im Auslände aus Erfindung beruhen und jeder thatsächlichen Grundlage entbehren.
Der Oberst von der Cavallerie Marchese Coardo di Bag- nasko, Flügeladjutant des Königs von Italien, ist vor einigen Tagen hier eingelrosfen. Derselbe ist beauftragt, einen bedeutenden Ankauf von Pferden in Deutschland, für die italienische Armee zu vermitteln. Die Reichs-Regierung'be'ivilligte ans dessen Gesuch, wie früher der Schweiz, eine Excmption von dem Pferde Ausfuhr-Verbot.
Potsdam, 2. August. In dem Zustande des schlafe u- den U l a n e n vo»r3. Garde Ulanen Regiment ist, wieider ,,Tril>." gemeldet wird, insofern eine Aenderung eingeirelen, als er seit einigen Tagen angefangen hat, mit seinen Wärtern zu sprechen.
Köln, 26. Juli. Wozu doch die Religion nicht den Ramen leihen muss! In ein hiesiges Geschäftshaus wurde gestern ei» Brief hineingeschoben, in welchem „Ein Viertel Originat-Loos Nr. 76,777 der 268. vom Staate garanlirlen Hamburger Stadt- Lotterie" eingefaltet lag. Der Wortlaut des Schriftstückes ist folgender: „Im Namen Unserer heiligen Kirche. Glaube und hoffe! Nachdem aus inein Gebet Unsere heilige Mucker Maria nur im Traume erschien und verkündigte, daß beifolgendes Loos einen großen Gewinn erhalte, muß ich es, da ich kein Gelv habe, ausgeben und schenke ich es Ihnen, mit der Lille, es weiter zu spielen. Der Collekteur F. Behrmann wohnt in Hamburg, St. Pauli, Langereihe 46, und brauchen Sie nur bald zu schreiben und 1 Thlr. 20 Sgr. oder 5 Mark für die dritte Klaffe mit Postanweisung zu schicken, die l. und 2. Klasse ist bezahlt. A. Weber." Der redliche - Finder fiel aber nicht herein, sondern ersuchte die „Köln. Ztg." um Veröffentlichung dieses Schwindels.
Köln, 3. August. Nachdem die ersten Versuche, die Kaiserglocke zu läuten, schon vor einiger Zeit mißlungen sind und der widerspenstige Klöppel wiederholten Veränderungen unterworfen worden ist, gelang es gestern, den Klöppel beim Schwingen der Glocke zum Anschlag zu bringen, und zwar dadurch, daß mau den Pendel an seinem untern Ende bedeutend beschwerte. Heute Vormittag stellte man denselben Versuch an; allein der Klöppel bewegte sich nicht aus einer Lage, sondern machte die Schwingungen der Glocke mit.
Köln,, 5. August. Endlich ist es Meister Hamm durch einige kleine Abänderungen an der Achse und am Klöpfel der Kaiser-Glocke gelungen, den Erzkoloß zum Läuten zu bringen Gestern Nachmittag ließ dieser bei den vorgenommenen Versuchen zur Freude der harrenden Menge seine liefe Baßstimme erschallen. Nach 8 bis 10 Tagen wird nun das Probeläuteu staüfinden.
Hannover, 30. Juli. Die o cia l - D e m o kr a t e n halten Wahl-Versammlung über Wahl Versammlung und werden morgen ein halbes Dutzend im Laufe von W.s Wochen erreicht haben. Das Thema des Vortrags Liebknecht'-) war die Frage: - „Was haben wir vom Reichstage zu erwarten?", die mit „Nichts" beantwortet wurde. Der Reichstag vertritt nicht bas Volk, denn von den 90 pCt. der Bevölkerung, den Arbeitern , sitzen nicht, wie sie es im richtigen Verhältnisse sollten, 360 in ihm, sondern nur 9. Das bei der direkten Wahl und dem allgemeinem Stimmrechte auffällige Verhältnis; erkläre sich aus dem Mangel an politischer Bildung un Volke. Die kleine Minderheit der besitzenden Classen herrsche im Reichstage, und das zeige sich auch in der gesetzgeberischen Thätigkeit, die vor Allem den Interessen der herrschenden Classen, nicht dem Volke, der Freiheit diene. Dies wurde an einzelnen Gesetzen nachgewiesen, wie an dem Reblaus- Gesetze, welches ein Genuß-Mittel der Reichen zu schützen bestimmt sei, an dem Bankgesetze, durch welches ein Institut sür Besitzende, nicht für das Volk geschaffen u. s. w. Die Wählerschaft soll nun zu Gericht sitzen über den Reichstag und streben, daß eine wahre Volksvertretung statt einer Clafsenvertretung aus ihm werde.
