„Hört einmal, Herr Hofjäger," sagte jetzt der Bergmann Me,, „der Untermüller hat die Macht, seines Bruderstochter an tzen Verwalter zu verheirathen, ob sie nun mag oder nicht. Ihr Verstorbener Vater hat's so im Testament verordnet, ich kenn' hie Geschichte ganz genau — er war ein Tölpel, ein Esel, der Selig. Sie muß den Mann heirathen, den der Ohm für sie aussücht, oder all' ihr Hab' und Gut fällt an den Nimmersatten Üntermüller. Es war' diesem also schon ganz recht, wenn das Mädel nein sagte, er würde sie ohne Erbarmen, so wie sie just ginge und stände, aus dem Hause jagen."
„Kennt die Anna dieses verrückte Testament?" fragte Arnold erstaunt.
„Wie sollte sie denn nicht? — sie kennt es ganz gut, aber die Anna ist eben so klug, als sie hübsch und freundlich ist und wird wohl deßhalb das Gescheidesle thun, wird in den sauren Apfel beißen."
„Und den Schuft von Verwalter heirathen?" rief der Jäger heftig, „nein, das thut sie nicht, lieber springt sie in's Wasser."
„Oder in Eure Arme, Herr.Hofjäger," lachte der Bergmann, das wäre denn jmmer noch weit klüger uH christlicher. Schreit nur nicht so, daß der Vater Jean nicht Hort, was ich Euch erzählt, er würde wir selber .ein Gebiß, pnlegen. Der Untermüller ahnts ja gar nicht, daß die Anna das Testament kennt, sie darf es erst erfahren, wenn der Freier da ist. noch hat der Verwalter ihr selber nichts gesagt."
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— Brief einer.alten Jungfer au noch nnver- heirathete junge Mädchen! Wenn ich gleich nie das bittersüße Joch der Ehe getragen habe und auch keine Aussicht mehr, vorhanden ist, daß mich Amor mit dem bräutlichen Kranze je schmücken werde, ist mir doch die Liebe mit ihrem Gefolge nicht ganz unbekannt geblieben und ich habe in dem Geleite desselben nach einer ziemlichen Reihe von Jahren theils an mir, theils an anderen manche Erfahrungen gemacht, die ich euch, ihr heirathslustigen Mädchen, mit meinen Ansichten zu eurem Nutzen und Frommen mittheilen will. — Es ist eine allgemeine Erfahrung, daß alle junge Mädchen vor Begierde brennen, eine Reise nach Mannheim zu machen, so ist es der sehnlichste Wunsch der meisten jungen Männer, sich nachFrauenstein, ,zu begeben. Allein, die Reise nach beiden Orten ist--mit Schwierigkeiten verbunden und oft werden unrichtige 2Üege eingeschlagen. Gewöhnlich erreichen die Mädchen aus Schönhausen sehr bald ihr Ziel, besonders wenn sie hübsches Reisegeld und die Aussicht hdben, einen.alten Onkel in der goldenen Aue zu beerben. Solche Mädchen sind freilich vor vielen andern zu beneiden. Allein, die Liebe sagt man, ist blind und da ereignet.sich bisweilen der Fall, daß sie an Glücks statt vorüberreisen und es. nie zu sehen bekommen. Darum rathe ich allen stttsgen Mädchen, auf ihrer Reise nach Mannheim nie den Weg über Eilenburg A Wachen, sondern sich hübsch eine zeitlang in Wartburg auf- zuhirlten und den Weg und das Wetter zu prüfen. Junge Mädchen, besonders solche, deren Wangen in Rothenberg geboren und in Rosenberg erzogen sind, müssen sich am meisten vor denjenigen Männern in Acht nehmen, die viel über das glänzende Reizenstein sprechen, denn in der Regel ist.anzunehmen, daß solche aus Wind sch acht sind und es nicht so meinen, wie sie sprechen, Solchen Windbeuteln geht stets aus ÄU WD , am auerwemMen'laßt Euch darauf ein , eine Reise nach Küßnacht zu machen, denn Gott Hymen Hatwon Diesem Arte aus schon viele junge Mädchen zur Strafe nach Änimen-
dorf geschickt, von wo sie sich dann gewöhnlich über Grams- dgrs und Bleicherrode nach Elend- oder Sorgstädt begeben haben. Nein, wollt Ihr einem Manne eure Liebe schenken, so reiset nach Guteswegen und Wackerstädt und ihr werdet bald denjenigen finden, den euer Herz sucht, und könnt ihr eurem Erwählten die Versicherung geben, daß ihr aus Lieb enwerda und Treuenbritzen, zu ihm kommt, so werdet ihr euren Wohnsitz in Freudenberg aufschlagen und manche Reise nach Ludwigslust machen. — Wenn Ihr nun, ihr harrenden und schmachtenden Mädchen, auf eurer Reise in eurem Wohnsitz ein- gezogen seid, so müßt ihr eurem Manne mit Liebe und Zärtlichkeit begegnen, so wie auch, daß ihr ihm in allen Stücken treu, hold und ergeben seid, nein, ihr müßt euch auch als tüchtige Hausfrauen zeigen, und dazu gehört nicht blcks ein wenig sticken und stricken, sich putzen und musiciren, aus den Fenstern sehen und coquetiren, tanzen und graziös auf dem Sopha