«mMlatt für Lev Lberamtsbezirk KagolL.

Kr. 94.

Erscheint wöchentlich ümal und kostet halbjädrüch hier (ohne Trägerlohnl I M. 60 Pfg., für den Bezirk 2 M.'

Jnserationsgebühr für die Zspaltige

(ton 1/1. gewöhnlicher Schrift bei

SklmSlug öen 44. ^tllgUst. einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei

mehrmaliger je 6 Pfg.

Mii).

Amtliches.

Nagold.

Floßsperre.

Wegen Neubaus der Monhardier Wasseriiube ist die Flößerei auf der Nagold oberhalb der genannten Wasferstube und auf dem Zinsbach bis 15. September einschließlich gesperrt, wonach sich zu achten ist.

Den 12. August 1875.

K. Oberamt. Güntner.

L a g e s - N e n i g k e i 1 e rr.

st Haiterbach. Ist die Eröffnung der neuen Straße, nach Nagold wohl auch noch zu erleben? Das ist eine Frage, die wohl schüchtern da oder dort jemand auszusprechen wagt, auf die aber niemand eine tröstliche Antwort zu geben vermag, Auf's Frühjahr! Das war das Hoffnungswort, .womit die Leute sich unter einander trösteten, wenn bei halsbrechender Fahrt der Wagen auf dein Glatteis dem Abgrund entgegen zu rutschen die 'Neigung hatte. Der Frühling ist gekommen, aber nach wie vor keuchen Menschen und Thiere die alte Steige- hinauf. Im Juni gewiß oder im Juli noch gewisser! so hieß .es, wenn sie Lust schöpfend stille stunden, und mit dieser Zusage sich tröstend, wischten sie sich den Schweiß von der Stirne, warfen noch einen Blick hinunter durchs Tannengrün auf die eben sich hinziehende Stratzenliuie, und hinauf gings in der Hoffnung auf baldige Abhülfe. Jetzt scheint die Augustsonne und bestrahlt mit Hellem Lichte das Stein­gerippe der neuen Straße und wer gute Augen hat, sieht auch hie und da einen Menschen auf derselben beschäftigt, der wenig­stens die Aufgabe zu haben scheint, den Gedanken mcht ganz erlöschen zu lassen, daß doch noch gebaut werde. Ob und wann vollends weiter gebaut werden wird; wer darnach zu fragen noch den Muth hat, den sieht jedermann mit zweifelhaften Blicken an. Das können spätere Geschlechter erleben, die jetzige Generation darf sich glücklich preisen, wenn sie wenigstens die Vollendung der angefangenen Strecke erlebt. Die ganze Summe, welche bisher auf diese Straße verwendet worden ist, bleibt so von Monat zu Monat ein lodtes Kapital, das niemand Nutzen bringt. Dem Straßenjammer stellen sich unsere Postverhältnisfe passend zur Seite. Während wir früher eine Postverbindung mit Nagold halten, welche dem Lokalvcrkehr und dem Anschluß an die Bahn­züge gleich dienlich war, so fährt jetzt unser Postwagen zu .einer ! Zeit nach Nagold, wo niemand hineinwill, und heraus, wo nie­mand herauswill. So ist unser Postkurs im Kleinen ein getreues Bild unseres Sommerfahrtenplans überhaupt. Wie mancher Postwagen, wie mancher Eisenbahnwagen mag schon den Seufzer gehört haben, wie bequem hatten wir es doch früher!

In Weil d. St. hat ein Sägknecht das Gewehr, welches ihn sein Herr in's Magazin stellen hieß, auf ein Dienstmädchen von Börstingen im Scherze gerichtet und abgedrückt, in der Meinung, das Gewehr werde nicht losgehen, weil es einigemal vorher versagt halte. Der Schuß traf in das Herz des Mädchens.

Stuttgart. Die Haupt- und höchste Ehrengabe, die Sr. Majestät des Königs Karl, im Werth von über 8000 -lih, er­rang Hr. Anders aus Wien als 1. Preis auf der Feldfest­scheibe Deutschland mit 40 Nummern (bester Schuß). Der prachtvolle Pokal Sr. Mäjestät des Deutschen Kaisers kam in die Schweiz, und zwar an Hrn. Rieser aus Hörschwil als 1. Preis auf der Standfestscheibe Wien mit 39 Theilern; die Ehrengabe des Herzogs Eugen von Württemberg, Werth 1400 -A, erhielt Hr. Büchsenmacher Hafner aus Bötzen als 2. Preis auf der Fcldfestscheibe Deutschland mit 39 Nummern; der Preis des Prinzen Wilhelm von Württemberg, Werth 1400 --lk fiel auf Fabrikant Schäfer aus Berlin als 1. Preis auf der Stand­festscheibe Bremen mit 42 Theilern. Die Wiener Ehrengabe mit 2000 baar erhielt Mauz aus Bruchsal als 1. Preis auf der Standfestscheibe Heimath mit 46 Theilern; die Ehren­gabe der Berliner (eine Bowle, Werth-1500 -A) Privatier Focke aus Rumburg als 1. Preis auf der Feldfestscheibe Stuttgart mit 40 Nummern; die drei Ehrengaben der Stadtgemcinde Stuttgart erhielten: 1) 1500 -ük baar Kaufmann Mergler aus Worms als 2. Preis auf der Standfestscheibe Heimath

