Trauung nach wie vor und künftig wie zu hoffen noch fühlbarer als bisher. Dem würltcmbergischen Volk, das ein Lob christlichen Sinnes und kirchlicher Sitte von allersher Hai, ist zuzulrauen, cs iverdc die Probe kirchlicher Gesinnung, welche ihm nunmehr gestellt ist, wohl bestehen, indem es sich auch fernerhin hält zum Altäre des Herrn und sich nicht nehmen lägt, was es als eine ehrwürdige und gesegnete kirchliche Ordnung von den Vätern überkommen hat". — Die Ansprache schließt mit einem Segenswunsch an die Gemeinde.
Die Geschäfte bei der Re i ch s b a n k h a up l st e l l e in Stuttgart, sowie bei den R e ich s b a n kn e b e n st e l l e n HeildFonu, Ulm und Reutlingen beginnen in vollem Umfange'*aüt i3. Januar 1876.
Die Zeitungen sind bei dem Fürsten Bismarck in Ungnade gefallen. Sie konnten das schon lauge spüren und zuletzt an den Kautschuk-Paragraphen der Strafgesetz Rovelle, die von dem Reichstag fast einstimmig abgelehnt wurden. Fürst Bismarck spricht ungemein viet von den Zeitungen, fast so viel wie sie von ihm, nur in viel bedenklicherem Sinne, obgleich er versichert, er lese fast keine. Er wirst ihnen vor, sie beschäftigen sich zu viel mir Frankreich und zu wenig mit „inneren" deutschen Angelegenheiten und vor allem machten sie zu viel in „Sen. sationsartikeln" d. h. in Nachrichten, die Sensation d. h. Aussehen machen. Das Letztere ist richtig und gilt namentlich von Berliner Zeitungen, die als ganz-, halb- und viertelamtliche Stimmen gelten und von Zeit zu Zeit die Welt in Verwunderung setzen. Man denke nur an den Lärm, den eine dieser Zeitungen im Frühjahr in der Welt anrichtete, als sie verkündigte, der Krieg mit Frankreich sei in Sicht. Das machte allerdings gewaltige Sensation und nicht nur in Deutschland, und manche andere Zeitung hätte darüber das Bein gebrochen oder auch den Hals. Sensation machen auch die fortdauernden Appellationen derselben Presse über die Köpfe des Reichstages hinüber an die Urwähler, die Verläugnung dieser Preßstimmen durch ven Kanzler und die Fortsetzung dieser Angriffe. Die grüßte Sensation macht aber ein Artikel der offiziellen „Provinzial-Correspoudenz" über Oesterreich und gegen den alten Schmerling Frankfurter üblen Andenkens, er las sich wie eine drohende Warnung an die Hofburg in Wien, wurde aber ein paar Tage darauf in ein Vertrauensvotum für die österreichische Regierung umgewandelt, freilich wiederum nicht ohne Zeitenhiebe gegen die ganz unschuldige nicht-offiziöse Presse. Die Besserung der Zeitungen wird also bei den offiziösen Zeitungen anfangen müssen.
Berlin, 28. Dez. Wie gerüchtweise verlautet, stammte der neuliche Artikel der „P ro o.-Co rr e sp." gegen Hrn. v. Schmerling direct vom Fürsten Bismarck, der sehr ärgerlich sein soll über die schlechte Aufnahme, welche derselbe in der Presse gesunden hat.