sitzen, das brauche ich euch wohl nicht erst zu sagen, denn alle die Künste, wenn auch mitunter nützlich und angenehm, sind doch mit geringer Ausnahme zu entbehren und für den Haushalt nicht gerade nöthig. Vorzüglich beschäftigt euch mit der Wirtschaft, verschwendet nichts sÜQ uunölhige Sachen, namentlich für Putz, so viel Geld, sondern seid mit dem letzten stets aus Anhalt. Auch seht euch hübsch inKochSstädt um, damit, wenn euer Gatte sich nach des Tages Last und Hitze nach Eßlingen begeben will, er nicht immer Speisen findet, die in Salzwedel und Wassersleben zubereitet sind. Einfach aber aus Würzburg sei eure Kost. Viel Putz am Leibe taugt nicht, einfach, wie die Kost, muß auch die Kleidung sein und Ihr müßt stets erscheinen, als wenn ihr aus Eh.endorf wäret und in eurem Hause muß es aussehen, als wenp man sich in Hein stadt befände. Das dacht ich vor Kurzem auch, als ich bei ejnem jungen Ehepaar zu Besuche war, ich begab mich nämlich fast taumelnd vor Müdigkeit zur Rnh, deren ich.Mch den Strapazen einer langen Reise sehr bedurfte. Kaum glaubte ich mich in Re in pädt niedergelegt zu haben, so war mirs, als würde ich mit tausend Nadeln gezwickt und mit Bren- nesseln gegeißelt, denn wißt, ich mußte über Wanzleben und Unruhslädt, wo ich eine der fürchterlichsten Nächte meines Lebens zubrachte. Von dem Schalten und Walten der Frau hängt des Hauses Glück und Friede ab, und findet es der Mann daheim nicht, was ist die Folge davon? — — Der Mann sucht dieses außerhalb, er geht gewöhnlich jeden Abend nach Bi erstell oder Weinberg und kehrt meistens sehr spät zurück, gar oft begegnet sich ein solches Ehepaar in Querfurt oder Grob zig und einmal soll es sich sogar nach Gerbstädt und Stockholm begeben haben. Darum ihr junge Mädchen Prüfet gehörig, ehe ihr die Reise nach Mannheim antretet, ob ihr auch euren Gatten in her Fplge nach Glücksstädt begleiten könnt, eignet euch frühzeitig.die Tugenden einer guten Hausfrau an, damit ihr dereinst, euren Schritt nicht bereut, sondern euch mit frohem und zufriedenem Herzen ein Wohl nur zurufen könnt, gleichsam als wäret ihr in Wohltau und bliebet daselbst.
— In Kentucky ist es einem Farmer gelungen, bei seinen Rindern Zungen von zwei Klaftern Länge zu erzielen. Das Mittel ist ebenso einfach als sinnreich. Bekanntlich lecken die Rinder leidenschaftlich gern Salz. Es wird daher schon vor dem Kalbe ein Salzbrocken aufgehangen, daß es denselben bequem mit der Zunge erreichen kqnn. Täglich wird diese Entfernung zollweise vergrößert. Das Kalb bemüht sich natürlich, seinen Leckerbissen zu erreichen. Durch dieses Strecken muß aber die Zunge länger und immer länger werden, so daß der ausgewachsene Ochse-chenselben nunmehr bis an die Decke des Stalles zurück- gewAenetzKalzbro^en ganz bequem erreichen kann. Wären die Ställe höher, könnten die Zungen natürlich viel länger ausfallen.
Forstamt A l t e n st a i g. Revier Enzkl ösierle.
Brenn- und Kleiunutz- holMerkauf
am Samstag den 19. Febr. d. I., ^Vormittags 10 Uhr, (/im Hirsch in Enz- ^klösterle aus den Staatswaldungen Schöngarn 2 und Hirschkopf 3:
M-
psenstangen, 1 Stangen zu Floßwieden ; seryerLF NädetholzMmme, 9 Fm., 7 .Rm. buchene Scheiter, 8 Prügel, 6 Rm. tannene Scheiter, 9 Prügel, 1 Anbruch, 2 Rm. buchene Reisprügel, 4 dto. tannene urid.100 Wellen-Schlagraum.
Altenstaig, den 12. Febr. 1876.
K. Forstamt. Herdegen.
Amtliche und Privat-BekaNntmachungen.
Stadt Alten st aig.
Verkauf
eines Schuhmacherhandwerkszeugs mit Warenvorrath.
In der Verlaffenschaftssache des st Johannes Herter, Schusters hier, wird am Mittwoch den 16. Februar, von Nachmittags,1 Uhr an, beim Kaufhaus verkauft:
Eiu Schuhmacherhandwerkszeug, 3 Paar Pechstiefel, 8 Paar. Hqlbstiesel6 Paar Schuhe,. .3 Paar Pechschuhe, 9 Paar Stiefele und etwas Lhdervorrath.
Ferner ca. 1 Ztr. Dinkel, 1 Ztr. Roggen, 36 Pfd. dürre Zwetschgen und 18 Sri. Kartoffeln.
Liebhaber sind eingelanen, .
.Waisengericht-
Bern eck.
.Der Holzverkauf in den gutsherrl. Waldungen vom ö. d. MtS. hat die Genehmigung nicht erhalten.
Nagold.
Hanfsamen.
rein geputzt, wird fortwährend gegen Oel eingetauscht bei
_ Gottlob Schmid.
Nagold.
Ein herrenloser Hund, schwarzgrauer
Rattenfänger,
kann gegen Ersatz der Einrückungsgebühr und des Futtergeldes abgeholt werden bei Polizeidiene r Benz.
Nagold.
SlDftMe, frisch gewässert, HÜNNge, pur Milcher.
SükheüeU, frisch angekommen, empfiehlt bestens
Gottlob Schmid.