Schutzes eures Ehebundes durch das Ansehen und die Macht des lebendigen Gottes zu verschaffen. Mag auch der Staat euch dazu jetzt nicht nölhigen, so möge die Ehrfurcht vor Gott und vor der Würde des Ehestandes sowie die Rücksicht auf das eigene und gemeinsame Wohl euch dazu bestimmen. Das Reichsgesetz selbst spricht es ausdrücklich aus: Die kirchlichen Berpflichtungen in Beziehung auf Taufe und Trauung bleiben unberührt. Wenn ihr nun dem neuen Gesetze in der Weise entsprechet, daß ihr gewissenhaft erfüllet, was der Staat in bürgerlicher Beziehung anordnet, aber auch nicht unterlasset, was unsere heilige Religio» gebietet, dann erfüllt sich thatsächlich, daß die kirchlichen Pflichten in Bezug auf Taufe und Trauung nicht berührt, nicht beein­trächtigt werden. Wenn ihr gegen diese Mahnung euer Herz nicht verhärtet, sondern vielmehr euch bestreben werdet, nichts zu unterlassen, was Bürgerpflicht ist, aber auch getreulich zu thun, was Christenpflicht ist, dann werdet ihr euch und den eurigen nicht nur Recht und Schutz des Staatsbürgers, sondern auch Recht und Schutz der Kinder Gottes in seinem Gottesreiche er­werben. Darum gebet dem: dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was GotleS ist!

DerVolksstaat", das bekannte in Leipzig erscheinende sozialdemokratische Organ enthält einen ausführlichen und jedenfalls authentischen Bericht über die letzte Sozialistenverjamm- lung in Chemnitz. Auf dieser Versammlung wurde nach dem genannten Blatte darüber rescrirt, daß der Parteivorstand je am ersten eines Monats 600 Thaler (nicht Mark!) zu Agitations­zwecken auszahle und daß mehr als die gleiche Summe im Laufe jeden Monats noch zu diesen und ähnlichen Parteizwecken vom Vorstande ausbezahlt werden.

Die zweijährige Dienstzeit in der aktiven Armee wird bei uns schließlich doch faktisch eingeführt. Die Heeresleitung hält freilich daran fest, daß die dreijährige Dienst­zeit bei einer großen Zahl der zur Armee ausgchobenen Mann­schaften mit Rücksicht auf die möglichst vollkommene Ausbildung derselben unumgänglich uothwendig sei und daß deswegen die diesbezügliche gesetzliche Bestimmung in Kraft bleiben müsse, andererseits stellt sie jedoch nicht in Abrede, daß auch ein nicht minder großer Theil der Mannschaften bereits nach zweijähriger Dienstzeit die wünschcnswerthe Ausbildung erlangt hat. Da es nun im Interesse der Wehrkraft des Reiches liegt, möglichst viele militärisch ausgebildete Männer überhaupt, die eventuell mindestens zur Vermehrung des Landsturmes herangezogen werden könnten, zu besitzen?, und da hierzu eine schleunigere Entlassung nur förderlich ist, so ist in der unter dem 28. Sept. v. I. erlassenen Heeresordnung" bereits festgesetzt, daß Beurlaubungen der Mannschaften zur Disposition der Truppentheile nach Ablauf einer zweijährigen aktiven Dienstzeit in dem Maße erfolgen dürfe, als die entstehenden Vakanzen durch Einstellung von Rekruten oder Freiwilligen gedeckt werden können. Die Erfahrungen, namentlich der letzten Rekrutirungeu haben nun, wie uns mil- getheilt wird, ergeben, daß die Zahl derjenigen Mannschaften, welche in einem Jahrgänge zur Einstellung gelangen können, ! durchaus genügt, um stets den überwiegend größeren Theil der! seit zwei Jahren dienenden Soldaten für das dritte Dienstjahr i zu beurlauben. Es wird daher thatsächlich nur bei den am wenigsten befähigten Leuten noch an der dreijährigen Dienstzeit festgehalten werden. Im klebrigen hat das Kriegsministerium angeordnet, daß vor allen Dingen diejenigen Mannschaften nach zweijähriger Dienstzeit beurlaubt werden sollen, deren häusliche Verhältnisse dies besonders wünschenswerlh machen oder die sich bereits in einem höheren, als dem Durchschnittsalter der der aktiven Armee angehörigeu Mannschaften befinden.