Die „Köln. Atg." schreibt, daß, nachdem ein offenbar im Auswärtigen Amte eingegebener Artikel der „Provinzial-Correspoudenz" erschienen, in welchem Herr v. Schmerling „ein alter Gegner Preußens" genannt und beschuldigt wurde, noch immer seinen alten großdeutschen Ideen nachzuhängen und in Verbinduug mit heterogenen Elementen Jntriguen zu spinnen, deren Ziel der Sturz des gegenwärtigen Ministeriums Auersperg Andrassy sein möchte, die Blätter in Berlin und Wien wohl besser gethan hätten, nicht blindlings über diesen Artikel herzufallen, sondern sich selbst zu sagen, daß Fürst Bismarck zu einem so auffallenden Schritte wahrscheinlich noch andere Beweggründe gehabt habe, als den, daß Herr v. Schmerling in der Versammlung der „Concordia" Herrn v. Holtzendorff als dem Vertheidiger eines Bedrängten, nämlich des Grafen 'Arnim, ein Kompliment gemacht. Weiter beschuldigt die „Köln. Ztg." den Ritter v. Schmerling, der sehr schlau und einer der gefährlichsten Feinde Preußens sei, derselbe mache nicht bloß seit einigen Tagen, sondern schon seit Monaten Versuche, das Ministerium Andrassy aus dem Sattel zu heben. Die „Köln. Ztg." kommt demnach zu dem Resultate, „daß das Berliner Auswärtige Amt recht gut gewußt hat, warum es mit der Keule unter die österreichischen Intriganten schlug. Nicht aus Feindseligkeit gegen, sondern aus Freundschaft für Oesterreich und um das Drei-Kaiser-Bündniß zu erhalten."
Unter den Kirchen im Deutschen Reiche ist die neue Nikolaikirche in Hamburg die höchste, sie mißt 144,, M., dann folgt der Münster zu Straßburg 142,» M. Die Petrikirche in Berlin hat eine Höhe von 96 M., sie ist so hoch wie der Dom zu Cöln oder der Jnvalidendom zu Paris.
Es ist die Rede davon, daß das Strousberg'sche Palais in Berlin mit allen Einrichtungen, Bibliothek rc. aus der königlichen Privatschatulle für die königliche Familie angekaust werden soll. Die überaus günstige Lage des Gebäudes und der verhältnißmäßig billige Kaufpreis sprechen für die Wahrscheinlichkeit des Gerüchts.
Es ist, und zwar bereits definitiv, beschlossen worden, nach Metz eine Cavallerie Division zu verlegen. Als Commandeur derselben ist nach der „Post" der-General von Witzendorf, bisher Director der Reitschule in Hannover, in Aussicht genommen. «Durch Errichtung dieser schon im Frieden bestehenden
Cavallerie-Division ist man, wie es im citirten Blatte heißt, bei Ausbruch eines Krieges gegen Frankreich sofort in der Lage, große Cavallerie-Schwärme gegen den Feind zu senden, deren Zweck ist, das Terrain vor den sich sammelnden und concen- irirenden eigenen Armeen zu recogiiosciren und deren Aufmarsch zu decken. Es dürfte der Einrichtung dieser einen so überaus wichtigen Cavallerie-Division wohl bald eine fernere folgen."
Breslau, 24. Dez. Der frühere Dom-Capitular Freiherr v. Richlhofen ist, nach Mittheilung des „N. evangel. Gemeinde-Boten", da er im Altkatholicismus seine Hoffnungen nicht erfüllt sah, und sein religiöses Bedürfnis; hier nicht rechte Befriedigung fand, zur evangelischen Kirche übergelreten und hat am 12. Dez. in der Nicolai-Kirche zu Leipzig das Abendmahl nach evangelischem Ritus empfangen.
Die Nat.-Ztg. vom 25. Dez. schreibt: Folgende Geschichte cirkulirt in höchsten Postkreisen dahier und ist hoffentlich keine Verbindung von P o ft- und Jagdgeschichten. Der Besitzer eines Thiergarlens in Danzig bestellte sich ein paar lebende Hasen in der Provinz; lebende Hasen befördert die Post nicht. Der Absender fiel auf die geniale Idee — die Hasen zu chloro- formiren. Gedacht, gethan. Die Hasen werden chloroformier, die Dosis ist genau berechnet; sie wird die Hasen bis nach Aus- lragen der Post leblos erhalten. Aber der Zug verspätet sich, die Packstücke werden verisizirt und in die Packkammer gethan, um Morgens expeoirt zu werden. So kommt in der Morgenfrühe der Packknecht in die Kammer und sucht nach Packet 108, zwei Hasen; aber das Packet ist nicht zu finden, die Fenster sind vergittert, die Thüre unverletzt, das Verschwinden ist unerklärlich, das ganze Personal tritt zusammen und stellt wiederholt fest, daß die Hasen dagewesen. Der Packknecht leuchtet nochmals in dem Raum herum — plötzlich schießt ein Hase, der gestern noch todl war, an dem Packer vorbei und zur Thür hinaus. Während derselbe noch bestürzt dasteht, schießt aber schon der zweite Hase, die Nummer 108 breit und deutlich auf dem Rücke» tragend, au ihm vorbei und dem ersten nach. Das ist zu viel selbst für die Nerven eines Packers — die gespenstigen Hasen haben ihn überwältigt — ec ist nahe am Zniammensinken. Zum Glück erscheint nach kurzer Zeit der besorgt gewordene Adressat, und ans Frage und Gegensrage kommt das Geheimniß zu Tag. Die chloroformieren Hasen sind und bleiben verschwunden.
