besonders ist viel verdorben an Getreide uiid Fytter. Mancher Familienvater half anderen ansräumen, ohne zu ahnen, daß in der Ferne sein H«ls > ui Flammen, stehe. Ein armer Schneider arbcileie i» eiiWt j^aWärori.. Bei seiner Rückkunft fand er seine ganze Habe'vernichtet, wobei stftbst seine NähmafHine nicht verschont blieb. Hin armer GlasA, welcher in Fol« d,es iiy Jahre 1865 hier staltgehabten, Mnfalls nicht unbKdutenden Brandes sich damals veranlaßt sah, sein Mgenthum auf 10 Jahre versichern zu lassen, welche Versicherung am 2. d. M. abgelaufen ist, hielt es nicht für nothwendig, solche erneuern zu lassen und nun erhält er selbstverständlich keine Entschädigung! Betten, welche in die Keller geflüchtet wurden, brannten auch da noch aus. Das Vieh konnte, mit Ausnahme einiger Schweine, kaum noch gerettet werden. Dringende Hilfe thut noth! namentlich an Kleidern und Betten.

Der Berg hat eine Maus geboren! In der Affaire Lutz- Senestry ist aus den ursprünglicheneinigen" Agitations-Diö cesen zuerst nureine" und endlich gar nur ein Decanat gewor­den. Ucberhaupt scheint die Ueberireibnngs-Sncht in Deutschland immer mehr zu grassircn.

Berlin, 16. No». Die verbreitet gewesenen orienta­lischen AIlarmnachrichten werden allseilig den enti-rt. Das von den Blättern milgetheiiie Programm der Insur­genten, welches von einer Deputation den Mächten unlerbreitet werden sollte, erscheint aussichtslos, weil die Julegrilät der Türkei bedrohend. Sollte später eine vorübergehende Besetzung der aufständischen Provinzen durch Oe st re ich statlfiuden, ,so würde dies das Einvernehmen sämmtlicher Garamen des Pariser Friedens, sowie der Türkei voraussctzen.

Dem Reichstage ist der Etat für das Answärrige Amt vorgelegt worden. Er umfaßt die ganze Diplomatie, die Botschafter, Gesandten, Geschäftsträger, Generalconsuln und Con- suln, die friedlichen Vorposten im Ausland. Es ist recht inte­ressant und ein Zeugniß, daß es draußen auch theuer ist und in manchen Gegenden, die wir gern über die Achsel ansehen, noch rheurer als bei uns zu Lande. An der Spitze stehl der Reichs­kanzler mit 57,000 Der Präsident des Neichskanzteramtes (Delbrück) bekommt 36,000 ebenso viel, abgesehen von einer Miethemschädigung von 9000 cH, der Staatssekretär des Aus­wärtigen, v. Bülow. Der höchstbesoldete deutsche Gesandte ist Herr v. Keudell in Rom mit 75,000 -ck und freier Wohnung; die Gesandten in Athen, Bern, Brüssel, Copenhagen und Lifsa bon, die Minister-Residenten in Bueno-Ayres, Caracas- Lima, Mexico, Santa de Bogota, Santiago und Jcddo beziehen 36,000 jährlich. Von den Gesandten beziehen mehr als 36,000 die Gesandten in Haag und in Rio de Janeiro (48,000 <-A), der in Madrid (54,000 der in Peking (China) 60,000 nebst freier Wohnung, der in Washington 63,000 nebst freier Wohnung. Die Botschafter in Constantinopel, London, Parts, Petersburg und Wien erhalten je (20,000 -zlh nebst sieier Wohnung. Der Generalconsul in New-Aork bekommt 43,000, die in London und Centralamerika je 36,000, die in Alexandrien, Buchaiest, Warschau und Pest je 27,000 die Cousuln 9000-30,000 -ck

Nach derKreuzzgt." wird nur gegen die Broschüre Rro nikilo, nicht gegen Arnim strafrechtliches Verfahren eingeleitet. Das Gericht sieht von dem Verfasser oder intellektuellen Urheber der inkriininirten Broschüre ab, weil dieselbe im Auslände er­schienen ist. Im Falle der Verurtheilung erfolgt die Vernichtung der Broschüre, wenn nicht der Perleger derselben rechtzeitig die Appellation einlegt, wozu er berechtigt ist. Gegen den Grafen Harry v. Arnim dürste zunächst pur eine Disziplinar-Untersu- chung eingeleitet werden. Was aus ihr etwa sich weiter eizt- wickelt, läßt sich jetzt noch nicht übersehen.

