Kaiser um 2 Uhr aus der Gesellschaft zurückgHichen, dauerte das Tanzvergnügen, an welchem sich die junge Welt lebhaft de-- theiligte, noch bis zur frühen Morgenstunde.
Bei den jetzigen militärische!: Unternehmungen der Türkei gegen die aufständischen Provinzen ist es nicht uninteressant, aus unparteiischem Munde ein Unheil über die militärischen Kräfte dieses Landes zu vernehmen, welches ein deutscher Landsmann (I. o. Wickede) in der „Augsburger Allg. Ztg." niedergelegt hat. Derselbe spricht der Mehrzaht -der türkischen Soldaten Ausdauer, Zuverlässigkeit und Tapferkeit nicht ab, führt aber den nur geringen Werth des Heeres auf die Unfähigkeit und Unbrauchbarkeit des Ossiziercorps zurück, wovon er folgende Schilderung entwirft: „Die Mehrzahl aller türkischen Offiziere der verschiedensten Grade — einzelne wenige rühmliche Ausnahmen natürlich abgerechnet — sind durchweg rohe, geistig uirgebildete und militärisch gänzlich unwissende Menschen, welche sich, außer durch ihre äußeren Eradabzeichen, eigentlich durch nichts von i^er Mannschaft unterscheiden. Unsere deutschen Uitterossizier- korps stehe» sowohl in allgemein geistiger, als auch in rein mi litärischcr Hinsicht hoch über den meisten türkischen Ossizierkorps und sehr viele deutsche Feldwebel und Wachtmeister sind in allem und jedem wahre Gcistlcmen und wohl unterrichtete Männer gegen die Mehrzahl der türkischen Compagnie-, ja selbst Barail- lonschess. Diese plumpen, gänzlich unwissende, aber dabei wenigstens ehrlichen tapferen türkischen Hanptleute und Majors, die schmunzelnd ein Backschisch oder Trinkgeld von wenigen Piastern cinstreichen, sind aber bei Weitem nicht dis schlechtesten Offiziere des Heeres, sondern diese findet man nur zu häufig unter den eleganten, abgelebten, durch und durch entnervten, vornehmen jungen Männern, weiche durch die in der Türkei allmächtige Protection sehr schnell zu höheren Graden befördert wurden, zu denen ihnen alle und jede Kenntnisse und Fähigkeiten gänzlich mangeln."
Die Ultramontanen suchen die Bauern in Frankreich wieder einmal durch Kriegsgerichte zu erschrecken und einzuschüchtern, wobei das Blatt des päpstlichen Nuntius in Paris keine untergeordnete Rolle spielt. Es wird darin u. a. gesagt, Fürst Bismark gehe damit um, die türkische Frage so zu leiten und zu wenven, daß Deutsch Oestreich an Deutschland falle und Rußland genöthig! werde, Preußen noch einmal in Frankreich freie Hand zu lasten. „Wir können uns," heißt es dann, „auf einen neuen Einsall gefaßt machen, was der General Manteuffel mit den Worten ausdrück!: Der Teufel wird im Frühjahr losgelassen werden."
