Jahr um Jahr ein Sorgenfest gewesen, weil der Bater gerade am heiligen Abend es sich vorgenommen zu haben schien, die Hölle des Unfriedens rumoren zu lassen und Frau und Kinder in Angst und Schrecken zu setzen.

ES gibt nichts traurigeres auf Erden als eine freudenlose Kindheit, welche nicht'einmal von dem Schimmer des Weih- nachtsbaümes erhellt ist die Erinnerung ist dann einer öden Haide gleich kein grünes Blatt, keine bunte Blume, Alles grau und traurig.

Ich glaube wohl, daß ich in jenem Augenblick weinte, es war mir, wie in einem süßen Traum, wußte ich doch recht gut, von wem das Geschenk kam.

Den Brief hätte ich nun am liebsten allein gelesen und meine gute Mutter fühlte das mit feinem Takt heraus; , sie gieng in die Stube und ich erbrach mit zitternder Hand den Brief. Er war von Steinberg.

Wie schön und treuherzig schrieb er, wie ehrlich klang die Frage, ob ich seine Liebe erwidern könne, wie ausrichtig gestand er mir, daß er bis zur Stunde, wo er mich gesehen, ein leicht­sinniger Patron gewesen sei, aber sich auch von jener «stunde an gebessert habe und ein rechtschaffener Mensch bleiben wolle, um meiner werth zu werden. Schließlich lud er mich zu einem Ball am zweiten Weihnachtstage ein und bat um die Erlaubnis mei neu Vater dieserhalb fragen zu dürfen.

Ich glaube, die himmlische Seligkeit kann nicht schöner sein, als das Gefühl, welches ich in diesem Augenblicke im Her­zen trug, noch jetzt nahe dem Grabe durchbedt'mich die Erinne­rung daran wie ein heiliger Schauer.

Nasch wollte ich zu meiner Mutter, sie um Rath zu frage», als des Vaters Donnerstimme so ingrimmig und furchtbar ans der Stube zu mir erscholl, daß ich, tödtlich erschreckt, aus dem Himmel meines Glücks unsanft gerissen, Schürze und Brief ver­barg und zu meinen Geschwistern in die schlasstube mich schlich.

Zwei davon lagen krank, die armen Kleinen fuhren alle Augenblicke bei des Vaters fürchterlicher Stimme in ihrem Bett- chen zitternd zusammen und steckten die Köpfe unter die Decke.

Nun, auch dieser heilige Abend gieng sammt der Nacht vor­über in Angst und Schrecken.

In mir aber tagte das Morgenroth einer glücklichen Zukunst.

Armes, hoffendes Menschenherz!

Die kranken Kinder waren am Morgen viel besser und die Mutter meinte, ich solle nur meinen Ballstaat heimlich in Ord­nung bringen , Steinberg könne Bater nur fragen, er würde wohl nichts dawider haben.

Wie war der junge Mann so froh, als ich ihm dieses im Vorbeigehen zuflüsterte, aber großer Gott! fürchtete ich doch, mein Vater hätte mich in seiner Wuih todtgeschlagen, als Stein­berg ihn in meiner Gegenwart um die Erlaubnis zum Ball fragte, und es fehlte nicht viel daran, so lag der junge arme Mann auf der Straße.

Er kehrte zurück zu meinem Vater, bleich und aufgeregt.

,,Scheren Sie sich zum Teufel!" schrie dieser,was sich ein solcher Schlingel einbildet, mit meiner Tochter zum Ball zu gehen, o sah, das möchte der Müsse wohl."

,,O, ich möchte wohl noch mehr, Herr Exerciermeister!" rief Steinberg mit fester Stimme.Der Mensch, und wenn er auch noch so leichtsinnig gewesen, kann sich ja bessern dies ist mit mir der Fall, und meine Mutter wird sicherlich ihre Einwilligung zu einer Heirath mit Ihrer Tochter geben, Herr Exerciermeister!"

Was schwatzt der Schlingel, der Taugenichts da?" schrie mein Vater und zerzauste ingrimmig seinen schwarzen Schnurr­bart,seine Mutter wird ihre Einwilligung zu einer Heirath mit meiner Tochter geben? Ei, seh mir einer den Patron an

meint er, das sei zur Heirath schon genug? Hoho, verflucht will ich sein auf ewig, wenn er meine Tochter heirathet , und sollte sie es wagen, hinter meinem Rücken die Geschichte weiter zu spinnen, dann lasse ich sie vom Bettelvogt auspeitschen! Hin­aus mit ihm, Taugenichts, oder"

Er riß die dicke Reitpeitsche von der Wand und Steinberg entfernte sich, einen traurigen Blick auf mich werfend.

In seiner Wuth er mochte auch wohl ein wenig zu viel getrunken haben schlug der Vater mich und nur mit großer Mühe vermochte meine Mutter mich vor weiteren Mißhandlungen zu schützen.

In derselben Nacht starb die kleine, kranke Schwester.

Als das neue Jahr begann, war Steinberg fort er war in seine Heimat zurückgereist.

Ich hörte nichts weiter von ihm aber mein Herz war gebrochen und alles Glück auf Erden für mich dahin.

Der Brief und die vertrockneten Blumen waren das Ein­zige, was mir zuweilen Trost gewährte.

nicht mehr aushalten.

Der Vater wurde immer härter und finsterer gegen mich, mein- Anblick schon schien ihm unerträglich zu sein, obgleich ich. doch : ein leibliches Kind war, und so faßte ich eines. Tages>yRtu Leid und Gram übermannt, und in Uebereinstimmung mit meiner guten, aber ebenfalls trostlosen Mutter,, mir mein Herz und gieng

zu einer reichen, vornehmen Baronin, um mich bei ihr als Wär­terin des einzigen halbjährigen Kindes zu vermiethen.