(Kur nach Art des vr. Eisenbart.) In unserer Gegend, schreibt die „Bromb. Ztg." besteht der Glaube, daß das Abschießen eines Gewehrs oder einer Pistole ein Mittel zur Beseitigung der Zahnschmerzen, des Knochenfraßes und ähnlicher Leiden sei. Ein Mann in Marienfelde wollte neulich die Hkil- krast dieses Mittels versuchen: er hatte Zahnweh, und um dasselbe zu vertreiben, nahm er eine Pistole und schoß sie an der kranken Kopfseite ab. Der Schuß fiel, aber auch der Mann. Er halte die Pistole nicht richtig gehalten, denn die Schrotladung war ihm tief in's Gehirn gedrungen; in kurzer Zeit war er eine Leiche.
Metz, 1. Aug. Die von dem hiesigen Krieger verein heute gehaltene Fahnenweihe, die erste seit dem Kriege hier veranstaltete derartige öffentliche Festlichkeit, hat einen allgemein befriedigenden Verlaus genommen. Vormittags wurden die auswärtigen Knegervereine, 40 an der Zahl, auf dem Bahühofe abgeholt und in die Stadt geleitet. Nachmittags versammelten sich sämmtliche Vereine auf dem Theaterplatz, worauf dann der Weiheakt in feierlicher Weise vorgenommen wurde. Nach Ab- singung zweier Chöre, worunter der Schwurchor aus Tell, bewegte sich der Festzug, an dem sich einschließlich des hiesigen Kriegervereincs und einiger sonstiger Metzer Vereine 1500 bis
1600 Personen beteiligten, durch die festlich geschmückten Straßen der Stadt. Die einheimische Bevölkerung verhielt sich, wie übrigens nicht anders erwartet wurde, der Feier gegenüber fast ausnahmslos passiv. Doch schloß sie sich nicht wie früher bei ähnlichen Gelegenheiten in die Häuser ei», sondern bewegte sich in höchst ungezwungener Weise auf dem Hestplatze oder befriedigte die Neugierde von den Fenstern ans. (Sch. M.)
Wien, 3. August. Fürst Milan von Serbien hatte heute eine halbstündige Audienz bei dem Kaiser. Das Abendblatt der „Presse" erklärt: Obwohl über die Audienz bisher nichts sbe- kannt sei, könne sie gleichwohl wiederholt bestätigen, daß Seitens Oesterreichs ganz im Einvernehmen mit Rußland und Deutschland dem Fürsten von Serbien hier klar gemacht werden wird, daß er den Frieden aufrechterhalten und die Haltung.'Serbiens !
eine streng correcte bleiben müsse. Die türkische Regierung ist i» dieser Beziehung vollkommen beruhigt und sieht mit Befriedi- - gung, daß die Ueberwachung der Grenze Oesterreichs durch verstärkte Truppen in Aussicht steht. Uebrigens gilt in Wiener of- siciellen Kreisen der Aufstand in der Herzogowina als in der Abnahme begriffen.
