Liebenzell, 3. Febr. Gestern Abend zwischen 8 und 12 Uhr ist die Daniel Herion'sche Wollspinnerei im Lengenbach- thale hier vollständig abgebranm. Die Entstehungsursache ist unbekannt.
Gmünd, 2. Febr. Vorgestern führte ein Knecht in Zimmerbach ein gefülltes großes Güllenfaß aus das Held. Zwei Knaben saßen auf dem Wagen vor dem Faße. Au einer abschüssigen Stelle des Feldweges stürzten in Folge eines Bruchs der Wagendeichsel das Faß und die Knaben zu Boden. Das Faß fiel auf einen der Knaben, zerquetschte ihm den Kopf und tödtete ihn augenblicklich. (Sch. M.)
Nürnberg, 3 Febr. Während des Frühstücks der Arbeiter ist eine Bauhütte der Fichtelgebirgbahn bei Schwarzenbach in Folge einer Dynamit-Explosion in die Luft geflogen. Drei Personen wurden getödtet und acht verwundet.
Lands Hut, 29. Jan. In der gestrigen Sitzung des hiesigen Bezirks-Gerichts wurde der k. Bezirks-Arzt Dr. Joseph, Enzens b erger von Kelheim, 58 Jahre alt, wegen Verbrechens im Amte (Bestechung) unter Annahme mildernder Umstände zu 3 Monaten Gefängniß, 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte Tragung der Kosten und Rückerstattung von 25 Gulden baar und 4 Gulden für empfangenes Schmalz und Eier verurtheilt. Der Thatbestand ist folgender: Im Laufe des vorigen Jahres kam zu Dr. Enzensberger ein Bauer und klagte ihm, daß sein Sohn zum Militär müsse, ihn bittend, denselben frei zu machen, was derselbe auch mit dem Bemerken versprach, daß er selbst in der Ersatz-Commisston sei. Es wurde hiefür die Zahlung von 100 fl. vereinbart, wovon der Angeklagte später 25 fl. erhielt. Als jedoch der Sohn des Bauern doch zum Militär einrücken mußte, plauderte der Bauer, und die Sache kam zur Anzeige.
In ein Bauernhaus in Gangkofen in Bayern kam ein Gensdarm und fragte die Hausfrau, ob ihr vielleicht das Taschentuch da gehöre, das er gefunden habe. — Die Frau untersuchte das Tuch und sagte freudig: ja, das gehört uns, es fehlt uns schon seit 6 Wochen! — Damit hatte die Frau ihren Mann als Mörder verrathen; der Gensdarm führte ihn sogleich geschlossen ins Gericht. Just vor 6 Wochen war eine Sattlerssrau unterwegs ermordet und (um 35 Gulden) beraubt worden, Las Taschentuch stack als Knebel in ihrem Munds. Sie hatte sich uns den Schlitten des Bauern gesetzt und war von ihm erwürgt worden.
In Leipzig fiel ein lOjähriges Mädchen beim Schlittschuhlaufen und verlor die Sprache. Die Aerzte hoffen, daß die Sprache in einigen Tagen wiederkehrcn wird.
Berlin, 4. Febr. Graf Ledochowski emfieng gestern Abend im Hotel die Centrum-Fraction des Reichstages und die hiesige katholische Geistlichkeit. Heute früh reiste derselbe mit dem Fürsten Edmund Radziwill nach Prag ab.
Berlin zählt jetzt gerade 50,000 Juden. Sie haben die meisten Geldsäcke in Händen.
Dem vom Gencralpostmeister Dr. Stephan entworfenen neuen Te legrapHe ntarif sagt man nach, daß er zwar scheinbar Erleichterungen bringe, im Grunde aber den telegraphischen Verkehr vertheucre und hauptsächlich den Klein- und Mitielver- kehr schädige. Angeregt durch eine Interpellation des Abg. v. Behr-Schmaldow wird im Reichstage eine Verhandlung darüber stattsinden, wozu man noch von vielen anderen Seiten Unterstützung und Material erwartet. Die Handelskammer in Halle hat bereits beschlossen, gegen die Einführung des neuen Tarifs zu protestiren und, wie man hört, wollen auch die süddeutschen Regierungen nichts davon wissen.