Ex-Marschall Bazasne ist inkognito und selbst unter eineiy angenommenen Namen in Rom eingetroffen.

Seraing, (Belgien) 12. Nov. Vorgestern hat in dem Kohlenwerke Marihaye eine Gasexplosion stattgefunden, wobei viele Arbeiter ums Leben kamen. Bis jetzt sind.bereits 42 Leich­name aufgcsunden worden. Man vermuthet indessen, daß. noch mehr Personen bei der Katastrophe den Tod gefunden haben, Die Zahl der bis jetzt aufgefundenen Verletzten ist sehr beträchtlich.

Stockholm, 16 Nov. Die Eisenbahnnachtzüge van Mal- moe nach Stockholm und umgekehrt sind heute Nacht bei Linkö- ping zusammengestoßen. Soviel jetzt bekannt, zählt man 6 Todte und 12 Verwundete. 7 Waggons sind zerquetscht.

Santander, 15 Nov. 2000 Mann spanischer Truppen wurden heute nach Cuba eingeschifft.

Raftusa, 16. Nov. Aas stavischer Quelle wird gemeldet: Bei Goranska wurden 5009 Türken am II.'Nov. angegriffen. Der Kampf wüthete 2 Tage. Die Türken wurden vollständig geschlagen; sie ließen 800 Todte und 25 Gefangene zurück. Sämmtlicher Proviant fiel. i.n die Hände der Insurgenten. Die Berluste der. Letzteren sind unbekannt.

Petersburg, 16 Nov. Ein offizieller Artikel des Reichs- Anzeigers widerlegt die Befürchtungen der Presse dxs Auslandes wegen des Orients, indem er sggt; Europa habe sich niemals in einer günstigeren Lage zyr friedlichen Lösung jedep.schwierigen Frage befunden, als gerade jetzt; drei mächtige Kaiserreichs , seien

unter dem Beistand der übrigen Mächte für die friedliche Lösung der HerMvvinaer Wirren bemüht und Niemand könne denken, den Frieden zu stören oder denPllgeMinen Friedens-Bestrebungen entgegenzutreren. Der Frieden Eurvpa's beruhe zu fest auf dem gegenseitigen Vertrauen und Einverständniß der Großmächte, als daß irgend eine Gefahr seiner Störung vorhanden sein könnte.