In Belgien wurden 2 ultramontane Geistliche: Vicar Duchesne von St. Marguerite zu Lüttich wegen schwerer Ver- j brechen gegen die Sittlichkeit an unmannbaren Mädchen und der Priester und Professor am College zu Gysegher, Stevens, der erste zu 3 Jahren 4 Monaten, der zweite zu 4 Jahren Gesang- > niß und mehrjährigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ver- urrheiit. Die ultramontane Presse nahm für sie Partei und hetzte das Volk auf, sich ihrer als Märtyrer anzunehmen.
Eine alte Jungfer.
(Fortetzuna-)
Als der Vater endlich nach Hause kam, sprach die Mutter von dem jungen Mann, um, wie ich wohl merkte, leise um den Busch zu horchen.
„Sleinberg?" rief mein Vater aus und warf seine Mütze auf den Tisch und die Reitpeitsche dabei, „was wollte der Taugenichts hier?"
,,Er wollte Dich sprechen, er schien so fein und anständig zu sein."
„Fein und anständig, o ja," lachte der Vater höhnisch, „seine !
Mutter ist freilich eine reiche Wittwe in Kopenhagen — treibt l
Großhandel — und er ihr einziger Sohn, der eigentlich Kaufmann ist. Er hat nicht gut thnn wollen und ist nun zur Besserung hieher aus die Exercierschule geschickt, um unter meiner Fuchtel zur Raison zu kommen. Donner und Wetter, wenn ich den Taugenichts nicht krumm biege, ist Hopfen und Matz an ihm verloren und sie können ihn in ein Arbeitshaus stecken!"
Der Valer halte sich ordentlich in Eifer gesprochen, was sonst gar nicht seine Art war und ich stand hinter der Thür und hatte kein Wort davon verloren.
ES war mir recht seltsam dabei um's Herz, so weh und so traurig, daß ich gern laut geweint hätte.
Sah denn so ein Taugenichts und schlechter Mensch aus?
Und konnte nicht Alles gar leicht Verleumdung sein?
Es war mir doch, ohne daß ich den Gedanken klar hätte fassen mögen, daß mein Vater am wenigsten das Recht zu einer solchen Verurtheilung besaß.
Am nächsten Tage, ich putzte gerade die Fenster, kam Steinberg plötzlich wieder aus unser Haus zu, grüßte freundlich und fragte wie es gienge, und verwunderte sich über meinen Fleiß.
Mir bebten die Hände und das Herz in der Brust also, daß ich nicht weiter putzen konnte; glücklicherweise schrie mein kleines Schwesterchen in Diesem Augenblick und ich mußte schnell in die Stube springen.
Und nun ärgerte ich mich wieder über mich selber und mein« alberne Verlegenheit, was mußte er von mir denken, wie dumm und lächerlich mußte ich ihm Vorkommen.
Lieber Gottl was soll ich weiter von jener Zeit, wo die Liebe meiner jungen Brust wie ein züchtiges Geheimniß sich verbarg und nur durch Blicke sie zuweilen verrathen mochte, erzählen — es war doch die glücklichste Zeit meines Lebens. Und die Blumen, welche der Mann meiner einzigen Liebe mir zuweilen verstohlen in's Fenster legte, sind auch längst welk und vertrockne!, als einzige Errinnenmg mir geblieben!
Meine güte Mutter merkte es recht gut, warum Steinberg so häufig an unserem Hause vorübergienz und zuweilen, wenn er von des Vaters Abwesenheit überzeugt war, hereinkam, um nach dem Herrn Exerziermeister zu fragen. Sie sagte jedoch nichts und vertraute meinem verständigen Herzen und meiner Rechtlichkeit.
So kam Weihnachten heran und am heiligen Abend brachte ein Knabe mir heimlich ein kleines Paket. Die Mutter war dabei, als ich es in der Küche öffnete, und was enthielt es? Eine prachtvolle schwarze, seidene Schürze und einen Brief.
Du mein Herr und Gott! Noch: niemals habe ich ein Geschenk zu Weihnachten bekommen, es war das erste Mal. s
Weihnachten! das schöne, heilige Kinderfest, worauf die ganze Christenheit sich freuen darf, war für uns nur immer