Tettnang, 9. Aug. In voriger Woche wurden die er­sten getrockneten Frühhopfen von Tettnang zu 125 fl. per Ctr. verkauft. Die Ernte der Frühhopfen in den Gärkxn, weiche vom Hagel verschont blieben, beginnt Liese Woche. Bei unseren total verhagelten Hopfenonlagen ist im Grund genommen die Ernte längst vorbei.

Siegen, 28. Juli. Der in unserem Borort Sieghütte wohnhafte Bäcker Eberhard Achenbach hatte das Glück, dieser Tage einen ebenso werlhvollen als interessanten Fund zu machen. Derselbe besitzt ein mit dem elterlichen Nachlaß überkommenes altes Schreibpult, das vom Vater vor vielleicht 12 Jahren auf einer Auktion erworben war. Zufällig entdeckte er in diesem eine geheime, bisher für ein Holzstück gehaltene Schieblade und darin eine ganze Menge Gold- und Silbermünzen und sonstige Gegenstände. Eine mehr als thalergroßs Goldmünze trägt die Jahreszahl 1645; 134 große und kleine goldene Münzen sind deutscher, englischer, holländischer und französischer Prägung; an Silbermünzen verschiedener Form sind 23 Stück vorhanden; eine derselben hat die Inschrift:Dies reiche Feld bringt Korn und Geld." Außer einer Säbeltroddel, einem Geldbeutel, einem Pet­schaft, einem Stück Uhrkette fanden sich noch Ouittnngcn und an­dere Papiere, die theils auf den Stiftsrentmeister Kohl, theils auf die Wittwe Pastorin Haselbach lauten. Der Finder hat den auf etwa 1500 Thaler Werth geschätzten Fund dem hiesigen Kreisgericht übergeben, und es findet nunmehr das Aufgeboivcr- fahren statt.

In Steinach, Amt Wolfach, wurde die Leiche eines schon 12 Tage lang beerdigten neugeborenen Kindes ausgegra­ben und einer Obduction unterzogen. Die ledige Mutier des­selben hat bis jetzt 13 Kinder geboren, welche sämmtlich nach der Geburt unter großen Schmerzen starben. Da Vergiftung vermurhet wird, ist die Mutter gefänglich eingezogen worden.

Das Schwurgericht zuAmberg hat einen Bauer aus Wildenreuth, welcher einen jungen Mann bei seiner untreuen Ehefrau angetroffen und demselben mit einem Todrschläger zwei Schädelbrüche beigebracht hatte, so daß dessen Tod erfolgte, von der Anschuldigung der Körperverletzung mit uachgefolgtem Tode freigesprochen.

Berlin, 9. Ang. Herr Stephan rückt mit der an ihm gekannten Energie in seiner Verschmelzuugsarbeit zwischen Post- und Telegraphenwesen immer weiter vor. Nach und nach soll das gesammte Postbeamten-Personal zugleich eine gründliche Aus­bildung im Telegraphendienst erhalten ; vorher werden von den älteren Bezirks-Aussichtsbeamten ein bestimmter Theil mit dem Telegraphendienst gründlichst vertraut gemacht werden. Zu dem Ende wird noch im Lause dieses Monats ein solcher acht Wochen lang dauernder Jnstruklions - Cursus an der hiesigen Central- Station eingerichtet werden.

Die Polizeiverwaltung in Halle fordert, nachdem auch Frauen als Fleischschauerinnen zugelassen zu werden beschlossen worden, diejenigen Frauen zur Anmeldung auf, welche dieses Amt versehen wollen.

Aus Hamburg wird gemeldet, daß die Taucher zwei Fässer Geld aus dem Wrack des gestrandeten DampfersSchil­ler" geborgen haben.