Die be»orftehende Volkszählung uub Gewer- veaufnahme. Wieder, wie es in diesen Blättern vor 4 Jahren, damals aus der unverkennbaren Feder eines hochgeschätzten Sta­tistikers, geschehen ist, möchten wir die allgemeine Volkszählung, welche demnächst im ganzen deutschen Reich stattfinden soll, auch dem großen Publikum,welches das Beste dazu zu liefern hat, die richtigen Einträge an die Fragebogen," aus Herz legen. Es wird wieder, und so voraussichtlich fortan von 5 zu 5 Jahren, eine Aufnahme der faktischen Bevölkerung vom 1. Dezbr. sein, d. h. es werden alle in der Nacht vom 30 Nov. auf den 1. Dezember in einer Gemeinde sich aufhaltenden, oder wenn sie die Nacht aus Reisen oder sonst unterwegs zubrachten, am Vor­mittag des 1. Dez. in einer Gemeinde ankommenden Personen an diesem Orte gezählt werden. Dabei wird aber, wie das erste Mal, auch wieder für die so wichtige Ermittlung der Wohnbe- v ö lke run g Vorsorge getroffen werden, indem die nur vorüber­gehend von ihrer Haushaltung Abwesenden und an einem dritten Ort Anwesenden in den Zählungsformularien beider Orte als solche zu bezeichnen sind. Die Leser erinnern sich, daß außer diesen Aufeiithals-Verhältnissen von jeder Person ihr Geschlecht, Aller, Familienstand (ledig, oerheirathet, vekwittwel, geschieden) Religioiisbekemitniß, Stellung in der Haushaltung (Vorstand, Ehefrau, Sohn, Tochter, Magd, Zimmer-Miether, Schlafgänger, Besuch rc.) Beruf oder Enverbszeugniß und Staatsangehörigkeit erhoben werden. Die Art der Erhebung wird ganz die im Dezember 1871 angewandte sein: Selbstzählung mittelst der Zählungslisten (früher Haushaltungszettel genannt) nicht Zähl­karten. Zur Würdigung nicht blos der wissenschaftlichen, sondern auch der eminent praktischen Bedeutung des bevorstehenden Zäh­lens für staatliche Zwecke also ganz abgesehen von dem heute so liefeingreifenden Versicherungswesen mögen nachstehende Daten dienen, welche wir freundlicher Mittheilung des Vorstandes unseres statistischen Bureau, Herrn Oberfinanzrath von Riecke, verdanken. Die Bnndesmatrikel vom 4. Febr. 1819 nahm als Bevölkernngszahl für Württemberg die im Jahr 1816 gezählten 1,395,462 gegen 1,379,500 von 1812 auf. Nach den für Zollvereinszwecke vorgenommenen Zählungen der Pfarrämter hob sich die Bevölkerungsziffer von 1,571,012 im I. 1834 uns 1,744,595 (1849), sank darauf bis 1,669,720 (1855), um 1864 wieper in den Stand von 1,748,328 und 1867 den von 1,778,396 zu erreichen. Die Zahl von 1864 ist maßgebend geworden für die Anzahl der Abgeordneten im deutschen Reichstag; jene von 1867 bildet die Grundlage für die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres. Bei der letzten Zählung nun am 1. Dez. 1871 wurde in Württemberg eine orlsanwesende Bevölkerung ermittelt von 1,818,539 Seelen, bei einer Gesammtbevölkerung des Deutschen Reichs von etwas über 41 Millionen 4,43 Prü- zent der letzteren, während nach dem Flächengehalt auf Württem­berg nur 3,58 Pr. kommen würden. Unter dem 1,818,539 See­len waren Lundesangehörige 1,807,883 und nach dem Abzug der Militärbeoölkerung noch 1,797,905, welche Zahl gegen­wärtig den Maßstab abgibt für die jährliche Rekrutenaushebung. Staatsangehörige wurden gezählt 1,778,609. Mancherlei Blicke in das Volksleben eröffnen weiter folgende Ergebnisse der letz­ten Afnahme vom 1. Dezember 1871. Man zählte damals 876,164 männliche und 942,375 weibliche Personen 1000 wännl. auf 1075,6 weibliche. Von 10,000 Menschen bekannten sich als evangelische Christen 6868, als römisch katholische 3044, als son­stige Christen 20, Israeliten 76; Bekenner anderer Religionen waren es im Ganzen 2,ohne Religionsbekcnntniß" 33 Am Orte der Zählung selbst waren geboren 1,310,699, an einem andern wnzttemb. Ort 456,619, sonst im deutschen Reich 39,649, im Ausland. 11,572. Einzellebende selbstständige Personen wur­den gezählt 29,164; und zwar 10,897 männliche, 18,267 weib- iche ; die übrigen 1,789,375 lebten in Haushaltungen von 2 und mehr Personen, deren es im Ganzen 369,222 waren, mit Ein­schluß, von 413 größeren Anstalten, in welchen sich 24,348 Per­sonen befanden. Eine zweite Auszählung der Bevölkerung ergab eine um 319 Köpfe kleinere Bevölkerung, nemlich 1,818,220,

zwar:

männl.

weibl.

zuiamm.

unverheirathet

553.498

563,497

1,096,995

verheirathet

304,934

304,729

609,663

verwittwet

36,844

70.853

107,697

geschieden.

1,295

2,569

3,865.

standen ferner im

Alter von

161,546

1(0 Jahren

426,753

51-60 I.

11-20

321,690

«61-70 .,

116,893

21-30

303,070

71-80

42,335

31-40-

247,106

8190.,,

6,669

41-56

191,876

91 u. mehr

282,