London, 10. Febr. Aus der dem Parlamente mitge- theilten diplomatischen Corcespoudenz über den Ankauf der Suez- Canal-Actien ist noch hervorzuheben: Lord Odo Rüssel berichtet am 29^ November: Fürst Gismarch habe ihn beglückwünscht, daß das britische Cabinet das rechte Ding im rechten Momente ge- than habe; er billige den Actien-Ankauf als wichtige Garantie für Wahrung des europäischen Friedens. Lord Paget zeigte unterm 3. Dezember aus Rom an, daß der Minister Visconli- Venosta sich äußerst günstig und freundlich über den vergrößerten Einfluß Englands im Mittelmeer geäußert: es freue ihn nicht blos wegen der Italien früher von England geleisteten Dienste, sondern auch mit Rücksicht auf allgemeine Erwägungen der künftigen Gestaltung der Verhältnisse. Lord Elliol berichtet unterm 8. Dez.: Als ich gestern mit Raschid Pascha über den Actien-Ankauf sprach, erwiderte er: „die dadurch ursprünglich verursachte Aufregung ist gänzlich geschwunden." Der Gesandte in Wien, Sir A. Buchanan, schreibt am 16. Drz.: Graf An- drassy sagte mir, er fei überzeugt, daß der Ankaul der Aktie» dem ösireichischen Handel gleich vortheilhaft wie dem britischen sich erweisen werde; er könne denselben nur mi: Befriedigung ansehen; feiner Ansicht nach gebe es in Oft- und Ä-est-Europa keine Fzage, worin die östreichrschen und die britischen Interessen nicht identisch wären. Lord Derby ließ den Regierungen für diese ihre Aeußerungen danken.
Lebenskämpfe.
(Fortsetzung.)
Drittes Capitel.
Wie die Verbündeten vorhergesehen und planmäßig verabredet, so geschah es auch. Die ehrlichen Bergleute hatten geschworen, dem armen Müller Anton zu helfen, und so führten sie es auch richtig aus und gruben bei nächtlicher Weile einen Kanal, der ihm Wasser in Hülle und Fülle zuführte. —
Da kam der hinkende Bote hinterdrein; wie ein Geier stürzte sich der Oberförster auf dies Werk der rührendsten Freundschaft und mir blutendem Herzen sah der unglückliche Anton, wie der Quell seines Lebens auf's Reüs verstopft wurde und elendiglich versiegte.
Das war noch nicht Alles, seine Feinde hasten an diesem Rachewerk noch nicht genug. Anton wurde aufs'Amt gefordert und zu einer bedeutenden Geldstrafe verurtheilt. Der Arme schwieg und zahlte, er wollte um keinen Preis der Welt seine wackern Freunde ins Verderben stürzen. Es wirr am Abend
dieses traurigen Tages, als einige alte BeMkeuie mit verwetter- ten (Msichlern der Obermühle zuschritten. Lie sahen düster und zornig drein und ihre Worte, die sie miteinander wechselten, klangen abgestößcn und drohend.
„Eine Schande ist's," rief der Eine von ihnen, „sie wollen den armen Anton mit dem weißen Ltabe zum Land hinausjagen."
„Es soll ihnen aber nicht gelingen," murrte ein Zweiter, „wir graben so lange an dem Kanal, bis-die Herren" endlich einmal müde werden, unsere Arbeit zu zerstören "
„Hilft Euch nichts," sagte der Drille, ein Greis mit silberweißem Haar, „wenn cs wirklich so weit käme, hätte unser Freund kein Stück trockenes Brod mehr."
„Ja, Vater Jean hat ganz Recht," tönte eine fremde Stimme dazwischen, und aus einem Feldweg trat der Hofjäger Arnold. «Ich hörte Euer Gespräch und kann mir wohl denke», von wem die Rede war," fuhr er. sich zu de» Bergleuten gesellend, fort, ich wiederhole deßhalb, Vater Jean hat Recht, Ihr dü.ft nicht vergessen, liebe Leute, daß man oergebtns nach dem Stachel leckt und Fett immerdar oben schwimmt. Ich gab Anton den Rath, selber nach der Residenz zum Herrn Baron zu gehen, aber er ist leider zu schüchtern dazu, er kann seine Worte nicht machen, und Ihr wißt, ein gutes Wort sinder immer einen guten.Ort."
«I? ja, jo ist es," bestätigte der Greis, der Herr Baron ist nicht so schlimm, feine Beamten, die sind's, sie haben die ganze Luppe eingebrockt."
„Der Verwalter hälts mir dem Uniermüller, der schmiert tüchtig, um gut zu fahren, meinte ein Anderer.