In Coburg und mehren Nachbarorten treten Masern und Scharlach in solcher Ausdehnung unter den Kindern ans, daß die Schulen sehr gelichtet sind oder vorübergehend ganz geschlossen werden mußten.
Kalmar, 20. Dez. Unter den Arbeitern der Eisenbahn von Kalmar nach Nen-Brelsach ist ein Strike ausgebrochen. Etwa hundert, denen eine Lohnvermehrung verweigert wurde, haben die Arbeit eingestellt und bedrohen, wie man sagt, diejenigen ihrer Kameraden, welche sortarbeiten wollen. (N. B.-Z.)
Wien, 21. Dez. Montenegro hat eine Anleihe ausgenommen. Noch weiß man nicht, welch' tollkühne Kapitalisten 5 Millionen Francs an einen Staat hergeben, der ganz von fremden Almosen und von gelegentlichem Viehdiebstahl existirt; aber dieVermnthung liegt nicht ganz fern, daß hinter Montenegro ein sehr solventer Bürge steht, und wenn diese Vermuthung richtig sein sollte, so'muß mau annehmeu, daß der Bürge auch weiß, weßhalb ec gebürgt. Trüge» nicht alle 'Anzeichen, so macht man sich mehr und mehr darauf gesaßt, nicht bloß das friedliche Paciftkationswerk im Osmanischen Reich scheitern, sondern auch die verzweifelnde Pforte sich zu irgend einer verzweifelten Thal ausraffen zu sehen, die mit einem Male die orientalische Frage in des Wortes verwegenster Bedeutung in Fluß bringt, und für einen solchen Fall könnte allerdings Montenegro entscheidend einzugreisen berufen sein.
Gemüthliche Räuber. Vor Kurzem ging in Wien gegen halb 9 Uhr der 60jährige Privatier Josef Olscher von Fünshaus über die Schmelz seiner in der Lerchenselderstraße gelegenen Wohnung zu, als er plötzlich von drei Burschen angepackt wurde, welche Geld von ihm verlangten. Olscher, ein gemüthlicher Wiener, zog seine Börse heraus und gab sie den Wegelagerern, indem er sagte: „3 fl. 50 kr. Hab' ich noch, wann Euch das g'nug is, da habt's es!" worauf dieselben das Geld in Empfang »ahmen und weiter gingen. Als Olscher, welcher seit Jahren gewohnt ist, vor dem Nachhausegehen in einem in der Lerchenselderstraße befindlichen Gasthause ein Glas Wein als Nachtlrunk zu sich zu nehmen, einige Schritte gegangen war, erinnerte er sich, daß er nun kein Geld habe, um der obenerwähnten Gewohnheit gemäß auch heute sein Gläschen Wein zu trinken, und er rief daher den sich entfernenden Burschen nach, stehen zu bleiben und ihm wenigstens ein „Zehnerl" zu geben, damit er seiner Gewohnheit treu bleiben könne. Die Räuber kamen jetzt auch näher, und der, der ihm das Geld abgenommen hatte, trat zu ihm hin, reichte ihm das verlangte Geldstück und sagte : „So, da häb'ns alter Herr. Um Ihren Nachttrankel woll'n mir Ihnen nöt bringen. Trinken's auf unsere G'sundheit und seiens nöt bös, daß wir uns das andere Geld b'halten haben." Lachend und froh, daß ihm die Strolche wenigstens seine werthvolle güldene Uhr und seine Ringe gelassen hatten, entfernte sich Olscher,