Wien, 9. August. Man soll den Ernst der Lage in der Herzegowina nicht übertreiben, aber auch nicht herabmindern. Der Aufstand hat noch nichts zu bedeuten, er kann aber jeden Augenblick bedeutend werden, denn Montenegro steht im Begriff, sich einzumischen und dann ist der bisher innere Konflikt ein in­ternationaler. Kchon daß Graf Andrassy sich entschließt, seinen Urlaub noch länger und auf unbestimmte Zeit zu unterbrechen, zeigt, daß die Dinge nicht geheuer sind, und in der That scheint man sich hier ans alle Eventualitäten gefaßt zu machen. Der Statthalter von Dalmatien ist zur persönlichen Berichterstattung hierher beschicken und wenn auch noch kein eigentliches Truppen­korps aufgestellt ist, so ist doch für ein solches, im Fall seiner Aufstellung, schon der Generalstab formirt und in der Person des F.Z.M. Mollinary der Befehlshaber designirt.

Die Festung Königgrätz soll geschleift werden; das Aerar' hat bereits mehrere Fortifikationsgründe verkauft.

Kopenhagen, 11. Aug. Das Begräbniß des Dichters Andersten ist heute auf das Feierlichste begangen worden. In dem zahlreichen Gefolge befanden sich der König mit seiner Suite, der Kronprinz, der englische und der schwedische Gesandte, die Spitzen der Militär- und Civilbehörden, Deputationen der Kom- munalräthe von Kopenhagen und von Odense (dem Geburtsort des Dichters), Vertreter der Kunst und der Wissenschaft und zahlreiche Vereine. Die Königin hatte den Sarg mit einem mit Lilien umwundenen Lordeerkranze geschmückt und die Prinzessinnen des Königlichen Hauses ebenfalls Kränze für den Sarg gesandt. (Solche Ehre ist nicht leicht einem Dichter widerfahren.)

Für die überschwemmten Bezirke im Süden Frank­reichs sind bis jetzt 18 Mill. eingegangen. Der schweizerische Gesandte hat dem Konnte jdie starke Summe von 300,000 Fr., die ihm aus der Eidgenossenschaft gesandt worden, überreicht.

Gi»e alte Jungfer. (Fortsetzung.)

Wie hätte ich jemals glücklich werden können, wenn der Schäfer sich denn wirklich ein Leid anthäte? Nein, nein ich wollte ihm mein Wort halten, mochte mein Herz auch brechen, er sollte nichts davon merken.

Als er am Abend wie gewöhnlich kam, stellte ich mich krank. Nun, ich war's auch in der That und sah so bleich und elend aus, daß er ganz besorgt und traurig wurde.

Die ganze Nacht weinte ich und rang die Hände und flehte im Gebet zu Gott, mir doch zu helfen und zu rathen in meiner Angst und Noch.

Endlich wurde ich ruhiger ich las eine Zeitlang in der Bibel und fühlte mich dann stark genug, den verhängnißvollen Bries zu verbrennen, worauf ich rasch den ersten Nachfolgen ließ, um jede Erinnerung an meine Liebe als eine Sünde zu vernichten.

Nach wenig Augenblicken war mir nichts mehr geblieben von dem kurzen, glücklichen Traum meines Lebens als ein wenig Asche doch war's mir genau, als fühlte ich mein Herz lang­sam verbrennen und es bliebe nichts in der Brust, als eine große Brandwunde, welche nicht heilen würde bis au mein Ende.

So war denn Alles vorbei und ich wollte mich zu dem Ge­danken zwingen, daß es nur ein Traum gewesen und der Brief gar nicht existirt habe. Ich war freundlicher als' gewöhnlich ge­gen meinen Bräutigam und hatte dem Herrgott und mir selbst das feste Versprechen gegeben, eine gute, treue Hausfrau und Gattin zu werden und die Vergangenheit gänzlich zu vergessen.

Als wenn sich dergleichen zwingen und versprechen ließe.

Und es sollte auch noch viel schlimmer und schrecklicher kom­men, so schrecklich, daß ich Gott vergaß und Hand an mich sel­ber legen wollte.