In einer Berliner Damenkleider Niederlage trat ein in einen weilen Mantel gehüllter Herr, während der Besitzer des Etablissements sich eben allein in demselben befand. Der Herr verlangte fertige Kleider, da er, wie er sagte, seine Frau mit einer hübschen Toilette überraschen wollte. Nach einigem Suchen entschied sich der Fremde für ein schweres Seidenkleid und fragte den Verkäufer: „Haben Sie nicht eine Probirmamsel zur Hand, damit ich sehen kann, wie das Kleid sitzt?" — Der Kaufmann bedauerte, daß keine seiner Damen anwesend sei. „Thut nichts, wollen Sie das Kleid für einige Augenblicke Überwerfen." — Der Ladeninhaber, nichts Arges ahnend, zog das Kleid an, knöpfte es zu, wendete sich nach allen Seiten. — „Großartig!" ruft mit scheinbarem. Entzücken der Käufer, aber in demselben Moment sprang er zur Geldschublade, riß sie heraus, steckte sie unter den Mantel und rannte davon. Der entsetzte Kaufmann läuft hinter ihm her; aber auf der Gasse packen ihn die Passanten und führen ihn mitleidsvoll in den Laden zurück, da sie glaubten, der Arme sei verrücke geworden. Bis er den Sachverhalt zu erzählen vermochte, war der Gauner spurlos verschwunden.
Ein junger unternehmungslustiger Offizier in Berlin bereitet mit geeigneten Freunden eine Entdeckungsreise nach Afrika vor. Die kleine Gesellschaft bestreitet die Reise aus eigenen Mitteln, baut ein Boot, das auseinander zu nehmen ist und leicht getragen werden kann, und gedenkt von der Ostküsie Afrikas in das Innere vorzudringen, namentlich auch will sie das Land
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der wilden Somalis besuchen, in welchem Freiherr v. d. Decken erschlagen wurde. Der Kaiser hat dem Offizier bereits einen längeren Urlaub erlheilt.
Metz, 12. Febr. Seit Ostern 1871—1875 sind aus Altdeutschland 126 Lehrpersonen allein in den Bezirk Ober- Elsaß e i n g e w a n d e r t. Aus Württemberg kamen 25 Lehrer und 9 Lehrerinnen. Die Gesammtzahl der aus Württemberg in den Reichsdienst übergetrctenen Lehrer und Lehrerinnen beläuft sich auf gegen 50. Davon wirken 2 als Seminardirektoren, 2 als Scimnarlehrec, die Mehrzahl als Hauptlehrer an Elementarschulen. " (Sch. M)
Paris, 4 Febr. Ja einer Grube bei Saint-Etienne hat große Gas Explosion stattgefunden. Von 230 Arbeitern erst 26 hervorgezogen; davon sind zwei todt. Die Explo- hal starke Einstürze in der Grube verursacht.
Rom, 31. Jan. Die „Jtal. Nachr." enthalten folgende Notiz: „Fürst Bismarck hat den italienischen Staaisrath durch das auswärtige Amt um seine Meinung in der juristischen Frage ersuchen lassen, welche durch die Veröffentlichung von officiellen Actenstücken durch den Grafen Arnim hervorgerufen worden ist. Der Staats-Rath hat in geheimer Sitzung darüber berathen. Das Resultat der Beraihung ist aber noch nicht bekannt geworden." Eine Luriner Blatt veröffentlicht dagegen nachstehende Version: „Wir wissen aus bester Quelle, daß der deutsche Botschafter, Baron Kendell, officiell von der italienischen Regierung die Auslieferung des Grafen Arnim, der, wie man weiß, sich nach Florenz begeben, verlangt hat. Die Regierung hat darüber das Gutachten des Staatsraths eingeholt, welcher darauf antwortete, da es sich nur um eiue politische Verurteilung (Unterschlagung von diplomatischen Dokumenten) handele, so könne man in die Auslieferung nicht einwilligen."
