granim los werden. Die Erben des Exkaisers verweigern jede Entschädigung und der Advokat des Excivillisten lehnt die Forderung im Interesse der Gläubiger desselben gleichfalls ab. Die Entscheidung ist noch nicht gefällt. Es erhellt einstweilen, daß Plon dem Exkaiser zur Zeit 192,000 Frs. Autors-Gebühr auszahlte. Die Wiltwe und der Sohn haben für des Vaters Privatsachen kein Geld und brauchen ihre Einkünfte für die Presse und die „Comites", von denen der ehrenhafte Rouher nichts weiß, obschon er deren Vorsitz führt und sie alle leitet. (Fr. I.)
Paris, 23. Juli. Die Sammlungen für die Ueber- schwemmten wachsen ohne Unterlaß. Nun ist die höchste Gabe von Privatpersonen diejenige des Spiel-Pächters Blanc (von Monaco), der mit seiner Rimesse von l00,000 Frs. selbst Cra- mieux Gabe überstiegen hat. (Fr. I )
Paris, 25. Juli. In der gestrigen Sitzung der Budget- kommission theilte Cuilloux mit, daß der durch die Ueberschwem- mungen im Süden verursachte Gefammtschaden sich auf 75 Millionen belaufe, davon kommen 50 Millionen auf den Erntever- lust, 20 Millionen auf bewegliches Vermögen, 3 Millionen auf öffentliche Bauten und Wege, 2 Millionen auf Eisenbahnen.
Paris, 25. Juli. Erzherzog Albrecht von Oesterreich ist heute Morgen von Paris abgereisl. Gestern Nachmittag stattete er Herrn Thiers noch einen Besuch ab. — Der Sultan von Zanzibar verläßt morgen Paris; er machte gestern Mac Mahon seinen Abschiedsbesuch und schenkte ihm einen kostbaren Säbel.
San Sebastian, 17. Juli. Die Cariisten vertreiben die alfonsistischen Familien aus den von den Carlisten besetzten Orten. Am Sonntag wurden 900 Personen aus Tolosa, Ver- gara, Onate nnd Azpeilia ansgewiesen. Es herrscht große Aufregung.
Nagusa, 26. Juli. Die Aufständischen der Herzegowina sind von den türkischen Truppen bei Nevesinje am 23. d. M. angegriffen worden. Es fand ein hartnäckiger Kampf statt. Beide Theile Hallen zahlreiche Todte und Verwundete. Am 24. machten die türkischen Truppen aus Stolatz einen Ausfall und griffen die Aufständischen bei Dabra an. 4 türkische Kompagnien sollten von Bilccchia aus den Aufständischen in den Rücken fallen, was aber von den Aufständischen vereitelt wurde. Der Kampf dauerte den ganzen Tag, über den Ansgang ist noch nichts bekannt. Gorizza wurde von den Türken angezünder. Bei Gabella hat gleichfalls ein Zasammenstoß stattzefunden.
In Damascus wüthet die Cholera, von 1118 Fällen haben bis jetzt 506 einen tödtlichen Ansgang genommen.
Newyork, 19. Juli. Die Journale bringen Nachrichten über einen in San Miguel im Staate San Salvador stattgehabten Aufstand. Derselbe mar durch eine Anordnung der Negierung, welche die Verlesung eines bischöflichen Hirtenbriefes verbot, veranlaßt worden. Zwei Generale und viele Bürger wurden erschossen und mehrere Gebäude geplündert und eingeäschert. Der Schaden wird auf 1 Mill. Doll, geschätzt. Die Truppen unterdrückten endlich den Aufstand. Viele Aufständische wurden erschossen. Das englische Kriegsschiff „Fantome" landete bei la Union eine Abtheilung Marine-Infanterie, um der dortigen Garnison den Marsch nach San Miguel zu ermöglichen.
Ein Farmer in New-Jersey, dessen Kartoffelfelder von dem Colorado-Käfer zu leiden hatten, kam auf die Idee, dieser Landplage eine gute Seite abzugewinnen. Der Kartoffel-Käfer sieht einer spanischen Fliege ohne Flügel ziemlich ähnlich, und versuchte der Farmer, ob in ähnlicher Weise zubereitet, nicht auch ähnliche Resultate mit Kartoffel Käfer- als mit spanischem Fliegenpflaster zu erzielen seien. Der bei einem Pferde kürzlich angestellte Versuch gelang über alle Erwartung.
In Peru Red acte ur zu sein, ist ein sehr ungemüth- liches Ding. Wie man in den neuesten Berichten von dort lesen kann, wurde neulich der Herausgeber einer Zeitung in Jnquiqe Namens Castro Ramos wegen eines mißliebigen Artikels nicht allein vom Polizeidirector und zwei Constablern durchgeprügelt, sondern man versuchte auch, ihn zu zwingen, sein eigenes Blatt mit dem anstößigen Artikel zu verschlingen. Der Inspektor schoß den Redacteur hierauf in den Bauch. Man erwartet nicht, daß er wieder aufkommt.
Der Ring der Mutter. (Schluß.)
„Leonie, ich habe bis daher noch nicht daran gedacht, Dir den Ring Deiner Mutter zu geben," versetzte Herr von Wein- Heim, „nimm und trage ihn, er sei und bleibe Dir ein Zeichen meiner Liebe nnd meines väterlichen Segens."
Die gnädige Frau biß sich auf die Lippe, so geringschätzend hatte ihr Gatte sie noch nie behandelt.
„Sie sind wohl gekommen, um ihre Gattin zu holen?" wandte sie sich zu dem Rektor.
„Keineswegs," erwiderte der Genesende scharf, „Leonie wird mein Haus nur verlassen, um ihr Kind zu holen."