„Er gehört eben zu den Klugen dieser Welt, der Untermüller," versetzte der Hofjäger, „wer nicht schmiert, bleibt stecken, wie wir das an dem Anton jetzt wieder deutlich sehen."
„Unsere Herren Haltens insgesammt mit Sem Schuft; brummte der zweite Bergmann, „auch der Oberförster, hätts von dem doch nimmer geglaubt, ist ja ärger als seine Spürhunde."
„Frieder," zürnte der alte Vater Jean, „leg' Deiner losen Zuge einen Zaum an, es ist nicht Alles gut und löblich, was sie redet." »
„O, die Galle kann einem auch einmal mit der Vernunft daoonlausen," ries der Erstcre heftig, „sind wir Armen in der Welt nur dazu da, um dahin zu gehen und nur das zu thün, was diese großen Fettwänste uns sagen?"
„Ja, der Frieder hat Recht, Vater Jean," fiehl der dritte Bergmann rasch ein, „unsereins darf wohl auch ein Wort dreinreden, wenn es uns die Herren gar zu arg machen. Ich laß es' mir nicht wegftreiten, was ich fest und sicher glaube, daß der neue Stollen nemlich nur angelegt ist, um den Anton von Haus und Hof zu verdrängen, wir sahen es doch alle gleich, wie es kommen mußte, und sollten vielleicht unsere Herren dümmer sein als wir?"
„Ihr redet Euch um Euer ganzes Fortkommen," meinte Vater Jean kopfschüttelnd, „was Hilst es, daß wir eistgesehrst, ums ich auch nicht läuguen kann? Nichts, wir sind ohnmächtig, und nur einer ist, der hier helfen könnte — unsest Herrgott."
„O, der Baron konstte in diesen Falle auch wdhl ein wenig den Herrgott spielen," lachte der Hofjäger, in seiner Hand liegt es ja nur, der Obermühle ein wenig Wasser zu gönnest."
Der Alte warft dem Hofjäger einen finsteren Blick zu — dieser Vergleich mit dem Herrgott gefiel dem frommen Bergmann durchaus nicht. — Er schwieg und schritt hastig weiter.
„Verkehrt jetzt auch viel auf der Untermühle,- Held Hofjäger," meinte der erste Bergmann», „man sieh! Euch dort viel aus dem Anstand,"
Arnold erröthete ein wenig und versetzte dem' Necker einen leichten Schlag auf die Schultet.
Das Wild ist eben dort so ausgezeichnet," meinte er lachend.
„Ist aber doch gefährlich* für einest Hofjäger) so 'ne Wilddieberei."
O, nicht doch, guter Freund," versetzte Arnold; „es' ist'ehrlich und erlaubtes Revier."
„Hm, wenn der llntermüller oder der Verwalter Euch-in diesem Revier träfen?"
„Der Verwalter?" fragte Arnold stutzend, „jagt der auch nach solchem Wild? ich glaubte, er sorge dort nur für feinest Gaumen."
„Blind also, kein gutes'Zeichen für einen Jäger," meinte der Bergmann trocken, „ja Herr Hofjäger, das ist kein größK Geheininiß mehr, daß unser Hebt Verwalter' die Schmucke und reiche Anna freien will. Seht Ihr, guter Freund, Ändere sisto just eben so klug, als ein fürstlicher Hofjäger."
Arnold biß sich auf die Lrhpen und schwieg. — An einen solchen gefährlichen Nebenbuhler hatte er nüch gar nicht gedacht.
„Die Anna wird'ihn aber nicht heirathen, sie mag ihn nicht," fiek der Hofjäger eist — mehr um sich selber Zu beruhigen, als sein Herzensgeheimniß dem Bergmanne preis zu gebest.
Dieser, welcher allein noch 'das Wort führte) da die andern Beiden eiliger der untersten Obermühle zuschrittest, blieb stehen, augenscheinlich'; um aus der Gehörwtite seiner Kcnstera- de»'zu kommen.