Sehr stürmisch gings im Reichstage am 27. Januar her. Es wurde über § 130 der Strafgesetz-Novelle verhandelt, der wider die Sozialdemokraten gerichtet ist und jede Auf­reizung der verschiedenen Volksklassen wider einander mit Ge­fängniß bestraft haben will. Minister Graf Eulenburg schilderte in einstündiger Rede die Sozialdemocraten und ihr Treiben und rief eine eben so lange Gegenrede des Sozialdemocraten Hafsel- mann hervor. Laster, Reichensperger, Windthorst und Bambcrger gaben ihren Bedenke» Ausdruck, ob die sozialdemocratische Be­wegung durch den § 130 erstickt werden könne. Bei der Abstimmung erhob sich nicht eine Stimme für den Paragraphen.

Der Rcchtslehrer Schulte hat ein gutes Buch gegen das Cölibat geschrieben Es sei das eine unchristliche Einrichtung und man habe sie blos den Päpsten zu verdanken, welche sie cin- gesührt haben, um ibre Herrschaft zu befestigen und die Priester als ihre willenlose Werkzeuge zu behandeln.

Das höchste Einkommen im preußischen Staat hat im vo­rigen J»hr Krupp in Essen zu versteuern gehabt. Er mußte 106,200 Mark Steuer bezahlen.

Für die bevorstehende Entlastung des Grasen Ledochows- ki aus dem Gerichtsgefängniß zu Ostromo werden Ovationen mancherlei Ar.' vorbereitet. Die polnischen Kinder der katholischen Schule sollen aus dem Wege vom Gefängniß nach der benach- barlen Kirche, wohin sich der Kardinal nach seiner Entlastung begeben wird, Blumen streuen, und der katholische Gesellen­

verein, welcher sich während der zweijährigen Gefängnißhaft deS Grafen aller Vergnügen enthalten hat, beabsichtigt, die Entlastung desselben durch einen Ball zu feiern.

Pest, 29. Jan. Franz Deal ist heute Nacht gestorben. (Der berühmte Parlamentarier, der einflußreichste und verehrteste Mann in Ungarn, ist am 17. Okt. 1803 zu Kehlida im Szalader Komitat, dem Stammgul seiner Familie geboren. .1832 begann er als Landtagsabg. die parlamentarische Lausbahn; mit an der Spitze der Geschäfte stand er nur einmal, 1848 unter dem Minister Batthyanyi als Justuminister. Mit demAusgleich* war in der Hauptsache das Ziel seines politischen Slrebens er­reicht. Der leitende Minister des östreich. Staats Andrassy stammt aus der Deak'schen Partei.) (S. M.)

Das Jahr 1875 war auch in Betreff der Concurse ein Unglücksjahr. Seit vielen Jahren sind nicht so viele Banke­rotte in Deutschland, Amerika und England vorgekommen, wie in dem vorigen. Bei weitem am besten hat sich Frankreich gehalten.

Rom, 28. Jan. Auf dem heutige» Consistorium vollzog der Papst die Ceremonien der Mundschließung und der Mund­öffnung an dem Cardinal Antici. Der Papst ernannte 22 Bischöfe, unter ihnen den Domcapitular Weckerl von Augsburg zum Bischof von Passau.