Eines Abends jagte mein Bräutigam zu mir,ich bin ganz uneinig mit mir geworden. Mein Gutsherr meinte heute, es wäre doch nichts, ohne ein eigenes . Haus für meine Frau zu haben, weiche es im Herrenhause so groß und vornehm gewohnt sei.- Wenn wir noch ein Jahr warten wollten dann sollten wir das alte Verwalierhaus mit Garten und Wiesen haben, sonst aber nicht. Was meinst Du dazu, Anna?"

Ich schüttelte den. Kopf und meinte, wenn meine Herrschaft nur damit zufrieden wäre und mich noch ein Jahr behalten wolle.

O!" rief er ganz eifrig,die gnädige Frau behielte Dich sicher am liebsten ganz, Du bist ein goldenes Ei, das sie so leicht nicht wieder findet."

Nun denn in Gottes Namen," versetzte ich-mir ist es auch recht."

Meine Herrschaft machte große Augen und schüttelte den Kopf, als ich es ihr am nächsten Tage mittheilte. Der gnädige Herr ritt sogar selbst hinüber zu dem Gutsherrn, welcher seines Schäfers Worte jedoch in allen Theilen bestätigt.

Ich legte meine Aussteuer wieder auf die Seite und ergab mich in mein Schicksal, das höhnend genug mit mir zu spielen schien.

So ganz recht war es mir indessen nicht, der Kammerdiener hatte wieder vollauf, woran er seinen Spott und seine Bosheit auslasten konnte, und das Gerede der Leute konnte mir doch auch nicht gleichgiltig sein. Vor Allem aber hätte ich jetzt die Hochzeit gern herbeigewünscht wegen des verbrannten Briefes aus Kopenhagen dann wäre es ja aas einmal vorbei ge­wesen mit aller Versuchung.

Die Zeit verfloß schnell, im Umsehen war ein Halbjahr dahin; mein Bräutigam kam in der letzten Zeit viel spär­licher als sonst, was mir doch zuweilen auffiel, ohne jedoch Arges dabei zu denken.

Die Leute im Dorse steckten, wenn sie. mich sahen, die Köpfe zusammen, und eines Tages, als ich bei meiner Freundin, der jungen Försterfran, im Vorbeigehen einsprach, zog sie mich im Garten neben sich auf die Bank nieder, nahm meine beiden Hände in die ihrigen und sagte:

Anna, Du bist es überzeugt, daß ich es aufrichtig mit Dir meine?"

Ja, sicherlich bin ich das," erwiderte ich beklommen; mir wurde ganz seltsam bei ihrem traurigen Gesicht.

Glaubst Du denn auch noch immer, daß Dein Schäfer es ehrlich mit Dir meint, Anna?"

Mein Heiland t warum sollte ich das nicht glauben?" rief ich erschreckt,was hat das nur zu bedeuten? Ich habe wohl schon Allerlei munkeln hören, wußte aber nicht, wem es eigent­lich gelten sollte. So sag' mir doch nur die Wahrheit!"

Nun denn, so höre mich ruhig an," sagte sie,aber är­gere, oder gräme Dich nicht, Anna! Denke, ein grundschlechter Mensch verdient nur unsere Verachtung. Siehe, mein Mann war gestern über dem See und kehrte mit dem Schäfer heim. Da hat dieser zu ihm geradeaus gesagt, daß er Dir gern hun­dert Thaler und noch mehr geben möchte, wenn Du zurücktreten und ihn sreigeben wolltest. Mein Mann hat ihn wie einen Hund hsruntergemacht, daß er ein Schurke wäre und Dich gar nicht verdiene. Da hat er boshaft gelacht und gesagt, er könne die Haushälterin seines Gutsherrn kriegen, sie brächte ihm tau­send Thaler und das alte Verwalierhaus dazu.Auch wohl