Sagau, 1. Februar. Dieser Tage ereigneie sich in einer hiesigen Volksschule oer unerhörte Fall, daß ein etwa 14 Jahre alter Knabe, der wegen seines Verhaltens bereits vielfach getadelt und bestraft werden mußte, in dem Augenblicke, als ihn der Lehrer wegen Widersetzlichkeit körperlich züchtigen wollte, sein Messer aus der Tasche zog und es dem Lehrer gezückt entgegenhielt. Letzterer war besonnen genug, unter solchen Umständen seinerseits von der angedrohten Strafe abzusehen und das Weitere der Polizeibehörde auheimzugeben.
Im Walde bei Wilna liegt ein einsames Forst Haus; den Vater rufen neulich an einem kalten Tage Geschäfte in den Wald, die Mutter Geschäfte in die Stadt. Vier Kinder von 5—10 Jahren liefen der Mutter nach, ohne sie einzuholen, und kehren mit anbrechender Nacht zurück. Sie kommen aber nicht über die Schwelle; denn ihr ältester 12jährige Bruder, der allein daheim geblieben, kann die zugefrorene Thüre von innen nicht öffnen. Die armen Kinder schreien, jammern, ächzen, aber immer teiser und endlich sind sie still. Am Morgen, als der Vater heimkehrr, findet er sie auf der Schwelle des Hauses erfroren.
Konstantinopel, 3. Febr. Der Ministerrath berieth heute die Reform Vorschläge des Grafen Andrasfy. Dieselben umfassen 5 Hauptforderungen, nämlich: Die Religionsfreiheit, eine Reform des Zehentsystems, Erleichterung für den Ackerbau, die Verwendung eines Theils der Einkünfte der aufständischen Provinzen zu lokalen Verbesserungen, die Einsetzung einer aus Muselmännern und Christen zusammengesetzten gemischten Kommission, welche die Durchführung der Reformen überwachen soll. Die Pforte will unverweilt antworten. Man glaubt, daß die türkische Regierung die Vorschläge im Grundsatz an- nehmen werde. (Sch. M.)
London, 4. Febr. Graf Rüssel erklärt in einem Brief an Farley seinen Beitritt zu der Schutzliga für die Christen in der Türkei. Es sei unmöglich, die Hoffnung eines ersprießlichen Resultats auf die Dekrete des Sultans zu setzen. Die Türken würden den Christen niemals gleiche Rechte zugestehen. Ruffel räth den Aufständischen, die Waffen nicht niederzulegen, (sch. M.)
Die protestantisch-episkopale Gemeinde inWilliamsport (England) empfing von einem christlich gesinnten Millionär daselbst ein ebenso werthvolles als seltenes Weihnachtsgeschenk, nämlich eine mit Orgel und innerer Einrichtung vollständig versehene neue Kirche, deren Bau und Ausstattung dem wohlihätigen Schenker, Namens Peter Hardick, die Summe von 460,000 Doll, gekostet hatte.
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Ein Bild aus der Wirklichkeit von Emilie Heinrichs.
(Fortsetzung.)
Der Müller war mittlerweile aufgestanden, um auf die gute Nachricht hin noch einige Flaschen Wein zu holen. Er warf dabei einen Blick innerster Befriedigung durch's Fenster, und sein strahlendes Gesicht wurde plötzlich finster und zornig.
„Was nur der Bursche hier zu suchen hat," rief er laut und heftig.
„Don wem ist denn die Rede," fragte der Verwalter erstaunt.
„Nun von Ihrem Jäger, Herr Oberförster," versetzte der
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