„Ach, ich wußte nicht, daß die Versöhnung schon so weit gediehen war," bemerkte Henriete mit beißendem Spott."
„Ist es Ihnen unangenehm, Madame?" fragte Herr von Weinheim gelassen.
„Allerdings, nach den jüngsten Vorfällen und den früheren Erfahrungen kann es mir nicht angenehm sein, wenn Leonie fortan hier wohnen soll. Wenn dieser mir unbegreifliche Entschluß festsieht, so würde ich schon des Kindes wegen vorziehen, das Hans zu verlassen — "
„Warten Sie!" fiel der alle Herr ihr rasch in's Wort, „Joseph, ich wünsche mit dem Herrn Fahrcnschmidr zu reden, ich lasse ihn bitten, sich ohne Verzug hieher zu bemühen."
„Betrifft diese Unterredung auch mich?" fragte Henriette.
„Ja-"
„Ah, — ich errathe, Leonie war so freundlich —"
„Madme, ich habe mit Leonie noch kein einziges Wort über die Ereignisse der jüngsten Zeit geredet, ich habe sie nur vorhin gefragt, ob sie vermuthe, daß ihre Briefe au mich unterschlagen worden seien. Leonie will Sie nicht anklagen, das mag Ihnen beweisen, wie sehr Sie irren, wenn Sie von ihrer Seite Verleumdungen voraussetzen. Ah, das ist Herr Fahrcnschmidt, Ihr Freund und Vertrauter. Nun hören Sie Beide, was ich Ihnen zu sagen habe. Sic hielten mich für todt, aber wenn auch mein Körper erstarrt war, wenn auch das Leben vollständig erloschen zu sein schien, und ich ganz unfähig war, das leiseste Lebenszeichen von mir zu geben, so war mir doch der Gehörsinn geblieben. Ich habe jedes Wort, welches in meiner Nähe gesprochen wurde, deutlich vernommen."
Fahrenschmidt war todtenbleich auf einen Stuhl gesunken, aber Frau von Weinheim hielt das Haupt stolz erhoben.
„So war ich Zeuge verschiedener Unterredungen," fuhr der Genesende mit erhobener Stimme fort, „und nicht nur das, ich war auch Zeuge der Beraubung meines Sekretärs und einer Unterredung des Herrn Rektors mit einem andern Manne, die im Park auf der Schwelle gepflogen wurde. Sie Herr Fahrenschmidt, werden heute noch mein Haus verlassen, ich würde bedauern, wenn Sie mich »öthigten, Ihnen durch meine Diener die Behandlung augedeihen zu lassen, welche Sie hundertfach verdient haben, gehen Sie, meine Verachtung mag Ihre alleinige Strafe sein! Was Sie betrifft, Madame, so überlasse ich Ihnen die Wahl; wollen Sie in meinem Hause bleiben, so werde ich Ihnen einige Zimmer anweisen, in eine Gemeinschaft mit mir uno meiner Familie treten Sie nicht mehr, und der erste Versuch, sich dieses Kindes zu bemächtigen, für welches Sie nie Liebe gefühlt haben, würde mich veranlassen, auf Grund Ihrer Vergangenheit die Scheidungsklage gegen Sie einzureichen. Wollen Sie hingegen an einem andern Orte wohnen, so lasse ich Ihnen jährlich fünftausend Thaler auszahlen, so lange Ihr Lebenswandel keinen Anstoß gibt. Nun wählen Sie?"
Stumm und starr vor Bestürzung über diese so ganz unerwartete Wendung stand Leonie vor ihrem Vater, der den Knaben auf seinen Schoß gehoben harte, als ob er ihn schützen wolle vor dem Hasse der eigenen Mutter.
„Sei nicht so scharf, Vater," bat sie, wenn jener Mann entfernt ist —"
„Madame, ich kann Ihre Fürsprache entbehren," schnitt Henriette ihr das Wort ab, „ich gehe, aber es wird eine Zeit kommen, in der dieser bethörte Mann einsieht, daß er einen schlechten Tausch gemacht hat. Was ich gelhan habe, leugne ich nicht, Sie und hundert Andere würden an meiner Stelle ebenso gehandelt haben."
„Sie denken schlecht von der Menschheit!" warf der Rektor ein.
Ein Blick des glühendsten Hasses traf ihn aus den schönen, stolzen Augen.
„Wer, wie ich, die Menschheit in ihrer ganzen Erbärmlich- lichkeit kennen lernte, der kommt bald zu dem Schluffe, daß jeder ein Schuft ist!" sagte sie.
„Und wer diesen Glauben adoptirt, der hat bereits den ersten Schritt auf der Bahn des Verbrechens gethan," erwiderte Herr von Weinheim ernst. „Ich scheive fvon Ihnen ohne Bedauern, aber auch ohne Haß, Henriette, aber diese Trennung kann ich Ihnen nicht ersparen."
Frau von Weinheim hatte schon das Gemach verlassen, am nächsten Morgen reiste sie in aller Frühe ab, und noch heute spielt in den Conversationssäälen eines deutschen Badeortes die schöne, stolze Frau eine hervorragende Rolle.
Mit dem Glück war auch ihr Freund ihr untreu geworden, er verließ bald darauf Europa.
In das Haus des Herrn von Weinheim aber zog mit Leonie der Geist der Liebe und des Friedens wieder ein und eine blühende Enkelschaar bereitet dem alten Gärtner vielen Kummer über geknickte Blumen.
Aber recht herzlich lachen mußte er dennoch, wenn die tolle Jagd mit dem greisen Großvater an der Spitze und dem alten treuen Joseph am Ende an ihm vorüber braust, und der lustige Herr oft in eigener Person einen Weg über Rasen und Blumenbeete bahnt.