Mailand, 22. Januar. Heute wurde hier die erste öffentliche Feuerbestattung mit großer Feierlichkeit ins Werk ge­setzt. Der Schweizer Albert v. Keller, Edler von Kellerer, welcher am 22. Jan. 1873 verstorben war, hatte testamentarisch bestimmt, daß seine Leiche verbrannt werden solle und der Stadt Mailand das Kapital zur Anschaffung eines geeigneten Apparates geschenkt. Ein solcher wurde bekanntlich in Form ein Sarkophages ausgesührt und mehrere Maie an Thierleichen erprobt. Zwei Jahre nach seinem Tode konnte endlich Kellers Hülle feierlich den reinigenden Flammen übergeben werden. Der Magistrat hatte auch an auswärtige Gelehrte, welche sich um die Frage der Feuer­bestattung verdient gemacht haben, z. B. an Professor Reclam in Leipzig, Einladung für diese Feierlichkeii ergehen lassen.

Die Zahl 17 spielte in der Gemeinde Seewis im Prättigan im Jahre 1875 eine seltsame Rolle. Es wurden in diesem Jahre 17 Kinder getausl, 17 confirmirt, 17 Paare getraut und 17 Personen beerdigt.

In Spanien sielen die Wahlen für die Cortes in re­gierungsfreundlichem Sinne aus. König Alfouso kann daher vor der Hand ruhig schlafen, der Bestand seines Thrones er­scheint nicht gefährdet.

Petersburg, 29. Jan. DasJournal de St. Peters- bourg" bezweifelt die Kriegserklärung der Türkei an Montenegro, da die Pforte ihre Verlegenheiten nichl noch werde vergrößern wollen.

Ragusa, 28. Jan. Eine am vorgestrigen Tage in be­deutender Stärke mit zwei Gebirgs-Batterien aus Trebinje aus­gerückte türkische Truppenmacht wurde von den Insurgenten angegriffen; jedoch wurden die Letzteren zurückgeschlagen, worauf sie nach Vukowic retirirten. Zu gleicher Zeit fand vorgestern ein Kampf bei Neum (?) zwischen den vordringenden türkischen Truppen und den Insurgenten statt, welcher angeblich mit dem Rückzuge der Türken endigte. Zur Deckung des Rückzuges sollen schließlich die türkischen Schiffe mit Geschützseuer in den Kampf eingegriffen haben.

(Die älteste Feuerspritze der Welt). Bei den Ausgrabun­gen in Pompeji wurde neulich auch eine noch gut erhaltene Feuer­spritze, die mit neun Röhren versehen war, aufgefunden.

Was in Amerika Alles passiren kann. Seit einiger Zeit cirknlirten falsche Fünf Cent-Stücke in. auffälliger Anzahl in Coiombus, im Staate Ohio. Man forschte nach und fand, daß der junge Sohn des Gefängnißvorstehers die falschen Nickelmünzen in Umlauf setzte. Weitere Untersuchung ergab, daß im Gefängniß selbst die falschen Münzen von den Sträflingen hergestelll wurden. Ein Falschmünzer Namens Ulreck setzte mit ungeschwächten, oder vielmehr mit verstärkten Kräften, denn er hatte im Gefängniß Helfer gefunden, fein Gewerbe trotz der Haft fort.

Lebenskämpfe.

Ein Bilr aus der Wirklichkeit von Emilie Heinrichs Unfern einer norddeutschen Residenz zieht sich ein nicht un­bedeutendes Gebirge in ziemlich langer Kette durch das Land. Hauptsächlich liefert es den Kohlenbedarf, dessen Betrieb theilS Privatbesitz, lheils fürstlich ist. Am Fuße dieses Gebirges lie­gen verschiedene Dörfer, unter andern B. und E., welche fast durchgehcnds von Bergleuten bewohnt sind.

In E. ist der Bergbau in den Händen des Freiherrn von ***, während B. fürstlich ist. Der Baron, ein reicher, stolzer Mann, kümmerte sich wenig oder gar nicht um die kleinen Vor­fälle des täglichen Lebens in seinem Besitzihum, er überläßt die ganze Verwaltung seinen Beamten und so sehen wir bei solchem Treiben Alles im Kleinen sich wiederholen, was der große Staat täglich an Betrug, Bedrückungen und heimlichen Verbrechen dar-

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