mit 64 Theilern; 2. Preis mit 1000baar Hr. Schlosser aus Elbiugrobe als 4. Preis auf der Feldfestscheibe Deutsch­land mii 34 Nummern; ven dritten Preis von Stuttgart 500 baar Hrn. Estcrhammer aus Jenbach (Tyrol, am Eingang in's Achcnlhal), als 2. Preis auf der Standsestscheibe Bremen mit 47 Theilern. Die Ehrengabe aus Philadelphia vom Schü­tzen-Verein, 1 Passagierbillet 1. Cajute von Antwerpen und re­tour mit Ansichten in Rahmen gefaßt, Werth 750 Hr. Greis junior aus München, als 1. Preis auf der Fcldfestscheibe H an­no per mit 40 Nummern; die Ehrengabe aus Mainz, Schützen- Gesellschaft, Werth 500 -S!L, Hr. Keim aus Reutlingen als 2. Preis auf der Feldsestfcheibe Hannover mit 40 Nummern; die Ehrengabe des amerikanischen Schützenbundes, Werth 1162-H Hr. Prem aus Stumm in Tyrol als 3. Preis aus der Stand­festscheibe Heimath mit 72 Theilern; die Ehrengabe der Stutt­garter Wirthe, 1 Remontoir mit Kette und 500 baar, 1100 -M, Schlosser Maurer aus Eislingen als 4. Preis auf der Stand­sestscheibe Heimath mit 82 Theilern; die Ehrengabe der Stutt­garter Schützengilde, 1000 baar, Hr Fabrikant Lachmann aus Oschatz als 5. Preis auf der Standsestscheibe Heimath mit 83 Theilern; die Moskauer Ehrengabe, 1 silberner Brod- korb mit Servietten, Werth 570 Hr. Gerber Seyfart in Würzen, als 8. Preis auf der Feldfestscheibe Heimath mit 114 Theilern; die Ehrengabe des Schweitzer Schützenvereins, 1000 Frank 800 Mark, Schlosser Götz in der Maschinenfabrik zu Eßlingen; die Ehrengabe aus Odessa, 1 silberner Pokal mit Untersatz, Werth 1200 Mark, Hr. Mahr aus Bamberg als 3. Preis auf der Feldfestscheibe Deutschland mit 39 Nummern; die Ehrengabe aus Singapore, 1 silb. Taselaussatz, Werth 540 <^-, Hrn. Doll aus Mainz als ,7. Preis auf der Feldfestscheibe Deutschland mit 38 Nummern. Außerdem vernehmen wir noch, ohne die Sache genau präcisiren zu können, daß das Faß der Stuttgarter Küfer mit 300 Liter Wein nach Ravensburg gekommen ist und der geschnitzte Gewehrschrank des Reserveoffi- ctervereins nach Hamburg. Die schöne Tyroler Gabe soll wieder nach Tyrol gewandert sein. (N. L.-Z.)

Stuttgart, 10. August. (Schw. B.) Merkwürdig schnell nach dem gestern erfolgten Schluß des Schützenfestes zieht un­sere gute Stadt ihr Werktagskleid an. Fast alle Kränze und Maibäume sind verschwunden und nur noch wenige Fahnen flat­tern. Auch haben uns fast alle Fremden verlassen und nur noch hie und da werden einige Nachzügler sichtbar. Die Festfahrt auf den Hohenzollern gestaltete sich nicht so, wie.sie sich gestal­te! haben würde, wenn sie nicht bis auf den letzten Tag hinaus- gefchoben worden wäre. Nicht viel über 250 einheimische und fremde Schützen nahmen an demselben Theil, denn die Mehrzahl der Fremden war schon abgereist und die hiesigen hatten sich todtmüde gearbeitet. Die Fahrt nach Weinsberg auf die Wei- bertrcu mußte ganz unterbleiben, weil sich keine 30.Fahrlustige meldeten. Und doch hatten die Heilbronner und Weinsberger bereits Ihre Empfangsvorbereituungen getrosten.

Während der Dauer des V. deutschen Schützenfestes sind bei der Poiizei 60 verübte Diebstähle angemeldet worden.

Blaubeuren, 9. August. Gestern wurde durch Prof. Dr. Schober in Stuttgart eine genaue Messung des Blautopfs vorgenommen. Dieselbe ergab eine Tiefe von 20 m.; die tief­ste Stelle besteht nicht, wie vielfach angenommen wurde, in ei­ner kreiselförmigen Spitze, sondern in einer Fläche von 3'/, m. Die Ränder des Trichters sind steil, zunächst dem Bergabhang beinahe senkrecht abfallend. Bei der letzmals im Jahre 1828 vorgenommenen Messung wurde eine Tiefe von 7273' festge­stellt; bei der gestern Vorgefundenen Differenz wird aber wohl die wechselnde Höhe des Wasserstandes in Betracht kommen. Die Temperatur des trotz feiner tiefblauen Färbung doch voll­kommen klaren Wassers betrug gestern 8*/»" und bleibt während des ganzen Jahres ziemlich gleich; im tiefsten Winter sinkt sie um höchstens 2 3*.

Das Verhalten der württemb. Artillerie in Griesheim (Großherzog Hessen-Darmstadt) ha! dort sehr gefallen und cs hat namentlich das gegenseitige Verhältniß zwischen Offizieren und Mannschaslen gn'.en Eindruck gemacht.