Ich gefiel sogleich und wurde angenommen, wozu wohl meines Vaters Ansehen und Beliebtheit bedeutend beigetragen ha­ben mochte.

Der Vater sagte, als er es erfuhr, kein Wort dazu; und als ich zu Ostern Abschied nahm, um mich in meinen Dienst nach dem etwa fünf Meilen entfernten Gute meiner Herrschaft zu begeben, gab /r mir die Hand und sagte:Halte Dich gut und mache mir keine Schande!"

Ach, mir war das Herz so schwer, ich konnte mich gar nicht von meiner armen Mutter trennen, die nun ganz verlassen war.

Der liebe Gott ist Dir noch Glück schuldig," sagte sie leise, und ihre Thronen netzten mein Gesicht,es kann sich noch Alles zum Besten wenden, verliere nur die Hoffnung nicht, mein Kind!"

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

(U n glaublich aber wahr.) Der Komiker einer deutschen Hosbüchne hatte schon mehrfach mit Vorlesungen aus Fritz Reuters Werken Glück gehabt. Da kam er Angesichts der tristen Regentage dieses wolkenbrüchigen Sommers auf den Gedan­ken, einen Versuch in einem sehr frequenten Badeorte zu machen. Ein befreundeter Kurgast übernahm die Einleitung, machte dem stolzaristokratischen Kurhaus Intendanten einen Besuch behufs

. Einräumung eines geeigneten Saales, und weil es sich um einen ' Beitrag zum Reuter-Denkmal handelte, so wurde eine unentgelt­liche Lokalbenutzung gewünscht. Bald nachher schrieb denn auch der Graf-Intendant dem Komiker:Behufs näherer Besprechung über Ihre Vorlesung für Reuter belieben Sie am ... . im kleinen Kittsaal zu erscheinen". Prompt mii dem Bahnzuge au- gekommen, hat der Vorleser. Zeit, Studien über die Unverwüst­lichkeit der Langweile in Bädern zu machen, denn der Salon ist absolut leer. Endlich kommt ein Stutzer mit einem sogenannten Eierhütchen; er sieht aus, als wenn er vom Gähnenden Starr­krampf bekommen hätte. Es kommt ein Mann in hohen Stiefeln; sein Aeußeres würde auch ohne die langen Schäfte ledern erscheinen. Es kommt ein corpulenter Gutschmecker, auch er tritt auf mit einem tüchtigen Stiefel und kann denselben vertragen. Es folgen nach und nach noch mehr Kneifer-Träger, Reitpeitschenschwinger und Spocenklirrer; der Vorleser-Aspirant denkt: ein wunderliches literarisches Comit«, und schneidet in Gedanken Gesichter, als er die Gesellschaft von Dinge» reden hört, die sie ihrem Aenßeren nach viel besser verstand, als Poesie und Literatur, nämlich von Stuten una Wallachen. Er hälts nicht ans, er läuft hinaus, fragt nach dem Intendanten, trifft endlich einen Untergebenen desselben und erfährt, daß der Herr Graf, dem der Schöpfer desUnkel Bräsig" eben nicht vorgestellt war, geglaubt hat, Redner wolle eine Vorlesung über Reilnuterricht halten.

(EinB e i s p i e l v o n d e r K l u g h eit einesHüHuer- Hundes.) FolgendeJagdgeschichte" wird als wahr und wahr­haftig verbürgt, und da sie von einem Berliner, deren Abneigung gegen Aufschneiderei weltbekannt ist, erzählt wird, muß sie wohl wahr sein: Am 3. Scptbr. v. I. gingen zwei Jagdliebhaber, Wähler und Schmalz von Berlin, mit einem allen, vorzügliche» Hunde des Kaufmanns Markheim auf die Jagd. Auf dem Kreuz­berge bei Maberzell stand der Hund fest. Die beiden genannten Jäger gingen hinzu und bemerkten, daß der Hund vor einer alten Häsin stand, welche eben setzte. Der Hund- blich richhg stehen, bis der Akt beendet war. Nachdkni dis Hann sd' west war, hüpfte sie eine kurze Strecke. Der- Hund nahm davon keine weitere Notiz, ging vielmehr an die jungen Hasen heran, beroch und belegte einen jeden derselben mit aller Ruhe und verständigen Aufmerksamkeit und wandte sich dann wieder seiner Pflicht des Weitersuchens zu, ohne die alte Häsin noch eines Blickes zu wür­digen.

(Was macht ein junges Mädchen glücklich?) Man gebe ihr zwei Kanarienvögel, ein halbes Dutzend Mond­scheinstrahlen, 12 Ellen seidenes Zeug, eine Portion Fruchteis, verschiedene Rosenknospen, einen blassen Gymnasiasten zum Quälen, eine Cabinet-Phologrä'phie von Romeo und Julia und das Versprechen eines neuen Hutes und wenn sie dann nicht zerschmilzt vor Seligkeit, so kann sie es überhaupt nicht. . . . Es.ist freilich schon etwas lange her, daß ein welterfahrener Mann diesen Ausspruch gethan hat.

Raths el.

Der Buchstabeit vier - Bezeichnen mich Dir:

Als ein Element Woht Mancher mich kennt.

Nie wandte ich vorwärts, Mein Lauf geht zurück.

Mein Schwesterchen vorwärts, Bringt mir dies Geschick:

Und würde mir nimmer Die Schwester geboren,

So ging ich auf immer Wie diese verloren.