenlast, von welcher wir die Zinsen nicht mehr bezahlen können, raubt unserer sonst so reichen und blühenden Vaterstadt alle innere Kraft."
„Das ist fürwahr ein düsteres Bild," sprach Adrian leise, als Jener schwieg.
„Ich könnte noch schwärzer malen," seufzte Herr ^Dominikus, „und hart ist es fürwahr, wenn unsere deutschen Nachbarn und Brüder, die zu unserem Verfall so reichlich beigetragen, uns nun zum Ueberfluß noch vercächtlich und schimpflich behandeln. Da läßt zum Beispiei der Bischof von Speier die Straß- burgischen Schiffe, welche aus die Frankfurter Messe fahren wollen, zu Lauterburg und Philippsburg anhalten, begegnet den Schiffern hart und zwingt sie, über die schuldigen Zinsen für jedes Schiff wegen gerichtlicher Kosten noch 100 Gulden mehr zu bezahlen; ebenso der Kurfürst von Mainz, während andere Schuldner uns beim Kammergerichl zu Speier verklagen. Was soll bei solcher Härte unserer Brüder und dem listigen Drängen des Feindes da zuletzt aus unserer Reichssceiheit werden?"
(Fortsetzung folgt. 1
Charade.
- (Zweisilbig.)
t.
Ob mich auch Sitte und Gesetz hienieden,
Ob Eitelkeit, ob Ehrgeiz auch erschuf —
Von Anbeginn der Welt hielc ich geschieden Die Menschheit nach Geschäften und Beruf.
2 .
Mag jenes dir ein ungleich Loos bereiten.
Siehst du parteilos doch, wie sich's gebührt.
Mich unaufhaltsam, stetig weitecschreiten,
Von keinem Glück und keinem Schmerz gerührt.
1 . 2 .
Und was mein Zweites ist, ist auch das Ganze;
Doch — (ist's kein Widerspruch und kein Berseh'n?) — Schwingt jenes fort in ruhelosem Tanze,
Muß dieses stets auf gleichem Platze steh'n.
Amtliche und Privat-Bekanutmachurrgen.
Al teuft arg Stadt.
Kalksteinbeifuhr-Mord.
Am Mittwoch den 19. d. M., Morgens 7 Uhr,
wird auf dem hiesigen Nathhaus die Bei- fuhr der Kalksteine auf die in Unterhaltung der Stadtgemeinde stehenden Straßen aus ein oder mehrere Jahre in Akkord gegeben. Liebhaber sind eingeladen.
Den 11. April 1876.
_ Stadtschultheißenamt.
Ettmans weiler.
Lang- und Klotzholz- Verklms.
Aus dem hiesigen Gemeindewald Hof- bcrg und Schmalz-
niß kommen am
Samstag den 22. April, Vormittags 9 Uhr,
171 Stück forchenes Lang- und Klotzholz mit 126 Fm. auf dem hiesigen Rathhaus öffentlich zum Verkauf, wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.
Den IS-. Avil 18 W.
A. B.:
Schultheiß Roller.
Nagold.
Zum Behuse der Besprechung eines eben eingegangenen Consistorialerlafses wäre eine zahlreiche Betheiligung der Diöcesan- geistlichen an der Zusammenkunft in Eb- hausen am
nächsten Dienstag den 18. d. M. erwünscht.
Den 13. April 1876.
Kgl. Dekanatamt.
Freihoser.
Meislisten
der
Baugewerbe
in
Gesammelt und herausgegeben von der
8. dentralstellk kür 66Ede <b llMäel.
Erste« Best.
1) Maurer, Steinhauer und Gypser.
2) Zimmermaler.
3) Flaschner.
4) Hafner.
5) Schieferdecker.
6) Pflasterer. Preis 48 kr.
Zu haben in der
G. W. Zaiser'schen Buchh.
Nagold.
Danksagung.
Für die vielen Beweise von Liebe und Theiinahme, welche unser Sohn Gottlieb, welchen der Herr über Leben und Tod so bald wieder zu sich genommen hat, während seiner Krankheit erfahren durfte, für die reichen und schönen Gaben, namentlich von Seiten seiner Mitschüler zur Verzierung seines SargeS, sowie für die zahlreiche Begleitung z« feiner letzten Ruhestätte sagen ihren herzlichsten Dank
die tiefbetrübten Eltern Johs. Schuon, Stricker, und feine Frau.
W a l d d o r f.
Am Ostersonntag und Montag wird
Bockbier
ausgeschenkt bei
Rappenwirth
Rau.
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